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In Your Face Friday - Teh Fail

karlstiefel 07.02.2014 8083 3
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Hui, fährt der Radfahrer aber schnell den Berg runter … und sein Gesicht hat Bekanntschaft mit dem Boden gemacht. Resultat: Tausende Views auf YouTube. Lache und die Welt lacht mit dir, weine und du wirst Teil einer Failcompilation. Machen wir einen Streifzug durch die digitale Kultur der Schadenfreude.

Also neu ist es ja wirklich nicht, das menschliche Versagen. Seit jeher agieren unsere Gehirne von Zeit zu Zeit so, als ob sie eine Überdosis RTL abbekommen hätten. Wir machen dann dumme Dinge, schätzen Situationen falsch ein oder liefern idiotische Aktionen. Das ist schon in Ordnung so, schließlich gehört das zu unserer Menschlichkeit dazu. Wenn wir dann von unseren Freunden gefunden werden, nachdem wir “aus Versehen” gegen die Wand gerannt sind, helfen diese uns auf. Außer es sind unsere besten Freunde - die lachen erst, dokumentieren unser Versagen für YouTube und helfen uns dann erst auf. Das Dokumentationsverhalten - das ist neu. In den 80ern wurden Videokameras einem breiten Publikum zugänglich. Viele Privatpersonen kauften sich ein solchen Koloss, um den Familienurlaub, Weihnachten oder die Geburtstagsfeier zu filmen. Da der Fail auch vor diesen Anlässen nicht Halt macht, kamen bald die ersten Videoclips auf, die ihren populären Platz im Fernsehen finden sollten. Die "Lustigsten Homevideos" wurden zu einem eigenen Sendeformat und Wegbereiter für eine Flut an Fail, wie sie die Welt noch nie gesehen hat.

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Eine ordentliche Portion Fail für die tägliche Lachdosis.

Spulen wir ein paar Jahre vor in die Gegenwart. Handykameras überall, die Datenschleudern Facebook und YouTube verbreiten Videos schneller als je zuvor, Trends wie Vine beschleunigen die Veröffentlichung von Videos noch weiter. Noch nie in der Menschheitsgeschichte war es so einfach, bewegte Bilder aufzunehmen und zu publizieren. Dass somit auch vermehrt menschliches Versagen dokumentiert und veröffentlicht wird, ergibt sich quasi von selbst. Da Shows wie Jackass bewiesen haben, dass Dummheit auch einen enorm hohen Unterhaltungsfaktor haben kann, werden selbst wirklich harte Szenen bei den Zuschauern toleriert. In Russland ist die Kamera auf dem Armaturenbrett aus Versicherungsgründen bereits Standard. Viele Faktoren erweitern die akzeptierte Art und die Quellen der Fails.
Ist es dann noch verwunderlich, dass es bereits monatlich Failcompilations gibt? Schadenfreude ist halt doch nicht nur eines der schönsten Wörter der deutschen Sprache, sondern auch ein starkes soziales Phänomen. Schließlich ist der Mensch (zumeist) stark gruppenorientiert. Der Vergleich vom eigenen Schicksal zu dem der Anderen kann Balsam für die Seele sein. Auf unseren Bildschirmen sehen wir, wie im Dschungelcamp F-Promis Insekten essen müssen, wie hart die Anderen failen und wie ungeschickt der Radfahrer in dem einen total lustigen Video doch ist. Uns geht es währenddessen gut, wir führen einen Realitätsabgleich durch und fühlen uns in unserem eigenen Schicksal doch ganz gut aufgehoben. Natürlich nur, bis uns selbst die Fail-Götter mit einem legendären Aussetzer segnen und unsere Freunde das selbstverständlich auch noch filmen. Bis der Undo-Button auch außerhalb der digitalen Welt erfunden wird, können wir eigentlich nur eines tun: den Fail genießen und mitlachen.

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Egal ob Jackass oder Dschungelcamp - das Versagen Anderer kann dem Zuschauer enorme Freude bereiten.
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