Aktuell arbeiten wir gemeinsam mit dem Speicherhersteller ADATA an einem Projekt, das in Sachen DDR3-Taktfrequenzen ein bisschen Staub aufwirbeln soll. Nachdem sich das nicht von einem auf den anderen Tag bewerkstelligen lässt, wollen wir euch mit diesem Artikel in unregelmäßigen Abständen die Möglichkeit geben, uns auf dieser Reise zu begleiten.
Der Vorteil in der Redaktion von overclockers.at zu sitzen, ist definitiv die Tatsache, dass man an Hardware kommt, die teilweise im Handel in dieser Form noch gar nicht erhältlich ist. Das hatten wir schon oft mit CPUs und Grafikkarten so, aber auch mit Mainboards. An Engineering Samples im Speicherbereich kommt man hingegen eher selten ran, außer man hat gute Kontakte bei einem Hersteller, der auch wirklich aktiv die Overclocking-Szene unterstützt. Zu unserem Glück haben wir bei ADATA diese Unterstützung gefunden und erstklassige Module mit jeweils 8 GB bei 2800 MHz CL12 mit 1,65 Volt bekommen, der erst mit Intels Haswell-Prozessoren das Licht der Welt erblicken sollen.
In Vorbereitung gequält zu werden: Der neue ADATA XPG-Speicher mit 2800 MHz CL12-14-14-36 bei 1,65 Volt
Speziell bei seltener Hardware ist beim extremen Übertakten immer ein gewisses Vortasten notwendig. Besonders wenn man die Art von Speicherchips auf den Modulen noch nicht in der Praxis gewürgt hat, schadet eine vorsichtige Herangehensweise nicht im geringsten. Schließlich gilt es analytisch vorzugehen und Schritt für Schritt das Maximum aus der Hardware herauszuholen. In unserem Fall handelt es sich um die aktuelle Hynix-Generation mit dem Kürzel "MFR", die auf den ES-Modulen verbaut wurde. Da wir im Internet noch keine Erfahrungsberichte zum Verhalten dieser Chips im Grenzbereich gefunden haben, müssen wir es selbst herausfinden. Dafür eignet sich eine Plattform, die man bereits durch und durch kennen sollte und für das nötige Potenzial sorgt. Was wäre da besser als AMDs Bulldozer in Kombination mit einem ASUS Crosshair V Formula-Z.
Stabile Testplattform für Speicherexperimente: AMD FX-8150 und das ASUS Crosshair V Formula-Z
Jetzt ist der Overclocker in uns gefragt. Zuerst wird die CPU mit flüssigem Stickstoff versorgt, damit wir die Spannungen am integrierten Memory-Controller ganz ohne schlechtem Gewissen viel zu hoch setzen können - minus 160° C ist uns gerade gut genug. Die Speicher werden zwar gleich inklusive LN2-Pot verbaut, doch bleiben sie anfangs unter Luft, um erst bei Bedarf mit Kälte zusätzliche Megahertz herauszuquetschen.
Die Bulldozer-CPU bekommt schon kräftig Kälte, der Speicher muss noch warten.
Unter Luft erreichen wir gerade mal knappe 3000 MHz bei CL12 mit 1,9 Volt. Viel mehr wollen wir ohne Kälte nicht geben, um nicht gleich mit den ersten Versuchen einen Stick in den Himmel zu schicken. Bis dahin skalieren die Speicherchips allerdings wunderschön mit der zusätzlichen Spannung und lassen weiteren Spielraum erahnen. Nachdem hier unserem Gefühl nach das Limit für Luftkühlung ist, können wir nun den eisgekühlten Lebenssaft auch bei den Speichermodulen einsetzen und überprüfen, ob die Kälte uns noch ein paar Megahertz schenkt. Siehe da, der Schlüssel für Hynix MFR ist speziell die Kälte! Mit einigen Versuchen und entspannten Timings sehen wir bei -120° C glatte 3400 MHz im Speicher-Tab von CPU-Z. Die haben wir ärgerlicherweise (so wie meistens) natürlich nicht validiert, weil wir dachten, dass wir vielleicht noch deutlich höher kommen würden. Tja, dem war aber nicht so, denn sonst hätten wir jetzt den 8-GB-Riegel mit der weltweit höchsten Taktrate in der Hand. Stattdessen bekommen wir mit 3371,4 MHz "nur" Platz 11 in der Weltrangliste und Platz 2 bei den 8-GB-Modellen. Beim nächsten Mal holen wir uns den Titel auch offiziell. Aber das ist nur der Anfang unseres Projekts, da kommt noch viel mehr auf uns zu ...
