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Neues vom Pinguin - März/April 2009

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Der Frühling kommt, und Tux macht erst einmal Urlaub! In der Zwischenzeit wacht Tuz, ein tasmanischer Beutelwolf, über die Neuerungen in Kernel 2.6.29. Doch auch abseits von Linux finden sich neben KDE 4.2.2 und ersten Blaupausen für GNOME 3.0 jede Menge interessante Neuigkeiten.


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Nach nicht weniger als acht Release Candidates hat Linux 2.6.29 das Licht der Spiegelserver erblickt, und ist mittlerweile schon beim ersten Point-Release, 2.6.29.1, angelangt. Das prominenteste neue Feature ist das auch im Pinguin schon oft erwähnte Kernel Mode Setting (KMS), das nun endlich in den Quellcode eingepflegt wurde. Allerdings benötigt KMS explizite Unterstützung durch den Grafiktreiber des X-Servers. Bis dato existiert ein solcher Treiber nur für Grafikkarten des Herstellers Intel in stabiler Version, AMD/ATI-Grafikkarten sollen aber schon sehr bald nachziehen.

Aufregend ist auch die erstmalige Mainline-Verfügbarkeit von btrfs, dem wohl zukunftsträchtigsten Linux-Dateisystem. Es ist allerdings noch höchst experimentell, und folglich nur zum Benchmarken und für Dateisystem-Entwickler interessant. Macher von Live-CDs wie Knoppix oder SLAX werden erfreut sein, dass SquashFS es nun auch in den Hauptentwicklungszweig geschafft hat. Nun ist kein manuelles Patchen mehr nötig, wenn man das stark komprimierende, aber nur Lesezugriffe unterstützende Dateisystem einsetzen möchte.

Kernel-Hacker Rusty Russel hat es sich für diese Version von Linux zum Ziel gesetzt, die Mehrprozessorunterstützung weiter zu verbessern. Das Resultat ist, dass Linux nun problemlos mit bis zu 4096 CPUs umgehen kann. Freilich dürfte es für Endanwender abseits von Supercomputer-Rechenzentren noch die eine oder andere Dekade dauern, bis davon profitiert werden kann. Ebenso auf Systeme mit vielen, vielen Kernen zielen die Änderungen an den RCU-Mechanismen ab. Für Otto Normalverbraucher nützlicher sind da schon der hinzugekommene Access-Point-Modus für viele WiFi-Chipsets, oder etwa Unterstützung von WiMAX-Geräten. Neu ist auch ein "filesystem freeze"-Feature, das konsistente Backups ganzer Dateisysteme, die gerade gemountet sind, vereinfachen soll. eCryptfs verschlüsselt nun auf Wunsch nicht nur die Inhalte, sondern auch die Namen von Dateien. Google-Ingenieure haben Patches für ext4 zur Verfügung gestellt, sodass das Mitführen eines Journals abschaltbar wird. Dies bringt ein wenig mehr Performance in fast allen Anwendungsfällen, allerdings auf Kosten längerer Dauer von Filesystem Checks (fscks). Daneben gibt es die übliche Lawine neuer Treiber, auch im zuletzt etwas in Kritik geratenen Staging Tree.

Erstmalig in der Geschichte von Linux nimmt sich der freundliche Pinguin Tux eine kleine Auszeit, und tritt seinen Posten als Sympathieträger für drei Monate befristet an Tuz, einen tasmanischen Beutelwolf, ab. Mit dieser Aktion will die Entwicklergemeinde auf eine mysteriöse Seuche unter dieser Tierart aufmerksam machen, die dadurch vom Aussterben bedroht ist.

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Das Xorg-Projekt hat es endlich geschafft, Version 1.6 des X-Servers zu veröffentlichen. Auf Xorg, also jenes Softwarepaket, das den X-Server plus Bibliotheken, Treibern und Utilities beinhaltet, muss trotzdem noch gewartet werden. Täglich tröpfeln neue Release-Meldungen für wichtige Bestandteile auf die Xorg-Mailinglisten.
Mesa, das Hersztück aller freien, OpenGL in Hardware beschleunigenden Grafiktreiber, liegt nun in der fehlerbereinigten Version 7.4 vor. Für Version 7.5 ist mit einem durch Umstieg auf die Gallium3D-Architektur bedingten Performanceschub zu rechnen - man darf gespannt sein!

