13:06 schizo
Geizhals-Preisvergleich: Intel Core i7-7740X
Mission Briefing
Kaby Lake X ist genau das, was man sich darunter vorstellt: Ein i7-7700K für den Sockel LGA 2066. Das bedeutet allerdings auch gewisse Restriktionen der neuen High-End-Plattform durch die zur Anwendung kommende Mainstream-Architektur. Allem voran beherrscht Kaby Lake nur Arbeitsspeicher im Dual-Channel-Modus und bietet maximal 16 PCIe-Lanes an. Wer diese Einschränkungen nicht vorab kennt, könnte sein blaues Wunder erleben, denn die X299-Mainboards besitzen alle acht Speicherbänke, verkünden in farbiger Aufschrift die Unterstützung von Quad Channel und strotzen vor PCIe-Slots für SLI und Crossfire. In der Praxis können mit Kaby Lake X jedoch nur vier der acht Speicherbänke verwendet werden und beim Betrieb von zwei Grafikkarten muss auf PCIe 8x/8x zurückgegriffen werden, wobei mit Leistungseinbußen zu rechnen ist. Das stiftet nicht nur Verwirrung vor dem Kauf, sondern wird ohne Zweifel ein großer Stolperstein für weniger versierte Käufer der Plattform. Deshalb wollen wir zu Beginn dieses Tests zuerst die Spezifikationen aller Prozessoren von Skylake X und Kaby Lake X in Erinnerung rufen. Außerdem gefällt uns die zumindest beim Zusammenbau sinnvolle Beschreibung der verwendbaren Speicherbänke bei ASUS-Mainboards:
Unser Testkandidat selbst bringt keine Überraschungen. Im direkten Vergleich zum Mainstream-Topmodell i7-7700K unterscheiden sich die Spezifikationen nur beim 100 MHz höheren Basistakt von 4,3 GHz und bei der gestiegenen TDP auf 112 Watt:
Vergleich der Testkandidaten
Core i7-7740X | Ryzen R7 1700X | Ryzen R5 1600 | Core i7-7700K | Core i5-7600K | Core i7-6700K | Core i7-4770K | Core i7-3770K | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Codename | Kaby Lake X | Summit Ridge | Summit Ridge | Kaby Lake | Kaby Lake | Skylake | Haswell | Ivy Bridge |
Cores/Threads | 4/8 | 8/16 | 6/12 | 4/8 | 4/4 | 4/8 | 4/8 | 4/8 |
Basis-Takt | 4,3 GHz | 3,4 GHz | 3,2 GHz | 4,2 GHz | 3,8 GHz | 4 GHz | 3,5 GHz | 3,5 GHz |
Turbo-Takt | 4,5 GHz | 3,8 GHz | 3,6 GHz | 4,5 GHz | 4,2 GHz | 4,2 GHz | 3,9 GHz | 3,9 GHz |
L2-Cache | 1 MB | 4 MB | 3 MB | 1 MB | 1 MB | 1 MB | 1 MB | 1 MB |
L3-Cache | 8 MB | 16 MB | 16 MB | 8 MB | 6 MB | 8 MB | 8 MB | 8 MB |
TDP | 112 Watt | 95 Watt | 65 Watt | 91 Watt | 91 Watt | 91 Watt | 84 Watt | 77 Watt |
Sockel | LGA 2066 | AM4 | AM4 | LGA 1151 | LGA 1151 | LGA 1151 | LGA 1150 | LGA 1155 |
Fertigung | 14 nm | 14 nm | 14 nm | 14 nm | 14 nm | 14 nm | 22 nm | 22 nm |
Preis* | 354 Euro | 354 Euro | 214 Euro | 341 Euro | 237 Euro | 323 Euro | 195 Euro** | 165 Euro** |
** Geschätzter Gebrauchtpreis auf ebay/Willhaben
Wie wir testen
Unsere Tests führen wir mit unserem eigens entwickelten Benchmark-Automatisierungstool namens Rebench durch. Es sorgt für einen einheitlichen Testablauf und eine fehlerlose Sammlung und Aufarbeitung der Daten. Details dazu findet ihr hier.
