Einen
Core i7 und eine schnelle Grafikkarte mit 1 GB RAM verstaut
HP im gerade mal 1'' dicken Gehäuse des
Envy 15. Kein Wunder, dass man sich hier an Premiumkunden mit einer mindestens genauso dicken Geldbörse wendet: Kostenpunkt 2000 Euro.
Geizhals Preisvergleich |
HerstellerhomepageWenn man nicht genau hinsieht, kann man das Envy 15 von HP glatt mit einem Macbook Pro verwechseln. Aber schon die CPU ist dem aktuellen Apple-Topmodell eine Generation voraus:
- Intel Core i7-720QM - 4 x 1,6 GHz (2,8 GHz im Turbomodus), 6 MB Cache, 45 W TDP
- ATI Mobility Radeon HD4830 - 500 MHz GPU, 1024 MB GDDR3 mit 800 MHz mit 128bit-Anbindung
- Glänzendes 15,6"-Display mit 1366 x 766 Pixeln (WXGA+)
- 4 x 2 GB DDR3-1333
- Seagate Momentus 7200.4 500 GB - 7.200 U/min, 16 MB Cache, 2 Platter
- 802.11n WLAN, Gigabit-LAN, Bluetooth, 2 x USB 2.0, eSATA/USB-Kombo, kombinierter Kopfhöreraus-/Mikrofoneingang, HDMI, Kartenleser, Webcam mit Infrarotlicht
- externer DVDRW mit Lightscribe und 2 USB-Anschlüssen; Kensington Lock
- 38 x 24,4 x 2,6 cm, 2,35 kg inklusive Lithium-Polymer Akku mit 6 Zellen und 53 Wh; 1,24 kg mehr bei Verwendung des zweiten Akkus mit 9 Zellen und 93 Wh (im Lieferumfang integriert), 120-Watt-Netzteil, Stoffhülle
- Windows 7 Home Premium; Envy Instant On, Cyberlink DVD Suite, Corel VideoStudio X2, Corel Paintshop Pro X2, Stardock My Colors
- 24 Monate Consumer-Garantie mit Abhol- und Lieferservice
Beim Auspacken kann man gar nicht glauben, dass hier in der Tat ein Quad-Core werken soll. Das Gehäuse wirkt mit seinen 2,35 kg
anfangs zu leicht für ein Notebook dieses Formats. Eine Schicht tiefer in der Verpackung finden wir aber endlich ein Indiz für die DTR-Gene des Envy 15: Ein gewaltiges Etwas, das an eine Dockingstation erinnert. Es handelt sich dabei um einen zusätzlichen 9-Zellen-Akku, der unten ans Notebook geklippt wird und sage und schreibe 1,2 kg auf die Waage bringt. Und auf einmal scheint das Envy 15 gar nicht mehr so flach und leicht, sondern viel mehr wie ein
übergewichtiges Designerstück.
Apropos Designerstück: Im Gegensatz zum
kleineren 13"-Modell, hat sich HP beim größeren Vertreter der Envy-Serie nicht auf den Brushed-Metal-Look verlassen, sondern stattdessen
Muster in die Oberfläche
eingraviert. Dadurch fühlt es sich weniger metallisch an, aber irgendwie auch weniger griffig. Andererseits wirkt die Oberfläche dadurch auch weniger anfällig für Kratzer. Das stabile Gehäuse verkraftet auch das zusätzliche Gewicht des zweiten Akkus problemlos. Der Deckel ist schön steif und schützt das 15,6"-LED-Display ausreichend. Er wird von einem straffen Scharnier problemlos in Position gehalten und ermöglicht zugleich auch einen festen,
hakenlosen Verschluss. Dafür ist der maximale Öffnungswinkel auf nur knapp über 100° beschränkt. Das könnte bei niedrigen Schreibtischen schon für normal große Benutzer unangenehm werden.
