Wer auffallen möchte, muss sich etwas ausdenken - unabhängig von dem Einsatzgebiet. Mit
unkonventionellen Wegen kann ein Publikum erreicht werden, welches sonst nur wenig Interesse zeigen würde. Schauen wir uns also die Minecrafts und Lady Gagas dieser Welt an - vielleicht steckt ja etwas hinter dem
Schall und Rauch.
Trash ist grandios. Ich liebe es, schlechte Spiele, Filme und Musik zu begutachten. Was auffällt, ist dass die meisten davon auffallen. Nehmen wir meinen neuen Liebling in Sachen Musik:
Nicki Minaj - der lebende Beweis, dass Hip Hop tot ist. Hierzulande (zum Glück) wenig bekannt, lässt sie sich am besten als "schwarze Lady Gaga" beschreiben. Nun ist die Frau Gaga dafür bekannt, sich mit Klebstoff zu bedecken und in willkürlichen Gegenständen zu rollen, um ihr neuestes Outfit zu kreieren. Schräg hin oder her, man muss ihr doch lassen, dass sie erstklassigen
Plastik-Pop macht. Kollegin Minaj hingegen ist für ihre vernachlässigbare musikalische Leistung bereits mehrfach kritisiert worden. Ihre Songs verkaufen sich dennoch - weil die Person dahinter oberflächlich interessant scheint.
Irre Frisuren und ungewöhnliche Kleidung ist nichts Neues - das hat die
Punk-Bewegung schon seit den 70ern. Hier waren es nicht einzelne Stars, sondern eine ganze Alternativ-Bewegung, die gesellschaftliche Konventionen zum Anachronismus erklärte. Punk war ein
Massen-Phänomen statt einem Star-Kult und stellte somit ein Sammelbegriff für alternativ denkende Leute dar. Hinter dem gefärbten Irokesen war eine Ideologie vorhanden, was man von den perfekt gestylten Perücken der Frau Minaj nicht behaupten kann.
Links/Mitte: Schräg dank Einstellung, Rechts: Schräg dank ProfitAuch der genaue Gegensatz funktioniert paradoxerweise. Durch ein "understatement", einem
minimalistischen Stil also, kann aufgefallen werden. Musikalisch ist hier das Elektro-Quartett
Kraftwerk zu erwähnen, die nicht nur einen perfekten Sound sondern auch eine extrem reduzierte Bühnenshow haben. Bei dieser stehen die vier Mitglieder jeweils an einem Pult und spielen ihre Instrumente, ohne sich viel zu bewegen. Passend daher der Name einer ihrer CDs: "We are the Robots".
Bei Computerspielen ist
Minecraft ein passendes Beispiel: Pixelgrafik statt HD, Freiheit statt Action. Mit einem "digitalen Lego" hat das Studio Mojang, besonders Chefentwickler Markus Persson, ein kleines Meisterwerk erschaffen.
Einfachheit in Aussehen und Gameplay machen das Spiel zugänglich, durch wenige Elemente wird jedoch eine aufbaubare Komplexität erschaffen. Vom Spielerischen her ist man jedoch zu nichts gezwungen. Vergleicht man die Indie-Perle zu einem
Call of Duty, wird schnell deutlich, was die beiden Titel vom Spieler wollen. Während der Shooter eine
Achterbahnfahrt ist, könnte man
Minecraft noch am ehesten mit einem
Spaziergang vergleichen. Bei der Freizeitpark-Attraktion gibt es eine aufregende, vorgegebene Strecke mit Anfang und Ende. Bei Spazieren hat man zahlreiche Freiheiten und kann sich sozusagen ausleben. Spiele mit einem solchen Ansatz sind eher Mangelware und fallen daher schnell auf.
Das hat Stil.Wie schaut es bei euch aus - mögt ihr eine bunte, abgedrehte Darstellung, die zwar ein Schmaus fürs Auge ist aber manchmal auf Kosten der Inhalte geht oder setzt ihr doch lieber auf "weniger ist mehr"?
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