Gut gerüstet für die Zukunft zeigt sich der
Linux-Kernel 2.6.31. Doch auch der freie Desktop schläft nicht und ebenso pulsiert die übrige FOSS-Welt wie eh und je. Live vor Ort, für euch:
Der Pinguin!Der Linux-Kernel in Version 2.6.31 bringt eine Menge mit Spannung erwarteter Neuerungen. Als
erstes Betriebssystem überhaupt unterstützt Linux
Hostcontroller für USB 3.0-Geräte. Diese werden in Zukunft mit Übertragungsgeschwindigkeiten von theoretisch bis zu
4,8 GBit/s einen Großteil von PC-Peripherie anbinden. Besitzer von Radeon-Grafikkarten bis zur Chipgeneration
R500 freuen sich über
Kernel Mode Setting-Support für diese Hardware. Außerdem gibt es einige Commits zu vermelden, die auf eine funktionierende Energiesparinfrastruktur für Radeon-GPUs hoffen lassen. Feintuning am
Direct Rendering Manager für Intel-GPUs sorgen für fast
50% mehr FPS unter OpenArena mit dem vor allem in günstigen Netbooks anzutreffenden GMA950. Für aktuellere Chips ab
GMA 4500 ist nun auch DisplayPort-Unterstützung aktiviert.
Dank einiger Optimierungen an Intels Graphics Execution Manager (GEM) flutschen solche Bilder nun schneller über den Bildschirm Wer ältere Linux-Programme nutzt, die noch das mittlerweile obsolete Soundsystem OSS voraussetzen, dürfte Interesse am
CUSE-Subsystem (Character Devices in User Space) haben, welches eine saubere
Reimplementation von OSS auf seinem Nachfolger ALSA ermöglicht. Neue Treiber für dieses unterstützen nun auch die Highend-Soundkarte "Xonar" von ASUS.
Änderungen in der Speicherverwaltung des Kernels versprechen
drastische Verbesserungen der Reaktions- und Antwortzeiten, wenn das System besonders stark ausgelastet ist. Für Entwickler performancekritischer Anwendungen sind die neu eingeführten
Performance Counters von unschätzbarem Wert. Mit diesem neuen Framework ist es möglich die Laufzeiteigenschaften von Programmen und dem System als Ganzes zu analysieren und lähmende Engpässe einfacher und genauer festzumachen und zu beseitigen.
Der in den Kernel integrierte NFS-Client unterstützt nun NFS 4.1, die neue Version gilt aber noch weitgehend als experimentell. Neben dem üblichen Batzen neuer Gerätetreiber gibt es
Verbesserungen an den Dateisystemen btrfs, ext4, ext3, xfs, nilfs2, ... zu vermelden. Bei
btrfs sind vor allem weitere
Optimierungen in Bezug auf
Solid State Disks und große Dateisysteme mit vielen Snapshots hervorzuheben.
Wer über mehr als 2^44 Byte RAM in seinem x86-Computer verfügt, der kann nun bis zu
64 Terabyte davon nutzen und verdankt dies einigen Feinjustierungen an der Verwaltung des virtuellen Speichers. Der entsprechende
Commit führt als Konsequenz des Patches "
future hardware enablement" an. Man darf gespannt sein, wann hier das nächste Mal nach oben korrigiert wird.
Zur Zeit ist das sogenannte
Merge-Window für 2.6.32 geöffnet und die Maintainer der Linux-Subsysteme werden von Entwicklern aus aller Welt mit Patches und Erweiterungen regelrecht bombardiert. Nach etwa zwei Wochen schließt das Merge-Window und Linus Torvalds entscheidet, welche Änderungen es in einen
Release Candidate schaffen. Ist ein RC erst einmal veröffentlicht, werden neue Features nur noch in Ausnahmefällen in diese Kernel-Version aufgenommen. Man beschränkt sich in der Regel auf Fehlerkorrekturen und Detailverbesserungen. In 2.6.32 erwartet uns voraussichtlich endlich
3D- und KMS-Support für R600- und R700-GPUs von ATI/AMD.
