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Videospiel-Verfilmungen

karlstiefel 28.09.2012 28908 13
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Zwei Medien treffen sich: Computerspiele und Filme. Während die meisten Spiele zu Kinofilmen eher mittelmäßig und deren Anzahl überschaubar ist, schlagen Spieleverfilmungen schon höhere Wellen. Dabei ist das gar nicht so einfach - immerhin muss ein solches Werk sowohl die Fans begeistern, als auch den normalen Kinogänger unterhalten. Dabei funktioniert nicht jedes Spiel auch als Film gut. Verschaffen wir uns einen Überblick in dem Genre, denn hier gibt es Trash, Meisterwerke und einen guten Einblick in die Denkweise zahlreicher Filmstudios.

Wenn ein Neuzugang die Medienlandschaft betritt, werden gerne die Konventionen vorhergegangener, ähnlicher Medien kopiert. Der Film zeigte in seiner Anfangszeit Varietéshows. Das Fernsehen übernahm die Nachrichten, die vor den Filmen liefen. Und Computerspiele zeigten sich - so wie es ihnen die Technologie ermöglichte - von einer sehr cineastischen Seite. Zwar gab es schon früh Spiele zu Filmen, diese erinnerten jedoch eher durch kleinere Details und dann auch nur mit viel Fantasie an die Vorlage. Erst als ambitionierte Studios Spiele mit ausgereifter Grafik entwickelten, wurde der “große Bruder” Film auch tatsächlich imitiert.
Hier geht es aber nicht um Spiele-Grafik, sondern um die umgedrehte Wechselwirkung zwischen Filmen und Spielen. Denn wenn sich das neue Medium erst etabliert hat und von der Gesellschaft ernst genommen wird, kann es auch von anderen Medien adaptiert werden. Dann gibt es Bücher zu Serien, Theaterstücke zu Comicbüchern und - wir sind endlich bei unserem Thema angelangt - Filme zu Spielen.

Den Anfang macht wohl die bekannteste Spiele-Figur aller Zeiten: Super Mario. Der Klempner, Prinzessinnen-Retter, Kart-Fahrer und Maskottchen von Nintendo hatte bereits 1989 in der Super Mario Brothers Super Show den ersten Fernseh-Auftritt bei uns im Westen. In kurzen Sketchen wurde er von Lou Albano gespielt, die Rolle von Luigi übernahm Danny Wells. Diese bildeten den Rahmen für Comic-Serien rund um Super Mario und Link von The Legend of Zelda. Auf die große Leinwand schafften es die Brüder 1993 mit Super Mario Bros., in dem das Duo von Bob Hoskins (Duell - Enemy at the Gates, Hook) und John Leguizamo (Land of the Dead, Romeo und Julia) gespielt wurde. Mit einer seltsamen Mischung aus realer Welt und einem Pilz-Königreich, welches eher an Blade Runner erinnert, wurde die Umsetzung eher negativ von Fans und Kritikern aufgenommen. Das absurde Setting wurde so erklärt, dass der Meteorit, der die Dinosaurier ausgerottet hatte, diese in Wirklichkeit in ein Paralleluniversum katapultiert hatte, in dem sie sich zu humanoiden Wesen weiterentwickelten. Daisy, gespielt von Samantha Mathis (The Punisher, American Psycho) war das Bindeglied zwischen den entzweiten Welten. Dennis Hopper (Speed, Apocalypse Now) empfand die Entscheidung, den Bösewicht König Koopa zu spielen im Nachhinein als den größten Fehler seiner Karriere. Auch ein mechanischer Yoshi, der nicht süß und knuffig, sondern wie direkt aus Jurassic Park wirkte und satte 500.000 Dollar kostete, half da nichts mehr. Keiner der Regisseure - Annabel Jankel und Rocky Morton - wagte sich seit der gefloppten Spieleverfilmung mehr in den Regiestuhl.

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So sahen die beiden Brüder-Paare als reale Menschen aus.


