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In Your Face Friday - Ich glaube an Star Wars

karlstiefel 15.05.2015 19279 18
Erst ein Teaser, dann ein Trailer und bald ein ganzer Film: Mit Star Wars: Episode VII - Das Erwachen der Macht steht die Fortsetzung des Weltraum-Märchens unter neuem Management. Das ist für viele Fans nicht nur ein Grund ins Kino zu gehen, sondern auch die Quelle von viel Vorfreude. Die emotionalen Vorschuss-Lorbeeren treffen aber auf viel Kritik. Da muss die Macht schon stark in einem sein, damit man sich wieder auf einen Film freuen kann und darf.

Es ist Geschichtenzeit mit Onkel karlstiefel. Wir schreiben das Jahr 1999, klein Karlchen (damals 13) freut sich, schließlich darf er mit seinen Eltern nach New York fliegen. Ein grandioser Urlaub, der viel Süßkram, einen Besuch auf dem World Trade Center und einen Abstecher in das Spielzeuggeschäft FAO Schwarz beinhaltet. Letzteres war ein besonders Highlight, schließlich war nur eine Woche vor der Reise Star Wars: Episode 1 - Die dunkle Bedrohung gestartet. Die Regale waren voll mit Star Wars Spielzeug, für das Taschengeld waren zwei kleine Lego-Sets drinnen. Vor den Kinokassen standen gefühlte Kilometer weit die Schlangen, so mancher Geek wartete darauf, den Film zum 20. Mal zu sehen - im Kostüm versteht sich. Als wäre ich nicht gehyped genug gewesen, durfte ich beim Rückflug neben einen Briten sitzen, der nur für den Film über den Atlantik geflogen war. Ich fragte ihn über Episode 1 aus und verabschiedete mich mit einem holprigen "May the Power be with you" - ich wusste es nicht besser. Dank meinem älteren Bruder hatte ich die Episoden 4 bis 6 bereits gesehen, der Hype-Urlaub in New York hatte sein Übriges getan. Dementsprechend freute ich mich, als ich mit meinen Eltern ins Kino gehen und mir Episode 1 ansehen durfte. Schon damals fand ich den Charakter, dessen Namen wir hier nicht erwähnen wollen, etwas albern, das Podrace und Darth Maul (besonders sein Doppel-Laserschwert) brachten mich jedoch zum Staunen. Egal, wie mittelmäßig der Film rückblickend sein mag, damals hatte ich einen riesen Spaß. Schließlich war es Star Wars.

Schnitt, 16 Jahre später: Ich sitze grinsend vorm Computer, nachdem ich den Episode 7 Trailer zum ersten Mal gesehen habe. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass ihr das noch nicht gemacht haben solltet - holt es jetzt nach. Ich hoffe schwer, dass ihr auch ein Lächeln auf dem Gesicht hattet. Böse Zungen behaupten ja, Star Wars Fan zu sein ähnelt, einen Drogensüchtigen als Partner zu haben: Man möchte ihn einfach mögen aber er macht es einem verdammt schwer. Jetzt haben die Fans einen neuen Freund, nämlich JJ Abrams, bekannt geworden durch die Serie Lost. Mittlerweile hat er zwei Star Trek-Titel in seiner Filmogrphie, die von Lens Flares nur so strotzen. Lichtspielchen bei Seite, Abrams hat aus dem Reboot einer alten Serie mehr rausgeholt, als die meisten seiner Kollegen es wahrscheinlich gekonnt hätten. Kirk, Spock und Pille sind griffige Charaktere, der Spannungsbogen passt und man erhält einen Einblick in die mögliche Zukunft unserer Welt. Dass Abrams Science Fiction kann, hat er also bewiesen - jetzt macht er allerdings ein Märchen. Für den Unterschied bitte einfach den IYFF: Star Wars VS Star Trek nachlesen. Das, was die Star Trek-Filme interessant gemacht hat - die vielen kleinen Details, die der Welt Leben eingehaucht haben - könnten auch bei Star Wars für frischen Wind sorgen.

109 Sekunden, die ein Lächeln auf mein Gesicht zaubern können.


Die Vorfreude, der Hype wenn man denn so will, wird allerdings von vielen kritischen Stimmen ausgebremst. Das Lichtschwert ist doof, es wird nur Fanservice betrieben, man solle die Serie ruhen lassen denn sie hat schon genug Schaden genommen und das "expendet Universe" wird gänzlich ignoriert. Es ist einfach, ein Werk, welches in solche Fußstapfen tritt, klein zu reden. Das ist kein isoliertes Phänomen. Kein Wunder, bei der Menge von Fortsetzungen, Reboots und Adaptionen, die in den Kinosälen über die Leinwand flimmern. Wenn es nur dort bleiben würde, auch bei Spielen werden wir mehr und mehr abgebrüht. Viele Gamer haben genug von den Preorder-Boni, die zum Kauf der Katze im Sack verführen sollen nur um festzustellen, dass man ein poliertes Early Access Spiel vorgesetzt bekommt. Wir wurden zu oft enttäuscht, jetzt sind wir abgebrüht, abgestumpft und haben die Freude an der Vorfreude verloren. Dementsprechend freue ich mich, wenn dem nicht so ist, wenn ein Trailer mitten ins Herz trifft und ein manchmal totgeglaubter Enthusiasmus in mir ein deutliches Lebenszeichen von sich gibt. Ich möchte wieder mutig sein. Ich möchte mich wieder freuen dürfen. Vielleicht ist das ja mittlerweile die wahre Kunst hinter guter Unterhaltung: Dem Hype gerecht werden. Irgendwo zwischen obskurem Geheimtipp und Enttäuschung des Jahres muss ein Platz für große Produktionen sein, der unseren Erwartungen gerecht wird und die Massen in die Kinos zieht. Vielleicht könnte das Star Wars: Das Erwachen der Macht sein. Ich hoffe es, denn ich möchte es hoffen. Schließlich glaube ich noch immer an Star Wars und ich hoffe, dass ich mich nicht alleine freue.

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Der Karikaturist Rob Tornoe bringt es auf den Punkt.
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