Nur knapp über 100° maximaler Öffnungswinkel sind sehr knausrig bemessen. Die optische
Blickwinkelstabilität des Bildschirms lässt stark zu wünschen übrig - speziell wenn man ihn von oben betrachtet. Leider ist das bei weitem nicht der einzige
Kritikpunkt. Das beginnt schon bei der Auflösung. Selbst in einem Notebook für 500 Euro ist eine Auflösung von
1366 x 768 nur das unterste Minimum. In einem Premium-Notebook, das das Vierfache kostet, ist das einfach nur ein
schlechter Scherz. Unsere Bildschirm-Testequipment bestärkt leider die Vermutung, dass HP dem Display zu wenig Budget zugeteilt hat. Der verbaute WXGA+-Bildschirm spielt wirklich in der untersten Liga. Neben der geringen Auflösung und der spiegelnden Oberfläche ist es vor allem die Hintergrundbeleuchtung, die das Bild trübt. Sie erreicht eine maximale Helligkeit von
nur 152 cd/m², die (mit freiem Auge sichtbar) rechts oben deutlich niedriger liegt. Außerdem hat sie durch einen sehr
schlechten Schwarzwert von über 1 cd/m² ein Kontrastverhältnis von 80:1 bis 100:1. Der einzige Lichtblick ist die gute Abdeckung des NTSC-Farbraumes.
Schlechte Blickwinkel und ein stark spiegelndes Display machen die schönen Farben zunichte. Dei Beinahe-Abdeckung des NTSC-Farbraumes ist das Einzige, was man bei diesem Bildschirm als positiv erwähnen kann. Natürlich haben wir uns zunächst gefragt, ob der Bildschirm des Testgeräts vielleicht defekt war. Eine kurze Google-Recherche belehrte uns allerdings eines besseren: Dieser Bildschirm ist dem Envy 15 nicht würdig. Abhilfe wird jedoch das momentan nur in den USA vertriebene Modell mit
1080p-Display schaffen, das sogar außerordentlich
gute Dienste leisten soll. Weitere Informationen dazu haben wir euch ins Fazit gepackt.
Weder die maximale Helligkeit, noch die dunklere, rechte obere Ecke begeistern uns. Auch die Wahl der CPU lässt Böses erahnen: Der Core i7-720QM ist zwar blitzschnell und erreicht im Turbo-Modus
bis zu 2,8 GHz, allerdings hat er auch eine TDP von 45 Watt, was bei einem derart flachen Gehäuse unter Volllast schnell zum Problem werden könnte. Hier können wir trotz unseres Misstrauens gleich Entwarnung geben. Ja, unter Volllast sind die Lüfter deutlich hörbar, aber im Office-Betrieb fallen sie nicht störend auf. Es gibt zwar durchaus leisere Geräte, aber die Geräuschentwicklung passt zur Leistung. Die Wärmeentwicklung am Gehäuse ist ebenfalls noch akzeptabel, allerdings scheint sich dieses deutlich auszudehnen. Zumindest
knarzt unter Volllast teilweise die
Handballenauflage. Das
muss darf in dieser Preisklasse nicht passieren. Wir schließen dennoch Probleme mit diesem speziellen Testexemplar nicht aus.
Positiv fallen hingegen die Eingabegeräte auf. Das sehr große Touchpad unterstützt
Multitouch mit einigen nützlichen Gesten. Es handelt sich dabei um ein
Clickpad, bei dem man mit dem kompletten Pad einen Klick ausführen kann und deshalb keine zusätzlichen Maustasten benötigt. Die fehlenden Maustasten sind zwar gewöhnungsbedürftig, doch haben wir bis dato noch nie ein besseres Touchpad unter die Finger bekommen. Ungewöhnlich ist auch das Design der Tastatur, die dem Standardlayout entspricht. Die Tasten sitzen alle separat im Gehäuse und ganz genau in der Mitte des Displays. HP verzichtet nämlich auf einen separaten Ziffernblock und ordnet stattdessen
seitlich Hotkeys und Sondertasten an. Somit wirkt das Layout aufgeräumt und sehr geräumig. Gemeinsam mit der niedrigen Gehäusekante und dem guten Druckpunkt kann man somit auch problemlos längere Schreibarbeiten erledigen.
