Nicht einmal ein Jahr ist es her, dass Intel mit der Optane 900P die erste SSD mit 3D XPoint-Technologie veröffentlicht hat. In unserem Test loben wir die Performance, können allerdings den happigen Preis pro GB als auch die limitierte Kapazität von maximal 480 GB nicht wortlos stehen lassen. Mit der Optane 905P bringt Intel einen optimierten Nachfolger in einer 2,5"-Variante mit 480 GB und U.2/M.2-Anbindung sowie einer PCIe-Karte mit 960 GB. Wir haben das kleinere Modell mit 480 GB für euch getestet, um herauszufinden, ob ihr euer Sparschwein endlich schlachten könnt.
Wie der Produktname schon verrät, handelt es sich bei der Optane 905P um keinen großen Wurf, sondern um eine Verbesserung zur 900P. Daher hat sich bei der Speichertechnologie offiziell nichts getan und auch der Controller bleibt unverändert. Durch eine optimierte Firmware (Quellen: 1, 2) soll die Leistung von zufälligen als auch seriellen Zugriffen verbessert worden sein, während die Leistungsaufnahme und dadurch die Abwärme ebenfalls verringert werden konnte. Details seitens Intels gibt es dazu nicht.
3 Bilder
Die Testkandidaten im Überblick
Intel Optane 905P
Intel Optane 900P
Samsung 960 Pro
Samsung 950 Pro
HyperX Predator
Kapazität
480 GB
480 GB
512 GB
512 GB
480 GB
Speicher
3D XPoint
3D XPoint
3D-NAND MLC v3
3D-NAND MLC v2
2D-NAND MLC
Interface
PCIe 3.0 x4
PCIe 3.0 x4
M.2 2280
M.2 2280
M.2 2280
Seq. Lesen
2600 MB/s
2500 MB/s
3500 MB/s
2500 MB/s
1400 MB/s
Seq. Schreiben
2200 MB/s
2000 MB/s
2100 MB/s
1500 MB/s
1000 MB/s
4K Lesen
575k IOPS
550k IOPS
330k IOPS
300k IOPS
117k IOPS
4K Schreiben
550k IOPS
500k IOPS
330k IOPS
110k IOPS
70k IOPS
TBW
8,76 PB
5,11 PB
400 TB
400 TB
882 TB
MTBF in Stunden
1,6 Mio
1,6 Mio
1,5 Mio
1,5 Mio
1 Mio
Protokoll
NVMe
NVMe
NVMe 1.2
NVMe 1.1
AHCI
Garantie
5 Jahre
5 Jahre
5 Jahre oder TBW
5 Jahre oder TBW
3 Jahre
Preis*
596 Euro
471 Euro
180 Euro
349 Euro
350 Euro
* Bester Geizhals-Preis in einem namhaften Shop am 11.9.2018
Unsere Tests laufen komplett automatisiert ab, wir testen nichts mit der Hand! Das haben wir unserem Benchmark-Automatisierungstool namens Rebench zu verdanken, das wir speziell für dieses Review mit diversen Storage-Benchmarks erweitert haben. Getestet wird in zwei Kategorien: Zuerst zeigen wir die synthetische Lese- und Schreib-Performance anhand von unterschiedlichen Workloads. Anschließend müssen sich die Testkandidaten im Alltag beweisen. Wir messen dabei die Geschwindigkeit des Windows Bootups laut internem Boot-Protokoll von Microsoft, die Startzeiten von Anwendungen mithilfe von PCMark 10, allgemeine Workload-Szenarien in Photoshop und Co mit PCMark 8 sowie die Ladezeiten in Spielen. Die Übersicht der Gesamtleistung sowie das Preis/Leistungsverhältnis listen wir für jede Kategorie einzeln auf, damit die theoretische Leistung keinen Einfluss auf die Praxis hat.
