Mehr ist immer besser. Das gilt nicht nur für Hubraum oder Taktfrequenz, sondern auch für PC-Monitore. Da das kostspielig werden kann, haben wir uns speziell mit
preiswerten Lösungen für drei und mehr Bildschirme für euch beschäftigt.
Vorweg sei gesagt, dass wir uns hier auf
günstige Multimonitor-Systeme und nicht auf Surround-Gaming konzentrieren wollen. Dafür braucht man neben einem großen Schreibtisch vorrangig eine passende Grafikkarte und die gewünschte Anzahl an Monitoren. Das zugrunde liegende System muss - außer einer für den Anwendungszweck passenden Menge an Arbeitsspeicher - sonst nicht viel können. Es reicht hier ein einfacher Dualcore-Prozessor, wie er in unserem verwendeten Testsystem arbeitet.
Bei der Planung muss grundsätzlich unterschieden werden, ob man ein altes System mit weiteren Monitoren ausrüstet, oder sich gleich für eine Neuanschaffung entscheidet. Wie wir später noch erläutern wollen, sind die
Anschlüsse der Monitore nämlich durchaus wichtig. Bis zu zwei Monitore mit einer Auflösung von 1920x1200 funktionieren in allen erdenklichen Kombinationen von Anschlüssen mit jeder dedizierten Grafikkarte und sogar den meisten integrierten Grafikchips. Wer
mehr als 1920x1200 Bildpunkte braucht, muss zu
Dual-Link-DVI oder DisplayPort greifen; vereinzelt unterstützen auch VGA-Anschlüsse (D-Sub) 2048x1536.
Bei der Wahl der Monitore müssen wir auch klar von
TN-Panels abraten. Nur (S-)PVA, MVA und (S-)IPS Panels eignen sich aufgrund der größeren Betrachtungswinkel für Multimonitoring. Wer in Betracht zieht, TFTs im Pivot-Modus aufzustellen, muss noch auf eine weitere Zahl achten: Die
vertikale Auflösung. Sie sollte vorzugsweise bei mindestens 1200 Bildpunkten liegen, um für Webseiten und Dokumente im Pivot-Modus
ausreichend Platz zu haben. 1080 Bildpunkte sind gerade noch akzeptabel, alles andere ist hier sinnlos. Damit fallen allerdings fast alle modernen Monitore unterhalb von FullHD hinaus. Ideal für den günstigen Pivot-Modus sind deshalb 4:3-Monitore mit 1600x1200 Bildpunkten; 16:10-TFTs mit 1920x1200 sind ebenfalls akzeptabel.
Vielleicht wundert sich hier so mancher,
warum wir auf den
Pivot-Modus pochen. Wenn man größere Texte oder informationshaltige Webseiten liest, wünscht man sich viel Bildhöhe, um das vertikale Scrollen möglichst zu vermeiden. Nicht umsonst sind Bücher eher länglich und in Zeitungen die breiten Seiten in mehrere Spalten aufgeteilt: Wir
lesen wesentlich entspannter, wenn wir mehr Zeilen haben, die dafür kürzer sind. Leider eignet sich der Pivot-Modus nur wenig für alle anderen Bildschirmtätigkeiten oder auch nur den Vergleich von zwei Dokumenten. Dementsprechend bleibt es jedem selbst überlassen, wie er die Monitore schlussendlich anordnet. Dennoch empfiehlt es sich - zumindest bei neu aufgebauten Systemen -, zu Modellen mit Pivot-Funktion zu greifen, um es als Option dabei zu haben.
In weiterer Folge wichtig ist es, die (zusätzlichen) Monitore wenn möglich, vom selben Typ zu wählen. Das liegt mitunter daran, dass die
Punktdichte in dpi möglichst gleich sein sollte. Wenn sich die Displays in diesem Punkt unterscheiden, sind Bildinhalte verschieden groß, wenn sie zwischen den Bildschirmen verschoben werden. Das ist ohne Frage sehr gewöhnungsbedürftig. Zur Erläuterung hier ein Beispiel: Ein 24"-Monitor in 16:10 mit 1920x1200 Bildpunkten hat 94 dpi. Ein 20"-Monitor mit 1600x1200 Bildpunkten hat 100 dpi. Dieser Unterschied ist deutlich sichtbar und störend, da ein 1000 Pixel breites Bild auf dem ersten Monitor 27,05 cm und auf dem zweiten 25,4 cm breit wäre. Stellt man nun aber einen 21,3"-Monitor mit 1600x1200 Bildpunkten daneben, ist das Bild 26,92 cm breit. Der Unterschied von etwas mehr als 1 mm hat in der Praxis keine Auswirkung.
