USB-Sticks haben erfolgreich Einzug als mobiler Massenspeicher gehalten. Mit U3 wurde von
SanDisk bereits vor einiger Zeit ein
Standard geschaffen, der es möglich macht eigene
Programme samt Einstellungen immer bei sich zu haben. Dieser Umstand kann den Einsatz an einem fremden Computer erheblich versüßen...
Außerdem wurde der
Sandisk Cruzer Micro 2,0 GB mit U3-Funktionalität getestet.
Persönlichen Arbeitsplatz
dabei?
2005 gründete Sandisk in Kooperation mit M-Systems ein Unternehmen namens U3. U3 wurde es zum Ziel gesetzt, USB-Sticks über den Status als bloße Massenspeicher weiterzuentwickeln. Sogenannte
"USB-Smart Drives" sollen es ermöglichen, den "persönlichen Arbeitsplatz" bei sich zu tragen. Mitgebrachte Programme mit persönlichen Einstellungen sollen komfortabel ausgeführt werden können. Am Host-Computer sollten dabei
"keine" Spuren zurückbleiben.
Die wesentlichen
Aufhänger der U3-Werbung sind:
- Lieblingsbrowser samt Lesezeichen dabei haben
- "Mobile" Kommunikation per Skype, Trillian und Mail-Client
- Medium kann mit Passwort vor Zugriff geschützt werden
Außer den gerade angeführten Fähigkeiten, kann ein
U3-FTP-Client z.B. für Betreiber von Homepages oder Außendienstmitarbeiter großen Nutzen bringen.
Vor-Ort-Computerhilfe kann z.B. durch integrierten Virusschutz und Tools wie Wire-Shark erleichtert werden. Ebenfalls mit an Bord: OpenOffice, Irfanview, Foxit Reader, Winamp usw.
Im Folgenden möchten wir einen kleinen Einblick in die Eigenarten des Systems und in ein paar der verfügbaren Programme geben. Außerdem sollen
zwei Alternativen zu U3 beleuchtet werden.
Das Wichtigste vorweg: U3 läuft
nur auf Systemen mit
Windows 2000, XP und Vista. OS-X- und Linux-Nutzer werden von der Mehrleistung ausgeschlossen. Nach dem Anstecken des Sticks erscheint für die Dauer des Betriebs das
"U3-Launchpad" - eine Art Startmenü. Über das Launchpad lassen sich alle U3-Programme und der Zugriffsschutz des Sticks verwalten. Außerdem lassen sich darüber Programme aus dem U3-Portal beziehen. Nach erfolgter Installation können sie im Startmenü beliebig angeordnet und bei Bedarf auch automatisch gestartet werden.
Ein großer Teil der U3-Anwendungen sind
Desktopanwendungen, die nach relativ einfachen Richtlinien
portiert und von U3 dahingehend
überprüft wurden.
Da Flash-Speicher nur eine begrenzte Anzahl von Schreibzugriffen erlaubt, werden die
Arbeitsdaten der Programme in der Regel auf der
Festplatte abgelegt. Aufgeräumt wird später - daher muss man den Stick auch über das Launchpad
auswerfen, um seine Spuren zu verwischen. Obwohl es ein erklärtes Ziel ist keine Daten zu hinterlassen, so liegt es doch in der Hand des portierenden Programmierers das auch hundertprozentig umzusetzen. Dies scheint nicht immer zu gelingen. Was für ein Glück, dass wir nicht Tom Cruise in "Mission Impossible" sind...
Ein U3-Stick erscheint in Form von
zwei Laufwerken: einem emulierten CD-ROM mit den U3-Systemdaten und einem frei zugänglichen Wechseldatenträger. Die Programme sind auf letzterem installiert. Der
Passwortschutz verhindert bis zur richtigen Eingabe die Anzeige des Wechseldatenträgers. So ist nur das "CD-ROM" sichtbar und kein Zugriff auf die Daten oder Programme möglich.
Leider kann nicht jeder x-beliebige USB-Stick
U3-fähig gemacht werden - er muss schon von vorneherein dafür ausgelegt sein. Wer der Meinung ist, seine U3-Funktionen abzustellen, kann sich eines Uninstallers bedienen. Angeblich ist aber nicht sichergestellt, daß sich die U3-Funktionalität auch wieder herstellen lässt.
Seine Anwendungen bekommt man vorrangig von der
U3-Homepage. Das Angebot besteht aus einer nicht allzu üppigen Auswahl an
Gratisanwendungen und Programmen
bis etwa 50 €. Vor allem im Audio- und Bildbearbeitungsbereich ist das Angebot schwach. Leider wurde auf der Homepage bis dato auf Such- und Filterfunktionen verzichtet.