Gleich drei Tage lang benchen wir auf Teufel komm raus mit dem Schweizer Overclocker splmann, der uns in den letzten Jahren sehr ans Herz gewachsen ist. Wir vereinen unsere Ressourcen und bringen es auf insgesamt 11 hochpreisige Speichermodule, die jeweils mit 2800 MHz ausgeliefert werden. Als Plattformen greifen wir dieses Mal nicht auf AMDs AM3+ zurück, sondern konzentrieren uns voll und ganz auf Intels Haswell. Nicht grundlos, denn in den letzten Wochen konnte die neue Mainstream-Generation fast täglich neue Rekorde im Speicherbereich erzielen. Dazu gesellen sich gleich drei High-End-Mainboards, die wir alle unter flüssigem Stickstoff testen werden: Das ASUS Maximus VI Extreme, das ASUS Maximus VI Gene und das ASRock Z87M OC Formula. Danke an Alex von ADATA, ASUS, Niko von EK Water Blocks, Jake von Corsair und speziell Nick Shih von ASRock für die Unterstützung!
Insgesamt können wir auf 11 Speichermodule mit 2800 MHz CL12 zurückgreifen.
Brandneu in unserem Repertoire für Flüssigstickstoffkühler ist der neue Memory Cooler von EK, der in Zusammenarbeit mit dem finnischen Overclocker SF3D entstanden ist. Er ist einfach zu installieren, mit 75 Euro vergleichsweise günstig und bringt die Speicher durch die kleine Potgröße sehr schnell nach unten. Weniger erfreulich ist, dass als Material für den oberen, schwarzen Teil des Behälters nur Plastik verwendet wurde. Nachdem so mancher Speicherriegel für den Boot gerne mit einer Heißluftpistole aufgetaut werden muss, hinterlässt das nach nur wenigen Sessions starke Spuren am Kühler. Außerdem reagiert das Plastik gerne auf große Temperaturunterschiede, sodass unser Exemplar bereits zwei gröbere Sprünge enthielt. Der Pot muss zukünftig in jedem Fall aus Aluminium gefertigt werden, auch wenn der Preis dadurch deutlich höher ausfällt. Das wäre er in jedem Fall wert!
Update, 2. Juli 2013: EK hat sich bei uns gemeldet und unter anderem wegen unserem Feedback eine Revision des Pots vorgenommen, der das Plastik mit Aluminium ersetzt. Mehr dazu in diesem Beitrag.
Der EK Memory Cooler in seiner ganzen Pracht!
Wer übrigens denkt, dass bei Arbeitsspeichern nur zählt, welcher Chiptyp sich auf den Modulen befindet, der irrt sich. Mittlerweile wissen wir, dass es zig Serien von Hynix MFR gibt, die sehr unterschiedlich auf Kälte reagieren. Corsair verbaut in ihren Vengeance Pro zum Beispiel MFR, der weder gut mit Kälte, noch mit Spannung skaliert. Die ADATA Engineering Samples, die auch in der neuen XPG V2-Serie Verwendung finden, verhalten sich da weit besser. Sie sind aus dem sogenannten "3X"-Batch und können mit jedem Grad etwas anfangen. Zusätzlich nehmen sie auch gerne Spannungen von bis zu 2,4 Volt. Zwar booten sie je nach Exemplar nicht immer damit, aber spätestens im Windows stehen sie drauf und lassen sich dadurch noch weiter nach oben befördern.
Hynix MFR ist nicht gleich Hynix MFR! Das ist der Batch, den man für verdammt hohe Taktraten braucht!
