Mit der
Portierung des KDE-Players
Amarok 2 erfüllt sich ein lang gehegter Wunsch vieler Windows- und Mac-Nutzer. Der Dezember-Pinguin berichtet außerdem über HD-Decoding mit NVIDIA, besserer Virtualisierung mit dem neuesten Kernel und über das Update der ältesten noch aktiven Linux-Distribution.
Der
Linux-Kernel hat vor kurzem Version
2.6.28-rc8 erreicht - den
achten Release-Kandidaten. Es wird wohl nur noch wenige Tage dauern, bis die Final-Version auf den Spiegelservern liegt, wie der Vergleich zu früheren Revisionen lehrt. Die Neuerungen sind auch diesmal wieder beachtlich: Der Kernel unterstützt die lange erwartete
Direct Rendering Infrastructure 2 (DRI2), Intels Graphics Execution Manager (GEM), und geht im Block-Layer besser mit
Solid State Disks (SSDs) und deren Wear-Leveling um.
Aufhorchen lassen auch die Verbesserungen für die Virtualisierungslösungen
XEN und KVM: KVM übergibt einzelne PCI-Geräte des Wirtsystems bei Bedarf jetzt direkt an das Gastsystem. Für Benutzer von Mehr-Prozessor-Systemen ist
IO-CPU-Affinität eine wichtige Verbesserung. Es soll sowohl den Durchsatz erhöhen, als auch die Auslastung verringern, wenn das System stark gefordert wird. Ebenfalls den Weg in Version 2.6.28 gefunden haben
Wireless USB, das
Wireless Regulatory Compliance-Subsystem, sowie Userspace-Support für das schnelle Parken von Festplatten-Köpfen via sysfs. Hinzu kommt noch die übliche
Masse an neuen Treibern, unter anderem für HDA-Audiocodecs von Intel und NVIDIA, Netzwerkkarten aller Fasson und auch für eine Hand voll DVB-Karten.
Das Xorg-Projekt bereitet zur Zeit die Veröffentlichung von Version 1.6 vor. Auch diesmal sah sich der Releasemanager gezwungen, einige der geplanten Neuerungen für den frühen Termin zu opfern - so etwa das neue
X Input 2 Framework! Stattdessen sind die Nutzer angehalten, sich über RandR 1.3, DRI2 und Enhanced
EDID-Support zu freuen. Entwickelt wurde das
X Input 2 Framework übrigens von einem
Exil-Österreicher in Australien.
Auch treiberseitig tut sich etwas: Der freie
Treiber "radeon" unterstützt nun Video-Playback ohne Flackern auf den Chip-Generationen von R3XX bis R5XX. Möglich wird das durch eine VSync-artige Erweiterung für XVideo. Von
Intels UXA-Beschleunigungsarchitektur gibt es auf den
xorg-Mailingslisten erste vielversprechende Benchmark-Ergebnisse, beispielsweise das bis zu viermal schnellere Font-Rendering.
Eine nette Überraschung in petto hat der proprietäre
"nvidia"-Treiber: Aktuelle Grafikkarten der GeForce-Serie ]dekodieren erstmals
hardwarebasiert HD-Material unter Linux. Das funktioniert dank der
Video Decode and Presentation API for UNIX (VDPAU). Die Spezifikation der VDPAU ist offen, und kann somit auch von anderen Herstellern implementiert werden. Natürlich braucht man dafür aber auch
angepasste Player. NVIDIA bietet derzeit Patches für den populären
mplayer. Darüber hinaus hat das
MythTV-Projekt angekündigt, möglichst bald in diese Richtung nachzuziehen. Ob AMD/ATI, Intel oder andere Hersteller ebenfalls auf diese Schnittstelle setzen werden, ist bisher nicht absehbar. Intel arbeitet schon seit geraumer Zeit an
VAAPI, einer Schnittstelle, die einen ganz ähnlichen Zweck verfolgt.
Eine sehr erfreuliche Meldung ist die Verabschiedung der
OpenCL-1.0-Spezifikation.