Aufgeräumt sind auch die
Anschlüsse, die sich allesamt an der
rechten Seite befinden. Hier sind Gigabit-Ethernet, HDMI, 2x USB 2.0 sowie ein kombinierter eSATA-/USB-Port und ein kombinierter Kopfhöreraus-/Mikrofoneingang vertreten. An der Front findet man noch einen Cardreader für SD/MMC-Karten. Der mitgelieferte,
externe DVD-Brenner belegt schon einmal fix den eSATA-Kombo-Anschluss, da er die USB-Spezifikation überschreitet. Er benötigt nämlich 3 Watt, um auch genug Strom für die beiden integrierten USB-Ports zur Verfügung zu stellen. Im stationären Betrieb hat man dann also auch ein optisches Laufwerk und eine akzeptable Zahl von ingesamt 4 USB-Ports zur Verfügung. Ein BD-Laufwerk hätten wir allerdings noch lieber gesehen.
Das externe DVDRW-Laufwerk erweitert die freien Anschlüsse zumindest auf 4. Zum Zubehör zählt neben einer Stoffhülle und einem Softwarepaket auch der anfangs erwähnte
93-Wh-Akku. Er verdreifacht beinahe die Akkulaufzeit, erhöht das Gesamtgewicht allerdings auf 3,6 kg und macht das Envy 15 um einen ganzen Zentimeter dicker. Dadurch wird aus einem der leichtesten 15,6"-Notebooks, plötzlich eines der schwersten. Paradoxerweise erkauft man sich somit mehr Akkulaufzeit mit einem gehörigen Verlust an Mobilität. Mit beiden Akkus ist unser Testgerät schon in einem Rucksack ziemlich schwer. Es wäre also durchaus verlockend, auf den großen Akku zu verzichten und nur das schlanke Envy mitzunehmen. Allerdings ist der mobile Betrieb dann stark eingeschränkt: Wir konnten nur etwa
eineinhalb Stunden über WLAN im
Internet surfen. Beim DVDs Schauen musste es gar nach etwas über einer Stunde wieder zurück an die Box. Dockt man den
großen Akku an,
verdreifachen sich wie gesagt diese
Zeiten und liegen dann auf dem Niveau der besten Mitbewerber. Ein zweiter, stromsparender Grafikchip wäre im mobilen Betrieb übrigens durchaus wünschenswert gewesen; den Löwenanteil des Stroms verschlingt dennoch der starke Core i7. Genau diesen Punkt verbessert HP aber vermutlich stark mit den im Fazit erwähnten, neuen Modellen.
Der Core i7-720QM hält mit den Großen mit
Die
potente Hardware sorgt nicht nur für kurze Akkulaufzeiten, sondern wenigstens auch für ordentliche Benchmark-Ergebnisse. Immerhin werken hier vier Kerne eines Core i7, eine
Mobility Radeon HD4830 mit 1 GB, die aktuell schnellste Notebookplatte Momentus 7200.4 und
4x2 GB DDR3-1333. Das reicht für Desktop-würdige 5267 PCMarks in
PCMark Vantage und 4075 im dazugehörigen 3DMark. In 3DMark06 sind es immerhin 7686 Punkte und Resident Evil 5 läuft bei maximalen Details ebenso mit angenehmen 46 Bildern pro Sekunde. Zwar liegt es mit diesen Werten deutlich vor ähnlich kompakter Konkurrenz, aber dennoch ein wenig hinter unseren Erwartungen. Gerade die Performance der HD4830 könnte besser sein. Leider wird der RV740 einfach zu stark vom 128-bit Interface und dem GDDR3-Speicher ausgebremst, weshalb hier einiges an Leistung verschenkt wird. Deshalb wäre eine HD4860 mit GDDR5 für das Envy 15 eine bessere Wahl gewesen. Die übrigen Komponenten lassen keine Wünsche offen, auch eine
SSD ist dank einem Durchsatz von über 80 Mb/s
nicht notwendig.