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So testen wir Spieleladezeiten für SSDs mit Rebench
Der Test beginnt mit dem Klonen unserer Testinstallation von Windows 10. Neben Microsoft Office 365 haben wir einige Anwendungen, alle notwendigen Driver, einen Password Manager und zwei Spiele installiert. Der Datenträger ist dadurch mit gut 200 GB befüllt und das Windows absichtlich nicht frisch, um die Testkandidaten entsprechend schwitzen zu sehen. Windows Updates und Hibernation sind während des Tests bewusst deaktiviert, da sonst die Ergebnisse verfälscht werden könnten. Nachdem die Temperaturen von M.2-SSDs derzeit einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Leistung einiger Testkandidaten haben, mussten wir in Rebench zwischen den Tests eine Cooldown-Phase implementieren. Der Sensor der SSD wird dabei laufend ausgelesen bis sich 60 Sekunden lang keine Änderung nach unten feststellen lässt. Erst dann wird der nächste Test gestartet.
Die Samsung 960 Pro haben wir zusätzlich mit einer PCIe-Adapterkarte durchgetestet. Dafür kam die Angelbird Wings PX1 zum Einsatz, die wie die Optane für eine passive Kühlung sorgt und sie dadurch besser vergleichbar macht. In den Benchmarks wurde die 960 Pro mit dem Zusatz "PX1" versehen. Die Zusatzkosten von 68 Euro wurden bei den Preis-/Leistungsdiagrammen entsprechend eingerechnet.
Unsere synthetischen Werte messen wird mit DiskSpd, dem verlässlichen Nachfolger von SQLIO. DiskSpd wird ebenfalls im bekannten CrystalDiskMark verwendet, dessen Testverfahren wir für unsere Automatisierung nachgestellt haben. Getestet werden Lese- und Schreibvorgänge mit 4K und unterschiedlicher Thread-Anzahl und Queue-Depth. Diese Parameter zeigen unterschiedliche, teils parallele Belastungsszenarien, die im Alltag am Desktop in ähnlicher Art und Weise vorkommen können. Zusätzlich erfolgt ein sequenzieller Test der Lese- und Schreibraten, um die maximale Performance bei optimalen Bedingungen zu zeigen (Read/Write Seq Q32T1).
Synthetische Leistung
Gesamt
Gesamt
Preis/Leistung
Diskspd - Read 4KiB Q1T1
Diskspd - Read 4KiB Q32T1
Diskspd - Read 4KiB Q8T8
Diskspd - Read Seq Q32T1
Diskspd - Write 4KiB Q1T1
Diskspd - Write 4KiB Q32T1
Diskspd - Write 4KiB Q8T8
Diskspd - Write Seq Q32T1
Überraschenderweise können wir bei unserem Testkandidaten gesamt gesehen keine Verbesserung der theoretischen Lese- und Schreibraten feststellen. Nur beim Schreiben mit 4K/Q8T8 und sequenziell mit Q32T1 kann die 905P ihren Vorgänger in den Schatten stellen. Da wollen wir aber nicht zu viel hineininterpretieren und schauen uns lieber die Leistung in der Praxis genauer an:
Alltagsleistung
Gesamt
Gesamt
Preis/Leistung
Windows Bootup Time
The Witcher 3 - Game Loading
Grand Theft Auto V - Game Loading
PCMark 8 - Storage
PCMark 10 - App Startup
Und siehe da, die Optane 905P ist im Alltag die schnellste SSD, die wir jemals getestet haben. Beim Windows Boot nimmt sie der 900P noch eine Sekunde ab; die merkt man allerdings nicht mehr, weil es sich nur um Prozesse im Hintergrund handelt. Dafür kann die 905P den Vorsprung der Optanes beim Starten von Anwendungen mittels PCMark ausbauen. Das sorgt tatsächlich für ein schnelleres Arbeiten. Bei den Spieleladezeiten mischt der Neuankömmling gut vorne mit und ist zumindest besser als die 900P unterwegs. Das reicht dennoch um sich die Gesamtwertung in unserer Alltagsleistungs-Kategorie zu holen. All Hail King Optane!