Viel tut sich auch bei den Grafikkartentreibern: Red Hat-Entwickler Dave Airlie hat sich die Mühe gemacht, alle Treiber für Radeon-Karten der Generationen von R200 (erstmals 2001 erschienen) bis R500 großteils zu reimplementieren, um Unterstützung für KMS und den Graphics Execution Manager (GEM) zu ermöglichen. Damit ist gewährleistet, dass auch ältere Hardware von den jüngsten Neuerungen im Xorg-Stack profitieren kann. Intel hingegen lässt seine Kunden zittern: In den Entwickler-Roadmaps ist nichts über geplanten KMS-Support für Grafikchipgenerationen vor dem G965 (Intel GMA X3000) zu finden. Bei NVIDIA kümmert man sich um diese Entwicklungen überhaupt nicht, sondern braut weiter seine eigenen, leider proprietären Süppchen. Zuletzt veröffentlichte man bei NV fast wöchentlich neue Beta-Treiber für Linux, Solaris und FreeBSD. Auch bei AMD/ATI tut sich an der Front des Closed-Source-Treiber Catalyst einiges: Kurzerhand hat man mit Version 9.3 jegliche Unterstützung für Chips bis hinauf zum R500 ersatzlos gestrichen. Nutzer einer solchen Grafikkarte sind nun auf den, auch dank seitens AMD/ATI bereitgestellter Hardware-Dokumentation, qualitativ hochwertigen Open Source-Treiber "radeon" angewiesen. Die neue Fassung des Catalyst bietet im Gegenzug verbessertes OpenGL-Compositing, wodurch zum Beispiel die Videowiedergabe in 3D-Desktop-Umgebungen verbessert wird. Weiters veröffentlichte AMD/ATI eine Bibliothek für Windows und Linux, die das standardisierte Auslesen vieler Grafikkarteneigenschaften (von hausgemachten Produkten) erlaubt.

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Das KDE-Projekt korrigiert mit Version 4.2.2 einige Fehler der Vorgängerversion, während GNOME pünktlich im Halbjahresrhythmus Version 2.26 vorlegt. Auch Xfce ist nach einiger Politur und einem schon sehr reif wirkenden Release Candidate bei der Final-Version von Release 4.6 angelangt. Hier finden sich vor allem viele Änderungen unter der Haube, wie etwa ein völlig neues Konfigurations-Framework.

Der Release-Zyklus ist bei Ubuntu eng an jenen von GNOME angelehnt. Deswegen überrascht es kaum, dass kurz nach GNOME 2.26 die erste Beta-Version von Ubuntu 9.04 abgesegnet wurde. Die Highlights der Software-Bestandteile sind KDE 4.2.1, GNOME 2.26, OpenOffice.org 3.0.1 und X.Org Server 1.6 auf Seiten des Desktops. Serverbetreiber dürfen sich über Apache 2.2, PostgreSQL 8.3, PHP 5.2.6 und das Linux Terminal Server Project in Version 5.1 freuen. Ebenfalls neu ist ein dovecot-postfix-Metapaket, das eine schlüsselfertige Mailserver-Infrastruktur inklusive IMAP, POP, SMTP und Antispam-Lösung bieten soll. Vor allem Entwickler freuen sich über GCC 4.3.3, glibc 2.9 und Python 2.6.1. Als Kernel kommt noch 2.6.28.8 zum Einsatz, da für 2.6.29 die Testphase als nicht ausreichend erachtet wurde. Viel Mühe hat man sich bei Canonical gegeben, um die Bootzeit von Ubuntu 9.04 zu optimieren. Und es hat sich gelohnt: Einige Berichte im Netz sprechen von einem rund 30% kürzeren Startvorgang. Ebenfalls neu ist eine Infrastruktur namens Eucalyptus, die Ubuntu-Nutzern Zugang zu verschiedenen Cloud Computing-Lösungen bieten soll.