OpenCL ist eine offene Initiative zur Vereinheitlichung von
GPGPU-Programmierschnittstellen, soll in naher Zukunft AMD/ATIs
CTM (Close to Metal) ersetzen und auch als
Alternative zu NVIDIAs CUDA zum Einsatz kommen. Verabschiedet wurde der Standard von der
Khronos Group, einem Zusammenschluss von Software- und Hardware-Herstellern, der auch über die OpenGL-Spezifikation wacht. Zu ihr gehören unter anderem NVIDIA, ATI, Intel und Apple. OpenCL wird in Apples OS X 10.6, Codename
"Snow Leopard", erstmals OS-seitig unterstützt. Wann sich diese tolle Neuerung ihren Weg in GNU/Linux-Systeme bahnt, steht allerdings noch in den Sternen.
Mit
Slackware 12.2 erschien kürzlich das Update der ältesten noch aktiven GNU/Linux-Distribution.
15 Jahre verwaltet ihr Maintainer und Gründer Patrick Volkerding sie nun schon. Das neue Slackware verzichtet erstmals auf einen optionalen Linux-Kernel aus der 2.4er-Serie, die schon lange nicht mehr substanziell weiterentwickelt wird. Nicht umsonst steht Slackware im Ruf, eher
konservativ und etwas
gemächlich entwickelt zu werden!
OpenSolaris 2008.11 bietet sich für alle an, die einmal ein echtes UNIX sehen wollen. OpenSolaris wird hauptsächlich durch
Sun Microsystems weiterentwickelt, das auch andere Schwergewichte im Portfolio hat - etwa Java, MySQL oder OpenOffice. Im Vergleich zu GNU/Linux gibt es einige durchaus interessante Unterschiede, beispielsweise das
vielfach gelobte Datei- und Volume-Managementsystem
ZFS.
Bei den Desktops wartet gerade alles gespannt auf
KDE 4.2. Viele hoffen, dass diese Version erstmals 100%ig für Endnutzer geeignet ist. Version 4.0 geriet bei einigen langjährigen Nutzern in Verruf, weil es radikal mit der eigenen Vergangenheit brach. Release 4.2 soll Skeptiker und neue Nutzer
von den Vorteilen überzeugen, die diese schwere Entscheidung mit sich brachte. Zu den Highlights gehören die zentrale
PIM-Datenschnittstelle Akonadi, die erstmals von Programmen aus der
KDE-PIM-Suite genutzt wird. Außerdem wurde die
Desktop-Shell Plasma verbessert und der Einsatz
mehrerer Bilschirme erleichtert. Einen detaillierten Überblick kann man sich in den
Release-Notes der Betaversion verschaffen. Wer dabei auf den Geschmack kommt, kann KDE 4.2 gefahrenlos in Form eines
QEMU-Images probieren, das bei
KDE4Daily angeboten wird.
Aus dem KDE-Umfeld kommen noch zwei weitere erfreuliche Neuigkeiten: Zum einen ist der Audio-Player
Amarok 2 erschienen. Amarok 2 gibt es erstmals auch für
Windows und OS X und nicht nur für X11-Systeme, wie bisher. Noch sind nicht alle Fähigkeiten aus Amarok 1.4 portiert, den viele für den bislang reifsten und besten Player halten, den es für GNU/Linux gibt. Das Entwicklerteam hat versprochen, die wichtigsten Features schnellstmöglich nachzuliefern.
Ebenfalls eine neue Major-Version ist
KOffice 2, allerdings erst die vierte Beta. KOffice unterstützt den ISO-Standard
OpenDocument, und läuft wie Amarok 2 auch unter Microsoft
Windows und Apple
OS X. Dank der wesentlich jüngeren Codebasis ist KOffice vielleicht schon bald eine schlanke und schicke
Alternative zu den Platzhirschen OpenOffice und MS Office, die auch auf allen gängigen Betriebssystemen funktioniert.
Weitere erwähnenswerte Neuigkeiten in Kurzform:
» Beitrag diskutieren (21 Kommentare)