Einige Hersteller bieten auch selbst "U3-Packages" an, die nicht auf obiger Homepage gelistet sind. Folglich wurden sie von U3 auch keiner Prüfung unterzogen.
Mit zwei Ausnahmen sind alle hier vorgestellten Programme kostenlos, oder im Lieferumfang von SanDisks U3-Sticks enthalten. Nur Gaviri PocketSearch und AppSnapper entstammen dem kostenpflichtigen Segment.
AppSnapperAppSnapper ist ein 10 € teures Programm, das es ermöglicht die
Dateiverknüpfungen von Windows zu
übergehen, und die gewünschten Dateien mit den Programmen auf dem USB-Stick zu öffnen. AppSnapper ist vielleicht "die"
Schlüsselanwendung schlechthin, denn im Regelfall müssen die Dateien sonst wie in Urzeiten aus den Programmen heraus geöffnet werden.
Eine, auf eine einzige Verknüpfung beschränkte, Lite-Version ist kostenlos verfügbar.
Firefox und OperaAls namhafte Browser stehen Firefox und Opera zur Verfügung. Enttäuschenderweise benötigt man zur
Synchronisation der Lesezeichen zwischen lokalem Browser und Mobile-Pendant
separate Werkzeuge. Opera soll sich angeblich in einer seiner kommenden Versionen dieser Problematik annehmen.
SanDisk liefert das Programm Signup Shield Passwords mit, das es ermöglicht seine Browser-Passwörter zu verwalten. Schützt man den Stick per Passwort, so lässt sich risikolos die interne Passwortverwaltung des Browsers benutzen. Es kann dann auf eine zusätzliche Lösung verzichtet werden.
CruzersyncMit Cruzersync lassen sich Outlooks Kalender und E-Mails, die Favoriten des Internetexplorers und
"Eigene Dateien" einfach
synchronisieren. Gleichzeitig kann es als
Mail-Client genutzt werden. Es lassen sich mehrere Konten empfangen und ein Konto zum Verschicken von Nachrichten nutzen.
Trillian und SkypeDa
Trillian seine Kontakte online speichert, ist
keine Synchronisation zwischen Desktop und Stick
nötig. Aber gerade bei
Skype, das die Kontaktdaten nicht auf seinem Server ablegt, sieht man
deutliche Einschränkungen bei der U3-Version: So scheint der Import von Kontakten aus einer Datei gar nicht möglich zu sein. Außerdem können Kontaktdaten, anders als bei der Desktopversion, z.B. nur aus Outlook, nicht aber aus Outlook Express oder Opera importiert werden. Hier ist die Synchronisationsmöglichkeit deutlich erschwert.
FileZillaFileZilla ist ein einfach einzustellen und zu bedienender
FTP-Client.Gaviri PocketSearchAuch dieses
Suchprogramm gibt es nicht nur für U3. Es lässt sich auf jedem
beliebigen Laufwerk installieren und erstellt dort eine Datenbank mit Inhalten aus einer Reihe von Dokumenttypen. In der U3-Version kostet es 30€.
Avast! AntivirusDer Virenscanner Avast! bietet in dieser speziellen Version dem USB-Stick Schutz vor Viren.
Non-U3-Anwendungen einsetzenMit einem
Trick lassen sich auch nicht für U3 vorgesehene
"Stand alone"-Programme in das Startmenü integrieren. Siehe dazu z.B. den
Shortcut Creator, mit dem sich beispielsweise der µTorrent-"Stand alone" formidabel ergänzen lässt.
SanDisk Cruzer Micro 2,0 GB im Betrieb
SanDisks elf Gramm schwerer Stick hebt sich besonders durch den eleganten und gut gängigen
Einschiebemechanismus des Steckers ab. Die Abmaße betragen mit eingefahrenem Stecker 58x10x32 mm. Unter dem matt weißen Schieber versteckt sich die orangefarbene LED, die den Betrieb signalisiert. Der Stick kommt mit einem Umhängeband, den
Programmen Cruzersync, SignupShield, Avast-Antivirus und Skype - inklusive einem Gutschein für ein Monat gratis "Voicemail". SanDisk gibt
zwei Jahre Garantie. Er ist derzeit
ab etwa 17 € erhältlich. Weitere Informationen gibt es auf der
Herstellerseite.
