SSD- und Netbook-Besitzer aufgepasst: mit
NILFS2 und Moblin v2 hat der Pinguin mindestens zwei gute Nachrichten für euch im Gepäck. Und auch für
Office-Gurus und
KDE-User gibt es interessante Neuigkeiten. Natürlich ist das noch längst nicht alles - doch lest selbst!
![Kernel kernel_136962.png](/attachment.php?attachmentid=136962)
Wenige Wochen nach der Veröffentlichung von Linux 2.6.29 findet man den nunmehr
achten Release Candidate des designierten Nachfolgers, Linux 2.6.30, auf den internationalen Spiegelservern. Auch diesmal gibt es eine Vielzahl bemerkenswerter Neuerungen: Nutzer von
Solid State Drives freuen sich über das noch experimentelle
NILFS2, das als "
Log-structured File System" von den gewohnten Dateisystempfaden abweicht. Auf einem NILFS2-Volume werden
Daten nicht überschrieben, sondern immer nur an das Ende des vorhandenen Datenstroms angehängt. Dies macht sich auch durch eine
implizite Versionierung der Dateien innerhalb des Dateisystems positiv bemerkbar. Ältere Versionen der Dateien, die wahrscheinlich nicht mehr gebraucht werden, entsorgt bei Bedarf ein Garbage Collector. Zudem kann man mit NILFS2
jederzeit read-only-Snapshots abziehen, was gängigen Backupstrategien entgegenkommt. Das englischsprachige
Linux Magazine widmet dem vielversprechenden NILFS2 einen
interessanten Artikel.
Vor allem in geclusterten Netzwerkumgebungen wird man sich über
NFS 4.1 freuen, denn diese noch nicht finalisierte Revision des Standards ermöglicht es,
NFS-Ressourcen auf mehrere Server redundant zu verteilen. Wie schon in
einer älteren Pinguin-Ausgabe versprochen, hält auch ein generisches
Caching-Framework für Netzwerkdateisysteme in den Kernel Einzug, welches auch schon experimentellen Support für Dateien und ihre Metadaten auf NFS-Shares bietet.
Wirklich alle Linux-User dürfen sich über die
Fastboot-Patches freuen, die die Startzeit des Kernels drastisch reduzieren. In unseren Tests brauchte der Kernel bis zum Start von init statt knapp über 5 nur noch etwa 1,9 Sekunden.
Kleinere Verbesserungen in ext3, btrfs und dem CFQ-IOscheduler sorgen durch die Bank für
gesteigerte Leistung des Storage-Subsystems. Das Software-RAID-Framework md kann nun
RAID1- in RAID5-Arrays, sowie RAID5- in RAID6-Arrays konvertieren, sofern eine aktuelle Version des Management-Frontends mdadm installiert ist.
Weitere Verbesserungen betreffen z. B. die Speicherverwaltung auf Mehrkernsystemen, unzählige kleinere Korrekturen in
Treibern für Grafik-, Netzwerk- und SATA-Controllern, sowie auch eine
Aktualisierung der ALSA-Treiber. Letztendlich ist es nun auch möglich, das binäre Kernel-Image nicht nur wie bisher via gzip, sondern auch durch bzip2 oder lzma komprimieren zu lassen. Vor allem im Embedded-Bereich kann das einige
wertvolle Kilobyte Platz sparen.
![Xorg xorg_136961.png](/attachment.php?attachmentid=136961)
Weniger aufregend verläuft dieser Tage die Entwicklung von
Xorg: Hie und da machen Entwickler zwar durch gute Nachrichten, wie etwa
DisplayPort-Support für Intels G4X-Serie im
Direct Rendering Manager, auf sich aufmerksam. Im Allgemeinen zeichnet sich aber kein allzu lebhaftes Bild ab und alle Welt wartet immer noch auf das bereits wieder
einige Monate überfällige 7.5-Release.
Auch treiberseitig ist es momentan eher still: Freier 3D-Support für Radeon-HD-Karten lässt immer noch auf sich warten, bei Intel arbeitet man nach wie vor an der
Stabilisierung von Kernel Mode Setting (KMS) und der
Beschleunigungsarchitektur UXA und NVIDIA korrigiert immer wieder kleinere Fehler in Pointreleases ihrer Binärtreiber.
Das
X Input 2 Framework erfährt immer noch kleinere Fehlerkorrekturen und harrt nebenbei seiner Aufnahme in einen Release-Branch. Das Next-Generation Treiber-Framework
Gallium3D unterstützt unterdessen OpenGL 2.x - Backends für
OpenGL 3.x und OpenCL sind in Planung. Außerdem hat die nunmehr durch VMWare weitergeführte Entwicklung
primitiven Netzwerksupport dazuerhalten. Damit soll es laut gegenwärtig aktueller Roadmaps aber nicht möglich sein, GPGPU-Berechnungen über verschiedene Hostsysteme im Netzwerk zu clustern, sondern es lassen sich lediglich Gallium3D-Komponenten und -Treiber
einfacher debuggen.
