Medien sind eine Erweiterung unseres Körpers. Dementsprechend schwer ist es für Menschen mit körperlichen Behinderungen,
Standard-Hardware zu benutzen. Das hält viele beeinträchtigte Nutzer aber nicht auf, sich die digitalen Welten zu erschließen. Um Behinderungen zu kompensieren gibt es Controller, die auf oft sehr kreative Arten einen Input kreieren. Schauen wir uns also an, wie Grenzen überwunden werden.
Dieses Mal geht es also um die Bedienung von Computern mit einer Behinderung. Nein, nicht die Computer haben eine Behinderung, sondern die Benutzer. Das ist ein Thema, das
für uns alle relevant sein kann - denn auch wenn wir uns bester Gesundheit erfreuen, muss das nicht für immer so bleiben. Spätestens im hohen Alter werden wir wohl oder übel an körperlicher Fitness einbüßen. Schon jetzt tragen viele von uns bereits Brillen oder Kontaktlinsen - ich bin hier keine Ausnahme. Ohne meine Sehhilfe muss ich näher am Bildschirm sitzen, das gemütliche Knotzen im Bürosessel ist also keine Option mehr. Kein Drama, zugegeben, sind die Hilfsmittel in diesem Fall doch leicht zu bekommen. Kniffliger wird es, wenn man
farbenblind ist - hier muss man auf die Integration eines entsprechenden Farb-Modus hoffen. Wenn blau und rot beide wie gelb aussehen, sind gerade bei Spielen viele Elemente eher reines Glücksspiel.
Was aber, wenn nicht die Sinne beeinträchtigt sind, sondern die Bedienung an sich zur Herausforderung wird. Dafür muss ein Benutzer nicht einmal schwere Arthritis haben - es reicht oft bereits,
Linkshänder zu sein. Gut, das ist jetzt keine Behinderung aber manchmal doch behindernd. Ergonomische Mäuse, Gamepads, Touchscreens: Viel zu oft werden die Bedürfnisse 10 bis 15 Prozent an Linkshändern unter uns einfach ignoriert. Immerhin haben gesunde Linkshänder noch eine Feinmotorik, die für das Bedienen von Handys, Computern und Konsolen benötigt wird. Nun ist das keine Behinderung an sich sondern einfach
Ergonomie, die nicht weit genug durchgedacht wurde. Im Endeffekt handelt es sich aber um zwei Ausprägungen eines größeren Problems. Wenn die Art der Bedienung im Mittelpunkt eines Mediums steht, werden viele Menschen ausgeklammert. Wer beispielsweise nur ein Auge hat, konnte die Renaissance der 3D-Filme nicht sonderlich genießen. Auch VR-Brillen wie Occolus Rift oder Morpheus haben für diese Leute nur wenig Mehrwert. Letzteres Beispiel ist vollkommen uninteressant wenn man den Kopf nur schwer oder gar nicht bewegen kann. So schnell kann die Revolution der Unterhaltungs- und Gaming-Branchen an Relevanz verlieren.
#HawkingproblemsWirklich knifflig wird es, wenn die Ergonomie dieser Geräte gar nicht mehr mit den Möglichkeiten der Benutzer zusammen geht. Muskelschwächen oder andersförmige Finger werfen die Konzepte der fleißigen Designer über den Haufen. Hier müssen Individuallösungen her, die Menschen mit Behinderungen diese Hürde nehmen. Die Stiftung
AbleGamers entwickeln einfach zu bedienende Steuerungselemente. Egal ob große Knöpfe, die mit den Füßen statt den Händen gedrückt werden oder ein Mundstück das die Maus ersetzt - die funktionierenden Körperteile von Behinderten werden zum Mittelpunkt der Bedienung gemacht. Auch die Verbindung von Befehlen zu Makros lässt komplexe Eingaben zu einfachen Knopfdrücken werden.
Wegweisend ist ein Feature, das in zahlreichen Handys und mittlerweile in einigen Spielekonsolen bereits standardmäßig eingebaut ist. Zum Glück gehen Sony, Microsoft und zu einem geringeren Maß Nintendo weg von der Fuchtel-Steuerung der letzten Generation und setzen auf neue Konzepte wie die
Sprachsteuerung. Sowohl die PlayStation 4 als auch die XBox One lassen sich bereits bedienen, ohne auch nur einen Finger zu rühren. Das mag praktisch sein, wenn man ein Faulpelz ist oder ausschlaggebend, wenn man nicht nur die Finger nicht bewegen kann. Bei einer Konsole ist das ein praktisches Feature, bei einem Handy kann es ein essenzielles sein. Egal ob Siri beim iPhone oder Google Now bei Android-Geräten - das Mobiltelefon ist durch die Sprachsteuerung ein behindertengerechtes Kommunikations-Werkzeug geworden. Nur die Sprache der Benutzer muss noch halbwegs erkennbar sein. Das ist selbst bei mir nicht immer der Fall, weshalb die Notizen die ich mit der Sprachsteuerung aufnehme nicht immer Sinn ergeben. "Du streikst Bergkirche" ist keine hilfreiche Gedächtnisstütze.
Ken Worrall ist vom Hals ab gelähmt - und begeisterter Diablo 3-Zocker! Ihr seht an den angeführten Beispielen, wie unterschiedlich Behinderungen und deren Auswirkung auf die Mediennutzung sein können. Manche fallen kaum unter die Definition und verursachen schlimmstenfalls Unannehmlichkeiten, andere fordern eine komplette Umstellung der Medienergonomie. Habt ihr Erfahrung damit oder kennt ihr andere Ansätze, um behinderten Menschen den Zugang zu Medien ermöglichen? Wenn ja, schreibt einen Kommentar - ohne eure Zeigefinger zu verwenden!
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