Benchmark mit HD Tach RW - Version 3.0.1.0:
- Zufallszugriff (Random access): 0,9 ms
- Mittlere Lesegeschwindigkeit (Average read): 14,3 MB/s
- Mittlere Schreibgeschwindigkeit (Average write): 8,2 MB/s
Zum Vergleich siehe auch die
USB-Stick-Charts im Forum.
Der "mobile Markt" wird herstellerübergreifend als großer Zukunftsbereich angesehen. Um ein U3-Laufwerk verkaufen zu dürfen, muss der Hersteller aber die Plattform
lizenzieren. Das ist natürlich mit Kosten verbunden ist. Kingston Technology soll vor kurzem aufgrund der Mehrkosten wieder von U3 abgegangen sein. Von anderen bekannten USB-Stick-Anbietern wie Corsair, OCZ oder Sony werden derzeit keine U3-Sticks angeboten.
PortableAppsPortableApps kann problemlos
gleichzeitig mit U3 betrieben werden. Es benötigt keine spezielle Hardware, und bietet ebenfalls ein Startmenü für installierten Anwendungen. Die Palette an Anwendungen ist allerdings noch kleiner als bei U3.
Das Menü von PortableApps
U3 hat einige
Vorteile gegenüber PortableApps:
- Launchpad kann vollkommen alleine starten (Status als CD-ROM)
- U3-System kann nicht versehentlich gelöscht werden
- U3 dient als Prüfinstanz für die Softwarekriterien
- Softwaremanagement - schließt Programme beim Auswerfen und räumt auf
- Medium einfach mit Passwort schützbar
- Übergehen von Verknüpfungen mit AppSnapper möglich
MojoPacEinen Schritt weiter geht ein Programm namens
MojoPac. Mit MojoPac kann man sozusagen "alle" seine Programme und Einstellungen mitnehmen - vorausgesetzt man hat Windows XP installiert. Es handelt sich um ein 50 USD teures Programm, das auf
beliebigen USB-Massenspeichern installiert werden kann. Da förmlich alles auf diesem Speicher abläuft, sind Flash-Laufwerke von Natur aus nur bedingt geeignet. Da weder Festplatten-MP3-Player a la iPod noch USB-Sticks windschnell sind, wird der sinnvolle Einsatz zurzeit wohl auf externe Festplatten beschränkt sein.
Ein anderer Wermutstropfen: Es werden bislang
Administratorrechte benötigt - was die Verwendbarkeit im öffentlichen Raum förmlich ausschließt. Das soll sich laut Hersteller aber bald ändern. Mojopac ist außerdem als 30-Tage-Testversion erhältlich.
U3 wurde vielerorts förmlich in der Luft zerrissen: "Was bringt das denn?", "Das gibts doch schon lang." und so weiter. U3-Sticks unterscheiden sich aber preislich kaum von gewöhnlichen Sticks. Auch wenn es für einige der beschriebenen Funktionen Alternativen gibt - warum sollte man eine Lösung die wirklich nett funktioniert um jeden Preis schlecht reden? U3 kann meiner Meinung nach eine echte Bereicherung für den Computer-Alltag sein.
Leider ist man bei der
Synchronisation mit den Desktopanwendungen noch Welten vom Optimum entfernt - das liegt aber weniger an U3, als an den Anwendungen. Bei den Browsern überwiegt dennoch die Freude an der gewohnten Umgebung. Mit "mobilem" Mail-Client lässt es sich leben; Instant-Messaging auf diese Art ist sowieso sehr komfortabel. Aber die
Telefonie? Sehr schlechte Synchronisationsmöglichkeiten und das vermutlich nicht vorhandene Mikrophon an den meisten fremden Computern, machen den Einsatz bisher nur beschränkt möglich.
Auch die Schattenseiten wollen beleuchtet sein: U3 geriet bald nach Erscheinen in Verruf eine gute Basis für
Datendiebstahl zu sein. Diese Aussage fußt darauf, dass die U3-Systempartition als CD-Laufwerk aufscheint, und Autorun unter Windows XP ohne weitere Nachfrage ausgeführt wird. Ungeachtet dessen bleibt folgendes Faktum: Als Gast kann man fremden Computern in Windeseile alle E-Mails absaugen - auch ohne Administratorrechte!
Leider kann der Traum von der Freiheit allzu leicht an den
Rechtebeschränkungen am Gastcomputer zerschellen. Dazu kommen noch sich eventuell querlegende
Firewalls. Aus Sicherheitsgründen werden häufig USB-Ports gesperrt.
Es bleibt zu hoffen, dass diese Mängel erkannt werden und dem Nutzer in Zukunft ein noch leistungsfähigeres Werkzeug zur Verfügung steht.
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