Der zweitwichtigste Parameter für den Aufbau von asymmetrischem Multimonitoring ist die
Helligkeit der Bildschirme. Diese sollte sich möglichst gut angleichen lassen, da man sonst beim Lesen auf einem Bildschirm vom anderen geblendet wird. Weniger interessant sind hingegen das maximale Kontrastverhältnis, der abgedeckte Farbraum oder die verwendete Hintergrundbeleuchtung. Auch äußerliche Merkmale wie dicke Ränder oder unterschiedliche Gehäusefarben sind nach einer gewissen Eingewöhnungszeit kaum bis nicht störend.
Zusammengefasst sollte ein Monitor als folgende Merkmale aufweisen:
- Mindestens 1080, besser 1200 Pixel in der Höhe, sowie halbwegs gleiche Punktdichte bei Upgrades,
- DVI oder besser DisplayPort,
- optionaler Pivot-Modus,
- Gut einstellbare Helligkeit
- KEIN TN-Panel!
Aus diesen Kriterien ergeben sich
einige Empfehlungen. Wer sein System möglichst günstig nachrüsten möchte kann über ebay
für etwa 120 Euro einen
HP LP2065 oder
ab 200 Euro einen LP2465
gebraucht kaufen. Beide unterstützen Pivot, haben ein IPS-Panel und mehrere digitale Eingänge, sowie USB-Hubs. Natürlich kommen auch andere Business-Monitore beim Second-Hand-Kauf in Frage, die gerne in großen Stückzahlen die Versteigerungsportale beehren. Am besten
einfach umschauen ...
Wollt ihr aber ein preiswertes Multimonitor-System
neu aufbauen, kommen zusätzlich zu den beiden Monitoren vom letzten Absatz, auch die
Dell U2211H/U2311H und der
HP ZR22w in Frage. Oder ihr durchforstet
diese Geizhals-Liste. Von den beiden Samsung-Monitoren F2080 und F2380 möchten wir trotz ihrer exzellenten Kontrastverhältnisse jedoch abraten. Leider haben sie eine so langsame Reaktionszeit, dass euch das bereits bei Office-Aufgaben stören könnte.
Unser Testsystem: Der Hauptbildschirm LP2475 steht in der Mitte, flankiert von zwei LP2065 im Pivot-Modus. Mehr dazu auf Seite 2. Neben dem Erwerb der passenden Monitore darf auch nicht auf eine
entsprechende Grafikkarte vergessen werden. Integrierte Grafikchips und Laptops sind für Multimonitoring bis auf wenige Ausnahmen (z.B.
HP Envy 17) nicht geeignet. Auch ist es (unter Windows) nur beschränkt sinnvoll, mehrere Grafikkarten zu kombinieren, um so zu zusätzlichen Anschlüssen zu kommen. Der Display-Zusammenschluss via
AMD Eyefinity etwa funktioniert dann immer nur auf jenen Monitoren, die an ein und derselben Grafikkarte angeschlossen werden. Da NVIDIA bei der Anzahl der anschließbaren Displays nicht mithalten kann, wollen wir uns hier ausschließlich auf preiswerte Modelle aus dem Hause AMD beschäftigen.
Beinahe alle aktuell auf Geizhals gelisteten Grafikkarten haben drei oder mehr
Displayanschlüsse. Leider können nur die wenigsten
mehr als zwei gleichzeitig ansteuern. Und all jene, die mehr ansteuern können, benötigen üblicherweise mindestens einen Monitor mit Displayport dafür. Nach langer Recherche konnten wir aber ein paar Modelle auftreiben, die diese Limitierung nicht besitzen. Die günstigste Lösung stellt die brandneue
HD 6450 dar. Sie hat je einen HDMI, DVI und VGA-Port und kann alle drei gleichzeitig ansteuern. Möchte man bis zu vier Displays digital ansteuern, ist eine
Sapphire HD 5670 Flex die preiswerteste Lösung. Beide Karten haben auch genügend Leistung um ein 1080p-Video flüssig zu decodieren.
Die HD 5670 unterstützt drei/vier Bildschirme ohne/mit DisplayPort(-Adapter) Es gibt zwar noch wesentlich mehr Grafikkarten, die Eyefinity unterstützen, allerdings unterstützen sie alle nur bis zu zwei TFTs ohne Displayport. Jeder zusätzliche Bildschirm braucht entweder einen DisplayPort oder einen
aktiven DisplayPort-Adapter. Diese Adapter sind leider sehr teuer. Der günstigste uns bekannte aktive Adapter auf Single-Link-DVI (bis 1920x1200) kostet
19 Euro. Braucht ihr eine höhere Auflösung und damit Dual-Link-DVI, kostet der Adapter gleich mindestens
80 Euro. Passive Adapter dürft ihr nur für maximal zwei Displays verwenden, wenn ihr kein HMDI oder DVI verwendet. Diese Einschränkungen gelten leider auch bei den speziellen Eyefinity-Editionen diverser Hersteller. Diese werden wir aufgrund der hohen Kosten hier aber nicht behandeln - nicht zuletzt soll dieser Artikel ja preiswerte Lösungen aufzeigen.
