Der Mensch wäre nicht der Mensch, wenn er nicht betrügen, lügen und schummeln könnte, wo es nur geht. Selbst in unseren Hobbies sind wir fleißig dabei - oder ist hier tatsächlich jemand anwesend, der noch nie einen Cheatcode für ein Videospiel benutzt hat? Das Aushebeln von Spielmechaniken wollen wir aber jetzt hier nicht breittreten. Viel mehr haben wir vor, die Verwendung von Cheats mal von einer anderen Perspektive zu zeigen: In Your Face, Fairplay!
Oben, oben, unten, unten, links, rechts, links, rechts, B, A – das ist der Konami-Code. Den bekanntesten Auftritt dieser Tastenkombination gab es im Spiel Contra, wo man 30 Leben dafür erhielt. Den Ursprung hatte der Cheat allerdings beim Konami-Spiel Garius. Statt Leben gab es dort aber alle Power-Ups. Wie der Name bereits verrät, sind beide Titel vom Publisher Konami. Auch Spiele der Castlevania- und Teenage Mutant Ninja Turtles-Serien fanden Verwendung dafür. Die Liste lässt sich mit Silent Hill, Dance Dance Revolution, Metal Gear Solid 2 und vielen weiteren Spielen der Marke Konami weiterführen. Der Code beschränkt sich jedoch nicht auf Spiele aus deren Katalog. Wie ein popkulturelles Phänomen fand der einfach zu merkende Cheat immer mehr Anwendungen. Bei Half Life 2 auf der Xbox gibt es dafür 25 Leben, Resident Evil 2 belohnt den Betrüger mit unendlich viel Munition und Tom Clancy's Rainbow Six 3 schaltet sogar den God-Mode so frei. Aber nicht nur in Videospielen hat er sich manifestiert, denn der Code funktioniert(e) auch auf zahlreichen Webseiten! Zwei schöne, aber leider nicht mehr funktionierende Beispiele sind Facebook und Newsweek. Bei der berühmtesten Social-Network-Plattform wird ein Radierer-Tool freigeschaltet, während auf Newsweek gleich der Zombie-Notstand ausgerufen wird. Und auch bei uns finden wir Anwendung für die berüchtigte Tastenkombination: Wenn man den Cheat als Admin von overclockers.at eingibt, erscheint der In your Face Friday automatisch eine Woche später. Danke, mat!
Links: Facebook mit der Radierer-Funktion, rechts: Zombies werten die Startseite von Newsweek auf.
Seinen Spaß mit Cheatern hat auch Blizzard. Nachdem die Fans lange nach dem geheimen Kuh-Level im ersten Diablo gesucht hatten, wurde der Cheat „there is no cow level“ in StarCraft benutzt, um zur nächsten Mission springen zu können. In Sachen Filmzitaten halten sich die Entwickler auch nicht zurück und platzierten „There is no Spoon“ aus Matrix in WarCraft 3 und „Why so serious“ aus The Dark Knight in StarCraft 2. Geht nicht nerdiger? Oh doch, denn der Cheat, um in WarCraft 3 einen Level zu gewinnen ist „ALLYOURBASEAREBELONGTOUS“. Und nerdiger geht ja wohl gar nicht ...
Ein Klassiker, den wir nur allzu gerne aufwärmen: All Your Base Are Belong To Us.
Nur warum würde ein Zocker mit auch nur einem Funken Ehre in den Knochen Cheats verwenden? Gibt es doch eigene Programme wie Punkbuster oder Steam, die sogar das Cheaten im Online-Spiel verhindern. Nun, zunächst muss man ja unterscheiden, ob beim Online-Gaming oder im Singleplayer-Modus betrogen wird. Betrüge ich online, leiden andere darunter – betrüge ich offline, steht nur die eigene Ehre auf dem Spiel. Aber ist das so schlimm? Ein Freund von mir spielte früher gerne Duke Nukem, bloß war er wirklich schlecht in Shootern. Für ihn gab es aber nichts Besseres, als den Duke mit allen verfügbaren Cheats unsterblich zu machen, ihm alle Waffen in die Hand zu drücken und anschließend so richtig die Gegner zu 0wnen (und die Stripperinnen zu beeindrucken). Ihm ging es nie um die Herausforderung oder um die (ja zugegeben schwache) Story, sondern einfach darum, ordentlich Krach zu machen. Und den machte er auch. Als ich ihm das erste Mal von Duke Nukem Forever erzählte, war seine erste Reaktion „Gibt's dort auch wieder Cheats?“.
Sehen wir das Ganze einmal nicht als Betrug an uns selbst an, sondern als eine Art, die Grenzen des Spieles zu erkunden. Wie stark kann ich werden? Wie sehen die späteren Level aus? Plötzlich kann man experimentieren und neue Spielweisen ausprobieren. So wird jedes Spiel auf eine gewisse Art zu einem Sandbox-Spiel. Cheats ermöglichen Spielern, die Grenzen der Spielmechaniken auszutesten, ohne auf Programmebene eingreifen zu müssen. Etwas, was mir mittlerweile wirklich abgeht, ist übrigens der Big Head Modus. Wer das Zocken nicht erst in den letzten Jahren entdeckt hat, wird sich noch an die riesengroße Köpfe von GoldenEye erinnern können. Mittlerweile feiern die via Cheats vergrößerten Köpfe sogar ein Comeback! Bei Gears of War 3 und Company of Heroes gibt es ihn nämlich wieder! Zwar bieten die größeren Modelle auch mehr Trefferfläche, aber darum geht es schließlich gar nicht ... oder?
Große Köpfe, hier in NHL 3 on 3 Arcade.
Mein persönlicher Lieblings-Cheat stammt übrigens aus Age of Empires 2. Mit „How do you turn this on“ erhielt man im Mittelalter-Strategiespiel einen Rennwagen, der unglaublich stark war und ganze Armeen im Alleingang aufmischte. Unfair? Ja klar. Trotzdem genial? Worauf ihr wetten könnt.