Wesentlich einfacher als das Pilz-Königreich zu erklären, ist eine ordentliche Schlägerei zu inszenieren. Musikvideo-Regisseur James Yukich traute sich daher an die Verfilmung des Prügel-Spieles Double Dragon (1994) und konnte dafür Mark Dacascos und Scott Wolf als Jimmy und Billy gewinnen. Dass nach diesen Namen keine Filme in Klammern stehen, ist ein guter Hinweis auf die weitere Karriere der Beiden. Koga Shuko, der Kontrahent der Brüder wurde ein wenig besser gecastet - Robert Patrick (Terminator 2, Walk the Line) übernahm die Rolle. Auch Alyssa Milano (Charmed, Public Enemies) hatte eine erfolgreichere Karriere vor sich. Leider konnte keiner der beiden den mäßigen Film retten - weniger als ein Sechstel der Produktionskosten konnten an den Kinokassen wieder eingespielt werden. Da halfen auch die Erlöse aus den VHS-Kassetten nichts mehr.

Genre-Kollege Street Fighter wurde gleich doppelt verfilmt - 1994 mit Jean-Claude Van Damme (als Guile) und 2009 mit Kristin Kreuk (als Chun-Li). Die Kämpferin war natürlich auch im ersten Teil vorhanden, gespielt von Ming-Na Wen (die der Disney-Figur Mulan die Stimme lieh). Bison wurde in seiner letzten Rolle von Raúl Juliá (Die Adams Family) dargestellt, in The Legend of Chun-Li übernahm Neal McDonough (Band of Brothers, Minority Report, Captain America) die Aufgabe des Bösewichtes. 1994 spielte auch Kylie Minogue (als Cammy White) mit, die Musiker-Quote wurde 2009 von Taboo (als Vega) von den Black Eyed Peas erfüllt. Star-Aufgebot hin oder her, keiner der beiden Filme war trotz eineinhalb Jahrzehnten Abstand sonderlich gut. Zu viele überstilisierte Versatzstücke wie die ikonischen Outfits oder unrealistischen Kampf-Bewegungen, sowie die gekünstelte Siegespose der Charaktere ließen die Filme einfach etwas unentschlossen wirken. Es war nicht klar, ob sie nun realistisch oder fantastisch wirken sollten. Mitte der 90er konnte man das noch als halbwegs charmantes Action-Trash-Kino abtun, was den relativen finanziellen Erfolg auch erklären würde. Zeitgemäße Kinogänger straften The Legend of Chun-Li massiv ab, nur etwa ein Fünftel der Produktionskosten wurde an den Kinokassen wieder erwirtschaftet. Schön absurd: Zu Street Fighter - The Movie gab es auch ein gleichnamiges Spiel - das Spiel zum Film zum Spiel also.

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Es dürfte klar sein, warum Street Fighter nicht für die Story gespielt wird.


Qualitäts-Achterbahn


Da sich gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts die Prügel-Spiele sowohl gut verkauften als auch gut verfilmen ließen, wurde auch Mortal Kombat (1995) verfilmt. Im Gegensatz zu Street Fighter wurde hier zugunsten der Action nur wenig Wert auf Realismus gesetzt. Robin Shou spielte Liu Kang - eine Rolle, die ihm zahlreiche Nebenrollen in Filmen wie The Legend of Chun-Li und Dead or Alive einbrachte. Für Resident Evil war er der Trainer von Milla Jovovich. Christoper Lambert (Highlander) spielte den Donnergott Raiden. Im Regiestuhl saß erst zum zweiten Mal Paul Anderson, der später Event Horizon, sämtliche Resident Evil-Verfilmungen, Dead or Alive und Die drei Musketiere verfilmen sollte. Was er mit seiner ersten Spieleverfilmung lostreten sollte, wusste er aber wohl selber nicht. Es folgten ein zweiter Film, eine Fernsehserie, zwei Comicserien, ein vielversprechender Trailer für einen Reboot und eine daraus resultierende und durchaus hochqualitative YouTube-Serie. Dazu kamen sechs Spiele nach dem Erscheinen des Filmes - zusätzlich zu den drei damals bereits existierenden.

