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In Your Face Friday - O.S.T.

karlstiefel 13.06.2014 19975 30
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Star Wars, Der weiße Hai, Kill Bill - drei Beispiele, bei denen die Musik mindestens so bekannt ist wie der Film selbst. Im audivisuellen Medium Film ist die musikalische Untermalung eine Selbstverständlichkeit. Aber wie ist der Soundtrack zum fixen Bestandteil der Kunstform geworden? Dafür schauen wir zurück bis zur ersten Kinovorstellung überhaupt! Der In Your Face Friday begibt sich auf eine bombastisch klingende Spurensuche.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass jeder von euch einen Lieblingsfilm hat. Genau so sicher bin ich mir, dass dieser Film auch einen Soundtrack hat. Bei großen Produktionen ist es einfach Standard, dass die musikalische Untermalung dazu passt. Der Soundtrack reicht von orchestralen Stücken über elektrischen Beats und Jazzgesang bis hin zu rockigen Nummern. Das würde ja bei einem Musikvideo absolut Sinn machen aber warum werden wir bei Filmen nicht nur mit den Geräuschen der Szenen beschallt? Machen wir uns mit der overclockers.at-Zeitmaschine(c) auf den Weg in eine Epoche, als es noch keine Multiplex-Kinos mit THX-Soundanlagen gab. Bereits 1895, bei einer der ersten Kinovorstellung - also dem Zeigen eines Filmes gegen Geld - gab es einen Soundtrack. Damals, als die Gebrüder Lumière im Pariser Grand Café ihre Kurzfilme mit einem Cinématographe zeigten, begleitete ein Pianist die Vorstellung. Dabei waren sie nur ein Teil der Variaté-Vorstellungen, bei denen die letzte Nummer stets mit dem Sesselrücken der zahlenden Gäste unterbrochen wurde. Ein automatisch ablaufender Film war da die ideale Lösung, um keinen der Artisten, Sänger und Schauspieler zu der undankbaren Aufgabe zu verdonnern. Resultat des Programmpunktes war allerdings, dass die Gäste länger blieben um den Film zu sehen. Bald wurden die bewegten Bilder - und die begleitenden Pianisten - zur Hauptattraktion solcher Vorstellungen. Die musikalische Untermalung hatte mehrere Gründe: zumal war der Vorführapparat noch sehr laut, was übertönt werden sollte. Da es in Theaterstücken damals auch Musikstücke gab (auch ganz ohne Musical) und ein Klavierspieler ohnehin meist anwesend war, wurden zum Film einfach ein paar Stücke gespielt. Dafür wurden damalige Hits gewählt, die auch mal aus Opern stammen konnten.

Als Anfang des 20. Jahrhunderts sich Kinos als Betriebe etablieren konnten, gab es einerseits Kinopaläste, die mit eigenen Orchestern auftrumpfen konnten und andererseits kleine Kinos, die Filme am Stück zeigten und einen Musiker willkürlich dazu klimpern ließen. Der erste Film, der einen komplett eigenen Soundtrack erhielt, war Die Ermordung des Herzogs von Guise, welcher 1908 von Frères Lafitte produziert wurde. Keine zwei Jahrzehnte später - nämlich 1927 - kam mit Der Jazzsänger der erste Tonfilm überhaupt in die Kinos. Hier wurden die musikalischen Konventionen des Kinos beibehalten: Die Musik blieb gleich, doch wurde sie jetzt nicht live oder von einem Grammophon, sondern vom Film selbst abgespielt. Weitere 30 Jahre später hatten Soundtracks bereits eine solche Popularität erreicht, dass sie als Auskopplungen auf Schallplatten erhältlich waren. Leitmotive sorgten für einen ähnlichen Wiedererkennungswert wie Filmplakate. Der O.S.T. (Original Sound Track) hat seit Anbeginn des Kinos und somit über 60 Jahre lang seine Existenzberechtigung bewiesen und wurde selbst zum Kulturgut.

"The Dream is collapsing" aus Inception, geschrieben von Hans Zimmer.

Nun hat die Musik im Film nicht nur eine begleitende Wirkung. Sie kann genau wie die dazugehörigen Bilder eine Stimmung erzeugen, was wiederum die Dramaturgie beeinflusst. Das Underscoring, das sind auf die Szenen angepasste Melodien, erzählen die Geschichte quasi mit. Beschwingte Dur-Akkorde sorgen für eine fröhliche Stimmung, während disharmonische Streichquartette den Zuschauer im richtigen Moment zusammenzucken lassen. So wird die Erzählform des Films verstärkt, unsere Sinne werden vielschichtiger und somit stärker angesprochen. Welchen Stellenwert die Filmmusik hat, beweisten die Kategorien "Bester Song" und "Beste Filmmusik" bei den Academy Awards. Fünf Oscars hat bereits John Williams bei sich zu Hause stehen, schließlich können wir ihm neben den Sountracks zu Der weiße Hai und Star Wars auch die von E.T., Schindlers Liste und Anatevka verdanken.

Wenig Arbeit hätte der Komponist beim Filmgenre Dogma 95, welches von mehreren dänischen Regisseuren - darunter Lars von Trier - ins Leben gerufen wurde. Bei einem Dogma 95-Film wird nur mit Handkameras und ohne Beleuchtung gedreht, es werden keine Spezialeffekte eingesetzt und es darf keinen Soundtrack geben. Gut, wenn eine Band spielt oder Musik aufgelegt wird, das darf vorkommen. Jegliche musikalische Begleitung anderer Art wird von dem Keuschheitsgebot unter dem Filmgenres abgelehnt. Ganz unvorstellbar für Kultregisseur Quentin Tarantino. Dieser stellt seine Filme basierend auf Liedern zusammen. Erst gibt es die Playlist, dann wird rund um die Story Szenen für die Lieder konzipiert. Ähnlich musikaffin dürfte Mike Nichols, der Regisseur von Die Reifeprüfung (1967) sein. Für die Produktion wollte er ein Lied vom Musiker-Duo Simon & Garfunkel haben - leider passte aber nichts. Das war jedoch kein Problem - die Band schrieb mit Mrs. Robinson als erste Popgruppe einen Song für einen Film.

Jetzt aber zu euch - was sind eure Lieblings-Soundtracks? Habt ihr Melodien, die ihr auch ohne Film gerne summt? Lasst uns eure Meinung hören! ;)

"Clubbed to death" von Rob D hat bei der Coolnes von Matrix mitgeholfen.
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