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In Your Face Friday - Als Valve noch Spiele machte

karlstiefel 01.05.2015 10342 12
Bezahlte Mods, Mindestumsatz für Community-Features und ein Spiele-PC mit eigenwilligem Controller - die Firma Valve hat einige Projekte am laufen, die für Verwunderung statt für Applaus gesorgt haben. Einige davon haben dem einstigen Gaming-Gigaten sogar massiv Rufpunkte gekostet und ihre Plattform Steam ins Kreuzfeuer der Geeks geworfen. Schauen wir uns an, wie ein Entwickler zu einem Dienstleister geworden ist und was das möglicherweise für den dritten Teil einer beliebten Spielereihe bedeutet.

Das war ja ein Debakel. Vielleicht habt ihr ja mitbekommen, dass auf der Spieleplattform Steam kostenpflichtige Mods für den Titel The Elder Scrolls: Skyrim angeboten wurden. Das hat - schließlich sind wir ja im Internet - einen Shitstorm ausgelöst, für Empörung gesorgt und der Nutzer-Wertung von Skyrim sogar mehrere Prozentpunkte gekostet. Davor war der Titel eines der höchstbewerteten Spiele, jetzt hat es einen dauerhaften Image-Schaden davongetragen. Kostenpflichtige Mods sind für die Macher vielleicht eine schöne Idee, für ihre Arbeit entlohnt zu werden. Im größeren Ganzen handelt es sich aber um eine wirklich schlechte Idee: es gibt keine Kontrolle von Inhalten oder deren Qualität, es kann einfach zur Verletzung von Urheberrechten kommen, die dauerhafte Stabilität und Kompatibilität ist von niemandem garantiert, die Entwickler (Bethesda) müssen sich nicht mehr um alle Features kümmern weil "die Modder werden es schon richten" und die finanzielle Seite ist eine Katastrophe für sich. Während die Modder nämlich schlappe 25 Prozent von den Einnahmen erhalten, streichen Bethesda und Valve den Löwenanteil ein. Dazu kommt, dass ein Mindestumsatz von 100 Dollar auf dem Konto der Modder landen müsste, bevor es überhaupt zu einer Auszahlung kommt. Wer also digitale Gegenstände im Wert von unter 400 Dollar verkauft, schaut durch die Finger, während Valve und Bethesda daran verdienen. Kein Wunder also, dass die bezahlten Mods mittlerweile keine Option mehr sind, sie wurden aus dem Shop entfernt. Es bleibt abzuwarten, ob Valve diese Lektion gelernt hat oder ob wir in Kürze einen weiteren Testballon bei einem kleineren Spiel vorfinden. Dabei hat Valve doch eine durchwegs positive Geschichte, was kostenpflichtige Mods angeht. Das zeigt gerade Counter-Strike, welches auch als Hobby-Projekt begann und später von Valve gekauft und vertrieben wurde, auch DOTA2 basiert eigentlich auf einem Warcraft 3-Mod.
Bleiben wir aber beim Geld, auch hier hat Valve eine seltsame Entscheidung getroffen. Für die Community-Features ihrer Plattform Steam soll es nämlich einen Mindestumsatz geben. Wer weniger als 5 Dollar für Inhalte ausgibt (die Codes von Retail-Spielen zählen nicht), kann keine Freundschafts-Anfragen schicken, bei Abstimmungen nicht mitmachen oder Beiträge auf Spiele-Seiten verfassen. Das schließt die Nutzer auch von der Indie-Voting-Seite "Greenlight"-Sektion aus. Von Valves Seite wird das als Sicherheitsmaßnahme dargestellt, um Trolle vor eine "Paywall" zu stellen. Wenn schon wer ein Idiot auf Steam sein möchte, dann verdient zumindest der Plattformbetreiber daran.

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Ein Vorschlag für den Steam-Controller (von Reddit-User weclock).

Eine Entwicklung von Valve, die für viel Kopfschütteln sorgt, sind die Steammachines - kompakte Wohnzimmer-PCs, auf denen Steam vorinstalliert ist. Die kostenintensive Konkurrenz für Konsolen soll Verstärkung von einem Controller bekommen, der eine Brücke zwischen Keyboard/Maus-Steuerung und Konsolen-Controllern schlagen soll. Entwickelt wird schon lange, veröffentlicht noch wenig. Der Hype rund um das Projekt ist längst abgeflacht, die weitere Entwicklung steht in den Sternen. Vielleicht kommt ja noch ein Aufwärtstrend, sobald die Controller verfügbar sind.
Eine Veröffentlichung könnte die Steam-Machines zu einem Verkaufsschlager machen: Jedes Gerät kommt zeitexklusiv mit Half-Life 3 vorinstalliert. Es gäbe Kriege um die Wohnzimmer-Rechner. Aber daraus wird wohl nichts, spieletechnisch ist es nämlich ruhig um den einstigen Gigaten geworden. Die Veröffentlichung von Half-Life 2 ist schon über 10 Jahre her (jetzt bitte alt fühlen), die Orange Box mit den Meisterwerken Portal und Team Fortress 2 kam 2007 heraus, letzteres ist mittlerweile free2play und es geht nur noch um Hüte. In jüngerer Vergangenheit wird die spieledichte noch dünner, mit Portal 2 gab es 2011 eine würdige Fortsetzung eines der besten Spiele der vergangenen Jahre, danach kamen Counter-Strike: Global Offensive (2012) und DOTA2 (2013) heraus. Seither ist es still.
Langsam überkommt mich das Gefühl, dass Valve einmal Spiele gemacht hat, jetzt machen sie Geld. Das ist eher traurig, zumal die Titel aus der Entwicklerschmiede stets hochwertig, durchdacht und wegweisend waren. Ich bin sicher nicht alleine, wenn ich mir denke, dass der einst so umhypte Riese Valve ein wenig vom Weg abgekommen ist. Dienstleistungen stehen im Vordergrund, die angebotenen Produkte sind wenig attraktiv. Es bleibt abzuwarten, ob es sich dabei nur um eine Phase handelt oder ob wir es mit einem Studio zu tun haben, welches dauerhaft das Verständnis für den Unterhaltungs-Markt verloren hat.
Denn eigentlich wollen wir alle doch nur das Eine: Dass Gabe Newell auf die Bühne kommt, drei Finger in die Höhe hält und endlich den dritten Teil ankündigt. Wenn wir Glück haben handelt es sich dabei um Half-Life 3, mittlerweile würde ich ihnen aber auch Left4Dead 3 zutrauen...

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Die VG Cats haben es erfasst.
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