Wer kennt ihn nicht, den undurchschaubaren Kabelsalat im Inneren eines PCs. Spätestens beim Einbau eines Window-Mods oder beim Überdenken der Lüftungsstrategie wünscht man alle grauen Flachbandkabel vom Motherboard zu den Laufwerken zum Teufel: zu unflexibel, zu breit und einfach zu hässlich sind diese Standarddinger; leider sind sie bis zur kompletten Einführung von Funkübertragung im Rechner noch ein sehr wichtiges Zubehör, denn ohne sie findet kein Datenaustausch zwischen den Komponenten statt.
Abhilfe gegen die grauen Datenautobahnen schaffen gerundete, meist bunt verkleidete IDE Kabel, die es mittlerweile schon in den meisten Computershops um günstiges Geld zu kaufen gibt. Die meisten dieser Modelle sind maschinell gerundet und der Kabelstrang mit einem Schlauch aus Gummi überzogen. Das Ende des gespliceten Kabelstrangs ist in einem Gummi-Gehäuse verborgen, das den Übergang zum Stecker wie aus einem Guss wirken lassen soll.
Wir haben uns einige Modelle der gerundeten IDE Kabel (zur Verfügung gestellt von
Rascom) angeschaut und auch ein bisschen damit herumgebastelt. Die Ergebnisse unseres Tests findet ihr auf den kommenden Seiten.
Alle Modelle im Überblick:
Modell 1:
Das einfachste, von uns getestete Modell, ist das simple 80polige Flachbandkabel, das einfach in dünne Streifen geschnitten und anschließend mit einer Gummiverkleidung versehen wurde. So ein Kabel kann unter Verzicht auf die professionell wirkenden Gummiüberzüge relativ schnell zu Hause im Selbstbau hergestellt werden. Einfach ein herkömmliches 80poliges Kabel in einzelne Stränge splicen und, zum Beispiel, mit Kabelbinden zusammenhalten.
Das einfache, in grau gehaltene Modell unterstreicht seine billige Herstellung mit dem Fehlen von Klebestreifen unten den Steckergehäusen aus Gummi, deshalb rutschen diese gerne etwas vom Stecker weg und bieten freies Blickfeld auf den darunter liegenden Kabelstrang.
Im Einsatz erweist sich das Kabel als mäßig flexibel – besonders der kurze Abstand zwischen Master- und Slave-Stecker und damit das sehr kurze, biegsame Kabelstück zwischen den unflexiblen Steckergehäusen bringt den Systembauer bei manchen Gerätkonfigurationen zur Verzweiflung. Sind die zu verbindenden Festplatten direkt übereinander eingebaut, ist es fast unmöglich, sie mit diesem Kabel zu verbinden, ohne den grauen Gummiüberzug in einem unschönen Knick zu hinterlassen.
Modell 2:
Das in hübschem Gelb gehaltene IDE-Kabel ist mit einem 80poligen, gedrehten Kabel versehen. Das bedeutet, dass jede der 40 Anschlusslitzen mit ihrem eigenen Massekabel umwickelt ist. Dies soll deutlich zur Signaltreue und Störungsfreiheit des Kabels beitragen.
Wie Modell 1 wird auch das gelbe Kabel in der typischen Ausführung mit 30 cm Abstand zwischen Motherboard-Stecker und Slave-Stecker und 15 cm Abstand zwischen Slave- und Master-Stecker ausgeliefert. Im Gegensatz zu Modell 1 ist es aber durch die paarweise Aufsplittung wesentlich flexibler und bleibt interessanterweise insgesamt sogar einen Zentimeter länger als das graue Kabel.
Durch die höhere Flexibilität ist es viel einfacher, mit diesem Kabel zwei direkt übereinander eingebaute Festplatten zu verbinden.
Das Modell 2 hat zwar noch keine Klebestreifen unter den Steckergehäusen, dafür ist der Beginn des Kabelstranges ungefähr einen Zentimeter lang vom Stecker weg mit einem Schutzplastik versehen. So wird das Aufsplicen des Kabels bis zum Stecker verhindert und der Teil des Kabels, der am Beginn des Gummiüberzugs sichtbar ist, sieht immer ordentlich aus. Eine kleine, aber feine Idee des Herstellers.
Modell 3:
Das dritte Modell wird in den Ausführungen 90cm (60 MB-Slave/30 Slave-Master), 60cm (45/15) und 45cm (30/15) hergestellt. Das Kabel besteht aus bunten, paarweise verdrehten Kabeln, die fast unmoralisch dünn sind. Dies bietet zwar eine überdurchschnittliche Flexibilität, man hat aber immer ein bisschen Angst, die dünnen Kabel würden jeden Moment abreißen. Im (zerstörenden, daher ganz zum Schluss durchgeführten) Belastungstest zeigten die Kabelpaare aber, was wirklich in ihnen steckt. Es ist ohne Hilfsmittel nur sehr schwer möglich, die verdrehten Kabelpaare zu durchtrennen oder abzureißen.
