Windows Home Server nennt sich das neueste Produkt aus dem Hause Microsoft. Dabei zielt es allerdings nicht auf den Servermarkt ab, wie der Name etwa vermuten ließe, sondern ganz im Gegenteil: Microsoft sieht in jedem Haushalt mit mehreren PCs einen Windows Home Server stehen, der als zentrale Anlaufstelle für
Multimedia und Daten fungiert..
In diesem Review nehmen wir das Betriebssystem etwas genauer unter die Lupe und zeigen euch von der Installation bis zur Verwendung alle wichtigen Details.
Die Minimalanforderungen gibt Microsoft folgendermaßen an:
- 1 GHz Intel Pentium 3 (or equivalent)
- 512Mb Ram
- 1 x 70Gb Internal (ATA, SATA or SCSI)
- 100 Mbps Ethernet
Sinn macht der Einsatz des WHS allerdings erst bei
mehr als einer Festplatte, da sonst eines der wichtigsten Features, die
Ordnerduplizierung, nicht verwendet werden kann. Mehr dazu jedoch später.
Das Setup von Windows Home Server ist eine Mischung aus Windows Vista und dem Server 2003 auf dem es aufsetzt. Zuerst startet ein schön anzusehender Installer im etwas aufgepeppten XP-Design und leitet die ersten Schritte ein. Nach einigen Minuten erfolgt der erste Neustart und verwunderlicherweise startet jetzt, nachdem bereits laut Installer die Installationsdaten kopiert wurden, der Windows Server Installer im alt bekannten blauen Outfit. Dieser kopiert erneut ein paar Daten und startet danach wieder den Windows Home Server-Installer. Jetzt wird die Installation abgeschlossen. Zu erwähnen wäre hier, dass der PC im Zuge dessen etwa 3-4 Mal neugestartet wird.
Während der Installation legt Windows eine
Systempartition (10 GB) und eine
Datenpartition (Rest) an. Nach gut 30-40 Minuten und der Auswahl eines passenden Passworts (muss aus Groß- und Kleinbuchstaben, sowie Zahlen bestehen) startet jetzt der Windows Home Server zum ersten Mal. Interessant ist das Windows Server 2003 Logo beim Start. Man will also die Wurzeln des Home Server nicht verschleiern.
Startet man den WHS nicht per Remote Desktop bzw. per Home Server Connector wird man darauf hingewiesen, dass dies aus Sicherheitsgründen nicht empfohlen wird. Ansonsten präsentiert sich der WHS Desktop relativ
schlicht. Man findet bereits eine Verknüpfung zur WHC (Windows Home Server Console) und zu den vordefinierten Shares.
Der Windows Home Server Connector ermöglicht einerseits den Remotezugriff auf die WHC und andererseits installiert er die notwendige Software, die der WHS benötigt um die Backups zu initialisieren und durchzuführen. Sollte es notwendig sein, kann mit der beigelegten Connector CD gebootet und somit ein Backup des Computers durchgeführt werden.
Das wohl größte Manko kommt jedoch schon hier zum Vorschein: Der Windows Home Server Connector ist
nicht für 64bit Betriebssysteme verfügbar - zumindest im Moment noch nicht.
Laut eines Beitrags im WHS-Forum ist dies in Arbeit, ein genauer Termin wird aber nicht genannt.
Die Installation des Connectors auf einem nicht 64bit Betriebssystem geht relativ zügig und einfach vonstatten. Zu beachten ist hier nur, dass zuvor ein passender Benutzer am WHS angelegt werden muss.
Nachdem der Connector installiert wurde, findet man ein kleines Icon in der Taskleiste. Dieses bietet die Möglichkeit zum Sichern und Starten der WHC an.
Bei der Konfiguration einer Computersicherung wird nach den Partitionen, die gesichert werden sollen, sowie nach der Uhrzeit gefragt. Der PC kann sich zu diesen Zeiten auch im Standby-Modus befinden. Da alle Dateien
nur einmal gespeichert werden - sowohl die eigenen als auch andere Backups werden auf Redundanz überprüft - kann hier viel Platz gespart werden.
Hat man zufällig eine Datei gelöscht, kann man die einzelnen Backups durchforsten. Dabei wird das
Backup als Laufwerk gemountet und steht dadurch angenehmerweise direkt im Windows Explorer zur Verfügung.
Die WHC ist der zentrale Anlaufpunkt für alle Einstellungen des WHS. Hier werden Benutzerkonten, Speicherplatz und ähnliches verwaltet. Die Standard-Konsole gliedert sich in fünf Tabs: "Computer und Sicherung", "Benutzerkonten", "Freigegebene Ordner", "Serverspeicher" und "Netzwerk". Zusätzlich stehen noch die Menüpunkte "Einstellungen" und "Hilfe" zur Verfügung.
ServerspeicherUm Festplatten im WHS verwenden zu können, müssen diese erst dem "Speicherpool" des Servers hinzugefügt werden. Dabei wird die Platte formatiert und alle Daten gelöscht. Direkt danach werden die Daten von Shares auf der Platte gespeichert. Was genau auf welcher Platte gespeichert wird, kann man aber nicht beeinflussen.
Wird eine Platte entfernt, wird zuerst berechnet ob die Daten des "Speicherpools" auf andere Platten ausgelagert werden können damit keine Daten verloren gehen.