Auch 2010 gibt es an der Leistung einer Seagate Momentus 7200.4 nichts auszusetzen. Da das Envy 15 dem
Apple Macbook Pro sehr stark ähnelt, möchten wir es auch direkt mit ihm vergleichen. Von Größe und Gewicht schenken die beiden einander nicht viel, dann hören sich die Ähnlichkeiten aber auch schon auf. Das Macbook hält länger durch, als das Envy mit beiden Akkus zusammen. Außerdem hat es ein internes optisches Laufwerk und keinerlei Probleme mit dem Bildschirm. Mit dem 1080p-Display kann es aber in keinster Weise mithalten. Umgekehrt hat das HP Envy in puncto Leistung klar die Nase vorn. Es hat einen Quadcore und eine deutlich schnellere GPU, sowie die doppelte Menge Arbeitsspeicher eines gleichpreisigen MBP. Außerdem hat es doppelt so lange Garantie und gleich von Haus aus Abholservice. Im Gegenzug leistet sich Apple deutlich weniger Fauxpas: Dem HP
fehlt jegliche
Restzeitanzeige für die Akkulaufzeit und die Lautstärke der Lautsprecher ist ein schlechter Witz und zum Bildschirm haben wir bereits oben genug gesagt. Neben einer Reihe von Bloatware integriert HP aber auch das brauchbare
HP Media Smart Mediencenter und
Envy Instant On, das wenige Sekunden nach dem Start Zugriff auf Internet, Musik und Fotos bietet.
Mit dem
Envy 15 hat sich HP verdammt viel vorgenommen und komplettes Neuland betreten. Es ist nicht nur eines der leichtesten und flachsten 15"-Notebooks, sondern obendrein noch eines der schnellsten. Gleichzeitig sieht es gut aus und hat alles in allem einen angemessenen Preis. Der
Spagat zwischen Leistung und flachem Design fordert dennoch seinen Tribut: So reicht zum Beispiel die Akkulaufzeit mit dem kleinen, internen Akku nicht einmal für einen kurzen Spielfilm. Ein wenig Abhilfe bietet der beigelegte 9-Zellen-Akku, der allerdings ein zusätzliches Kilo Gewicht und einen ganzen Zentimeter Dicke anhängt. Außerdem sorgen die 45 Watt TDP der CPU und die starke HD 4830 auch für ordentlich Wärme. Das Gehäuse wird zwar nie heiß, dehnt sich aber scheinbar unterschiedlich weit aus, was bei unserem Testgerät zu einem Knacksen der Handballenauflage führte.
Der gewählte
Bildschirm ist geradezu
lächerlich schlecht: Die Auflösung ist zu gering, Kontrastverhältnis und maximale Helligkeit sind schlecht und auch die Blickwinkel retten seine Ehre nicht. Dabei gibt es in den USA bereits ein Modell mit 1080p-Bildschirm, das in allen eben erwähnten Bereichen sehr gut abschneidet. Um einen
Straßenpreis von 1880 Euro aufwärts zu rechtfertigen, hätte dieses eigentlich in jedem Envy 15 verbaut werden sollen. Außerdem wäre ebenso ein BD-Laufwerk angebracht, welches im Optimalfall an jeden USB-Port passt und nicht die USB-Spezifikationen überschreitet. Und wenn wir gerade dabei sind, könnten auch die Lautsprecher deutlich mehr hergeben.
Bessere Zukunft: Auch wenn wir derzeit von einem Kauf abraten, sollten Interessierte ihn im Auge behalten! Im Rahmen der
CES 2010 kündigte HP übrigens ein
Refresh für ihre Envy-Modelle an. Der Envy 15 soll in Zukunft einen Arrandale mit integrierter Grafik bekommen, der mit einer HD5830 gepaart wird. Letztere verbessert die Performance pro Watt gegenüber ihres Vorgängers deutlich und beherrscht praktischerweise auch noch
switchable Graphics. Allerdings ist auch sie durch ihren GDDR3-Speicher limitiert und hat nominell nur etwa 10% mehr Speicherdurchsatz. Anfang 2010 sollen dann auch die öfters erwähnten
1080p-Bildschirme in Europa verfügbar werden, was in Kombination mit einer offiziell angedachten Preisreduzierung schon deutlich bessere Argumente auf den Tisch bringt. Auch bis die bis zu 3 USB 3.0 Anschlüsse und ein mögliches Blu-ray Laufwerk machen das Envy 15 zufällig deutlich schmackhafter.
Unterm Strich können wir dem aktuellen Envy 15, so wie er uns in die Hand gedrückt wurde,
keine Kaufempfehlung geben. Das Gegenteil ist der Fall: Das schlechte Display veranlasst uns sogar dazu von einem Kauf abzuraten!
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