Pünktlich zum Start der Computex in Taipeh legt NVIDIA im wahrsten Sinne des Wortes die Karten auf den Tisch und zeigt ihr neues Topmodell für Gamer. Wie bereits im Vorfeld gemunkelt wurde, verfügt die GTX 980 Ti nicht über den vollausgebauten GM200, so wie es die Titan X von sich behaupten kann. Auch die Taktraten des Referenzmodells sind mit 1000 bis 1075 MHz erstaunlich weit unten angesetzt. Ob der Neuankömmling dennoch die nötigen Argumente mit sich bringt, um sich im High-End-Bereich durchzusetzen, dürft ihr bei uns nachlesen.
Bevor wir ans Eingemachte gehen, wollen wir kurz die Testkandidaten vorstellen. Als GTX 980 OC darf eine ASUS GTX 980 STRIX OC mit überaus leisem Kühler und einer Werksübertaktung von bis zu 1279 MHz mitspielen. Dazu gesellt sich das Referenzdesign der GTX 780 Ti, dem direkten Vorgänger des Neuankömmlings. Für AMD geht ohne Frage die R9 290X ins Rennen um die Performancekrone. Nachdem der Referenzkühler als unerträglich gilt, haben wir die derzeit sehr günstigeASUS MATRIX R9 290X PLATINUM mit 1050 MHz GPU-Takt ergattert, die als R9 290X OC durch den Testparcours geht. Abschließend vergleichen wir die neue Ti mit einem SLI-Verbund aus 2x ASUS GTX 980 STRIX OC, in den Diagrammen als GTX 980 OC SLI zu finden. Diese stehen quasi für das aktuell sinnvolle Superlativ für Gamer.
In den Benchmarks findet ihr natürlich auch wieder Ergebnisse mit einem übertakteten Testkandidaten. Die GTX 980 Ti OC ist mit einem Boost-Takt von 1220 MHz und einem Speichertakt von 1953 MHz unterwegs. Mehr dazu beim Thema Overclocking.
Bei unseren Grafikkarten-Tests setzen wir ausschließlich auf die im Alltag tatsächlich erbrachte 3D-Leistung in DirectX 11-Spielen. Um auch wirklich realistische Framezahlen messen zu können, verlassen wir uns nicht auf integrierte (und gerne über den Treiber manipulierte) Benchmarks, sondern führen die Messung in einem von uns ausgesuchten Abschnitt des Spiels mittels Fraps durch. Unser Testsystem basiert auf Haswell-E, der aktuellen High-End-Plattform von Intel. Ein Achtkerner inklusive Hyperthreading auf 4 GHz sorgt dafür, dass eine Limitierung der Testkandidaten durch fehlende Rechenpower ausgeschlossen wird.
Ganz neu in unserem Testparcours ist das für den PC stark aufpolierte Grand Theft Auto 5. Ohne Zweifel stellt die riesige, komplett frei begehbare Welt auch den modernsten PC noch vor eine Herausforderung. Insbesondere der Grafikspeicher wird von GTA V gerne zur Gänze ausgelastet, wenn die Details nach oben geschraubt werden. Zum Foltern der Testkandidaten haben wir die Mission "Drei ist eine Gruppe" ausgewählt, die nicht nur mit dem Auto durch die stark befahrene Stadt führt, sondern anschließend auch einen Flug mit dem Helikopter inklusive wunderschönem Fernblick.