Freigegebene OrdnerWHS arbeitet intern zwar nach wie vor mit Laufwerksbuchstaben, nach außen hingegen werden nur mehr Shares angezeigt. Der Normaluser der sich also auf der WHC einloggt bekommt keine Laufwerksbuchstaben mehr zu sehen, lediglich Leute die direkt am Server bzw. per Remotedesktop am Server arbeiten bekommen diese zu Gesicht.
Eines der interessantesten, wenn auch trivialsten Features von WHS ist die
Ordnerduplizierung. Bei jedem Share hat man die Möglichkeit diese zu aktivieren. Ist sie aktiv, dann wird nur für diesen Ordner/Share eine Art Software-RAID 1 erstellt. Es werden also alle Daten des Shares auf mehr als eine Platte aufgeteilt. Im Falle eines Festplattenausfalls sind die Daten somit auch auf anderen Platten gespeichert und es gehen keine Daten verloren. Die Duplizierung findet dabei nicht sofort statt, sondern erst im Laufe der Zeit. WHS zeigt diesen Vorgang in der WHC als "Speicher ausgleichen" an. Dieser trifft nicht nur auf duplizierte Ordner zu, sondern wird auch generell durchgeführt, wenn Windows bemerkt, dass Daten unverhältnismäßig verteilt sind.
Das Kopieren großer Datenmengen wird durch diesen Ausgleich leider problematisch. Da immer auf die Partition "D" kopiert wird, hält Windows diese so gut wie möglich frei. Kopiert man jetzt allerdings zum Beispiel 200 GB in einem Zug, dann bleibt keine Zeit für einen Ausgleich und man bekommt die Meldung, dass der Speicher voll wäre. Nach einiger Zeit, wenn Windows den Speicher wieder ausgeglichen hat, kann man weitere Daten kopieren.
Ein sehr großer Pluspunkt des WHS ist die Möglichkeit auf
einfache Art und Weise
Add-Ins zu installieren. Diese können sich direkt in die WHC integrieren und somit die Funktionalität des WHS erweitern. Dank eines von Microsoft veranstalteten Wettbewerbs sind bereits jetzt zahlreiche brauchbare Add-Ins verfügbar. Angefangen vom Download Manager und Bittorrent Client über Photosync, das Fotos mit Flickr synchronisiert, bis zum TV-Server. Betrachtet man wie kurz der WHS auf dem Markt ist, kann man hier noch mit weiteren neuen Add-Ins rechnen. Eine gute Übersicht der erhältlichen Add-Ins bekommt man
hier und
hier.
Der WHS bietet zusätzlich auch ein nettes Webinterfaces, das es ermöglicht jederzeit von überall auf seine Daten zuzugreifen. Per Default ist diese Funktion zwar ausgeschalten, doch über das Einstellungsmenü in der WHC ist dieses Feature nach 3 Klicks aktiviert.
Danach kann man alle Shares in gewohnter Explorer-Ansicht durchbrowsen - Dateien können herunter- und auch hochgeladen werden. Damit nicht jede Datei einzeln hochgeladen werden muss, gibt es bereits ein Add-In, das es ermöglicht ZIP-Archive hochzuladen. Diese werden danach, je nach Einstellung, in den dafür vorgesehenen Ordner entpackt.
Damit der Server auch ohne auswendig lernen der eigenen IP-Adresse erreichbar ist, bietet Microsoft selbst einen Dienst ähnlich dem von
DynDNS an, mit dem sich der WHS synchronisiert. Nachdem man einen freien Namen ausgewählt hat ist der Server von dem Zeitpunkt an unter
name.homeserver.com erreichbar.
Hervorzuheben ist auch die Suchfunktion im Webinterface. Da der WHS die
Microsoft Desktop Search mit sich bringt, werden alle Daten des Server automatisch indiziert. Diese Indexdaten stehen auch dem Webinterface zu Verfügung, wodurch auch alle Dokumentformate (PDF, DOC...) einfach durchsucht werden können.
Der Windows Home Server macht einen
guten Eindruck. Negativ anzurechnen sind das Fehlen des 64bit Connectors, sowie das etwas unlogische bzw. träge Verhalten beim Ausgleichen des Speichers.
Sehr angenehm sind hingegen Features wie die Ordnerduplizierung, die man nur auf wichtige Daten/Shares anwenden kann und somit keinen zusätzlichen Platz verschwendet. Auch das Backup und das Webinterface konnten uns überzeugen und waren durch und durch ausgereift. Zum Schluss der wahrscheinlich größte Pluspunkt: Add-Ins - hier wird noch einiges auf die Besitzer einer WHS-Lizenz zukommen, bereits jetzt hatten wir eine Freude mit der großen Auswahl.
Bleibt noch zu klären, ob es sich denn auszahlt die 130 € für die System Builder Edition zu investieren. Die Frage kann nicht wirklich geklärt werden. Jemand der einen Linux Server daheim stehen hat, der wird vermutlich auch jetzt nicht auf den WHS umsteigen. Für alle anderen können wir eine Empfehlung aussprechen. Mit dem Windows Home Server bekommt man als Windows-User eine Alternative im Bereich der Backuplösungen geboten, die mit Grundkenntnissen zu bedienen ist und auch den Geldbeutel nicht allzu hart bearbeitet. Die Preisdifferenz zu einer XP-Lizenz ist unseres Erachtens nach gerechtfertigt.
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