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Die YouTube-Serie schaut im Vergleich zu dem Film aus den 90ern richtig gut aus.


Ins Weltall ging es 1999 mit Wing Commander. Freddie Prinze Jr. zog als Pilot Christopher Blair in den interstellaren Krieg gegen die katzenartigen Kilrathi. Regisseur Chris Roberts war als Designer maßgeblich an der Wing Commander Serie beteiligt. Nach seinem Erstlingswerk bemerkte er aber, dass er für Regie kein Talent hat und als Produzent besser fungiert. In dieser Rolle hat er bei The Punisher, Lord of War und Lucky Number Slevin mitgewirkt. Das hat auch einen guten Grund - wurde der Film doch richtiggehend von den Kritikern zerrissen. Besonders das zu den Spielen unterschiedliche Aussehen der Kilrathi missfiel den Fans. Das rächte sich, sowohl finanziell als auch bei dem Ruf der Spiele-Serie.

2001 wurden gleich zwei sehr unterschiedliche Spiele verfilmt. Während aus Japan Final Fantasy: The Spirits Within kam - waren die Render-Szenen in den Hautpspielen selbst doch stets ein Highlight - erhielt auch die bekannteste Frau der Spielegeschichte den ersten Blockbuster spendiert. Lara Croft: Tomb Raider hieß das Action-Spektakel mit Angelina Jolie als schießwütige Archäologin. Während sie sowohl bei ihrem Debüt auf der Leinwand als auch zwei Jahre später mit der Fortsetzung Lara Croft Tomb Raider: Die Wiege des Lebens erwartungsgemäß Erfolg hatte, war dieser nur bedingt verdient. So wurde die Geschichte der Serie nicht wirklich weiter erzählt - vielleicht auch gut so, wenn man sich den weiteren Geschichtsverlauf von Tomb Raider so ansieht. Bemerkenswert war der spätere James Bond Daniel Craig als Gegenspieler im ersten Teil. Weniger erfolgreich war eine weniger realistischere Hauptdarstellerin: Aki Ross. Diese digitale Schönheit mit der Stimme von Ming-Na Wen (wir erinnern uns an Street Fighter) wurde von Square Pictures erschaffen, um die erste virtuelle Schauspielerin zu sein. Ein Computermodell in verschiedenen Filmen. So komplex und realistisch, dass für die Darstellung ihrer Haare ein eigenes Programm geschrieben wurde. Um ein Bild von ihr zu rendern, brauchte die komplette Serverfarm des Unternehmens über eine Stunde. Dementsprechend teuer war auch der Animationsfilm, welcher mit 137 Millionen Dollar das Budget jedes damaligen Computerspieles sprengte. Angenommen wurde die für Final Fantasy typisch neue Geschichte nicht wirklich - weniger als 90 Millionen Dollar kamen wieder in die Kassen der Produzenten zurück. Dabei war Hironobu Sakaguchi maßgeblich an der “Regie” beteiligt - war und ist er doch ein bedeutender Name für die Final Fantasy Serie, sowie Designer von Chrono Trigger. Squaresoft kam auf diesen Flop hin in finanzielle Schwierigkeiten, was eine Fusion mit dem Studio Enix zu dem Entwickler- und Publisher-Riesen Square Enix mit sich brachte.

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Zwei Damen: Eine ist real, die Andere nicht.