Unser Benchmark-Parcours basiert auf einer standardmäßigen Installation von Windows 10. Wir installieren alle aktuellen Treiber vor dem Durchlauf. Mainboards erhalten jeweils die neueste BIOS-Version und werden auf ihre Default-Konfiguration zurückgesetzt. Teilweise schalten wir unübliche Mainboard-Features wie Thunderbolt-Support aus, um die Plattformen vergleichbar zu halten. Multicore Enhancements sind mittlerweile Standard und bleiben aktiv, daher läuft die CPU mit dem per Turbo-Takt definierten Multiplikator auf allen Kernen. Speed Shift ist falls vorhanden (Skylake, Kaby Lake) ebenfalls aktiviert. Im Prinzip ist unser Testsetup damit genau so konfiguriert, wie es jemand ohne fundierten Kenntnissen gemacht hätte.
Benchmarks
CPU Benchmarks
- Gesamt
- Preis/Leistung
- 7-Zip
- Blender (BMW27)
- CINEBENCH R15
- GeekBench 4
- Single-Core
- Multi-Core
- Google Octane
- HandBrake (H.265)
- OpenSSL RSA-4096
- Signs/s
- Verifys/s
- pifast (10M)
- AIDA64 Memory
- Read
- Write
- Copy
- GPUPI for CPU 100M
- GPUPI for CPU 1B
System Benchmarks
- Gesamt
- Preis/Leistung
- 3DMark
- Fire Strike Extreme
- Timespy
- VRMark
- Blue Room
- Orange Room
- PCMark 8
- Creative
- Home
- Office
- Work
- PCMark 10
Game Benchmarks
- Gesamt
- Preis/Leistung
- The Witcher 3
- 1920x1080 (kein AA)
- 2560x1440 (kein AA)
- 4K (kein AA)
- DOOM
- 1920x1080 mit Vulkan (kein AA)
- 4K mit OpenGL 4.5 (kein AA)
- 4K mit Vulkan (kein AA)
- Grand Theft Auto V
- 1920x1080 (kein AA)
- 2560x1440 (kein AA)
- 4K (kein AA)
- Project Cars
- 1920x1080 (kein AA)
- 2560x1440 (kein AA)
- 4K (kein AA)
- The Division
- 1920x1080
- 2560x1440
- 4K
- Assassin's Creed Syndicate
- 1920x1080 (kein AA)
- 2560x1440 (kein AA)
- 4K (kein AA)
- Watch Dogs 2
- 1920x1080 (kein AA)
- 2560x1440 (kein AA)
- 4K (kein AA)
Project Cars ist immer noch eines der schönsten Rennspiel, die je für den PC entwickelt wurden. Wir starten ein freies Training auf der "Azure Coast", 3. Etappe und fahren 60 Sekunden lang auf der einsamen Küstenstraße.
Der aktuelle Teil der Assassin's Creed-Reihe zeigt ein sehr detailliertes London in den Zeiten der industriellen Revolution. Unser Benchmark-Run dauert 90 Sekunden lang und beginnt bei der Ankunft in der Stadt, wo wir einen kleinen Taschendieb durch die engen Gassen verfolgen, danach zwei Bösewichte ausschalten und abschließend mit Rebecca um die Wette laufen.
Der zweite Teil des Open World Games führt uns durch ein detailliertes San Francisco. In unserem Benchmark-Run spielen wir die Hauptmission "Cyberdriver", die im Dedsec-Hauptquartier startet und uns anschließend 75 Sekunden lang mit dem Auto durch die stark befahrene Innenstadt schickt.