Nach einer Auflistung der Möglichkeiten, wollen wir euch hier unsere Testkonfiguration vorstellen.
Sapphire hat uns freundlicherweise ein Testsample der
HD 5670 Flex zur Verfügung gestellt. Dabei handelt es sich um eine gewöhnliche
HD 5670 - übrigens die schnellste Grafikkarte, die mit der Stromversorgung via PCIe auskommt - mit aktivem Kühler. Sie wurde gegenüber dem Referenzdesign mit einem zusätzlichen Single-Link-DVI und einem DisplayPort ausgestattet. Im Lieferumfang befindet sich noch ein HDMI-zu-DVI- und ein DVI-zu-VGA-Adapter. Ein (passiver) DisplayPort-Adapter würde die 85 Euro teure Karte jedoch gut ergänzen.
Sapphires HD 5670 braucht keine zusätzliche Stromversorgung über PCIe-Stromstecker. Der Kühler ist aus dem Hause Arctic Cooling. Das Zubehör besteht aus HDMI-zu-DVI- und DVI-zu-VGA-Adapter, sowie einer obligatorischen Treiber-CD Die
HD 5670 Flex verhält sich im Test brav, wird
nie laut und lässt sich auch problemlos mit einem gewöhnlichen Catalyst 11.4 betreiben. Leider gibt es bei unserem ersten Testsample ein Problem mit dem
SL-DVI - das Bild flackert egal welchen Monitor man dort anschließt. Dabei handelt es sich aber laut Sapphires Auskunft um einen
Hardwaredefekt. Unsere Internetrecherche hat ferner ergeben, dass es bei keinem anderen Test oder User-Review zu einem ähnlichen Problem gekommen ist. Nach Rücksprache mit Sapphire haben wir ein neues Testsample erhalten und siehe da: Der SL-DVI-Anschluss funktioniert und wir können unser Multimonitoring-Setup aufbauen. Interessanterweise hat der am SL-DVI angeschlossene Monitor auch bei der neuen Grafikkarte hier und da ein Problem mit dem Aufwachen aus dem Standby. Die genauen Umstände konnten wir leider nie herausfinden.
Endlich füllt wieder eine Grafikkarte die gähnende Leere des Testsystems Die verwendeten Monitore sind
ein HP LP2475w,
zwei HP LP2065 und ein Hitachi PJ-LC5 SVGA-Beamer. Ersterer steckt am DisplayPort, der Beamer belegt mit dem VGA-Adapter den DL-DVI und an HDMI und SL-DVI steckt je ein LP2065. Die angestrebte Konfiguration sieht den 24-Zöller in der Mitte als primären Monitor vor. Links und rechts steht je ein 20-Zöller im Pivot. Alle drei sind mit einander zu einem Desktop verbunden, während der Beamer als eigenständiger Bildschirm betrieben wird. Der Rest des Systems inkludiert ein Gigabyte-Mainboard mit
nForce 630i, ein Intel Pentium E2180 Dualcore-Prozessor mit 3,3GHz und 4 GB DDR2-800 Arbeitsspeicher. Kurzum ein besserer Office-Rechner. Nicht zu vergessen, ist auch der 277x95 cm große Schreibtisch, der all das tragen muss ...
Vier Bildschirme, vier Kabel. Betrachtet man unser Testsystem genauer, merkt man, dass unsere zuvor erarbeiteten Kriterien nicht erfüllt werden: Zwei Monitore befinden sich im Pivot-Modus, während einer im Querformat unterwegs ist. Außerdem haben sie nicht dieselbe Punktdichte, wie von uns empfohlen wird. Dass auch die Rahmenfarben der Monitore nicht zusammenpassen, erscheint dabei schon fast unerheblich. Der Grund für dieses
"krumme Setup" ist schnell erklärt. Unser System ist schlichtweg "gewachsen". Wir haben mit einem relativ teuren 24" Widescreen begonnen und wollten das System kostengünstig erweitern und unbedingt Pivot nutzen können. Die günstigste, gut verfügbare Lösung zu diesem Zeitpunkt waren HPs LP2065-Monitore. Trotz der Nicht-Einhaltung der Vorgaben sind wir mit dem System
zufrieden:
- Beim Arbeiten hat man ungeahnt viel Platz: Ein PDF links, eines rechts und zwei Dokumente in der Mitte
- 1080p-Videos laufen flüssig bei niedriger CPU-Last und gleichzeitiger Youtube-Wiedergabe
- Die Bildqualität und vor allem die Qualität der Videowiedergabe ist erheblich besser
- Obendrein haben drei Monitore auf einem Schreibtisch einen hohen Sexappeal.