Wie bereits erwähnt, erhielt auch Resident Evil (2002) eine Verfilmung mit Milla Jovovich als Zombiejägerin Alice. Bei drei der ab September 2012 fünf Filme hatte Paul Anderson die Finger im Spiel. In Resident Evil: Apocalypse (2004) führte Alexander Witt Regie, bei Resident Evil: Extinction (2007) war es Russel Mulachy (Highlander). Mehr Filme hat bisher noch keine Spieleserie spendiert bekommen. Bisher hat jeder Teil sein Budget etwa verdreifacht - Anderson und seine Frau Milla sitzen also auf einer Goldmine. Obwohl die Horror/Survival-Reihe noch nie eine wirklich schlag- und stichfeste Story hatte, wurden bei den Filmen einfach nach Belieben der Drehbuchautoren neue Geschichten dazuerfunden. Kritiker und hartgesottene Fans werfen Anderson vor, er bediene sich der Versatzstücke von Resident Evil, ohne den wirklichen Kern der Serie zu erfassen. Zusätzlich zu den “Live-Action” Filmen gibt es zwei CGI-Filme: Resident Evil: Degeneration (2008) und Resident Evil: Damnation (2012), welche beide den Spiele-Charakter Leon S. Kennedy als Protagonisten haben und sich eher an die Spiele halten.

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Ob Ego-Shooter oder Survival-Horror - als Film ähneln sich die Genres mehr als den Fans oft lieb ist.


Zu Beginn dieses Artikels wurde beschrieben, wie junge Medien von ihren Vorgängern kopieren. Ein sehr wichtiger Aspekt hierbei ist immer der Blickwinkel. Theaterbühnen lassen uns traditionell in einem fixen Winkel auf das Geschehen schauen, während in Film und Fernsehen durch die Mechanisierung der Beobachtung mithilfe der Kamera diese Begrenzung aufgehoben wird. Mindestens genau so ikonisch ist der Blickwinkel bei Ego-Shootern. Aus der Ich-Perspektive mit der Waffe im Anschlag läuft man durch Level und liefert sich Feuergefechte. Das zielt auf eine maximale Vereinnahmung des Spielers - er selbst wird zum Hauptcharakter, die Spiele-Welt interagiert direkt mit ihm, statt mit einer komplett sehbaren Spielefigur. Diese an den Monitoren bekannte Sichtweise kam - wenn auch nur kurz - in Doom (2005) vor. Die Geschichte ist so dünn wie in den Spielen: In einem Forschungslabor auf dem Mars wird ein 24. Chromosom entdeckt, welches das Potenzial des menschlichen Organismus entfesseln soll. Natürlich ist das Resultat der Experimente nicht der ersehnte Super-Soldat, sondern ein Haufen Monster. Es wird eine Elite-Einheit mit Karl Urban als John “Reaper” Grimm und Dwayne “The Rock” Johnson als Sarge dort hingeschickt, um die Situation zu entschärfen. Das passiert natürlich nicht, es wird nur schlimmer. Gegen Ende sieht man wie aus den Spielen bekannt den Gang durch die engen Korridore der Forschungsstation in der Ego-Perspektive. Ein Trend, der nicht wirklich Fuß fassen konnte - dennoch ein halbwegs gelungenes Experiment.


Uwe Boll


Ein Name, der hier wohl oder übel genannt werden muss, ist Uwe Boll. Der Produzent, Regisseur und promovierter Literaturwissenschaftler hat wohl mehr Spiele verfilmt als jeder Kollege. Zu seiner Filmografie (Regie und/oder Produktion) gehören: House of the Dead (2003), Alone in the Dark (2005) mitsamt Fortsetzung (2008), drei BloodRayne Teile (2005, 2007 und 2010), Postal (2007), zwei Mal Die Schwerter des Königs (eigentlich Dungeon Siege, 2007 und 2011) und Far Cry (2008). Wo Boll mit Fleiß glänzt, versagt er aber am Talent - denn jeder einzelne dieser Filme ist katastrophal schlecht. Das ist keine persönliche Meinung, sondern von der Kritiker-Gemeinde wieder und wieder bestätigt. Mit dieser hat Uwe Boll einen besonderen Zwist. So lud er fünf seiner schärfsten Kritiker in den Boxring ein, um Fäuste statt Artikel sprechen zu lassen. Was Boll bis zum Start der ersten Runde im Ring verschwieg: Er ist halbprofessioneller Boxer. An einem Abend hatte er also die Möglichkeit, sich fünf Mal für schlechte Kritiken zu rächen. Das machte seine Filme allerdings auch nicht besser.