![Deskdistri deskdistri_136963.png](/attachment.php?attachmentid=136963)
Auf Seiten populärer Distributionen gibt es Neues aus österreichischen Landen zu vermelden: Das vor allem bei
Kommandozeilen-Liebhabern hoch im Kurs stehende
grml wurde in Version 2009.05 der Öffentlichkeit präsentiert. grml basiert auf
Debians Unstable-Zweig, welcher vom teilweise
aus Graz operierenden Entwicklerteam durch eine Reihe von vor allem LiveCD-spezifischer Eigenentwicklungen veredelt wurde. Die Macher von grml sparen aber auch bei der Wahl der Codenamen ihrer Releases nicht an Kreativität: Dieses Mal rang man sich zu "
Lackdose-Allergie" durch, womit man Entscheidungen vergangener Tage ("
Meilenschwein", "
Eierspass", ...) in nichts nachsteht.
Abseits von Linux per se ist diesmal vor allem die
Nexenta Core Platform interessant, welche in Version 2.0 erhältlich ist. Das Nexenta-Projekt stattet das
Userland von Ubuntu LTS 8.04 "Hardy Heron" mit Suns
OpenSolaris-Kernel aus. Dadurch kann das System einige interessante Solaris-spezifische Features wie etwa
ZFS oder auch
Zones nutzen, verzichtet dabei aber nicht auf den Komfort der
GNU-Utilities und Ubuntu-Repositories.
Guten Fortschritt macht unterdessen OpenSUSE, welches das
zweite "Milestone Release" der kommenden Version 11.2 verkündet.
OpenSUSE ist der freie Kern von
Novells
SUSE Linux Enterprise System, welches ursprünglich aus Nürnberg stammt. Nachdem
Red Hats
Enterprise Linux 5 erst kürzlich eine Frischzellenkur in Form von Version 5.3 erfahren hat, zieht nun auch der binärkompatible Gratisklon
CentOS nach. Neben den aus RHEL übernommenen neuen Features, kann CentOS 5.3
laut Entwicklerteam auch überarbeitetes Artwork bieten. Auch in Frankreich schläft die FOSS-Szene nicht: Die traditionsreiche Distribution
Mandriva, vormals Mandrake, liegt in der frühlingshaften Version
2009 Spring vor. Auch wenn Mandriva in unseren Breiten in der Beliebtheit meist hinter OpenSUSE, Ubuntu und
Fedora rangiert, ist sie doch vor allem für Einsteiger in die GNU/Linux-Welt weit mehr als
ein echter Geheimtipp.
Die immer populärer werdenden Netbooks erfreuen sich besonderer Aufmerksamkeit der Entwicklergemeinschaft: Das von Intel gestartete und durch die
Linux Foundation getragene
Moblin-Projekt will zu einer Art
Standarddistribution für Mobile Internet Devices (MIDs) und Netbooks werden und ist auf dem besten Weg dazu. Dank eines neuen, auf
OpenGL-Rendering angewiesenen Grafikunterbaus namens
Clutter, darf man auf spritzige, optisch ansprechende Programmoberflächen gespannt sein. Auch beim Bootvorgang zeigt sich Moblin von seiner besten Sprinterseite: In nur etwa
fünf Sekunden gelingt der Kaltstart
ab dem Einsetzen des Bootloaders. Die Entwickler geben sich damit aber noch lange nicht zufrieden und wollen die Startzeit letztendlich auf gerade einmal
zwei Sekunden drücken. Vom frischen, optischen Gewand der Distribution kann man sich dank zahlreicher Screenshots in einem kleinen
ZDNet-Artikel ein gutes Bild machen.
Sehr viel Aktivität gibt es im und rund um das
KDE-Projekt zu vermelden: Während man seit der letzten Pinguin-Ausgabe Zeit für zwei fehlerbereinigte Pointreleases
4.2.3 und 4.2.4 gefunden hat, steht demnächst die
zweite Beta der Nachfolgeversion 4.3 ins Haus.
![Anw anw_136964.png](/attachment.php?attachmentid=136964)
Das lose mit KDE verkuppelte, aber auf X11,
Microsoft Windows und
Apple OS X lauffähige
KOffice 2.0 hat es endlich zu einem offiziellen Release geschafft. Ähnlich wie auch zu Anfang KDE 4, wollen die Entwickler diese Version als
Developer Preview verstanden wissen. Die Basis der Office-Programme ist demnach soweit fertig und es fehlt noch eine gewisse Portion Feinschliff, um sie tatsächlich produktiv einsetzen zu können. Neugierige
Early Adopter werden sich von einer solchen Warnung freilich nicht abschrecken lassen. Auch der populäre, nun plattformübergreifende Musik-Player
Amarok macht nach zwei Beta-Releases mit
Version 2.1 einen Schritt Richtung bessere Benutzbarkeit und mehr Features.
Für Entwickler interessant ist die Fertigstellung von
KDevelop 4 Beta 3. KDevelop ist eine integrierte Entwicklungsumgebung, die das Programmieren und Verwalten von KDE4-Applikationen massiv vereinfacht. Trotz des vergleichsweise kleinen Entwicklerstabes muss sie sich nicht vor anderen IDEs wie etwa
Eclipse verstecken.
Weitere Neuigkeiten kurz gefasst:
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