Systeme mit potentem Prozessor, mehreren
leistungshungrigen Grafikkarten und einigen Laufwerken haben zurzeit einen Energiebedarf, bei dem man um ein 700-Watt-Netzteil fast nicht mehr herumkommt. Während andere mit dieser Leistung ihre ganze Wohnung beleuchten, haben wir uns
fünf Netzteile im Bereich von
720 bis 800 Watt angesehen, deren Preise sich zwischen rund
110 und 200 Euro bewegen. Neben bekannten Namen wie
Chieftec, Corsair, Enermax und
Thermaltake haben wir mit
Tronje auch einen "Außenseiter" dabei.
Chieftec Turbo CFT-750-14C 750WHersteller |
geizhals.atCorsair TX 750W (CMPSU-750TX)Hersteller |
geizhals.atEnermax Infiniti 720W (EIN720AWT)Hersteller |
geizhals.atThermaltake ToughPower 750W (W0116)Hersteller |
geizhals.atTronje IMBA 800WHersteller |
geizhals.atWir bedanken uns herzlich bei der Firma DiTech,
die uns einige der Testexemplare zur Verfügung gestellt hat. Aus technischer Sicht erscheint das Bewerberfeld der
ATX-2.2-Netzteile bis auf das Vorhandensein oder Fehlen eines Kabelmanagements recht homogen. Alle betrachteten Netzteile haben etwa 140 mm große Lüfter verbaut und wurden bis auf das Tronje namentlich im Rahmen der
80plus-Initiative positiv überprüft. Für die Geräuschbelastung ist die Qualität des Lüfters allerdings wichtiger als nur die Größe. Zwischen
Garantieumfang und Preis besteht kein straffer Zusammenhang. Aufgrund der leicht unterschiedlichen Leistungen darf man den Preisvergleich aber ohnehin nicht auf die Goldwaage legen.
Für den unbedarften Kaufinteressierten präsentieren sich die fünf Testkandidaten etwa so:
Um unseren Betrachtungen etwas mehr Gewicht zu verleihen als es anhand der Tabelle möglich wäre, haben wir uns eine
Reihe von Eigenschaften angesehen. Mängel oder Herausragendenes in folgenden Bereichen finden Erwähnung:
- Chassis: Verletzungsgefahr, Erscheinungsbild, Genauigkeit des Typenschilds
- Kabel und Stecker: Qualität, Ausstattung, Verteilung, Verpolungs- und Verwechslungssicherheit
- Elektronik: Aufteilung der Ströme, Leistungsaufnahme im Vergleich
- Wer hat das Netzteil wirklich hergestellt?
- Produktbetreuung auf der Homepage des Herstellers
Gerade der
wahre Hersteller ist besonders interessant, weil es durchaus passieren kann, dass einem grundsätzlich baugleiche Netzteile in verschiedenen Gewändern begegnen. Dieses Wissen erlaubt also nicht nur den besseren Preisvergleich, sondern lässt auch gewisse Rückschlüsse auf die Qualität zu. Das Thema
Verpolungssicherheit betrifft im Wesentlichen die Netzteile mit Kabelmanagement. Das falsche Anschließen eines Kabels kann das sofortige Ende des Computers bedeuten. Die Länge und Anzahl der verschiedenen Kabel kann jeweils dem gezeichneten Kabelplan entnommen werden. Natürlich beachten wir auch die Ausstattung. Da es aber Usus ist, Netzkabel und Montageschrauben beizulegen, erwähnen wir sie hier genauso wenig wie beiliegende Aufkleber oder andere Gimmicks.
Eine vergleichende Betrachtung folgt auf der letzten Seite.
Das Chieftec CFT-750-14C und das auf der
nächsten Seite beschriebene
Thermaltake haben ein
ähnliches Kabelmanagement und können damit leider nicht voll überzeugen: Das Anstecken ist aufgrund der beengten Anordnung
nicht bequem und teilweise eher ein Blindflug. Die verwendeten Stecker haben recht scharfe Ecken und Kanten und die Arretierungen sind schwer zu erreichen.
Zur Verbindung der Kabel mit dem Netzteil wurde das von Mainboard und Grafikkarte bekannte Minifit-Jr.-Steckersystem in zwei waagerechten Reihen verbaut. PCI-e- und Peripheriestecker sind
farblich gekennzeichnet (rot und schwarz) und verwechslungssicher gestaltet - zumindest theoretisch. Ein Versuch zeigte nämlich, dass die Kabel aufgrund der geringen Formunterschiede ohne nennenswerten Kraftaufwand sowohl an falsche Buchsen, als auch um 180°
verkehrt herum angesteckt werden können. In letzterem Fall steht man zwar irgendwann mit der Steckerarretierung am Chassis an, wenn man das aber im Betrieb macht, liegt womöglich trotzdem schon Spannung an. Damit ist das Kabelmanagement leider nicht als todsicher zu betrachten.