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Uwe Boll: Gamer mit Leib und Seele.


Aber was ist denn jetzt so schlecht an den Bollwerken des schlechten Geschmacks? Nun, Boll ist ein Enthusiast. Wenn er Filme von Größen wie Tarantino oder Del Torro schaut, kann er genau sagen, welche Szenen gut waren und welche Einstellungen ihm gefallen. Leider versagt er bei der Anwendung des angeeigneten Wissens. Die Dialoge in seinen Filmen sind platt, die Geschichten vernachlässigbar, Charakterentwicklung gibt es nicht und Stilelemente werden notdürftig zusammengewürfelt. Boll schafft es, einzelne Szenen gut aussehen zu lassen. Aber eine Szene macht keinen Film. Stupide Twists und möchtegern-ikonische Sequenzen sind die Folge dieser Art von Regie. Dazu kommt die einfache Denkweise von Uwe Boll. Kritiker reden schlecht über mich? Ich hau ihnen aufs Maul! Kinder werden nicht in Filmen erschossen? Wir machen eine Schießerei in Postal, wo nur Kinder erschossen werden! Provokation ohne Hintergedanken, Regie wohl mit Herz aber ohne Verstand.

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Also DAS hat Alone in the Dark nun wirklich nicht verdient!


Finanziert wurden viele Filme durch einen Steuer-Trick. Boll gründete eine Produktions- und Vertriebsfirma in Deutschland, mit der er Fördergelder beantragte. So weit so legal - doch mit dem so hochgezogenen Projekt wurden Anteile an Kommanditgesellschaften angeboten. Diese mussten mit einem hundertprozentigen Verlust ihrer Anlagen rechnen, was zunächst schlimm klingt. Da Boll jedoch eine Gewinnerzielungsabsicht aussprach, wurde der Verlust zu einer Anlage - denn obwohl das Geld kurzfristig weg war, konnte es langfristig wieder eingespielt werden. Statt einer üblichen Rückzahlung der Investition tröpfelten die Gelder durch den DVD-Verkauf und die Markenrechte langsam wieder in die Kassen der Firmen. Das so “angelegte” Geld schien als Verlust in den Steuererklärungen auf und die Investoren mussten weniger Steuern zahlen. Boll konnte seine Filme also nur durch Beihilfe zur Steuerumgehung finanzieren.

Die üblichen Verdächtigen


Kommen wir von unglaublich schlechten Spiele-Filmen zu den genießbaren Vertretern des Genres. Christopher Gans (Pakt der Wölfe, Crying Freeman) brachte 2006 Silent Hill auf die Leinwand. Im Endeffekt handelt es sich um die etwas aufbereitete Geschichte des gleichnamigen ersten Videospieles. Fan-Liebling Pyramid Head hat einen Gast-Auftritt, obwohl er erst in Teil zwei der Serie erstmals vorkommt. Bemerkenswert ist, dass sämtliche relevanten Charaktere in dem Film Frauen sind - lediglich Sean Bean als Ehemann der Protagonistin ist hier die Ausnahme. Laut Gans wurde dieser erst nach Anraten der Produzenten in die Story geschrieben, um etwas Licht in die dunkle Welt von Silent Hill zu bringen. Hauptdarstellerin Randha Mitchell (Pitch Black, Finding Neverland) als Rose Da Silva sucht in dem verfluchten Örtchen nämlich nach ihrer Tochter Sharon (Jodelle Ferland), die der kleinen und sehr unheimlichen Alessa aus der Grusel-Stadt zum Verwechseln ähnlich sieht. Ende 2012 steht noch eine Fortsetzung des doch halbwegs erfolgreichen Filmes an - dieses Mal in 3D ...

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In Silent Hill passen die Frauen ja ganz gut aber bei Hitman?


