Vergesst Federn und Schwerter, heutzutage ist das Bit schneller als die Kugel. Dass Konflikte auch
über Medien ausgetragen werden, ist nichts Neues. Der aktuelle Informations-Kampf hat aber nichts mehr mit der Propaganda von vor 100 Jahren zu tun. Werfen wir also einen Blick auf das
digitale Schlachtfeld und seine neuesten Teilnehmer.
Es klingt wie aus einem Science-Fiction-Film, wenn vom "elektronischen Dschihad" die Rede ist - und doch ist dieser alberne Begriff mittlerweile zur Realität geworden. Das wird spätestens klar, wenn eine üble Organisation wie der Islamische Staat (IS)
den zweitgrößten internationalen Fernsehsender hackt. Das französische Sendenetzwerk
TV5 Monde hat es mit voller Breitseite getroffen. Nicht nur das Fernsehprogramm, auch die Internetseite und die sozialen Medien des Senders wurden von den Radikalen mehrere Stunden lang übernommen. Was folgte war das zu erwartende
Säbelrasseln und Drohungen gegen französische Soldaten in Krisengebieten. Zusätzlich wurde versucht, in ein Wespennest zu stechen und Franzosen mit Migrationshintergrund und/oder Sympathien für radikale Ideologien anzustacheln. Den Drahtziehern des TV5-Hacks wäre
Unruhen wie vor 10 Jahren wohl am liebsten gewesen. Die blieben zum Glück aus, so manch verwirrter Kopf wird sich jedoch leider in seinen radikalen Ansichten gestärkt sehen. Hoffen wir, dass die Charlie Hebdo-Tragödie keine Nachmacher findet.
Bei dem einen Zwischenfall ist es jedoch nicht geblieben. Kurz darauf ist die
Homepage des Flughafen Hobart (die Hauptstadt der australischen Insel Tasmanien) gehackt worden, ein Sympathie-Schreiben für die IS wurde hinterlassen. Bei der Hacker-Weltreise ging es im Anschluss wieder zurück in die Nähe Frankreichs, wo die Seite der belgischen Zeitung
Le Soir übernommen wurde. Die ursprünglichen Betreiber reagierten allerdings schnell, weitere Propaganda konnte nicht verbreitet werden.
Soziale Medien sind die idealen Plattformen für Propaganda. Jetzt ist die digitale Kriegsführung nichts Neues. Spionage, Propaganda und Sabotage gab es lange vor dem Internet, mit dessen Ausbreitung wurde ein
neues und globales Schlachtfeld für alte Methoden geschaffen. Nordkorea hat - wenn sie mal Strom haben - schon den einen oder anderen Cyber-Angriff gestartet. Der Islamische Staat wirbt über soziale Netzwerke an. Auf der anderen Seite stehen der heimische Nachrichtendienst, die deutsche Abteilung Informations- und Computernetzwerkoperationen, die russische FSK (nein, nicht DIE FSK...), die US-Amerikanische NSA sowie in China die Einheit 61398 (toller Name). Die staatlichen Behörden spionieren sich fröhlich gegenseitig aus, klauen und verkaufen Informationen und installieren Hintertüren in wichtigen Systemen, falls sie doch noch etwas vergessen haben. Das würde auch ohne Computer gehen. Neu ist bei dem Hack des Fernsehsenders, dass nicht Staaten oder Firmen das eigentliche Ziel waren - sondern
Zuschauer eines Fernsehsenders, die Konsumenten. Es ist durchaus vorstellbar, dass solche Zwischenfälle in Zukunft öfter passieren werden. Social-Media-Accounts mit tausenden Followern, YouTube-Kanäle, sogar Apps sind verlockende Ziele, wenn eine Nachricht möglichst schnell die maximale Menge an Leuten erreichen soll. Der personelle Aufwand dafür ist gering, die notwendige Hardware schnell beschafft und die zurückgelassenen Spuren oft nur minimal. Selbst, wenn die gesendete Nachricht mit einem Augenrollen als die verblendete Propaganda abgetan wird, die sie nun mal ist, steckt die eigentliche Nachricht in dem Hack selbst. "Ihr seid nicht sicher", soll uns eingeredet werden. Hundertprozentig sicher sind wir auch nicht, waren wir nie und werden nie sein - das ist schlichtweg unrealistisch. In permanenter Angst zu leben ist daher keine Option. Selbst wenn die Drohungen laut und manchmal sogar blutig sind, wenn wir in Panik verfallen haben wir gegen die digitale Propaganda verloren. Was wir machen können ist unsere Infrastruktur mit so wenig persönlicher Einschränkung wie möglich sicher zu halten. Ein uneingeschränkter Tausch von Freiheit gegen Sicherheit wäre ebenso eine gesellschaftliche Bankrotterklärung. Im Endeffekt ist die beste Strategie gegen radikale Kräfte, das Leben zu führen, welches sie unattraktiv machen möchten. Macht also etwas gegen den digitalen Dschihad, schaut euch ein paar
Katzen-Bilder an und lächelt dabei.
Zum Glück ist es noch nicht so weit...
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