ATI schickt sich an, mit neuen Produkten sowohl im High-End Sektor als auch im Value-Bereich neue Maßstäbe an Leistung bzw. Preis/Leistung zu setzen. Leider ist das Top-Modell, die Radeon 9700, noch nicht für die Masse verfügbar, dafür durften wir jedoch die neue Entry-Class Lösung Radeon 9000 Pro einigen Testruns unterziehen.
Einleitung und Vorstellung"Taking the Extreme into the Mainstream" betitelte ATI die Presseaussendung Mitte Juli, in der die neuen Radeon 9000 Karten erstmals offiziell vorgestell wurden. Nun - so extrem wie betitelt sind die Spezifikationen nicht, die technischen Daten des RV250 lassen - wie schon die Chip-Bezeichnung erahnen läßt - eher déjà-vue Stimmung aufkomnen: 4 Rendering Pipelines, Pixelshader 1.4, Smoothvision Antialiasing, Hydravision, ... alles alte Bekannte aus den Datenblättern der Radeon 8500.
Wo ist nun der Unterschied? Bei der RV250 GPU wurde im Vergleich zur R200 eine Textureinheit jeder Pixelpipeline entfernt, was zwar bei Texturing-intensiven Games zu formidablen Performanceeinbußen kommen kann, aber weiterhin volle DirectX 8.1 Kompatibilität gewährleistet. Darüberhinaus wurde die Triangelsetup-Engine leicht modifiziert, was jedoch nur unter bestimmten Voraussetzungen Vorteile gegenüber der R200 bringt.
Durch diese Designänderungen konnte vor allem eine Flächenreduktion des Chips erreicht werden, was natürlich wieder dem Produktionspreis zugute kommt.
Wirklich neu ist nur die "Fullstream" genannte 2D-Video Optimierung, welche die Funktionen der Pixelshader-Engine nützt um die Darstellungsqualität von blockbasierten Kompressionsalgorithmen zu verbessern.
Derzeit wird dieses Feature jedoch nur mit RealVideo genützt - es ist zu hoffen, daß auch andere Mediaplayer bald diese durchaus nützliche Funktion anbieten.
Altbekannt und geschätzt ist auch einmal mehr die sonstige 2D-Video Qualität sowohl bei DVD-Playback als auch TV-Out. Ebenso der integrierte Dual 400MHz DAC, der für reibungslosen 2-Schirmbetrieb verantwortlich zeichnet.
Auch verbaute Parts und Anschlüsse bieten ein gewohntes Bild. Die für unser Sample verwendeten Speicher sind von Hynix und mit 3.3ns Zugriffszeit spezifiziert. Auf der GPU sitzt der übliche leise ATI-Heatsink und für die Video-Connectivity sorgen DVI, VGA und S-Video Ausgänge auf der Blende.
Wie gewohnt liefert ATI auch bei der Radeon 9000 einen DVI->VGA sowie einen S-Video->Composit Adapter mit, somit ist Video-Output zu nahezu jeder erdenklichen Anzeige möglich.
An Software wird gemeinsam mit der Karte die komplette ATI-Softwaresuite geliefert, Media- und DVD-Player sind ebenso vertreten wie die üblichen Controlpanels und Hydravision Desktopmanagement-Software.
Testsetup und Benchmarks3DMark
Aquamark
Comanche
Codecreatures
Specviewperf
Quake 3
Serious Sam 2
ATI liefert die Radeon 9000 Pro mit 275MHz GPU und 550MHz (DDR) Speichertakt aus, taktet diese auf exakt demselben Level wie die Retail-Version der Radeon 8500. Es liegt also nahe, die beiden direkt gegenüberzustellen.
Darüberhinaus sind in den Benchmarks auch die Werte der Geforce 4Ti 4200 angeführt - um weitere Vergleiche zu nVidia's ähnlich ausgestattetem Einstiegsprodukt zu ermöglichen.
Natürlich testeten wir auch, wieviel mehr Leistung sich durch overclocking aus der 9000er herausholen läßt. Mit einem Endergebnis von 295MHz GPU- und 600MHz (DDR) Speichertakt liegen die Speeds leicht unter denen, die mit mancher Radeon 8500 erreicht wurden, bieten aber trotzdem noch eine gern gesehene Preis/Leistungssteigerung.
Als Testplattform diente einmal mehr folgendes Pentium 4-System:
Hardware:Mainboard: Abit TH7-II
CPU: Northwood 1600@2592MHz (FSB @162MHz)
RAM: 512MB PC800 Rambus RIMMS
Software:OS: Windows 2000, Service Pack 2, DirectX 8.1
Drivers: Catalyst 6102, Detonator 29.42
Benchmarks:3DMark 2001SE Build 330
SpecviewPerf 7.0
Codecreatures
Quake 3 Arena
Serious Sam SE Demo
Aquamark 2.1
Comanche 4 Demo
Die Resultate3DMark gibt die Direct3D-Trends vor ... hier kann der Neuling nicht mit der alteingesessenen Konkurrenz mithalten, es macht sich generell die schwächere Texture-Engine bemerkbar.
Während bei Aquamark ein ähnliches Bild herrscht, schließt die Radeon 9000 bei Comanche fast gänzlich zur R8500 auf.
Im zukunftsorientierten Codecreatures Benchmark bietet sich ein ähnliches Bild, übertaktet leistet die Radeon 9000 wohl aufgrund der bei diesem Test besser zur geltung kommenden Triangel setup Engine eine Spur mehr mPolys pro Sekunde.
Auch bei den OpenGL-Benchmarks liegen die Resultate von Radeon 8500 und 9000 recht nahe beisammen, bei 1024x768 in Quake 3 vermag der RV250 einmal mehr seine Stärken auszuspielen.
Es ist zu den Resultaten anzumerken, daß in der Zwischenzeit eine neue Version der ATI Catalyst Treiber verfügbar ist, welche in ersten Tests mit schon mit der Radeon 8500 vor allem bei OpenGL-Spielen deutlich bessere Ergebnisse erzielt.
Aus zeitlichen Gründen war es nicht möglich, diese neue Teibergeneration auch mit der Radeon 9000 zu testen, es ist aber davon auszugehn, daß auch mit dieser Karte deutliche Steigerungen zu verzeichnen sind.
FazitDer neueste kleine Sproß der Radeon Serie hält sich wacker. ATI ist der Ballanceakt zwischen kostengünstiger Herstellung und voller Feature-Unterstützung gut gelungen. Die etwas beschnittene Texture-Engine wird zwar vor allem bei kommenden Spielen deutlich an den FPS nagen, allerdings werden diese möglicherweise auf dem direkten Konkurrenten der Radeon 9000 - der Geforce 4MX - aufgrund der verkappten DX8-Kompatibilität überhaupt nicht laufen.
Vergleicht man die "Low-End" Karten beider Hersteller, sollte die Sympathie klar bei der ATI-Karte liegen. Diese liegt zwar preislich etwas über der GF4MX, bietet aber auch entsprechend mehr.
Andererseits ist der Preisunterschied zur nächstenhöheren Performancestufe auch nicht groß, sodaß es wohl aufs persönliche Qualitätsbewußtsein ankommen wird, zu welchem Preis welche Karte vom jeweiligen Interessenten erstanden wird.
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