GTA V
2560x1440, kein AA
Sample
Minimum
Average
GTX 980 Ti
40
73
GTX 980 OC
34
63
GTX 780 Ti
26
46
R9 290X OC
27
48
GTX 980 OC SLI
52
100
GTX 980 Ti OC
46
83
Version 1.26, maximale Details mit 16xAF, ohne Reflection AA Raumtemperatur: ~23 °C
Messung via Fraps
GTA V
2560x1440, 4x MSAA
Sample
Minimum
Average
GTX 980 Ti
31
49
GTX 980 OC
26
40
GTX 780 Ti
18
28
R9 290X OC
20
32
GTX 980 OC SLI
45
73
GTX 980 Ti OC
35
56
Version 1.26, maximale Details mit 16xAF, ohne Reflection AA Raumtemperatur: ~23 °C
Messung via Fraps
Far Cry 4
Der vierte Teil der Far Cry-Serie führt in das bergige Kyrat und sorgt damit während dem Gemetzel immer wieder für einen herausragenden Blick auf Mutter Natur in all ihrer Shader-Pracht. Zahlreiche Bäume, zig Teiche und natürlich wieder eine belebte Tierwelt sorgen für ausreichend Details, während wir Gegner für Gegner auf die harte Tour aus der Diktatur befreien. In unserer Benchmark-Sequenz nehmen wir 3 Minuten lang die Festung "Tirtha" ein. Dabei begnügen wir uns nicht mit dem Abschalten von Alarmen, sondern stürmen schwer bewaffnet das Areal und legen mit Sniper, M-79, GL-94 und schwerem MG alles in Schutt und Asche, was uns den Weg kreuzt - inklusive explodierende Hubschrauber versteht sich. Da das Spiel etliche Grafik-Features mitbringt, die nur auf NVIDIA-Hardware laufen, müssen wir ein angepasstes ULTRA-Setting finden.
Far Cry 4
2560x1440, kein AA
Sample
Minimum
Average
GTX 980 Ti
58
74
GTX 980 OC
55
64
GTX 780 Ti
41
50
R9 290X OC
35
52
GTX 980 OC SLI
56
81
GTX 980 Ti OC
59
81
Version 1.10.0 Details auf ULTRA mit 16xAF Raumtemperatur: ~23 °C
Messung via Fraps
Far Cry 4
2560x1440, 4x MSAA
Sample
Minimum
Average
GTX 980 Ti
40
49
GTX 980 OC
31
41
GTX 780 Ti
25
31
R9 290X OC
29
37
GTX 980 OC SLI
56
74
GTX 980 Ti OC
49
59
Version 1.10.0 Details auf ULTRA mit 16xAF Raumtemperatur: ~23 °C
Messung via Fraps
Assassin's Creed: Unity
Die ersten Wochen nach dem Launch des neuesten Teils von Assassin's Creed verliefen holprig und waren speziell von Grafikfehlern und Performance-Problemen geprägt. Mittlerweile kann das grafische Feuerwerk mit seiner prächtigen Pariser Kulisse schon akzeptabel genossen werden, stellt aber immer noch eine exzellente Herausforderung für die Grafik-Hardware dar. In unserem 3 Minuten langen Durchlauf bestreiten wir den ersten Teil der Mission "Die Beichte". Dazu legen wir es uns in den Pariser Straßen mit einigen Extremisten an und erklimmen im Anschluss das berühmte Notre Dame für eine uneingeschränkte Aussicht auf die ganze Stadt, um die Framerate in die Knie zu zwingen.
Assassin's Creed: Unity
2560x1440, kein AA
Sample
Minimum
Average
GTX 980 Ti
39
68
GTX 980 OC
36
47
GTX 780 Ti
33
49
R9 290X OC
38
49
GTX 980 OC SLI
58
80
GTX 980 Ti OC
58
77
Version 1.5.0 Maximale Details mit 16xAF Raumtemperatur: ~23 °C
Messung via Fraps
Assassin's Creed: Unity
2560x1440, 4x MSAA
Sample
Minimum
Average
GTX 980 Ti
31
41
GTX 980 OC
16
30
GTX 780 Ti
14
28
R9 290X OC
12
30
GTX 980 OC SLI
34
51
GTX 980 Ti OC
34
47
Version 1.5.0 Maximale Details mit 16xAF Raumtemperatur: ~23 °C
Messung via Fraps
Watch Dogs
Seit 27. Mai 2014 erschwert Watch Dogs die flüssige Bildanzeige selbst auf teureren Gaming-PCs. Das Open World-Spektakel auf Basis von DirectX 11 bietet neben dem Fokus auf Datenklau auch rasante Verfolgungsjagden durch die gesamte Stadt, die jede Grafikkarte zu Höchstleistungen auffordert. In unserer Benchmark-Sequenz haben wir deshalb eine Mission mit einem gesuchten Fluchtwagen ausgewählt; sobald wir ins Auto steigen und die Mission beginnen, ist die Polizei hinter uns her und macht uns das Leben schwer. In den folgenden 3 Minuten lassen wir es böse krachen, schauen aber stets, dass wir ähnliche Strecken abfahren und das Auto nicht schrotten.