Das Xorg-Projekt hat wieder einmal einen chaotischen Release-Zyklus hinter sich. Korrekt formuliert wäre eigentlich "fast hinter sich"! Bisher zeichnet sich lediglich ein
baldiges Release von Xorg 7.5 ab. Diese Version wird, anders als geplant, mit
xorg-server 1.7 statt 1.6 ausgeliefert. Die Zügel in die Hand genommen hat der
Austro-Australier Peter Hutterer, der sich maßgeblich für das - in Xorg 7.5 noch nicht integrierte -
X Input 2-Subsystem verantwortlich zeichnet.
Auch rund um Xorg tut sich einiges. So bereitet die freie OpenGL-Implementation Mesa die Integration des Gallium3D-Treiberframeworks vor. Dies wird sich in nicht allzu ferner Zukunft in
Unterstützung von OpenCL und OpenGL 2.x/3.x-Extensions niederschlagen. Hand in Hand damit gehen Leistungssteigerungen zum Beispiel beim Kompilieren von Shader-Programmen. So
verkündet Entwickler
Ian Romanick auf der mesa3d-dev Mailingliste:
"One of our internal tests runs about 89,000 vertex programs. This test takes about 30 minutes (1,800 seconds) on current Mesa master. On the new code it takes about 25 seconds."
Mit
KDE 4.3 hat das
KDE-Team erreicht, was viele kritische Stimmen zu Zeiten der Version 4.0 wohl nicht für möglich gehalten hätten: Der Desktop präsentiert sich
schick, funktional und stabil. Version 4.3 wurde bereits wie geplant ein Monat nach Veröffentlichung korrigiert und der Versionszähler auf 4.3.1 erhöht. Die
Liste der Änderungen liest sich dabei ziemlich unspektakulär, was ein Hinweis auf die mittlerweile stark gesteigerte Qualität der Software ist.
Auch an
GNOME wird tüchtig gefeilt, und Version 2.28.0 steht kurz vor der Veröffentlichung, wie die
Freigabe-Mail zum
Release Candidate die Community wissen ließ. Bahnbrechende neue Features sind für GNOME 2 keine mehr zu erwarten, eine Rundumerneuerung für die Basisbibliotheken und das Aussehen der Oberfläche erwartet uns erst mit GNOME 3. Spätestens dann will man mit
GNOME Zeitgeist und der
GNOME Shell kräftige neue Akzente setzen.
KDE 4.3 ist spürbar gereift und mehr als nur einen Blick wert Canonical verleiht dieser Tage seiner beliebten Distribution
Ubuntu den letzten Schliff, um mit
Version 9.10 Ende Oktober wieder ein Stück besser zu sein, als es ein halbes Jahr zuvor der Fall war. "Karmic Koala" verspricht einen noch
schnelleren Boot-Vorgang, Kernel Mode Setting für eine Vielzahl von ATI- und Intel-Grafikkarten, sowie eine Integration diverser
Cloud Computing-Angebote wie Amazons EC2. Gespannt warten darf man auch auf den in Karmic erstmals auf breiter Front zum Einsatz kommenden Bootmanager
GRUB 2, der durch eine Plugin-Architektur ungeahnte Flexibilität schon vor dem Laden eines Betriebssystems verspricht.
Auch bei
Fedora ist man nicht faul und hat schon eine Alpha-Version von Release Nummer 12 freigegeben. Bis zum 10. November 2009 soll "
Constantine" den Vorgänger "Leonidas" ablösen und wie immer durch topaktuelle Pakete und Technologien glänzen. Unser User
Nico hat in einem eigenen
Thread bereits zur Diskussion von Fedora 12 aufgerufen.
Das
Debian-Projekt veröffentlich von Zeit zu Zeit aktualisierte Snapshots der Installationsmedien des aktuellen "Stable"-Branch. Dies hat den Vorteil dass man nach einer Neuinstallation, die nicht direkt auf die aktuellsten Pakete im Internet zugreift, weniger Updates einspielen muss. Für
Debian 5.0 "Lenny" war es mit 5. September soweit, seitdem kann man Medien in Version 5.0.3
beziehen.
