Wir befinden uns auf einem riesengroßen Felsbrocken, der um eine Kugel aus brennendem Gas rotiert. Dieser Felsen - unsere Erde - ist nur einer der zahlreichen Planeten in unserem
Sonnensystem. Unsere “Heimat” steckt voller erstaunlicher Phänomene. Schauen wir uns die unterschiedlichen Himmelskörper also etwas genauer an.
Wenn sich ein Sonnensystem bildet, geschieht das in Gaswolken von galaktischen Ausmaßen. Dieser
“Sternenstaub” hat seinen Ursprung in verschiedenen Quellen. Manche Partikel wurden von den ersten Sonnen des Universums erzeugt und sind Milliarden von Jahren alt. Andere hat es von der letzten Supernova im gleichen Spiralarm der Galaxie in die Wolke katapultiert. In diesen gigantischen Gaswolken kann sich etwas bilden, was man im ersten Moment nicht vermutet:
Schwerkraft. Die Wechselwirkung zwischen den einzelnen Atomen sorgt immer wieder für den Zusammenschluss zu Molekülen und nach langer Zeit sogar zu kleinen Brocken aus gefrorenen Gasen. Solche Brocken und andere in der Gaswolke befindliche Objekte ziehen aufgrund ihrer Masse kleinere und leichtere Teilchen an. Aus dieser Dynamik entwickelt sich eine
Kettenreaktion - aus Kieselsteinen werden Felsbrocken, die bald Berge in den Schatten stellen. Da nicht nur ein einzelnes Objekt dieser Größe gebildet wird, konkurrieren die Giganten bald darum, wer mehr Masse aufnehmen kann. Je nachdem, wo diese Riesen sich befinden, erwartet sie entweder ein späteres Dasein als Gasplanet oder der Zusammenprall mit einem Konkurrenten. In diesem Fall wird nicht nur ein noch massiverer Brocken gebildet, das Verschmelzen sorgt auch für Hitze. Bald (im astronomischen Sinne) ist die Gaswolke ausgedünnt und - vorausgesetzt, das zu diesem Zeitpunkt noch instabile System fällt nicht auseinander - mehrere kleinere Objekte beginnen, um die zukünftige Mitte des Sternensystems zu kreisen. Sobald diese genug Masse hat, wird die Schwerkraft so stark, dass in dem Herz der Sonne durch Druck eine
Fusion erzeugt wird. Eine Sonne ist geboren.
Etwa 150 Millionen Kilometer von uns entfernt wird es heiß - richtig heiß. Über 5700 Grad Kelvin, das sind etwa 5500 Grad Celsius, hat die äußere Sphäre der Sonne. Dort, wo solare Stürme Eruptionen hervor bringen, die um ein Vielfaches größer sind als unser eigener Planet, befindet sich die
Korona. Diese kann man als “Atmosphäre” der Sonne bezeichnen, obwohl dieser Begriff hier etwas fehlplatziert ist. Viel eher handelt es sich um den Übergang von dem Inneren des Sternes zu dem Weltall. Im Gegensatz zu Planeten, wo es wirklich Atmosphären gibt, ist der Übergang hier fließend. Die tatsächliche Oberfläche ist mehrere Tausend Kilometer dick und zwischen 4000 und 10.000 Kelvin heiß - dies lässt sich durch die dunklen und hellen Flecken erkennen. Witziges Phänomen: Der Äquator der Sonne dreht sich schneller als die Pole - außerdem liegt auf diesen kein Schnee.
