eitschpi
epidämlichologe
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Die Übergabe der Pflege dauert schnell mal eine halbe Stunde auf einer internistischen Abteilung, wo die Pflege ihren Job ernstnimmt. Ich bin oft genug dabei. 20 Minuten sind vom Arbeitgeber meistens eingeplant. Natürlich werden alle PatiemtInnen durchgegangen, alle haben Pflegebedürfnisse von A bis Z, von Inkontinenz bis Sondenernährung wo Medikation zermörsert werden muss und wenn Du drei Tage nicht im Dienst warst kannst eine komplett neue Station haben.
Durch die 48 Stunden Maximalarbeitszeit ist kein ärztliches Personal regelmäßig da, da wird alles über die Pflege abgewickelt. Dadurch werden die Übergaben von Leuten, die zwölf Stunden am Tag durchgehend bei den PatientInnen sind nochmal wichtiger. Natürlich gings auch mit kürzeren Dienstzeiten, allerdings geht enorm viel Zeit und Information verloren. Zeit, die für immer mehr Arbeit - Dokumentation - nötig wäre. Auf einigen Abteilungen kriechen alle auf den Zähnen, vor allem die Pflege, die wie erwähnt die ganze Zeit am Krankenbett steht.
Dass in einem Nachtdienst weniger zu tun ist stimmt schon, schlafen kannst Du trotzdem nicht und bist am nächsten Tag fertig.
Natürlich gibts das stereotypische Kaffeetrinken wo jede Glocke eine Frechheit bedeutet auch auf einigen Abteilungen, aber das sind Leute die kurz vor der Pension stehen und heute mit der Arbeitseinstellung nirgends einen Job bekommen würden. Die gibts aber in jeder Berufsgruppe.
Und ich hab ehrlich gesagt genau gar keine Lust auf Schichtdienst. Ich hab das in der Produktion bei Infineon neun Wochen lang gemacht. Drei Früh- oder Nachmittagsdienste und dann drei Nachtdienste. Ich hab nur mehr geschlafen den ganzen Tag.
Es "behandelt" Dich auch niemand nach 24 Stunden Dienst. Im Nachtdienst ist das Personal so reduziert, dass die PatientInnen grundversorgt sind. Auf Notfallabteilungen gibts eh nur mehr Zwölfstundendienste. Operiert werden in der Nacht nur Notfälle und da steht niemand um drei Uhr in der Früh ohne Schlaf seit dem Vortag am OP-Tisch. Vor allem nicht nach 24 Stunden, wo schon die Übergabe erfolgt.
Die Leute im AKH sind extrem pissed, dass sie nicht mehr mit ihren 72 Stunden Maximalarbeitszeit einmal im Monat 48 davon an einem Wochenende machen können. Dass Ärztinnen ein Wochenende durchlaufen gibts in TV-Serien und vielleicht in Ländern, wo Gesundheitssysteme "effizienter" geführt werden, aber sicher nicht in Österreich.
Und was soll sich ändern, wenn ÄrztInnen erst um 20 Uhr anfangen zu arbeiten? Die schlafen dann auch nicht von 10 bis 18 Uhr.
Bearbeitet von eitschpi am 07.12.2017, 21:06
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schizo
Produkt der Gesellschaft
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@eitschpi: mein voriges Posting ging eher in die Richtung, dass ich mich überzeugen habe lassen, dass zu den jetzigen Umständen 12h Schichten im KH eher eine Erleichterung als Erschwerung (im Gegensatz zu 8h) bedeuten, sich dies jedoch schwer auf andere Branchen umlegen lässt, bei denen eben die Maximalarbeitszeit hinaufgesetzt werden soll.
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eitschpi
epidämlichologe
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Na da hast Recht.
In vielen Branchen, wo Du die gesamte Arbeitszeit durch hochkonzentriert arbeiten musst, bin ich voll für eine Verkürzung.
Ich hab bei McDonald's auch gearbeitet und da war ich nach 9 1/2 Stunden halbtot. Es würd doch auch sicher bei unserem BIP einiges gehen. Klar, dass es ArbeitgeberInnen nicht taugen würde. Mehr Personal, mehr Einschulungen, mehr Leute zu koordinieren, mehr zahlen, mehr alles...
Aber das ist hier eh nicht das Thema. Dass in vielen Branchen in Ausnahmefällen 12 Stunden gearbeitet werden kann ist Fakt, und die Wochenarbeitszeit wird auch nicht erhöht.
Arbeitszeitverkürzung ist ein ganz eigenes Thema.
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schizo
Produkt der Gesellschaft
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Naja, die beiden zukünftigen Regierungsparteien haben sich gestern darauf geeinigt, die Ausnahmefälle aufzuweichen (die davor imo schon zur Genüge vorhanden waren). Eine Erhöhung der zulässigen wöchentlichen Maximalarbeitszeit bedeutet für Arbeitnehmer in den meisten Branchen eine Verschlechterung, da diese derzeit nicht nach belieben angeordnet werden können. Dies wird sich in Zukunft praktisch jedoch ändern.
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eitschpi
epidämlichologe
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Aber die durchschnittliche Wochenarbeitszeit ändert sich ja nicht.
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schizo
Produkt der Gesellschaft
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Davon würde ich eben nicht ausgehen. Die Normalarbeitszeit soll gleich bleiben (=jene Arbeitszeit anhand welcher Überstunden berechnet werden). Die Maximalarbeitszeit jedoch auf 60 Stunden erhöht werden (=es dürfen zusätzlich bis zu 20 Überstunden/Woche geleistet werden). Es gibt derzeit schon genügend Dienstverhältnisse, in denen regelmäßig Überstunden geleistet werden müssen (oder du eben bei entsprechender Ersetzbarkeit deinen Arbeitsplatz räumen darfst). Dies wird sich mit der Erhöhung der Höchstarbeitszeit nicht bessern.