Es gibt am Netzteil Anschlüsse für drei Arten von Kabeln:
- 1 x achtpoliger EPS (CPU-Versorgung)
- 2 x PCI-e
- 4 x Peripherie (SATA, Molex, Floppy)
Leider beengt: Kabelmanagment bei Chieftec
Detailaufnahme der Buchsen: Verwechslung nicht ausgeschlossen
Die Anzahl der Anschlüsse entspricht auch dem
Kabelumfang. Eigenartigerweise ist der dem Benutzer am nächsten liegende Steckplatz für das achtpolige EPS-Kabel gedacht. Wir meinen, dass dieses Kabel weiter hinter besser untergebracht wäre, da es beim Anstecken anderer Kabel eher im Weg ist. Die Kabel des Chieftec-Netzteils sind auf der ganzen Länge mit Geflechtschlauch ummantelt und geschmeidig. Die Details der Kabelausstattung und die Unterschiede zu den Mitbewerbern können dem untenstehenden Diagramm entnommen werden.
Das Typenschild ist anders als bei Corsair auch auf der Seite des Gehäuses angebracht und so auch im verbauten Zustand sichtbar; die Schrift ist klar leserlich. Der Lüftergrill schließt plan mit der Gehäuseunterseite ab, sodass Reibereien mit dem Gehäuse von vorneherein ausgeschlossen sind. Das in blauer und schwarzer Lackierung erhältliche Netzteil stellt mit einem Preis von etwa
108 Euro das günstigste Netzteil in unserem Test dar und hat eine Garantie von
zwei Jahren. Die Informationen auf der Homepage sind umfassend und leicht zu finden; Handbuch gibt es da aber leider keines.
Produktseite Chieftec | Listung bei GeizhalsBis auf den in den Deckel integrierten Lüftergrill und eine andere Verteilung der Kabel ist das ToughPower baugleich mit dem Chieftec. Das Gehäuse ist glänzend schwarz lackiert und hat eine protzige Aluminiumplakette an der Stelle, an der wir lieber das Typenschild sehen würden. Das Schild ist leider auch nicht gut lesbar. Die steckbaren Kabel entsprechen exakt denen des Netzteils von Chieftec - nur bei den fest verbundenen Kabeln gibt es Unterschiede. Details dazu findet ihr im Kabeldiagramm. Die Schwächen des Kabelmanagements wurden bereits beim Netzteil von Chieftec abgehandelt. Modefetischsten werden sich womöglich besonders über die glänzende Oberfläche freuen - allerdings sieht man natürlich jeden Fingerabdruck.
Bei den Molex-Steckern bedient sich das Thermaltake, sowie die Hersteller alle betrachteten Netzteile, der derzeit sehr beliebten Yestone
Ohmlegs mit Lösehilfe. Leider macht Thermaltake wie auch Chieftec keine Angaben über die Verteilung der Strombegrenzungen bezogen auf die einzelnen Kabel.
Die ausschließlich englisch gehaltene Anleitung ist überdurchschnittlich informativ und die Angaben auf der Homepage sind gut auffindbar und umfangreich.
Dem ToughPower liegt eine
Gummilippe zur Montage zwischen Gehäuse und Netzteil, sowie ein Adapter von PCI-e-8-pin auf PCI-e-6-pin bei. Von der Wirkung der Lippe war nichts zu spüren. Eventuell ergeben sich Vorteile im fortgeschrittenen Alter.
Drei Jahre Garantie werden auf das etwa
130 Euro teure Netzteil gewährt.
Produktseite Thermaltake | Listung bei GeizhalsDas seidenmatt schwarze TX750W ist nicht mit einem Kabelmanagement ausgestattet, dafür sind insbesondere PCI-e- und Mainboardkabel mit
rund 60 cm Länge angenehm großzügig dimensioniert. So erreicht man auch problemlos zweite Grafikkarten oder unkonventionell positionierte Anschlüsse auf Mainboards. Die zwei Teile des 20+4-ATX-Steckers sind fest verbindbar, was in beengten Situationen ein Vorteil sein kann.