Innerhalb des Sternes nimmt die Dichte drastisch zu - und damit auch die stattfindende Kernfusion. Etwa die Hälfte des Gewichtes der Sonne (1,989 mal 10 hoch 30 Kilogramm oder stark vereinfacht “eine Sonnenmasse”
findet sich im inneren Viertel. Hier wird quasi sämtliche Energie erzeugt: Jede Sekunde werden mehr als
vier Millionen Tonnen Materie fusioniert, was einen Energieausstoß von
385 Yottawatt zur Folge hat. Könnten wir die gesamte Energie einer einzigen Sonnensekunde für uns nutzbar machen, hätten wir für die kommenden
25 Billionen Jahre keine Energieprobleme mehr. Aktuell sind wir allerdings noch auf fotovoltaische Solarenergie angewiesen, die nicht ganz so effektiv ist. Wie aus einem Science-Fiction-Roman klingt das Konzept einer
Dyson-Sphäre - eine Kugel, die einen Stern teilweise oder komplett umschließt, um dessen Energie zu nutzen. Diese würde in etwa eine astronomische Einheit (149,6 Millionen Kilometer, durchschnittlicher Abstand zwischen Sonne und Erde) von dem Himmelskörper angebracht werden und somit drei der Planeten - inklusive unserer Heimat - umschließen. Während diese gigantische Solaranlage in Star Trek längst Realität ist, fehlen uns noch die Mittel für eine solche Konstruktion.
In einer Gaswolke formt sich ein Protostern. Von Anbeginn der Menschheit an galt unsere Sonne als etwas Besonderes. Quelle des Lichts und somit der Sicherheit, Lebensspenderin und Kraft hinter Wachstum der Pflanzenwelt. Kein Wunder, dass sie von unzähligen Kulturen als Gottheit verehrt wurde. Am wichtigsten war sie für Völker, die ihr Nomadenleben aufgaben und sesshaft wurden - schließlich waren sie von da an von der
Ernte abhängig, welche wiederum in warmen Sommern mit viel Sonnenlicht gut ausfiel. Davor waren viele Stämme Jäger und Sammler, die eher den Mond verehrten. Ein uraltes Monument kennzeichnet den Wendepunkt eines europäischen Volkes zwischen Kindern des Mondes und Verehrer der Sonne.
Stonehenge wird von vielen Archäologen als eine Art Kalender der damals in England ansässigen Druiden gesehen. Dort wurden bestimmte Konstellationen der Sonne und des Mondes gefeiert. Generell wurden viele Fixpunkte der Sonne am Himmel über uns bald ein fixer Bestandteil vieler Kulturen - unsere ist da keine Ausnahme. Kaum verwunderlich ist es, dass
Weihnachten recht nahe an einer
Sonnenwende liegt - mit der Geburt des Messias der christlichen Religion werden die Tage wieder länger, wärmer und angenehmer.
Sonnenstürme reichen tausende Kilometer weit ins All. Aktuell ist unsere Sonne etwa bei der
Hälfte ihrer Lebensdauer angelangt. Vor
4,6 Milliarden Jahren entstand sie - es dauerte jedoch weitere 50 Millionen Jahre, bis der Protostern die heutige Form angenommen hatte. Aktuell ist sie ein Stern der “Hauptreihe” - das heißt, sie ist stabil, stößt Materie ab und entwickelt stets komplexere Fusionen in ihrem Kern. Aktuell sind das noch
Wasserstoff und Helium, die einen Hauptteil des Kernes ausmachen, doch diese “leichten Elemente” werden zunehmend abgestoßen. Mit etwa 11 Milliarden Jahren wird sogar Kohlenstoff durch Fusion erzeugt, da sich das noch vorhandene Helium mehr und mehr verdichtet. Zunächst schrumpft der Stern, während er eine dunklere Farbe annimmt. Ab einem kritischen Punkt kehrt sich diese Entwicklung um: Das, was wir einst als unsere Sonne kannten, wird zu einem