OpenSuse steht mit
Version 11.2 Milestone 7 recht kurz vor der Fertigstellung des nächsten Releases. Die Distribution verwendet nun
RPM 4.7.1 zur Paketverwaltung und nach einer
Nutzerinitiative dient KDE 4 als Default-Desktop.
Mit Version 1.7 von
DesktopBSD, einer auf FreeBSD aufsetztenden, freien UNIX-Variante, trägt Projektinitiator
Peter Hofer dieses zu Grabe. Das
Release Announcement verrät, dass es sich um die
letzte Aktualisierung des Betriebssystems handelt. Wer nun händeringend nach Alternativen sucht, wird vielleicht mit
PCBSD oder
FreeBSD selbst Frieden finden.
Auch
Slackware, die
älteste noch aktive GNU/Linux-Distribution, hat kürzlich ein kräftiges Lebenszeichen von sich gegeben, als
Patrick Volkerding die Verfügbarkeit von Version 13
bekanntgegeben hat. Slackware erfreut sich bis heute großer Beliebtheit bei Puristen, die ein schlankes, überschaubares System
ohne undurchschaubare Automatismen schätzen. So gibt es ohne bewusstes Zutun des Administrators kein Paketmanagement: Abhängigkeiten und Sicherheitsupdates müssen händisch behandelt bzw. durchgeführt werden.
Das freie Bürosoftwarepaket
OpenOffice ist in Version 3.1.1 verfügbar, und behebt einige potenziell kritische Schwachstellen. Gegenüber Version 3.1.0 gibt es keine nennenswerten neuen Features, trotzdem ist ein
Update dringend empfohlen. Immer reifer wird auch der vor allem bei KDE-Nutzern beliebte Audioplayer
Amarok, der nun in Version 2.2 Beta 1, Codename "Crystal Clear", vorliegt. Verbesserungen finden sich vor allem im
User Interface, aber auch sonst verrät das
Changelog eine Menge Änderungen.
Die Oberfläche von Amarok 2.2 ist nicht nur schick, sondern auch beinahe beliebig umgestaltbar Sun Microsystems betreibt Produktpflege beim freien Hypervisor
VirtualBox, nun auch xVM genannt, und stellt Version 3.0.6 auf den Spiegelservern bereit. Die Userspace-Komponente des im Linux-Kernel selbst integrierten Hypervisors
KVM wird nun direkt mit qemu, einem der Virtualisierungs-Urväter, weiterentwickelt. Außerdem stellt der an KVM maßgeblich beteiligte Entwickler
Red Hat virtio-Disk-Treiber für Windows-Gastsysteme bereit, die den Datendurchsatz in solchen dramatisch steigern können. Auch
libvirt, Red Hats Anwendung zum Vewalten von Hypervisoren und deren Gastsysteme wird auf Version 0.7 aktualisiert und steuert nun auch
VMWare ESX bequem über Kommandozeile oder GUI.
Weitere Neuigkeiten kurz gefasst:- Red Hats Mark Cox veröffentlich Sicherheitsstatistiken zu RHEL 5.3 in seinem Blog.
- VIA Technologies tritt der Linux Foundation bei.
- Microsoft gründet eine eigene Non-Profit-Stiftung zur Förderung von Open Source Software.
- IBM nutzt in Zukunft kein Microsoft Office, sondern das hauseigene Lots Symphony, welches das Open Document Format unterstützt.
- Facebook gibt den in Python geschriebenen Webserver Tornado im Quellcode frei.
- Das Haiku OS-Projekt veröffentlich nach 8 Jahren Entwicklungszeit eine Alphaversion des Open Source-Nachfolgers des BeOS, einem der vielversprechendsten Desktop-Betriebssysteme des letzten Jahrtausends.
- Ab spätestens Mesa 7.8 wird es Geometry Shader-Support in der freien OpenGL-Implementation geben. Den knapp 30.000 Zeilen starken Patch hat Zack Ruisin in seiner Freizeit aus dem Hut gezaubert.
- TTimo von id Software will sich bemühen, die neue Engine Tech 5 auch auf GNU/Linux zu portieren.
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