Massively Multiplayer Online Roleplaying Games - oder wesentlich kompakter
MMORPGs haben sich längst auf dem Mainstream-Markt für Computerspiele etabliert. Höher als die Anzahl der Spieler scheint mittlerweile die Anzahl der Spiele selbst zu sein. Fantasy, Science Fiction oder Steampunk - für jeden Geschmack ist etwas dabei. Aber wer soll das Alles noch spielen?
Samstags vor zwei Jahren - ich bin mit meinem 10-Stunden-Job in einem größeren Supermarkt fertig und fahre nach Hause. Dort dusche ich, esse eine Kleinigkeit und setze mich an den Rechner. Es ist
Zeit zu Raiden! Viele lustige, frustrierende und erinnerungswürdige Stunden habe ich mit
World of Warcraft verbracht. Mit einer eingespielten Gruppe habe ich große Dungeons besucht und mächtige Bosse besiegt, um wertvolle Gegenstände zu erbeuten. Damals war mein Schurke sogar komplett in einer gruslig gehaltenen t10-Rüstung gekleidet. Durch das MMO habe ich sogar
einen meiner besten Freunde kennengelernt, den ich erst neulich in Berlin besucht habe. Man kann über
WoW sagen, was man möchte - für mich war es eines der schönsten digitalen Erlebnisse überhaupt. Kurz vor dem dritten Add-On,
Cataclysm, habe ich die Dolche aber an den Nagel gehängt. Immerhin nimmt ein MMO, welches ich auf diesem Niveau spielen wollte, viel Zeit ein. Diese hatte ich nicht mehr und da sowohl meine Gilde am Auseinanderbröckeln war und zwei meiner treuesten Mitspieler ebenfalls ihr Abo nicht mehr verlängerten, tat ich es ihnen gleich. Ich ging mit einem Lächeln.
Von 2007 bis 2010 hat meine Freizeit massiv gelitten...Seither habe ich kein vergleichbares Spiel gefunden. Das soll jetzt nicht bedeuten, dass
WoW das beste Spiel aller Zeiten ist - schließlich hat es auch seine Ecken und Kanten. Nur hat es bei mir persönlich einen kaum wiederholbaren Eindruck hinterlassen. Rein aus Interesse habe ich vielen anderen MMOs eine Chance gegeben. Dazu zählen
Herr der Ringe Online, Rift, Star Trek Online, Aion, Runes of Magic und kurz auch
Age of Conan. Und ganz ehrlich: Ich habe genug gesehen. Nichts, was diese MMOs (inkl.
World of Warcraft) bieten konnten, wirkt noch wirklich interessant. Grafisch ist das Genre ja ohnehin nichts Außergewöhnliches - aber selbst das diesbezüglich hochgelobte
Aion ließ mich eher kalt. Obwohl bei jedem neu angekündigten MMO das Versprechen kommt, dass die Quest-Struktur nicht
“Töte 5 Gegner und sammle ihre Rüstung als Beweis” sein wird, ist das langfristig doch immer wieder der Fall. Natürlich gibt es da bereits eine Gegenströmung - Titel wie
Star Wars: The Old Republic oder
The Secret World setzen auf stark erzählte Geschichten, Cutscenes und gesprochene Quest-Texte. Als Resultat sollen die Abenteuer lebendiger wirken. Nur danken die Spieler das den Entwicklern nicht wirklich, wie aktuelle Zahlen zeigen. Das Star Wars MMO hat nach einem vergleichsweise guten Start nur noch zwischen 500.000 und einer Millionen Spieler. Als Resultat wird es - wie so viele vor ihm - auf ein
free2play Model umgestellt.
Das musste ja schief gehen.Nun ist gegen free2play nicht wirklich etwas zu sagen.
League of Legends oder
Team Fortress 2 sind enorm beliebte Spiele, die keinen Cent kosten. Nur hat die Umstellung von einem
Abo-Modell wie bei den meisten MMOs zu der free2play Variante immer den bitteren Beigeschmack des Versagens. Werden Spiele von Anfang an für das - wenn der Spieler es so wünscht - kostenlose Modell entworfen, ist das Endprodukt meist besser angepasst und wie man als Zocker so sagt “balanced”. Wirklich Sorgen mache ich mir, wenn viele Studios nicht die Zeichen der Zeit sehen und noch mehr MMOs ankündigen. Bethesda möchte ein
The Elder Scrolls MMORPG veröffentlichen und
Guild Wars 2 wird noch 2012 erscheinen. Beide haben starke Lizenzen und können sich einer soliden Fanbasis erfreuen. Allerdings hatten
Warhammer Online und
Age of Conan ähnliche Voraussetzungen. Andere Studios waren da vorsichtiger und haben Projekte wie
Stargate Online oder das berüchtigte
Fallout-MMO noch
in der Entwicklung eingestellt. Einen wesentlich gravierenderen Fehler haben die Macher von
Final Fantasy XIV gemacht: Sie haben ihr Spiel veröffentlicht. Das Spiel war so unfertig und voller Bugs, dass die ursprüngliche 30 Tage lange Gratis-Spielzeit für alle Accounts bis zum 16. Dezember 2011 verlängert wurde. Das komplette erste Jahr des Bestehens war das MMORPG also ein reines Verlustgeschäft. Die für 2011 angekündigte PS3-Version wurde mittlerweile zwei Jahre nach hinten verschoben.
Final Fantasy 14 wollte nicht wirklich zünden - die Umsetzung für die PlayStation 3 wurde auf 2013 verschoben.Die Frage ist, ob der Markt nicht mittlerweile wirklich
übersättigt ist. Natürlich sind MMOs für die Publisher sehr attraktiv, da sie den
DRM quasi im Spielprinzip haben und laufend Geld einspielen statt nur beim Kauf. Aber was vor 10 Jahren noch neuartig und für Spieler interessant war, ist heute durch das
Überangebot zu einem ausgelutschten Standard geworden. Nun wollen die Zocker Innovation statt Wiederholung. Wenn man schon 80 Stunden pro Woche in ein Spiel investiert, sollte dieses zumindest interessant sein und nicht kalter Kaffee des Heldentums, +1 auf Stärke und Geschicklichkeit.
Können euch die "Standard-MMORPGs" noch begeistern oder habt ihr auch genug davon?
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