Zusammenfassung
Die Zusammenfassung besteht aus 15 CPU-Benchmarks, 9 System-Tests und 21 Spieletests. Die Gesamtpunktezahl - wir nennen sie liebevoll "Performance Points" - stellt sich aus der Summe aller Benchmark-Ergebnisse zusammen. Das Produkt mit dem besten Wert erhält 100 Punkte (oder Prozent), ein Produkt mit einem genau halb so guten Resultat nur 50. Die erzielte Punktezahl pro Benchmark ist also relativ zum besten Wert bzw. Produkt in jedem Benchmark zu sehen.
Gesamt
Gesamtpunktezahl von 45 Ergebnissen
Sample | Points |
---|---|
i7-7740X @5 GHz | 96.56 |
i7-7740X | 94.07 |
i7-7700K | 92.25 |
R7 1700X | 89.7 |
i7-6700K | 88.78 |
i5-7600K | 87.85 |
i7-4770K | 84.86 |
R5 1600 | 84.4 |
i7-3770K | 80.61 |
Das Preis/Leistungsverhältnis setzt sich aus den zuvor ermittelten Gesamtwerten und dem aktuellen Bestpreis im Handel zusammen. Dadurch erhalten wir einen Euro-Betrag pro erzieltem Performance Point. Unter Bestpreis verstehen wir den kleinsten Preis des ersten gelisteten, namhaften Shops in Geizhals am Tag der Veröffentlichung des Reviews. Nicht mehr im Handel erhältliche Produkte werden mithilfe von ebay und Willhaben mit einem geschätzten Gebrauchtpreis versehen.
Preis/Leistung
Stand: 10.07.2017
Sample | Euro/Point |
---|---|
i7-3770K | 2.05 |
i7-4770K | 2.3 |
R5 1600 | 2.54 |
i5-7600K | 2.7 |
i7-6700K | 3.64 |
i7-7740X @5 GHz | 3.67 |
i7-7700K | 3.7 |
i7-7740X | 3.76 |
R7 1700X | 3.95 |
Stand: 10.07.2017
Der Core i7-7740X hält was er verspricht und holt sich in unserem Test die Gesamtwertung. Er ist der derzeit schnellste Quadcore, der für Geld erworben werden kann. Nur in der Kategorie für CPU-Benchmarks muss er sich den acht Kernen des Ryzen R7 1700X geschlagen geben, kann sich aber sogar da schlussendlich mit einer Übertaktung auf 5 GHz durchsetzen. Den zweiten Platz holt sich weiterhin der i7-7700K gefolgt vom R7 1700X auf Platz 3.
Beim Preis/Leistungsverhältnis sind nach wie vor die gebraucht gekauften, älteren Intel-Quadcores oben auf. Durch seinen guten Preis mischt auch der Ryzen R5 1600 mit sechs Kernen als Neukauf vorne mit. Der i7-7740X ist mit 3,76 Euro pro Performance Point als Vorletzter in der Liste zu finden und bleibt trotz seiner guten Leistung alles andere als ein Schnäppchen.
Temperatur und Leistungsaufnahme
Temperatur und Leistungsaufnahme
- CPU-Temperatur
- Idle
- Firestarter
- Leistungsaufnahme
- Idle
- CINEBENCH R15
- Firestarter
Unsere Messergebnisse zeigen einen guten Sprung in die richtige Richtung für unseren Testkandidaten. Abwärme und Leistungsaufnahme sind unter Last deutlich besser als das enttäuschende Sample des i7-7700K in unserem Fundus. Nachdem der Heatspreader auch bei Kaby Lake X weiterhin nicht verlötet ist, vermuten wir ein besseres Binning seitens Intel (sprich Vorauswahl) als Grund für die Fortschritte - zumindest gilt das für das von uns getestete Exemplar. Ob die Retail-Produkte ähnlich gute Eigenschaften aufweisen, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Dennoch ist AMDs Ryzen trotz sechs bzw. acht Kernen deutlich kühler und im Verhältnis gesehen auch energieeffizienter unter Last.