Doch auch andere Distributoren schlafen nicht: Novell etwa veröffentlicht SUSE Linux Enterprise 11 in Varianten für Desktops und Server. Der schlank-kompakte, auf Slackware basierende Distro-Geheimtipp Zenwalk bringt Version 6.0 hervor und ist nun auch mit GNOME statt Xfce als Desktop verfügbar. Wer sich noch einmal mit der vielversprechenden, aber leider ewig verzögerten Desktop-Umgebung Enlightenment auseinandersetzen will, kann dies mit einer neuen Version der von CD direkt in den Desktop bootenden Elive tun. Voice over IP und im speziellen Asterisk interessierte Nutzer möchten vielleicht einen Blick auf die neue Beta-Version von trixbox werfen. Einiges Aufsehen hat in jüngster Vergangenheit die Distribution Tiny Core Linux erregt. Diese schafft es, einen vollen graphischen Desktop in ein zehn Megabyte großes ISO-Image zu stopfen.

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Bei den Anwendungen ist diesmal die neue Major-Version 3.1.0 von lm_sensors zu erwähnen. Durch einige Verbesserungen unter der Haube der Konfigurationsskripte wird die automatische Identifikation der Hardware-Sensoren für Temperatur und Spannung ein gutes Stück zuverlässiger. Der Windows-API-Wrapper WINE bringt in Version 1.1.18 unter anderem viele Code-Cleanups für den Direct3D-Übersetzungscode. libburnia ist eine Sammlung von Programmbibliotheken und Frontends für all jene, die die altgedienten und wegen ihrer fragwürdigen Lizenz (zum Beispiel bei Debian) in Verruf geratenen cdrtools ersetzen wollen. Die neue Version bietet bessere Unterstützung zum Beschreiben von Blu-Ray-Medien. Wer kennt nicht Pidgin, vormals GAIM, den populärer Multi-Protokoll-Messenger? In Version 2.5.5 tummeln sich viele kleine Bugfixes, die das ohnehin stabile Programm noch runder laufen lassen. Von diesen Verbesserungen profitieren auch Nutzer von Microsoft Windows und Apple OS X, da Pidgin auch auf diesen Plattformen verfügbar ist. Wer Bürosoftware-Schwergewichte wie OpenOffice.org oder KOffice lieber meidet und stattdessen auf ressourcenschonendere Alternativen setzt, sollte mehr als einen Blick auf die Textverarbeitung AbiWord werfen. Das Changelog gibt detaillierte Auskünfte über die Verbesserungen in Version 2.6.8. Und auch die Macher proprietärer Software schlafen nicht: Opera Software hat die fehlerbereinigte Version 9.64 ihres Webbrowsers Opera veröffentlicht. Das Programm ist zwar gratis erhältlich, sein Quellcode allerdings nicht offengelegt.

Weitere Neuigkeiten kurz gefasst:
  • "Big Blue" IBM überlegt(e), Sun Microsystems aufzukaufen
  • Der traditionsreiche UNIX-Vendor SGI, verantwortlich für IRIX und auch OpenGL, wird für 25 Millionen US$ an den Konkurrenten Rackable verkauft
  • OpenOffice.org liefert einen Release Candidate für Version 3.1.0 aus
  • Das VideoLAN-Projekt stellt Version 0.9.9 des beliebten Multimedia-Alleskönners VLC fertig
  • Mozilla überlegt die Einstellung der Kalenderanwendung Sunbird zugunsten des Thunderbird-AddOns Lightning
  • FICs OpenMoko-Projekt entlässt etwa die Hälfte der Belegschaft und stellt die Entwicklung weiterer Smartphones vorerst ein
  • Die Linux Foundation übernimmt die Federführung in der von Intel gestarteten Moblin-Initiative
  • Bei GNOME lässt man mit einem Zeitplan bis zur Version 3.0 aufhorchen
  • die GNU Compiler Collection ebnet mit einer stellenweise hitzig diskutierten Lizenzänderung den Weg für eine Plugin-Architektur ab Release 4.5
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