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In Your Face Friday - Crowdsourcing

karlstiefel 20.04.2012 34935 26
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Tim Schafer hat ein Problem: Ich schreibe zu viel über ihn. Abgesehen davon fand er für sein geplantes Adventure keinen Publisher. Da ihm somit das Geld fehlte, wandte er sich an die Community mit einer einfachen Bitte. Wenn jeder Fan nur ein paar Dollar "investieren" könnte, würde er nicht nur ein neues Spiel heraus bringen, sondern auch noch eine Dokumentation darüber drehen. Das Ziel waren 400.000 Dollar. Mittlerweile konnten dem Projekt auf diesem Weg ganze 3,3 Millionen Dollar zufließen. Wir haben es mit einer Erfolgsgeschichte zu tun.

Tim Schafer und Ron Gilbert haben ein Problem - ein Luxusproblem. Denn sie haben zu viel Geld. Nein, sie haben keine Bank überfallen und sie haben auch keine gegründet und sind dann Pleite gegangen, um eine Finanzspritze zu erhalten. Die 3,3 Millionen Dollar in ihren Händen haben sie von den Fans über die Finanzierungs-Plattform KickStarter bekommen. Im Prinzip läuft das einfach ab: Man stellt ein Projekt auf die Seite und erbittet einen Vertrauens- und Geldvorschuss. Für einen festgelegten Betrag (bei Tim und Ron 15 Dollar), den man mindestens investieren muss, erhält man im Gegenzug ein Versprechen. In diesem Fall das Spiel, das Double Fine Produktions aktuell plant und finanziert haben möchte. Hier kann die Höhe der Investition gestaffelt werden - von den erwähnten 15 Dollar für das Spiel, bis hin zu 10.000 Dollar für ein Essen mit dem Team hinter dem Spiel, einer Studioführung und vielen Extras.

Erwartet hat Double Fine nicht wirklich viel. 400.000 Dollar wollten sie für das Spiel und eine Dokumentation über dessen Entstehung von den Fans erbitten. Heute stehen sie da mit 3,3 Millionen Dollar. Im Vergleich zu den (laut inoffiziellen Angaben) 50 Millionen für ein Call of Duty-Spiel ist das noch wenig, aber für einen Independent-Studio, welches den Publisher aus der Vertriebskette streichen möchte, ist das ein riesengroßer Batzen an Geld.

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Nur 400.000 ... sehr bescheiden, der Tim.


Von diesem alternativen Investment wollen natürlich auch andere Studios etwas haben. Schließlich kann auf diese Art die Finanzierung durch einen Publisher umgangen werden. Das wiederum bedeutet, dass den Entwicklern niemand Vorgaben geben kann, die ein möglicherweise geniales Spiel ruinieren könnten. Wenn das Endprodukt nicht gut wird, ist klar wer die Schuld trägt. Auch inXile Entertainment haben KickStarter als ihre Finanzierungsplattform für das Spiel Wasteland 2 gewählt und damit das doppelte des angestrebten Budgets erhalten. Für 1.000 Dollar kann man übrigens seinen Namen in dem Spiel verewigen (Waffe, Person oder Ort), für das Doppelte darf man sogar die Hintergrundgeschichte des personalisierten Items schreiben. Legt man nochmal 500 drauf, wird man zum NPC.

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Ich werfe Geld auf den Bildschirm, aber es passiert nichts!


So genial das Prinzip auch klingt, den Publisher komplett aus der Produktionskette zu entfernen, hat ein massives Problem. Denn um die erwähnten 3,3 Millionen Dollar zu bekommen muss man massives Vertrauen der Zocker-Gemeinde genießen. Das haben vielleicht Tim Schafer und Ron Gilbert, aber ein junger Nachwuchsentwickler sicher (noch) nicht. Selbst wenn dieser eine geniale Idee hat, fehlen ihm die Lizenzen für eine bekannte Spielereihe (notwendig für die etablierte Fortsetzungspolitik bei Spielen), sein Name ist keine Werbung für das geplante Produkt und seine Fanbase lässt sich auf einer Hand abzählen. Auf gut Deutsch: Bei einem bekannten Studio weiß man auch eher, wo das Geld wirklich hin geht. Ohne Vertrauen also kein Geld, ohne Geld kein Spiel und ohne Spiel kein Vertrauen - ein Teufelskreis.

KickStarter ist also in diesem Fall genial für Veteranen, die nicht in das Schema von EA, Activision oder Zynga passen. Es ist ein Ort der Wiederauferstehung für totgeglaubte Fanfavoriten und spannende neue Projekte aus bekannten Spiele-Schmieden. Hier wird die Stimme der Community gehört, die einstimmig “MEHR!” gröhlt. Mehr von etwas, was schon eine Grundlage hat. Einen wirklichen Start von etwas komplett Neuem ist hier zwar auch möglich, aber mit Sicherheit nicht so einfach bzw. erfolgreich. Eine Loslösung vom Entwickler-Publisher-Prinzip sehe ich also nicht, aber selbstverständlich eine attraktive Alternative, damit jeder seinen Markt ein bisschen ankurbeln kann. Warum das heutzutage besonders wichtig ist? Weil es immer wieder Fälle geben wird, in denen eben lieber das nächste Call of Duty den Zuschlag vom Herausgeber bekommt und das abgedrehte, neue Adventure auf Eis liegen muss. Der Grund dafür ist denkbar einfach: Der Shooter bringt mehr Geld. Genau hier greift die Finanzierungs-Plattform in das gewinnorientierte System ein und rettet den Underdog.

Übrigens starte ich diese Tage auch eine KickStarter-Aktion, um overclockers.at zu kaufen. Dann muss der wHm wieder die Nacht zum Tag machen, um freitags pünktlich einen IyFF herausbringen zu können. Wer von euch ist dabei?
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