Watch Dogs
2560x1440, Temporal SMAA
Sample
Minimum
Average
GTX 980 Ti
55
73
GTX 980 OC
48
60
GTX 780 Ti
40
48
R9 290X OC
34
47
GTX 980 OC SLI
50
72
GTX 980 Ti OC
60
82
Version 1.06 Maximale Details mit 16xAF Raumtemperatur: ~23 °C
Messung via Fraps
Watch Dogs
2560x1440, 4x MSAA
Sample
Minimum
Average
GTX 980 Ti
44
54
GTX 980 OC
35
43
GTX 780 Ti
29
38
R9 290X OC
28
37
GTX 980 OC SLI
42
65
GTX 980 Ti OC
56
65
Version 1.06 Maximale Details mit 16xAF Raumtemperatur: ~23 °C
Messung via Fraps
GPUPI
Abschließend drehen wir noch eine Ehrenrunde in unserem hauseigenen GPUPI. Damit wollen wir einen kleinen Einblick in die Compute-Performance der Testkandidaten geben. Der Benchmark verlangt hauptsächlich einen flotten Umgang mit 64-bit-Integer- und Double Precision-Arithmetik in OpenCL.
Auch wenn viele Spieler die Performance als wichtigste Eigenschaft einer Grafikkarte sehen, dürfen die Abwärme, die Lautstärke und der Stromverbrauch nicht unterschätzt werden. Speziell in aktuellen Grafikchips stecken Sensoren, die bei der Überschreitung einer gewissen Temperatur oder Leistungsaufnahme die Taktraten zurückschalten und dadurch die Framerate limitieren. In unserem Temperaturvergleich stellen wir die Testkandidaten durch 10 Minuten lange Volllast in Unigine Heaven 4.0, einem ausführlichen DX11-Benchmark, gegenüber. Die primäre Diagrammansicht zeigt euch nur die GPU-Temperaturen Testkandidaten, bei Klick auf die jeweilige Grafikkarte in der Legende erscheinen dann neben der Temperatur auch die gemessenen Umdrehungen des Lüfters und die dargestellte Framerate. Dabei markiert ein rot eingefärbter Hintergrund die Bereiche, in denen das Temperaturlimit des Kandidats erreicht wurde, ein blauer Hintergrund informiert über das Powerlimit. Das gilt leider nur für GeForce-Modelle, AMD-Grafikkarten ermöglichen keine Anzeige von internen Limitierungen.
Temperaturvergleich
10 Minuten Unigine Heaven
Raumtemperatur: 23 °C (+/-1 °C)
Messung via RivaTuner Statistics Server
Zum Vergleich des Stromverbrauchs jagen wir die Grafikkarten über 20 Minuten lang durch den Storymodus von GTA V, messen dabei die wechselstromseitige Leistungsaufnahme des Gesamtsystems und fassen abschließend alle Messpunkte zu einem Durchschnittswert/Minute für jeden Testkandidaten zusammen. Daher sollte in folgendem Diagramm nur das Gesamtbild im Vergleich beachtet werden und nicht die einzelnen Watt zu einer bestimmten Zeit.
Stromverbrauch
20 Minuten Gameplay in GTA V
Minuten
GTX 980 Ti
GTX 980 OC
GTX 780 Ti
R9 290X OC
GTX 980 OC SLI
GTX 980 Ti OC
00:00
328
298
304
384
451
401
01:00
331
298
331
397
458
393
02:00
350
283
326
393
460
400
03:00
355
289
335
394
444
386
04:00
370
290
336
370
413
383
05:00
368
294
341
360
428
341
06:00
364
294
343
366
395
327
07:00
362
290
341
364
379
339
08:00
349
292
333
369
416
348
09:00
310
290
341
368
421
353
10:00
348
288
348
358
411
328
11:00
347
293
341
365
438
344
12:00
349
300
348
355
465
371
13:00
350
287
347
360
498
355
14:00
339
281
307
359
469
396
15:00
318
281
311
353
471
404
16:00
345
291
313
352
494
387
17:00
337
305
308
350
478
404
18:00
298
305
312
361
488
397
19:00
274
294
317
358
453
388
2560x1440, maximale Details, kein AA
Messung via Energy Logger 4000
Wichtig: Es wird wechselstromseitig die Leistungsaufnahme des kompletten Testsystems gemessen!