So sieht Multimonitoring aus Preislich gesehen ließ uns das Upgrade günstig weg. Ausgehend vom LP2475w haben wir zwei Mal 125 Euro in die Monitore investiert, während die Grafikkarte sich mit ungefähr 90 Euro zu Buche geschlagen hätte. Damit sind wir bei etwas
über 300 Euro. Drei neue Monitore kämen inklusive unserer Grafikkarte auf mindestens 700 Euro; mit gebrauchten Monitoren bleibt man mit ein bisschen Glück unter 500 Euro.
Ganz frei von
Problemen ist ein Setup mit drei und mehr Monitoren aber auch nicht. So fällt zum Beispiel
Windows XP ab zwei Monitoren für Eyefinity aus. Außerdem brauchen viele Monitore auch viel Platz und einiges an Strom. Eine Eingewöhnungszeit braucht man natürlich auch - der Umgang mit dem großen Desktopbereich und zusätzlichen Fenstern will gelernt sein. Ein Manko, das nicht auszumerzen ist, ist die
Vollbildwiedergabe von Videos oder Bildern. Alles was einen Monitor überschreitet, hat leider "Trennstriche" durch die Ränder der Bildschirme. Diesem Problem weichen wir dadurch aus, dass wir den mittleren Monitor im Querformat belassen - es geht also zumindest nichts an Bilddiagonale verloren. Um Videos jedoch vollends genießen zu können, müssen wir die zusätzlichen Monitore ausschalten.
Eine nackte Nicole Kidman ist immer gut als Screenshot. Neben den kleinen Problemen möchten wir noch einen
Nachteil von Multimonitoring herausstreichen: Den
erhöhten Stromverbrauch. Je nach Grafikkarte und Monitor kann sich das doch ganz deutlich auswirken. Unser Testsystem braucht im Idle mit einem Monitor 86 Watt, mit zwei, drei und vier Monitoren dann 95, 96 und 97 Watt. Das entspricht einem Idle-Mehrverbrauch
von 10-13%. Beim Surfen mit vier Browser-Fenstern kommen noch 2 Watt dazu, ein mit GPU-Unterstützung decodierter HD-DVD-Film fordert zwischen 125 und 135 Watt von der Steckdose. Bei letzterem Punkt ist es allerdings egal, über wieviele Monitore man das Video laufen lässt, den die GPU muss die Taktraten ohnehin dafür hinaufsetzen. Nicht vergessen, darf man in der Rechnung den Verbrauch der zusätzlichen Monitore Unsere LP2065 brauchen je nach Helligkeit 32-50 Watt pro Stück. Bei größeren Monitoren oder einer stärkeren Grafikkarte, können das insgesamt
locker 200 Watt Mehrverbrauch sein.
Im Teaser haben wir versprochen, uns mit
preiswertem Multimonitoring zu beschäftigen. Mit einem
Upgrade-Preis von weniger als 350 Euro für zwei zusätzliche Monitore, konnten wir das hoffentlich auch halten. Auch die etwa 700 Euro für drei neue Monitore inklusive passender Office-/-Casual-Gaming-Grafikkarte liegen deutlich unter dem Preis für einen 30"-Monitor. Dabei liegen die Vorteile von mehr Bildschirmen auf der Hand: Die Bildschirmfläche wächst auf ein Vielfaches, wodurch ihr wesentlich bequemer Dokumente und Listen abgleichen oder etwa Texte exzerpieren könnt. Emails und Terminkalender können einen Stammplatz am Desktop einnehmen, während ihr ungestört durch das Internet surfen könnt.
In der Redaktion sind aber nicht alle dieser Meinung. Nicht zuletzt auch der
höhere Stromverbrauch und der doch recht ordentliche
Platzverbrauch von drei oder mehr Monitoren macht euch nicht in jedem Büro beliebt. Man braucht auch nicht unbedingt einen Monitor nur für den Mailclient und
nicht jeder arbeitet gern dauerhaft im
Pivot-Modus.
All jene, die jedoch überlegen zu ihrem bestehenden Widescreen einen zweiten großen Monitor dazu zustellen, weil sie den Platz tatsächlich brauchen, sollten das Thema Multimonitoring zumindest andenken. Sowohl drei separate Monitore als auch der Pivot-Modus können je nach Anwendungsgebiet eine nützliche Erweiterung sein - sei es nun für Texte, Tabellen oder auch Surroundgaming. Auch liegt der Preis - wenn überhaupt - nur unwesentlich über dem eines zweiten High-End-Widescreens. Für 500 Euro könnt ihr drei gebrauchte, für
700 Euro drei neue, gleichartige TFTs auf den Schreibtisch stellen.
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