Fernab von verfluchten Kurorten, nämlich im politisch umkämpften St. Petersburg macht sich Agent 47 für seinen nächsten Auftrag bereit. In Hitman - Jeder stirbt alleine (2007) ließ Xavier Gens den Killer in ein russisches Polit-Komplott eintauchen. 47 wurde von Timothy Olyphant (Dreamcatcher, Noch 60 Sekunden) verkörpert. Obwohl er nicht wirklich das grimmige Gesicht der digitalen Vorlage hatte, spielte er die Rolle doch mit der notwendigen Kühlheit. Da die Hitman-Serie selbst polarisiert, war der Film keine Ausnahme - auch hier gab es scharfe Kritik und zumindest etwas begeisterte Fans. Der Versuch, einen hochgezüchteten Profi-Killer halbwegs menschlich wirken zu lassen ging also nach hinten los. Schöner Witz in einer Szene: Man sieht das Spiel kurz im Film.

Irgendwie scheint das Sub-Genre nicht von Prügelspielen weg zu kommen. Warum auch? Martial Arts Streifen und passende Spiele gehen doch schließlich zusammen wie die Faust aufs Auge. DOA: Dead or Alive von 2006 ist da leider nur ein weiterer Eintrag in dem Kapitel der mäßigen Verfilmungen. Die Mischung einer mäßig starken Lizenz mit einem enthusiastischen Regisseur - in diesem Fall Corey Yuen (Transporter) - und einer mäßig bekannten Besetzung macht nun mal keinen Meilenstein der Kinogeschichte möglich. So wurde nur etwa ein Drittel der Produktionskosten von den Einnahmeergebnissen gedeckt. Tecmo, das Studio hinter Dead or Alive, geriet in den folgenden Jahren in finanzielle Nöte, bis es 2010 aufgelöst und als kleineres, namensgleiches Studio neu gegründet wurde. Der gefloppte Film war jedoch nur ein Sargnagel in diesem Fall.

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Knapp bekleidete Frauen und ein Noir-Filter haben noch keine Verfilmung zum Erfolg gemacht.


Nicht weniger kritisch wurde Max Payne (2008) von vielen Seiten begutachtet. John Moore (Das Omen, Behind Enemy Lines) versuchte sich mit einem stilistisch durchaus ansprechenden Film-Noir-Stil an der Verfilmung. Ein großer Kritikpunkt war die Besetzung des Hauptcharakters Max mit Mark Wahlberg (The Departed, Shooter) - als “zu wenig kaputt” wurde er abgestempelt. Das Thema “Drogen-Cop” blieb von der Vorlage erhalten, doch als zu den Wirkungen der Droge “Valkyr” scheinbar übernatürliche Wesen dazu kamen, ging die Fan-Liebe das Fenster hinaus. Wirklich zufrieden war Remedy Entertainment - das Studio hinter Max Payne - mit dem Film auch nicht. Zu viele Unterschiede, zu lasche Inszenierung.

Ebenfalls mystisch aber in einem passenden Setting war Prince of Persia: The Sands of Time von 2010. Jake Gyllenhaal (Donnie Darko, Zodiac) verkörperte den akrobatischen Prinzen, die Regie führte Mike Newell, der für Harry Potter und der Feuerkelch und Vier Hochzeiten und ein Todesfall verantwortlich war. Es war der Versuch von Walt Disney Pictures in die Welt der Videospiel-Filme einzusteigen. Da eignet sich ein Abenteuer-Film dieser Art natürlich besonders gut. Das Studio hatte bereits unwahrscheinlichere Inspirationen als ein Spiel für einen Film - basiert Fluch der Karibik doch auf einer Disneyland-Attraktion mit Piraten-Thema. Und der Erfolg gab ihnen recht - bloß eben leider nicht genug. Denn der Sommer-Blockbuster war nicht der Über-Hit, den sich das Studio erwartet hat. Somit wird Disney wohl nicht aus dem Spiele-Film-Business aussteigen, doch die Entwickler werden sich wohl kaum fürchten müssen, dass ihnen die Lizenzen unter den Füßen weggekauft werden.