Der Hersteller von Modell 3 hat sich etwas Besonderes einfallen lassen, um das Kabel noch attraktiver zu gestalten: kleine weiße Plastikbänder helfen, das Kabel mit einem Griff vom Gerätestecker abzuziehen. Das schont nicht nur die Kabel selbst, sondern oft auch Fingernägel und –kuppen der Benutzer.
Modell 3 ist mit Abstand das flexibelste Kabel im Test, die verfügbaren Längen tun ihren Teil dazu – je länger das Kabel, desto besser ist natürlich auch die Biegsamkeit. Trotzdem sollte sich jeder Käufer gut überlegen, welche Kabellängen er in seinem Gehäuse wirklich braucht. Überflüssiges Kabel lässt sich bei den gerundeten Varianten sehr schwer verstecken, sprich einfach zwischen zwei Platten stopfen oder dergleichen.
Die professionelle Verarbeitung von Modell 3 wird von einigen Details untermauert. Die oben erwähnten Plastikbänder zum leichteren Abziehen sind nur ein Feature, mehr kam uns im nächsten Test unter.
Das Innenleben:
Der Hersteller von Kabelmodell 3 verspricht dem Käufer sinngemäß „niedrigere Gehäusetemperatur durch geringere Wärmeabgabe der gerundeten Kabel“. Um dies zu testen, haben wir eines dieser Modell-3-Kabel in seine Einzelteile zerlegt und genau untersucht.
Das Kabel besteht, wie oben schon gezeigt, aus 40 Litzen, die mit ihrer eigenen Masseleitung umwickelt sind. Ähnlich wie bei RJ45-Twisted Pair-Kabeln soll dies zu Störungsunanfälligkeit beitragen. Beim Zerlegen des Kabels fiel uns als erstes der doppelseitige Klebestreifen unter den Steckergehäusen auf; dieser verhindert ein Verrutschen des Gummis gegen den Stecker und hilft so das Kabel vollständig vor bösen Blicken und scharfen Kanten zu schützen.
Der Kabelstrang selbst wurde vor dem Verpacken in den Gummischlauch mit Papier umwickelt. Dies trägt noch einmal zu verbesserter Flexibilität bei, da die Plastikkabel nicht direkt innen am Gummi kleben.
Kühlung:
Um es gleich vorweg zu nehmen: gerundete Kabel tragen aktiv nichts zu besserer Gehäusekühlung bei. Die Wärmeabgabe der Kabel ist so gering, dass keinerlei Unterschied zwischen dem Einsatz herkömmlicher und gerundeter Kabel festgestellt werden kann.
Was gerundete Kabel ihren flachen Brüdern aber voraus haben, ist, dass sie einem Luftstrom im Gehäuse weniger Hindernis sind. Gerundete Kabel können helfen, dass, zum Beispiel, aktive Festplattenkühler besser über die ganze Platte und darüber hinaus kühle Luft verteilen können – was auch zu einer geringeren Temperatur im Gehäuse führen kann!
In unserem Test halfen runde IDE Kabel, die Wirksamkeit der Gehäuse-Umluft-Kühlung zu verbessern. Das Ergebnis: ein Grad weniger rund ums Mainboard und damit fast zwei Grad weniger an der CPU. Das mag nicht viel scheinen, aber ein Grad kann bereits den Unterschied zwischen einem stabilen und einem instabilen System ausmachen.
Die Ergebnisse der Verbesserung der Gehäusekühlung können von System zu System unterschiedlich sein – bei einer bereits gut durchdachten Gehäuse-Kühlung machen gerundete Kabel das Kraut wahrscheinlich nicht mehr fett. Falls man aber mit ihrer Hilfe einen ganzen Kabelsalat im Inneren des Gehäuses beseitigt, könnten schon einige Hitzestau-Zonen wirkungsvoll eliminiert werden. Wie immer gilt: probieren geht über studieren!
Performance:
Viele Käufer von gerundeten Kabeln haben Angst, dass die nicht mehr der Spezifikation entsprechenden Teile die Performance ihres Systems negativ beeinflussen könnten. Gerüchten aus dem Internet zufolge würde die Signaltreue unter gerundeten Kabeln leiden, was wiederum die Übertragungsraten zwischen Festplatten und Controllern verringern könnte.
Wir haben in einem umfassenden Test herausgefunden, dass mit heutigen Festplatten und Controllern keine Unterschiede zwischen „normalen“ und gerundeten Kabeln herausgefunden werden können. Falls es Abweichungen in der Performance gibt – heutige Geräte können das Kabel nicht so belasten, dass diese Fehler offensichtlich werden. Sowohl H3Bench als auch SiSoft Sandra bestätigen diese Erkenntnisse.