Das Innenleben wirkt wie bei Thermaltake und Chieftec ("baugleich") aufgeräumt und sauber verarbeitet. Das Typenschild ist leider nur auf der Oberseite, weshalb man es im eingebauten Zustand eventuell nicht sehen kann. Die Schrift des Typenschilds liegt teilweise nahe an der Grenze der Lesbarkeit. Zur Verteilung der Ströme auf die einzelnen Kabeln gibt es keine Angaben. Aufgrund der unterschiedlichen Färbungen der einzelnen Adern ist aber mit mehreren Beschränkungen zu rechnen.
Sowohl der Lüfter des Chieftec, als auch des Thermaltake und Corsair laufen bei
starker Beanspruchung auch nach dem Abschalten des PCs weiter. Im Gegensatz zur Lösung von Enermax bleiben alle anderen Ventilatoren aber still.
Das rund
115 Euro teure TX750W hat
fünf Jahre Garantie. Das Handbuch und einige zusätzliche Informationen sind online leicht zu finden. Corsair legt bei seinen Netzteilen ein paar
Kabelbinder bei, was wir als nützliche Beigabe empfinden.
Produktseite Corsair | Listung bei GeizhalsEnermax betreibt im Gegensatz zu allen anderen hier vertretenen Herstellern ein eigenes Netzteilwerk. Am untersuchten Infiniti ist entgegen herrschenden Trends nur ein 24-poliger ATX-Stecker verbaut und nicht wie sonst häufig ein 20+4, der ja wohl nur mehr in seltenen Fällen wirklich notwendig sein dürfte. Am Gehäuse auffällig ist ein zusätzlicher, der Montage dienender Blechvorsprung und dass das Lüftergitter leicht über das Gehäuse hinaus steht, was je nach PC-Gehäuse zu berücksichtigen ist. Neben dem Schalter befindet sich eine LED, die zusammen mit einem deutlich hörbaren Summer verschiedene
Fehler- oder Betriebszustände hinweisen.
Mittels eines nur teilweise beschaltenen Ventilatorkabels, das am Mainboard angeschlossen werden kann, kann die
Geschwindigkeit des Netzteilventilators ausgelesen werden. Das Netzteil verfügt ähnlich wie die CWT-Netzteile über einen
Nachlauf des selbigen, betreibt aber außerdem den CPU-Lüfter, sowie einen Ventilator nach Wahl nach dem Abschalten auf voller Kraft. Je nach Temperatur im Netzteil dauert der Spuk zwischen zehn Sekunden und zwei Minuten. Enermax verspricht dabei eine erhebliche Verlängerung der Lebensdauer der Hardware.
Im Gegensatz zu den bisher behandelten modularen Netzteilen verwendet das Infinite wesentlich verpolungssicherere Stecker. Außerdem ist die
Anordnung der Anschlüsse deutlich besser gestaltet, sodass das Lösen und Anstecken wesentlich leichter von der Hand geht. Im Bedarfsfall sind die nur teilweise in Gewebeschläuche gehüllten Kabel auch einzeln erhältlich. Bei sehr schmalen Gehäusen könnte es eventuell zu Problemen beim Anschließen der PCI-e-Stecker kommen, weil ein Schrumpfschlauch das Abknicken auf den ersten Zentimetern verhindert. Die Stromlimits bei 12V verteilen sich theoretisch wie folgt (52A insgesamt):
- 28A für 3 Peripheriekabel und 1 PCI-e-Kabel
- 28A für 3 Peripheriekabel, 1 PCI-e-Kabel und EPS 12V
- 30A für ATX und das fest verbundene PCI-e-6+2
Enermax gibt auf das für etwa
170 Euro erhältliche Gerät eine Garantie von
drei Jahren. Obwohl die auf der Internetseite angebotene technische Information zum Netzteil großartig ist, wäre eine Betriebsanleitung zum Download noch wünschenswert.
Sehr gut gestaltetes Management
Es liegen eine Kabeltasche und ein Adapter Molex => 2x Floppy bei.
Produktseite Enermax | Listung bei GeizhalsKommen wir zu unserem
Sorgenkind: Das vom ebenfalls taiwanesichen OEM Super Flower hergestellte Netzteil hat leider einige Mängel aufzuweisen - beginnend mit Verpackung und Typenschild. Auf denen wird verfrüht der
ATX-Standard 2.91 ausgerufen und mit manch sprachlicher Schwäche aufgewartet. Bei der ATX-Versionsnummer handelt es sich wahrscheinlich um eine Verwechslung mit dem EPS-Standard – der aktuelle ATX-Standard trägt die Bezeichnung 2.2 (nach mancher Auffassung 2.3). Seitlich am Netzteil finden sich lobenswerterweise Angaben darüber, wie die zulässigen Ströme auf die Leitungen verteilt sind. Die verschiedenen 12-V-Leitungen sind dabei durch Farbstreifen gekennzeichnet. Leider sind diese Angaben falsch: Tatsächlich findet man nämlich nur drei anstatt der beschriebenen vier Farben. Mittels eines einfachen Belastungstests haben überprüft, ob wie angegeben Mainboard- und Peripheriestecker tatsächlich eine gemeinsame Begrenzung haben. Der Test konnte das zumindest für den angegebenen Maximalstrom nicht bestätigen. Damit müssen zwangsläufig alle
Angaben zur Stromverteilung als
unzuverlässig eingestuft werden.