Roten Riesen, der sich konstant ausdehnt und noch dunkler wird. Der zu diesem Zeitpunkt orange Stern liegt im Sterben. Merkur und Venus werden von ihm verschluckt, die Erde wird brennend heiß und gleißend hell sein. Leben in jeglicher Form ist zu diesem Zeitpunkt auf unserem einstigen Planeten nicht mehr möglich - schließlich wird die Erdkruste nur noch aus Lava-Seen bestehen, während die Atmosphäre von den solaren Winden regelrecht weggeblasen wird. Irgendwann beginnt die Fusion im extrem dichten Kern zu stagnieren, was eine Kettenreaktion zur Folge hat. Ein Großteil der Restenergie wird freigesetzt, man spricht vom
“Helium-Blitz”, welcher ein Zehntel so hell ist wie unsere gesamte Galaxie. Der Blitz bläst nun den außen befindlichen Wasserstoff weg vom Kern. Dieser Vorgang dauert 100.000 Jahre, dabei wird die Erde endgültig vernichtet. Was übrig bleibt, ist ein vor sich hin glühender
weißer Zwerg. Die hohe Dichte und die nun vorhandenen Elemente (Kohlenstoff und Sauerstoff) sorgen für eine enorme Leuchtkraft bis hin in den ultravioletten Bereich. Dadurch wird die abgestoßene Gaswolke zum Leuchten gebracht. Vor dem endgültigen Ende ist die Sonne etwa so groß wie die Erde, welche einst um sie kreiste. Jeder Kubikzentimeter des weißen Zwerges wiegt mehr als eine Tonne - trotz der hohen Dichte finden kaum noch Fusions-Reaktionen statt. Dieser Zustand kann länger dauern als das eigentliche Leben der Sonne.
Darüber, was danach folgt, können Astronomen nur spekulieren. Von einem
“schwarzen Zwerg” ist die Rede - ein komplett ausgekühlter Himmelskörper. Weder Wärme noch Licht werden abgestrahlt. Optisch ist ein solches Objekt also nicht sichtbar. Dass ein solcher schwarzer Zwerg noch nicht gefunden wurde, hat einen einfachen Grund:
Das Universum ist noch nicht alt genug. Keine Sonne, so früh sie auch entstanden sein mag, hat es bisher über den Status eines weißen Zwerges hinaus geschafft.
MerkurVon unserem Fixstern zu dem ersten Planeten in unserem Sonnensystem. Merkur ist der kleinste der acht Planeten, dafür aber ein ziemlicher Flitzer. Nicht mehr als
88 Tage braucht er, um die Sonne zu umkreisen. Diese Geschwindigkeit fordert ihr Opfer, denn die
Umlaufbahn ist stark elliptisch. Das ist bei allen Planeten der Fall, bloß tendieren kleinere Vertreter dieser Gattung zu so extremen Bahnen. Ein Merkur-Tag dauert mit etwa 58 Erdentagen nur zwei Drittel so lange wie ein Merkur-Jahr. Das ist, als ob bei uns in 36 Stunden schon kommendes Jahr wäre. Wer hier noch Silvester feiert, nüchtert wohl nie wieder aus.
Das Feiern wäre dort allerdings eher anstrengend. Abgesehen von den extremen Temperaturen
zwischen 430 Grad Celsius und minus 170 Grad Celsius fehlt auch jegliche Art von Atmosphäre. Die dünne Gasschicht an der Oberfläche besteht aus abgefangenen Sonnenwinden und dadurch aufgewirbelten Staubpartikeln.
Diese außergewöhnlich schwierigen Konditionen machen die Erforschung des Merkurs aus nächster Nähe schwierig. Bisher haben es erst drei Sonden -
Mariner 10, MESSENGER und BepiColombo - geschafft, ihr Ziel zu studieren. Was sich dabei erkennen lies, erinnert stark an unseren eigenen Mond. Eine von Kratern überzogene Oberfläche mit vereinzelten Bergen und Schluchten. Dass der Merkur keinen eigenen Mond hat, erklären manche Astronomen damit, dass er einst selbst um die Venus kreiste. Das würde die ungewöhnliche Flugbahn, das Aussehen und den Mangel eines eigenen Mondes erklären.