Idle-Stromverbrauch
Sample
Watt
GTX 980 Ti
133
GTX 980
111
GTX 780 Ti
140
R9 290X
82
GTX 980 SLI
125
GTX 980 Ti OC
137
Single-Monitor im 2D-Modus, Windows 7 SP1
Messung via Energy Logger 4000
Wichtig: Es wird wechselstromseitig die Leistungsaufnahme des kompletten Testsystems gemessen!
Weshalb der Basistakt bei 1000 MHz und der Boost bei 1075 MHz liegt, wird beim Übertakten der GTX 980 Ti klar. Der GM200 generiert mit seinen 2816 CUDA-Cores doch eine Menge an Abwärme, die mit höherer Taktfrequenz den Referenzkühler ans Maximum bringt. Nach einigen Experimenten mit unterschiedlich hohen Taktraten entscheiden wir uns bei unserem Testsample für eine Boost-Frequenz von 1296 MHz mit einer notwendigen Erhöhung der GPU-Spannung auf zusätzliche 87 mV - übrigens erneut das Maximum an Extra-Spannung, das mit herkömmlichen Tools eingestellt werden kann. Viel mehr war ohne manueller Anpassung der Lüftersteuerung und damit einer für uns nicht mehr akzeptablen Lautstärke nicht möglich. Über 1300 MHz schafft unser Exemplar dann nur mehr in GPUPI, das durch die kurzen Durchläufe relativ schonend mit Grafikchips umgeht. Wie gewohnt gut übertaktbar bleibt der GDDR5-Speicher. Weitere 400 MHz und damit insgesamt 1953 MHz sind ohne Spannungserhöhung kein Problem. Teilweise sollten auch 2000 MHz möglich sein.
Die übertaktete GTX 980 Ti auf 1220 MHz nach einem erfolgreichen Benchmark-Durchgang mit Unigine Heaven 4.0
Die GeForce GTX 980 Ti bringt kaum Überraschungen mit sich und dennoch weiß sie mit ihrer Performance zu überzeugen. Der GM200 ist auch mit 2816 CUDA-Cores in der Spielepraxis flott unterwegs und kann sogar einen schönen Vorsprung von durchschnittlich 10 Frames/Sekunde zu den werksübertakteten Modellen der GTX 980 herausholen. Trotzdem bleibt sie selbst mit dem Referenzkühler schön ruhig und zieht erfreulicherweise auch verhältnismäßig wenig aus der Steckdose. Nicht ganz so gut gefällt uns der Idle-Stromverbrauch, bei dem weiterhin AMDs Hawaii-GPUs die Nase vorne haben. Ein weiteres und immer wichtigeres Kaufargument für die neue Ti ist der große Arbeitsspeicher mit 6 GB. Gerade wenn Multisampling Antialiasing mit maximalen Details gewünscht wird, zahlt sich der zusätzliche Grafikspeicher tatsächlich aus.
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Dieses stimmige Paket lässt sich NVIDIA allerdings auch gut bezahlen: die unverbindliche Preisempfehlung für Deutschland lautet 739 Euro. Das ist natürlich ein großer Betrag für eine Grafikkarte, der gut überlegt sein will. Durch die vollständige Unterstützung von DirectX 12, den neu vorgestellten Verbesserungen für VR-Brillen und dank dem großen Arbeitsspeicher kann sich die GTX 980 Ti in jedem Fall als zukunftssicheres Investment präsentieren. Wer trotzdem nicht so viel für eine High-End-Grafikkarte ausgeben will, dem empfehlen wir die immer noch sehr potente GTX 980. Sie erhält seitens NVIDIA sogar noch eine offizielle Preissenkung (wobei noch nicht ganz klar ist, was das für den österreichischen/deutschen Markt unterm Strich bedeutet).
Preis-/leistungsmäßig für sich alleine steht noch immer die R9 290X da. Für 345 Euro aufwärts bekommt man mit Abstand am meisten für sein Geld - auch wenn das leider auch am meisten Lautstärke, Abwärme und Stromverbrauch unter Last bedeutet. In diesen Bereichen muss AMD endlich nachlegen! Hoffentlich passiert das schon mit Fiji XT, ihrer kommenden High-End-GPU, die vielleicht sogar schon in drei Wochen das Licht der Welt erblicken könnte. Wer also mit dem Kauf noch warten kann, sollte das auch tun.