Für eine besonders nette Überraschung konnte das ASRock Z87M OC Formula sorgen. Der Overclocker und Product Manager bei ASRock, Nick Shih, bürgt mit seinem Namen für die Qualität. Und das mit recht! Bei unseren Tests mit den ASUS-Mainboards stehen uns zwar hunderte Funktionen zur Verfügung, doch trotz stundenlangen Versuchen können wir nicht das Maximum aus den Arbeitsspeichern herausholen. Im Gegensatz dazu bringt uns das OC Formula schon mit allen Setting auf "Auto" weit über die 3600 MHz. Außerdem verzichtet es scheinbar auf mühsames und langwieriges Memory-Training und bootet deshalb verdammt flott. Ebenso schnell reagiert es bei einem nicht bootfähigen Setting und fährt bis auf wenige Ausnahmen problemlos mit einem "Overclocking failed" hoch, um dann die Settings erneut anpassen zu können. Zwei Daumen hoch von splmann und mat!
Das ASRock Z87M OC Formula kann auf ganzer Linie überzeugen!
Um euch einen besseren Einblick in das Handwerk des Memory Overclockings zu geben, haben wir ein verwackeltesSmartphone-Video für euch gemacht. Neben ein paar BIOS-Settings vom ASRock OC Formula seht ihr auch einen Boot mit 3750 MHz und wie danach mit ASRocks Overclocking Tool namens "Rapid OC" die BClock langsam angehoben wird, damit wir das Maximum aus dem Speicher herausholen können.
Wir brauchen euch garantiert nicht zu sagen, dass wir mit all der Hardware und mehr als 100 Liter flüssigem Stickstoff in diesen drei Tagen nicht sehr viel geschlafen haben. Das war auch nicht der Plan, denn wir wollten einfach nur die 4000 MHz knacken. Leider ist uns das trotz vollem Einsatz nicht gelungen. Warum? Wir wissen jetzt, dass es - anders als bei Bulldozer - tatsächlich nun am Speicher liegt, welche Taktfrequenz man unterm Strich rauskitzeln kann. Klar sind auch bei Haswell noch die richtigen Settings im BIOS notwendig und speziell die IMC-Spannungen können noch bis zu 50 MHz aus einem Modul herausholen, doch im Endeffekt muss der Stick mit all seinen ICs das Potenzial dafür haben. Insofern bleibt uns nur zu hoffen, dass uns ADATA bald einen neuen Wunderriegel zur Verfügung stellt, der die 4-GHz-Grenze packt und uns endlich in Frieden ruhen lässt. Unsere Resultate können sich dennoch sehen lassen, wir haben es auf den 7. und 10. Weltranglistenplatz geschafft und in einem kleinen Nebenprojekt noch die offiziell höchste Taktfrequenz für einen 8-GB-Stick aufgestellt. Das hier noch nicht Schluss sein kann, muss euch aber auch klar sein ...
Zum Abschluss haben wir noch ein paar Random Impressions aus den letzten drei Tagen für euch, die wir euch natürlich nicht vorenthalten wollen. Einfach einwirken lassen!
Unser Motto für diese Tage: More is (always) better!
splmann in seinem Element: Sie nannten ihn "Mr Vaseline"
Die CPU hat ein Lackerl gemacht. So ein Schweindl!
Benchen @ -163 °C: Vor lauter Schnee und Eis sieht man kein RAM-Modul mehr
Die Angelbird SSD2go stand uns wieder treu zur Seite. Wir stehen auf sie!
Auch die overclockers.at-SSD war mit einem abgespeckten XP SP3 im Einsatz
Welchen Bootcode zeigt das Mainboard an? Nicht so einfach, oder?
mat (stehend) und splmann bei ihrer täglichen Routine. Nein, nicht waschen.
Links der Speicher, rechts die CPU. Viel mehr als -80 °C mag der IMC von Haswell nämlich nicht.
Zum ersten Mal über 3800 MHz! Links im Bild das Rapid OC-Tool von ASRock, das per Tastenkürzel gesteuert wird.
Don't fuck around with your memory! Oder das Herunterfahren verschwindet einfach aus dem Startmenü.
splmann representin' EK Water Blocks!
mat und splmann nach drei Tagen benchen. Schauen eh noch fit aus!