Zerklüftet präsentiert sich die Oberfläche des Merkur. Bekannt war der Merkur bereits den alten Ägyptern, welche ihn
“Seth”, wie ihren Wüstengott nannten. Schon damals war der erste Planet unseres Systems mit dem bloßen Auge erkennbar, wenn man genau hinsah. Bei einem
Merkurtransit schiebt sich der Winzling vor die Sonne. Bei Abend- und Morgendämmerung, wenn die Sonne noch nicht zu hell scheint, lässt sich der Planet so beim Vorbeiziehen beobachten. In der Regel ist er drei bis vier Mal pro Jahr auf diese Art und Weise sichtbar. Göttliche Namen erhielt der Planet auch von den antiken Griechen und Römern. Flink, wie er nun mal ist und damals schon war, hieß er bei den Griechen
“Hermes” wie der Götterbote. Da er nur in der Dämmerung gut zu sehen war, passte das auch - denn Hermes war auch der Gott der Diebe und Händler. Ein Großteil der römischen Götter beruhte auf der griechischen Göttersaga - Merkur, oder
“Mercurius”, war da keine Ausnahme. Basierend auf dem lateinischen
“Merx” (zu Deutsch
“Ware”) bedeutet der römische Name “Handel treiben”. Dem wurde sogar ein Wochentag gewidmet: “Mercurii”, oder in einer zeitgenössischeren Variante
“Mittwoch”. In der Alchemie teilt sich der Merkur ein Symbol mit dem Element Quecksilber. Der englische Name dafür - Mercury - stammt heute noch davon ab.
Der Merkur ist als kleineres Objekt am Abendhimmel neben der Venus zu sehen. Bemerkenswert ist eine Gemeinsamkeit mit der Erde: ein
Magnetfeld. Lediglich zwei Gesteinsplaneten in unserem System können ein solches aufweisen. Wirkliche Konkurrenz für den Titel “Bestes Magnetfeld” ist der Merkur aber nicht. Das irdische Feld ist zwanzig Mal stärker und auch von der Form her symmetrischer. Bei dem merkurischen Feld ist die
nördliche Hälfte stärker ausgeprägt als die südliche. Astronomen schätzen, dass der Kern des Planeten bereits erstarrt ist und daher nicht mehr - wie bei der Erde - im Inneren rotieren kann. Das beobachtete Magnetfeld ist somit nur ein Überbleibsel von vergangenen Epochen. Obwohl der Merkur sogar kleiner ist als zwei der Saturnmonde, ist er doch doppelt so schwer.
Er ist ein widersprüchlicher Planet. Mit Charakteristika von Monden und Planeten gleichzeitig und mit einer Vergangenheit, die ihre Spuren hinterlassen hat, ist der Merkur einer der interessantesten Planeten für Wissenschaftler.
VenusSchon sind wir bei unserem ersten Nachbarplaneten angekommen. Die Venus ist fast so groß wie die Erde und leuchtet neben dem Mond als
zweithellstes Objekt an unserem Nachthimmel. Unter den richtigen Umständen ist sie sogar tagsüber sichtbar. Ähnlich ist sie bis auf die Größe unserem Planeten aber nicht. Auf der Venus drehen sich die Uhren nämlich anders. Wie anders? Nun, zunächst rotiert sie
in die entgegengesetzte Richtung als die Erde. Sieht man auf unseren Nordpol, dreht sich die Erdkugel gegen den Uhrzeigersinn. Auf der Venus ist genau das Gegenteil der Fall. Wie bei dem Merkur ist auch hier ein seltsames Tag/Jahr-Verhältnis zu finden. Während ein Tag, also eine Eigenrotation etwas mehr als 116 Erden-Tage dauert, braucht sie für die Umrundung der Sonne 243 unserer Tage. Insgesamt dauert ein Jahr also etwa zwei Tage auf der Venus.
