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In Your Face Friday - Tod der Spielekonsolen

karlstiefel 23.03.2012 32403 20
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Das Ende der Spielekonsolen. Abgelöst sollen sie von Smartphones und Tablets werden, wenn es nach dem Entwickler Ben Cousins geht. Seine Argumente stützt er auf Zahlen und die Geschichte des Zockens. Schenken wir dem Mann Gehör und setzen wir uns mit seinen Thesen außeinander. Denn: Ganz unrecht hat er nicht!

Für den dieswöchigen IYFF gibt es wieder eine Handlungsanweisung, dieses Mal gleich zu Beginn. Nein, ihr sollt nicht noch ein Tim Schafer Spiel nachholen. Schaut euch diese Päsentation über den Tod der Spielekonsolen an. Sie dauert etwa eine halbe Stunde und ist größtenteils Zahlen und Statistiken - interessant ist sie trotzdem. Also schaut euch das Ganze mal an, ich warte hier.

Link: Entwickler Ben Cousins über den Tod der Spielekonsolen

Kurzes Zwischenspiel: (╯°□°)╯︵ ┻━┻

Fertig? Gut, dann kann ich euch ja erklären, warum der werte Herr nur teilweise recht hat. Zunächst geht er sehr clever mit Zahlen um. Es stimmt, dass Angry Birds 500 Millionen und Call of Duty: Black Ops "nur" 25 Millionen Einheiten verkauften konnten. Setzen wir den Verkaufswert ein, sieht das aber anders aus: Die wütenden Vögel mit einem Dollar pro Download kommen logischerweise auf 500 Millionen Dollar. Call of Duty hingegen kostet 60 Dollar pro Stück - umgerechnet also 1,5 Milliarden Dollar Gesamterlös. Obwohl Angry Birds sich öfters verkauft hat, machten Activision mit ihrem Shooter dennoch den dreifachen Gewinn. Natürlich bei entsprechenden Entwicklungskosten, aber es ist trotzdem hier mehr Geld zu holen.

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Call of Duty ist groß ... SEHR groß!


Einen Punkt erwähnt er bereits: die Bedienung der Spiele. Natürlich hatten die Arcade-Kabinette immer bessere Controller. Egal ob Joysticks oder Lightguns - die Bedienung wurde auf das dazugehörige Spiel perfekt ausgelegt. Das war zwar cool aber unflexibel. Spielekonsolen hingegen bieten ein für jedes Spiel vom Hersteller frei konfigurierbares Kontengent an Tasten. Standardmäßig sind das acht Tasten, das Steuerkreuz und die Analog-Sticks, sowie die Start-, Select- und Power-Tasten bei Playstation 3 und Xbox 360. Die Wii hat im vergleich dazu nur die Hälfte der Tasten, die beim Spielen verwendet werden können. Sehen wir uns einen Touchscreen im Vergleich an - dieser verfügt über keinerlei mechanische Elemente, sondern kann die Interaktion mit dem Spiel auf den Bildschirm selbst verlagern. Das hat den Vorteil, dass ein unglaublich dynamisches Spielerlebnis entstehen kann. Das massive Problem dabei kommt jedoch genau aus diesem Vorteil: Der Nutzer muss den Bildschirm berühren. Dabei wird er immer einen Teil des Spielgeschehens verdecken. Das iPad 3 kann eine noch so hohe Auflösung haben, wenn man nicht durch die eigenen Hände sehen kann, bringt das herzlich wenig.

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Unpraktisch: Das Eingabegerät (= die Hand) verdeckt den Bildschirm.


Was auch dagegen spricht ist der Standpunkt der Hardware- und OS-Hersteller. Sicher sind Spiele auf iOS und Android gerne gesehen, doch weder Apple noch Samsung, HTC und Konsorten sind Spiele-Firmen. Sie tolerieren mobiles Gaming, jedoch untersützen sie dieses nicht, wie es bei Nintendo, Sony und Microsoft der Fall ist. Konsolen sind dafür ausgelegt, zum Spielen genutzt zu werden - Smartphones und Tablets nicht. Wenn man sich die Spiele-Landschaft anschaut, wird man auch die Wichtigkeit eines First-Party-Entwicklers erkennen. Das ist zum Beispiel Nintendo, wenn sie Spiele für die Wii oder den (3)DS machen. Paradebeispiele sind Super Mario Galaxy oder Wii Sports für die Wii, God of War für die Playstation 3 oder Teile der Halo-Serie von 343 Industries (welche ja mittlerweile Microsoft gehören). Ihr merkt: Allesamt sehr erfolgreiche Spiele, sogenannte System-Seller, wenn man denn so will. Ein Grund, eine Konsole zu kaufen ist oft ein Spiel auf der Plattform. Ich bezweifle stark, dass es auch nur einen einzigen Erdenbürger gibt, der sich ein iPhone wegen Angry Birds geholt hat.

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Konsolen/Spiele-Bundles sucht man bei Smartphones und Tablets noch vergeblich.


Im Endeffekt fehlt mir bisher ein Handy-Spiel, das mobiles Gaming als ernsthaftes Genre etabliert. Klar, Angry Birds, Game Dev Story und Konsorten sind witzig, aber wenn ich diese Titel mit anderen Spielen vergleiche, können sie nicht mithalten. Ich kann mir keinen Action-Kracher wie Batman: Arkham City auf einem Touch-Bildschirm vorstellen. Ein komplexes und durchdachtes System wie bei World of Warcraft ist mir bis heute noch nicht in mobiler Form untergekommen. Nicht einmal ein Handheld-Klassiker wie Pokémon findet sich bisher unter den Mobile-Games. Aktuell ist deren Kategorie nach wie vor "Pausenfüller".

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An die Klassiker kommt halt doch nichts ran!


Zum Schluss noch eine persönliche Anmerkung:
Ich möchte diesen IYFF einem sehr geekigen Kollegen von mir widmen, der heute seinen letzten Arbeitstag hatte. Bleib nerdig, mein Freund!
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