Overclocking
Wie euch die Benchmarks bereits verraten haben, lässt sich unser Testsample auf 5 GHz auf allen vier Kernen inklusive Hyperthreading übertakten. Besonders interessant ist dabei die äußerst geringe VCore, die der Chip benötigt. Mit einem Offset von nur 0,075 Volt und Load Calibration auf einer mittleren Stufe kommen wir auf nur 1,19 Volt unter Last, um den Chip bei ~70 °C im Stress Test von CPU-Z stabil zu halten. Das spricht auch für das exzellente Binning von Intel.
Zusätzlich mussten wir allerdings eine Negative Offset Ratio für AVX von 3 einstellen, um Workloads mit AVX-Instruktionen auf 4,7 GHz (50-3=47) zu limitieren. Das war das absolut mögliche Maximum, denn AVX produziert deutlich mehr Abwärme, speziell bei diesen Taktfrequenzen. 4,7 GHz brachten im Firestarter Stress Test unser Sample schon auf 95 °C. Wir empfehlen deshalb sogar ein konservatives Setting von 4,6 (Ratio 4) oder 4,5 GHz (Ratio 5) für den Alltagsbetrieb.
Nur um es anzusprechen: Hitzige VRMs und CPU-Stromstecker (wie von der8auer bei Skylake X diagnostiziert) konnten wir mit dem ASUS X299-E Gaming übrigens nicht feststellen. Das liegt allerdings höchstwahrscheinlich daran, dass Kaby Lake X mit seinen vier Kernen nicht ausreichend heizt, um das Problem zu verursachen.
Fazit
Der Core i7-7740X ist der schnellste Quadcore, den wir bis dato getestet haben. Unser Testsample ließ sich vorzüglich übertakten und kann dadurch mit brachialen 5 GHz sogar den gleichteuren Ryzen R7 1700X mit acht Kernen in der CPU-Gesamtwertung übertrumpfen. Abwärme und Leistungsaufnahme liegen innerhalb annehmbarer Parameter für den Desktop-Bereich bei besserer Luftkühlung. Preislich liegt das Topmodell von Kaby Lake X mit 354 Euro gerade mal 15 Euro über dem Bestpreis eines i7-7700K. Unterm Strich sollte uns daher eigentlich nichts davon abhalten, den i7-7740X zu empfehlen. Wären da nicht die teuren X299-Mainboards ...
Die Strategie von Intel für ihre neue High-End-Plattform hakt. Obwohl der Schritt zur Vereinigung von mehreren Prozessorarchitekturen auf einem Sockel positiv zu werten ist und langfristig die Option für ein CPU-Upgrade offen hält, geht die Rechnung bei Kaby Lake X unterm Strich nicht auf. Durch die notwendige Unterstützung von High-End-Features kostet selbst das günstigste X299-Mainboard 224 Euro aufwärts. Die besseren Modelle wie das ASUS X299-E Gaming, das wir in unserem Test verwendet haben, kommt sogar auf 335 Euro und damit schon in den Preisbereich des Prozessors. Für CPU, Mainboard und 16 GB DDR4-Speicher ist daher mit einem Kaufpreis von ~820 Euro zu rechnen - ohne Grafikkarte, SSD und Netzteil versteht sich. Ein vergleichbares System mit i7-7700K und Z270-Chipsatz kommt hingegen auf 655 Euro und Ryzen mit einem R7 1700X und X370 auf nur ~635 Euro. Speziell bei Gaming-Systemen ist diese Preisdifferenz von bis zu 185 Euro deutlich sinnvoller in eine bessere Grafikkarte investiert.
Daher können wir Kaby Lake X nur mit Einschränkungen empfehlen: Wer kompromisslos die beste Singlethread-Performance sucht - besser mit, aber auch ohne Overclocking -, der sollte sich den i7-7740X genauer anschauen. Ansonsten empfiehlt sich der Griff zu einem kleineren Kaby Lake oder gleich zu einem Ryzen mit sechs oder acht Kernen. Letzteres ist unserer Meinung nach die zukunftstauglichste Option derzeit.
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