Ein Aufenthalt auf der Oberfläche wäre nur etwas für hartgesottene Sommer-Fans. Da die Atmosphäre größtenteils aus
Kohlenstoffdioxid besteht, tritt ein enormer
Treibhaus-Effekt in Kraft. Dadurch kommen Temperaturen von
440 bis 500 Grad Celsius zustande. Erschwerend kommt noch die enorme Dichte der vorhandenen Gase dazu - diese ist fünfzig Mal höher als bei uns. Das bewirkt, dass ein Druck von
92 Bar herrscht. Um bei uns einen solchen Druck vorzufinden, muss man etwa einen Kilometer weit unter der Wasseroberfläche sein. Die Oberfläche selbst beheimatet vulkanische Ebenen, die von Tausende Kilometer langen Lava-Flüssen durchzogen werden. Oberhalb dieser lebensunfreundlichen Umgebung befindet sich eine
dauerhaft geschlossene Wolkendecke. Die gesamte Venus ist permanent von aktiven Gewitterwolken umgeben. Diese türmen sich
40 Kilometer hoch, bestehen aus Schwefelsäure mit Chlor- und Phosphor-Anteilen und absorbieren sämtliche Sonnenstrahlen, die den Planeten erreichen. Das macht sie aber nicht warm - ganz im Gegenteil. Innerhalb der Wolken sind Temperaturen von
bis zu minus 100 Grad Celsius möglich. Perfekt, um sich von der Hitze der permanent dunklen Oberfläche abzukühlen. Wir haben also einen brennend heißen und frostig kalten Nachbar ohne Sonnenlicht auf der Oberfläche, dafür aber
mit permanenten Gewittern und Säureregen. Tolle Nachbarschaft.
Dennoch gibt es Spekulationen über Leben auf der Venus. Denn zwischen den beiden Temperatur-Extremen gibt es eine gemäßigte Zone, in der sogar Ozon nachgewiesen wurde. Exobiologen sehen auch das fehlen bestimmter Gase und das Vorhandensein von bakteriengroßen Partikeln als Anhaltspunkte für außerirdisches Leben.
Unter dem dichten Wolkenmantel sieht die Venus so aus. Wie der Merkur hat die Venus
keinen Mond. Eine bereits erwähnte These besagt, dass vor langer Zeit der kleine Merkur einst um seinen Nachbarplaneten kreiste, von der Gravitation der Sonne jedoch aus der Umlaufbahn geschmissen wurde. Die rückläufige Rotation der Venus begünstigt diese Theorie. Generell gibt sich die Venus gerne rätselhaft - lange zeigte sie uns nur ihren Wolkenmantel. Erst, als zu den Teleskopen auch
Radarschüsseln und Sonden in der Weltraumforschung eingesetzt wurden, gelang uns ein Blick unter die dichte Hülle. Bekannt war die Venus jedoch schon lange vor der Erfindung des Teleskops. Der helle Punkt am Horizont wurde bereits 1680 Jahre vor unserer Zeitrechnung dem babylonischen König Ammi-saduqa bekannt. Später - 1610 - schon mit einem einfachen Teleskop ausgerüstet, beobachtete Galileo Galilei den Himmelskörper. Sein Zeitgenosse Johannes Kepler konnte sogar zukünftige Venustransite verlässlich voraussagen. Basierend auf der beobachteten Bewegung fühlte sich Nikolaus Kopernikus in seiner Idee des
heliozentrischen Weltbildes bestätigt. Seit den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden Radaranlagen, etwa ein Jahrzehnt später auch Raumsonden zur Erforschung der Venus verwendet. Nach dem missglückten Versuch der sowjetischen
Venera 1 Sonde 1961 gelang es der US-amerikanischen
Mariner 2 erstmals, den Planeten zu erreichen. Die signifikanteste Entdeckung damals war, dass die Venus über kein Magnetfeld verfügt. Fünf Jahre später landete die
Venera 3 Sonde erstmals auf dem Planeten. Sie und ihre Nachfolger bis hin zur Nummer 16 und die amerikanische Konkurrenz der Mariner-Sonden wurden nachgeschickt, um Daten zu sammeln. Außerdem trugen die
Pioneer- und Magellan-Raumsonden zu der Erforschung bei. Aktuell befindet sich die
“Venus Express” Sonde der ESA in einer Umlaufbahn um die Venus, um dort - zusammen mit der US-amerikanischen
MESSENGER und der japanische
Akatsuki - langfristige Beobachtungen zu ermöglichen.