Als Untermauerung sollen die folgenden zwei Charts dienen – jeder, der sich vergeblich müht, einen Unterschied in der Performance herauszulesen, sei enttäuscht: es gibt nur die für solche Benchmarks üblichen Schwankungen, aber keine tendenziellen Abweichungen.
Gebencht wurde für die Charts mit einem HPT370 Controller mit 2x 307030 IBM Platten in Raid0 und dem Tool H2Bench. Die Prozentangaben geben den Plattenbereich an, in dem der Lesetest durchgeführt wurde, "_normal" oder "_rounded" bezeichnet den eingesetzten Kabeltyp.
Fazit:
Abschließend kann man den rounded IDE Kabel Test so zusammenfassen: maschinell gerundete IDE Kabel sehen besser aus als ihre Selfmade-Brüder, bringen aber bis auf ein paar Grade weniger in luftgekühlten Gehäusen und einer guten Optik wenig Nutzen gegenüber herkömmlichen, flachen Kabeln.
Wer ein Plexiglasfenster im Rechner oder die Seitenwände seines Gehäuses gänzlich verschmissen hat und den Kabelsalat nicht mehr sehen will, der ist mit maschinell gerundeten IDE Kabeln gut bedient. Alle anderen können getrost auf funkende Festplatten und Motherboards warten, um alle Kabel aus dem Rechner zu verbannen.
Ein negativer Punkt zu den Kabeln sollte nicht unerwähnt bleiben: mangelnde Flexibiliät gegenüber herkömmlichen, flachen Kabeln. Wie das Bild beweist, können gerade die 80poligen Kabel sehr gut gebogen und geknetet werden und damit zwischen Komponenten gestopft und aus dem Blickfeld des Betrachters geräumt werden. Gerundete IDE Kabel sind nicht für jede Konfiguration empfehlenswert, vor dem Kauf sollte man genau überlegen, wo man sie sinnvoll einsetzt um den bestmöglichen Nutzen zu schlagen.
Wer eine Meinung zu diesem Artikel hat, der sollte diese schleunigst im
Forum kundtun!
Und nicht übersehen - dieses Review hat noch eine allerletzte, nicht uninteressante Seite!
SCSI Kabel selbstgemacht
Derzeit gibt es hauptsächlich gerundete IDE Kabel am Markt, aber kaum maschinell gefertigte, gerundete SCSI Kabel. Das liegt in der derzeitigen Verbreitung des IDE Standards, kaum ein Heimanwender bastelt an einem Rechner mit SCSI Geräten herum und gibt noch Geld für dessen Verhübschung aus.
Aus diesem Grund zeigen wir euch hier, wie ihr selbst ein SCSI Kabel runden und ihm eine Spur eines professionellen Touches verleihen könnt. Jeder, der diese Anleitung befolgt, handelt auf eigene Gefahr und sollte wissen, dass die Kosten und Mühen des Unterfangens in keiner Relation zum eigentlichen Nutzen des Ganzen ist. Wir wollen hier nur aufzeigen, dass auch SCSI Kabel ohne Probleme gerundet werden können und dass in Zukunft wahrscheinlich auch ein Markt für diese Teile vorhanden sein wird.
Mit einem Stanleymesser bereiteten wir die Gummiteile eines zuvor getesteten Kabels vor – die Steckergehäuse wurden soweit geöffnet, dass die minimal größeren SCSI Stecker durchpassen würden. Der Kabelschlauch wurde geöffnet und vorbereitet.
Das bis zu diesem Zeitpunkt flache SCSI Kabel wurde in kleine Stränge von jeweils zwei bis drei Paaren gespliced. Dazu schnitten wir kleine Löcher zwischen den Kabeln mit dem Stanleymesser vor, anschließend zogen wir die Stränge vorsichtig auseinander. Das so bearbeitete Kabel war bereit für den Umbau. (Für das Foto mussten wir den etwas widerspenstigen Schlauch am Tisch festkleben)
Den auseinandergetrennten SCSI Kabelstrang in den Schlauch zu zwängen war die schwerste Arbeit bei diesem Projekt. Mit TIXO-Streifen wurde das Kabel gezwungen, im Gummischlauch zu bleiben. Leider war an dieser Stelle kein schwarzes, zum Schlauch passendes Klebeband vorhanden, das durchsichtig glänzende TIXO wird wohl in nächster Zeit noch ersetzt werden.
Über das fertig gerundete Kabel konnte man jetzt die Stecker schieben und gleichfalls mit Klebeband fixieren. Durch die Dicke des SCSI Kabelstrangs im Inneren des Gummischlauchs wurde das Ergebnis relativ unflexibel, für unseren Einsatzbereich (SCSI-Controller zu Brenner quer durchs Gehäuse) ist es aber gut geeignet.
Insgesamt ist dieser SCSI Kabel-Mod nur für Liebhaber und Bastler geeignet, alle anderen sollten lieber auf professionelle Lösungen warten.
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