Game Over


Das Schlusslicht macht - wie könnte es nicht anders sein - ein Prügel-Spiel. Tekken versuchte 2010 eine Geschichte in die Martial-Arts-Welt des Spieles zu bringen. Verantwortlich dafür ist Dwight H. Little, der mit eher mäßigen Filmen wie Free Willy 2 oder Anacondas: Die Jagd nach der Blut-Orchidee assoziiert wird. Die Charakter-Auswahl fiel auf Jin, verkörpert von Jon Foo (Ong Bak 2, Batman Begins). Das Tekken-Turnier wird in einer postapokalyptischen Welt von dem gleichnamigen Konzern veranstaltet. Die Geschichte rund um Rache und Stolz dient eher als Überleitung zwischen den Kämpfen. Entwickler Namco schien nicht sehr an dem Projekt zu hängen, wenn man den Beteiligten glauben darf.

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Während Tekken B-Movie-Flair hat, können professionelle Fan-Produktionen wie die von Felicia Day für Dragon Age punkten.


Die Verfilmungen von einundzwanzig Spiele-Serien haben wir in dieser Retrospektive begutachtet. Die Geschichte der Videospiel-Filme wird von mehr Schandflecken als Highlights gepflastert - da stellt man sich doch die Frage, warum dennoch immer wieder Spiele als Vorlagen dienen. Im Endeffekt erwarten sich Entwickler, Publisher und Filmstudios einen Synergie-Effekt. Drei Zuschauergruppen sollen angesprochen werden: Gamer, Action-Fans und Kino-Enthusiasten. Gamer kennen das Spiel und dessen Geschichte, haben eine emotionale Bindung dazu. Sie gehen ins Kino, um ihr Lieblingsspiel auf der Leinwand zu sehen. Action-Fans erwarten sich von Spiele-Filmen gute Unterhaltung, basieren diese doch auf bereits erfolgreichen Serien, die Millionen von Menschen unterhalten. Die Enthusiasten stehen an der Kinokasse und schauen, was gut klingt - hier ist es eher Zufall, wenn sie kurze Zeit darauf im nächsten Spiele-Film sitzen. Der Synergie-Effekt tritt dann ein, wenn Leute den Film schauen, weil sie das Spiel kennen (Gamer). Anders herum kaufen die begeisterten Kinogänger wahrscheinlich das Spiel, welches als Vorlage diente (Action-Fans, Enthusiasten). So wird ein multimediales Erlebnis geschaffen. Das von der Serie gebotene Erfahrungs-Spektrum wird erweitert - statt nur Spielen oder nur Filmen gibt es eben beides. Richtig gemacht, ergänzen sich die beiden Medien und bringen Zockern den Kinosaal statt dem P2P-Client näher, während Kinogänger auch mal ein Spiel statt einer DVD oder Blu-ray kaufen.

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Halo hat bereits Werbung in Filmqualität bekommen - warum hat sich der Master Chief also noch nicht auf die große Leinwand getraut?


Geplant ist noch einiges an Nachschub - von Bioshock, God of War und Halo (welcher ja von Peter Jackson und Neill Blomkamp verfilmt werden sollte, nach Scheitern des Projektes wurde District 9 gedreht) über World of Warcraft bis hin zu Kane and Lynch und Uncharted. Wir können nur hoffen, dass Spiele zukünftig denselben Stellenwert wie Bücher, Serien oder Comics als Vorlagen bekommen. Die Akzeptanz ist vorhanden und wächst - nur die tatsächliche Qualität der Filme ist größtenteils noch nicht auf dem dafür notwendigen Niveau angekommen. Es braucht mehr als die Lieblingswaffe der Spieler oder den Charakter aus Teil XY einzubauen. Vielleicht wird das Medium Film den Computerspielen eines Tages helfen, von der breiten Masse als Kunst wahrgenommen zu werden. Das heißt, sofern Uwe Boll nicht weiter an diesem Prozess beteiligt ist.
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