Künstlerische Darstellung der Venus-Oberfläche. Das “langfristige Beobachtungen” aus dem vorherigen Absatz hat einen witzigen Beigeschmack, wenn man die bereits angesprochene Geschichte der Venusbeobachtung in Betracht zieht. So ziemlich jede Hochkultur - von den Babyloniern über die Chinesen, Griechen, Japaner bis hin zu den Römern und Germanen hatten einen eigenen Namen und eine dazu passende Mythologie für die Venus. Auch ihr haben wir einen Wochentag zu verdanken. Laut den erwähnten Germanen machte sich nicht etwa
Lucifer, Aphrodite oder gar
Xolotl auf die Reise über den Horizont, sondern die Ehe-Göttin
Freya. Dieser verdanken wir den Namen
“Freitag”. Erst in der Renaissance erhielt der Planet den heute von uns verwendeten Namen, Taufpatin war dabei die römische Version der Aphrodite.
ErdeWillkommen zu Hause, auf der Erde. Heimat sämtlicher uns bekannter Lebewesen im Sternensystem. Kein Wunder eigentlich, ist unser Planet doch in einem Orbit um die Sonne, der sich in der
“habitablen Zone” befindet. Das bedeutet schlicht und einfach, dass in einem gewissen Abstand zu dem Stern flüssiges Wasser dauerhaft auf einem Planeten existieren kann. Diese Zone beginnt bei etwa 0,9 astronomischen Einheiten von der Erde zur Sonne und endet etwa bei 1,4 - wir haben also richtig Glück gehabt. Unsere Nachbarn der Mars und die Venus schauen mit 1,5 AE und 0,7 AE durch die Finger. Im Gegensatz zu den beiden näher an der Sonne befindlichen Planeten haben wir als erster Himmelskörper in dem Sonnensystem einen
Mond. Dieser natürliche Satellit umkreist uns in etwas mehr als
27 Tagen und ist für Ebbe und Flut, so wie für Schlaflosigkeit bei so manchem Erdbürger verantwortlich. Vielleicht treibt diese Nachtschwärmer ja eine Art urzeitliches Heimweh - schließlich besteht der Mond ja
aus demselben Gestein wie die Erde. Diese Gemeinsamkeit ist ein Hinweis auf die Entstehungsgeschichte von unserem Planeten und seinem Mond. Als das Sonnensystem sich noch geformt hat, trafen
zwei Protoplaneten aufeinander. Die Wucht dieses Aufschlages war so gigantisch, dass sich beide Gesteinsbrocken teilweise verflüssigten und der kleinere Planet in Stücke gerissen wurde. Als dieses Spektakel vorbei war, umkreiste ein kleiner, abkühlender Mond aus den verbleibenden Trümmern die nun neu geformte Erde. Geologen haben im Pazifik die
“Narbe” gefunden, welche von diesem Zusammenstoß sein könnte. Absolut bestätigt ist diese Entstehungstheorie noch nicht - es handelt sich um eines der vielen ungeklärten Rätsel unseres Sonnensystems.
Die Halbinsel Florida aus der Umlaufbahn gesehen. Über Zusammensetzung der Atmosphäre oder über extreme Temperaturen brauche ich wohl kaum ausführlich berichten - schließlich erleben wir die Umwelt jeden Tag selbst. Extremregionen wie die
Lut-Wüste (Iran) mit
70°C oder die
Wostok-Forschungsstation in der Antarktis mit kuscheligen
-90°C prägen nicht das Gesamtbild unseres Planeten. In unseren Breitengraden kommen wir eher auf 40°C im Rekordsommer oder -35°C in einem bitterkalten Winter. Was wir mit natürlichen Extremen nicht erreichen, wird mit künstlichen Temperaturen ausgeglichen. Bei Experimenten (Stichwort
Supraleiter) werden Zustände
nahe an den 0 Kelvin, dem absoluten Nullpunkt erreicht. Da in dem uns bekannten Universum aufgrund der noch immer starken
Hintergrundstrahlung des Urknalls solche Temperaturen nicht möglich sind, befindet sich
der kälteste Punkt des Universums auf der Erde. Wenn wir uns nicht gerade dort befinden, lebt es sich aber recht gut.