Derzeit sind 60 Stundenwochen schon unter gewissen Umständen möglich, jedoch dürfen diese nur 24Wochen/Jahr anfallen. Ich gehe davon aus, dass diese Regelung mit der generellen Erhöhung ebenfalls fallen wird.
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ccr
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Es wird für die Anwendung der 60 Wochenstunden aber auch noch eine Einzel- oder Betriebsvereinbarung notwendig sein. Es erfolgt keine automatische Erhöhung von 10 auf 12 Stunden, sondern es wird nur die Möglichkeit der Erhöhung unter den oben angeführten Voraussetzungen eingeräumt.
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WMB 71432
Little Overclocker
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Das schlimme daran ist du darfst/musst "Überstunden" machen und bekommst aber nicht Überstunden ausbezahlt.
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Vinci
hatin' on summer
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Es wird für die Anwendung der 60 Wochenstunden aber auch noch eine Einzel- oder Betriebsvereinbarung notwendig sein. Es erfolgt keine automatische Erhöhung von 10 auf 12 Stunden, sondern es wird nur die Möglichkeit der Erhöhung unter den oben angeführten Voraussetzungen eingeräumt. Und wie viele Neuverträge mit den klassischen 10h wirds in den einschlägigen Branchen dann noch geben? Und wie viele Mitarbeiter werden es sich leisten können einer Einzelvereinbarung nicht zu zuzustimmen?
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ccr
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Das schlimme daran ist du darfst/musst "Überstunden" machen und bekommst aber nicht Überstunden ausbezahlt. Wieso? Entweder wird ab der Normalarbeitszeit mit Zuschlag ausgezahlt, oder es wird Zeitausgleich gegeben. Da ändert eine großzügigere Höchstarbeitszeit nichts daran. @Vinci: wenn ich meine MA statt 40 Stunden 60 Stunden arbeiten lasse, kostet mich das mit Überstundenzuschlägen 70 Stunden. Das ist nicht sonderlich attraktiv als "Geschäftsmodell".
Bearbeitet von ccr am 08.12.2017, 08:27
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WMB 71432
Little Overclocker
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Super ZA 1:1, was hast davon viel zu haben und dann drehst daheim Daumen weil du keine Mehrkohle hast.
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ccr
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Was willst denn jetzt? Eine ausgewogene Work-Life-Balance? Dann ist ZA 1:1 fair, da Du damit in Summe in der Normalarbeitszeit bleibst. Mehr Kohle? Na dann ist es doch nur gut für Dich, wenn Du jetzt statt 2 zukünftig 4 Überstunden pro Tag machen darfst.
Ich glaube, hier motzen einige, ohne das Arbeitszeitgesetz richtig verstanden zu haben.
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NeM
OC Addicted
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Auf ZA würd ich aber auch husten, wenn ich dafür von 8 bis 8 in der Firma hocken müsste....
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dosen
Here to stay
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Was willst denn jetzt? Eine ausgewogene Work-Life-Balance? Dann ist ZA 1:1 fair, da Du damit in Summe in der Normalarbeitszeit bleibst. Mehr Kohle? Na dann ist es doch nur gut für Dich, wenn Du jetzt statt 2 zukünftig 4 Überstunden pro Tag machen darfst.
Ich glaube, hier motzen einige, ohne das Arbeitszeitgesetz richtig verstanden zu haben. Es ist eine Möglichkeit für die Wirtschaft die Arbeitnehmer unter Druck zu setzen. Die Tage mit 12 Stunden werden Zukünftig in manchen evt. sogar vielen Betrieben einfach eingeteilt. Wenn man das nicht will oder einfach nicht kann wegen zb. Familie und Kinder oder einfach die Kraft nicht hat für 12 Stunden zu arbeiten wird das dem Arbeitgeber ziemlich Wurscht sein. Du willst keine 12 Stunden Arbeiten? Mit dir waren wir schon länger nicht zufrieden! Es ist keine Verpflichtung vorhanden die 12 Stunden zu Arbeiten, du kannst es dir je nach Betrieb aber schwer aussuchen. Die Überstunden werden heutzutage auch meist nicht mehr ausbezahlt, also wirst du einfach in ZA geschickt wenn grad weniger zu tun ist. Mir Persönlich wird es nicht Schaden da mein Betrieb sehr Sozial ist, ein paar Freunde von mir werden aber nicht anders können als die 12 Stunden zu arbeiten.
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Vinci
hatin' on summer
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Es ist eine Möglichkeit für die Wirtschaft die Arbeitnehmer unter Druck zu setzen. Die Tage mit 12 Stunden werden Zukünftig in manchen evt. sogar vielen Betrieben einfach eingeteilt. Wenn man das nicht will oder einfach nicht kann wegen zb. Familie und Kinder oder einfach die Kraft nicht hat für 12 Stunden zu arbeiten wird das dem Arbeitgeber ziemlich Wurscht sein. Du willst keine 12 Stunden Arbeiten? Mit dir waren wir schon länger nicht zufrieden! Ich sag nur All-In. Laut AK hatte Ende 2015 jeder 4. so einen lustigen Vetrag: http://orf.at/stories/2327831/2327828/Von bezahlten Überstunden oder Zeitausgleich träumt man dann nur.
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