Die
Kabel sind teils
sehr kurz geraten. Mit nur 40 cm für tragende Funktionen wird es schnell einmal knapp. In unserem Testsystem konnten wir die Grafikkarten nur mit knapper Not anschließen. Die Geflechtschläuche der komplett ummantelten Kabel neigen zum Schoppen und sind relativ steif. Durchaus angenehm empfanden wir dafür die teilweise beschrifteten und unterschiedlich gefärbten Stecker, die sich brauchbar benutzen lassen. Bei diesem Netzteil ragt der Lüftergrill über das Gehäuse hinaus, was je nach Gehäuse zu Platzproblemen führen kann.
Das Innere des hauptsächlich in Deutschland erhältlichen IMBA 800W wirkt überladen und offen gesagt improvisiert: Es finden sich „frei fliegende“ Drähte und unschöne Lötstellen. Der
Wirkungsgrad ist
erheblich schlechter als bei den anderen Testkandidaten. Entsprechend heiß wird es schon unter geringer Last und
riecht dabei deutlich und unangenehm. Obwohl Tronje angibt, dass sein Netzteil einen Wirkungsgrad von mehr als 80 % hätte und es auch einen
80plus-Test für ein 800-Watt-Netzteil von Super Flower gibt, können wir diese Effizienz nicht bestätigen. Das Corsair TX750W, das beim 80plus-Test "deutlich" schlechter als das Super Flower abschneidet, benötigte bei größerer Last erheblich weniger Strom als das Tronje.
Das dicht gedrängte und unangenehm riechende Innenleben
Produktseite Tronje | Listung bei GeizhalsAuch wenn sich die Gehäuse unterscheiden, so findet man im Inneren doch oft das gleiche Schaltnetzteil!
Drei der hier betrachteten fünf Netzteile sind
mehr oder minder baugleich. Es handelt sich dabei um die Kandidaten von Chieftec, Corsair und Thermaltake. Es sind Schaltnetzteile aus der PSH-Serie des taiwanesischen Herstellers
Channel Well Technology (CWT). Da wir natürlich nicht bis ins letzte Detail Einblick haben, sind feine Unterschiede nicht auszuschließen. So sagt zum Beispiel Corsair, dass ihre Variante höherwertige Kondensatoren enthält. Die für uns erfassbaren Unterschiede beschränken sich eher auf die Kabelausstattung. Bleibt nur die Frage nach dem Grund, warum Chieftec
nur zwei Jahre Garantie auf ein Produkt gibt, auf das Corsair und Thermaltake fünf Jahre geben. In so einen Fall ist es naheliegend, seine Kaufentscheidung nach den Kriterien Verfügbarkeit, Garantieleistungen und Preis zu treffen.
Was die Lautstärke betrifft, so lautet unsere Reihung wie folgt (leise nach laut):
- Corsair
- Chieftec
- Enermax
- Thermaltake
- Tronje
Diese Reihung unterliegt womöglich einer produktionsbedingten Streuung.
Außer bei Tronje sind die
Kabel bei allen Netzteilen lang genug. Enermax bietet ein wesentlich besser zugängliches und verwechslungssichereres Kabelmanagement als CWT. Wer ein paar Euro sparen will und genug Platz in seinem Gehäuse hat, kann sich aber auch überlegen auf ein solches zu verzichten.
Zertifizierungen a la "Crossfire ready" oder "SLI certified" sollten unserer Meinung nach nicht überbewertet werden, da etwaige Spezifikationen nicht publik sind.
Sowohl das Enermax als auch die "baugleichen" Netzteile von Chieftec, Corsair und Thermaltake haben im mittleren Belastungsbereich den
selben Verbrauch. Nur das Tronje fällt bereits in diesem Bereich auf und dieser Effekt wird mit zunehmender Last stärker. In Anbetracht dieser Situation sollte man Angaben zum
Wirkungsgrad eher mit Vorsicht genießen – auch wenn es scheinbar eine 80plus-Prüfung seitens des OEM gibt.
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