Heutzutage kann die Temperatur und Last ein wichtiger Faktor für die Leistung einer M.2 SSD sein. Die Bausteine liegen sehr knapp aneinander und können bei dauerhafter Belastung nicht die Lebenszeit der Komponente verkürzen, sondern führen unter Umständen auch zu einem Throttling und damit zu geringerer Leistung. Da zählt zwar die Optane 905P als 2,5"-SSD mit opulentem Heatspreader nicht dazu, aber dennoch ist ein Vergleich zur reinen M.2-Konkurrenz sinnvoll. Folgendes Diagramm zeigt die Temperaturen der Testkandidaten nach fünf Minuten durchgehenden Lese- und Schreibtests mittels DiskSpd.
Temperaturen unter Last
Maximum nach 5 Minuten Reads und Writes
Sample
°C
Optane 905P
47
Optane 900P
47
960 Pro PX1
50
960 Pro
70
HyperX Predator
71
950 Pro
76
Wie zu erwarten hat die die Optane 905P keine Probleme mit Abwärme und throttelt daher auch in keinem unserer Benchmarks. Dennoch konnten wir bei unserer Arbeit mit dem Testkandidaten Temperaturen bis zu 55 °C am Heatspreader messen. Das war allerdings erst beim sicheren Löschen unseres Testbetriebssystems mittels Acronis True Image der Fall, bei dem wir die gesamte SSD drei Mal hintereinander mit unterschiedlichen Werten überschreiben lassen. Solltet ihr also einplanen, die 905P andauernd seriell zu beschreiben - wodurch deutlich mehr Hitze erzeugt wird als beim Lesen -, dann raten wir die SSD innerhalb eines Airflows einzubauen. Bei alltäglicher Nutzung sollte die passive Kühlung jedoch problemlos ausreichen.
Die Intel Optane 905P ist ein kleines aber feines Update der noch nicht einmal ein Jahr alten 900P. Sie ist die im Alltag schnellste SSD, die wir je über unseren Benchmark-Parcours laufen lassen durften. Die Kapazität hat sich mit 480 bzw. 960 GB immerhin verdoppelt und sollte nun genug Platz für eine primäre Systemplatte bieten. Die Kühlung halten wir für mehr als ausreichend, 2,5" statt einer PCIe-Karte ist uns auch recht, auch wenn dafür zusätzliches Kabel-Management durch den M.2-Adapter und den zusätzlichen SATA-Stromstecker betrieben werden muss. Der Kabelsalat würde sich zwar durch das Anschließen per U.2-Kabel verhindern lassen, nur hat leider kaum ein Mainboard heutzutage einen U.2-Port. M.2 hat sich im Consumer-Markt erfolgreich durchgesetzt und daran wird sich auch so schnell nichts ändern.
Eine andere Geschichte ist der Preis. Während die 900P mittlerweile unter die 1-Euro-pro-GB-Grenze gefallen ist, verbucht sich die 905P erneut mit über 600 Euro für 480 GB. Wer sich nur mit 960 GB zufrieden geben kann, muss sogar 1146 Euro in die Hand nehmen. Die Samsung 970 Pro mit 1 TB kostet hingegen nur knapp über 400 Euro, die Samsung 960 Pro mit 2 TB kommt auf 800. Nachdem diese SSDs im Alltag nicht so weit auseinander liegen, bleibt uns wenig über als erneut eine Warnung auszusprechen. Es können nur diejenigen unter euch getrost zugreifen, die das Glück haben, bei einer High-End-SSD nicht auf den Preis schauen zu müssen.
PS: Wer möglichst hohe Schreib- und Leseraten benötigt und nur 480 GB braucht, der sollte sich nach einer 900P umschauen. Derzeit purzelt der Preis für die Vorreiter-Optane schön brav nach unten.
Intel Optane 905P: Unerreichbar im Alltag und beim Preis