Wir wohnen auch weder auf dem Mount Everest (8.848 m) oder im Witjastief 1, 11.034 Meter unter dem Meeresspiegel, sondern haben es uns in gemäßigteren Gebieten gemütlich gemacht. Der erwähnte Berg in Nepal ist übrigens die höchste Erhebung auf der Erdoberfläche, bei Weitem jedoch nicht der höchste Berg in Sachen Gesamthöhe. Der Vulkan
Mauna Kae auf Hawaii ragt zwar nur 4,2 km aus dem Meer - gemessen am Fuß des Berges ist dieser jedoch mächtige
10.205 Meter hoch.
Irgendwo zwischen diesen Extremen siedeln
über 7 Milliarden Menschen. Davon mit 1,4 Milliarden ein Fünftel in China, schlappe 100 Millionen weniger in Indien. Den dritten Platz belegen bereits die USA mit einer Milliarde Bürger weniger. Als bevölkerungsreichste Region darf sich die Metropole
Tokio/Yokohama rühmen: Hier wohnen mehr als
37 Millionen Japaner. Am dichtesten gesiedelt wird aber bei uns in Europa.
Monaco beherbergt auf nur 2 Quadratkilometern 36.000 (größtenteils ausländische) Bürger - es wohnen dort also
18.000 Menschen pro Quadratkilometer. Übertroffen wurde das nur von der illegal errichteten Mini-Stadt
Kowloon in Hongkong: Auf winzigen
0,026 km² quetschten sich
33.000 Menschen in die dunklen Gassen. Bis Kowloon 1993 abgerissen wurde, war es mit einer Bevölkerungsdichte von
1,3 Millionen Einwohner/km² absoluter Rekordhalter. Etwas mehr Platz hat man quasi nebenan in der Mongolei - dort ist die Einwohnerdichte etwa ein Millionstel so hoch. Zum Vergleich: Es gibt 4.100 Wiener und 3.900 Berliner pro Quadratkilometer der jeweiligen Stadt. Lustiger Fakt zu dem Thema: Im Vatikan gibt es
je Quadratkilometer zwei Päpste.
Die Erde vom Mars aus gesehen Obwohl wir Satelliten zu anderen Planeten und Himmelskörpern schicken, sind wir bei unserer Erde doch am besten bestückt. Schätzungen zufolge befinden sich aktuell mehr als
200.000 Satelliten für militärische, zivile und wissenschaftliche Zwecke über unseren Köpfen. Dazu kommen noch die international besetzte
ISS Raumstation und die
Tiangong 1 aus China. Mehrere Jahrzehnte Raumfahrt hinterließen außerdem tonnenweise
Weltraumschrott, welcher zunehmend für die technischen Geräte im Erdorbit gefährlich wird. Die Satelliten sind für sich gegenseitig keine Gefahr, bewegen sie sich doch auf vorberechneten Bahnen. Daher gab es bisher auch nur einen einzigen (dokumentierten) Zusammenstoß zweier Satelliten.
So seltsam es klingen mag - Merkur und Venus sind unserer Erde recht ähnlich. Die jeweils feste Oberfläche und eine definierbare Atmosphäre machen die beiden Planeten quasi zu Kollegen unserer Erde. Den zweiten Teil unserer Reise werden wir mit dem Mars beginnen, welcher auch unter diese Kategorie fällt. Danach begeben wir uns jedoch zu einem Planeten, den es nie gegeben hat, bevor wir zu den Gasriesen fortschreiten. Unser Trip durch das Sonnensystem hat gerade erst begonnen.
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