Videoschnitt ist nichts für kleine Mädchen!
Die „Digitalschnittmesse“ ist eine eintägige,
kostenlose Veranstaltung eines
deutschen Händlers im Bereich der Videoproduktion, die heuer
erstmals nicht nur in deutschen Städten, sondern am 10. November auch
in Wien stattgefunden hat. Es waren wohl einige hundert Besucher - vornehmlich ältere Männer - erschienen, um in einem Cineplexx-Kinosaal den Vorträgen über Adobes Creative Suite 3 (CS3) und den aktuellen Entwicklungen bei der einschlägigen Hardware zu lauschen. Der wahrscheinlich aufregendste Moment der Veranstaltung war aber die
Verlosung einer Adobe CS3 Production Premium-Suite im Wert ca. 2.500 Euro.
Eine kleine Gruppe von Ausstellern - darunter auch Wacom, Matrox und Manfrotto - war ebenfalls vor Ort. Wer leider trotz Ankündigung nicht kam, war
PNY – die sind angeblich „im Schnee steckengeblieben“. PNY bietet auf Basis von NVIDIA Quadro
Grafikkarten an, die ein besonders hochwertiges, den Spezifikationen exakt entsprechendes Ausgangssignal liefern sollen, wie es im Videoproduktionsbereich von Nöten ist.
Die von
Wacom für November erwartete Grafiktablett/Bildschirm-Kombination
Cintiq 12WX wurde leider noch nicht gezeigt. Es handelt sich dabei um den kleinen Bruder des 21“ großen Cintiq 21UX (Preis etwa
2.900 Euro), das auch schon von einem Overclockersmitglied
getestet wurde. Bis auf die Größe von
12“ und einer Auflösung von
1.280 x 800 soll das Produkt die gleichen Eckdaten haben. Der Preis von etwa
1.140 Euro schmerzt jedenfalls erheblich weniger in der Brieftasche.
Da die Abspielmöglichkeiten
selbst erstellter HD-Inhalte in den eigenen vier Wänden bisher noch relativ eingeschränkt sind, wurde auf der Messe eine Empfehlung für die
Multimedia-Player aus der
TViX-Serie des koreanischen Herstellers DVICO ausgesprochen: Die HD- und netzwerkfähigen Geräte sind bereits ab einem Preis von rund
400 Euro erhältlich und mit einer Reihe unterschiedlicher Ausgänge ausgestattet.
Interessante Informationen gab es auch zum Stand der
HD-Formate Blu-Ray (BR) und HD-DVD. So scheint die Dualität der Standards erst einmal weiterzubestehen. Der Preis der Speichermedien liegt derzeit etwa gleichauf und erinnert dabei mit Preisen von etwa 20 Euro pro Rohling (BD-R) stark an die Anfangszeiten der CD-R. Für den Gebrauch selbstgemachter HD-Medien stellt im Moment jedoch die Verfügbarkeit eines geeigneten Brenners das wesentliche Hindernis dar: Derzeit ist nämlich
kein Brenner für HD-DVD auf dem Markt. Es gibt eine Handvoll
Blu-Ray-Laufwerke, deren Preis sich in der Gegend von
400 Euro bewegt. Von der Benutzung einmal beschreibbarer Medien wurde aufgrund der bei einem Fehler entstehenden Kosten abgeraten. Der Verfügbarkeit von Brennern folgend, unterstützt
Adobe Encore nur Blu-Ray. Allerdings können damit bislang nur einschichtige BR-discs (also 25 GB) beschrieben - und nur die Fähigkeiten einer DVD ausgenutzt werden (z. B. kein Multi-angle).
Vielen sind die Neuerungen der CS3 wahrscheinlich schon aus anderen Quellen bekannt geworden. Wir möchten im Folgenden eine kleine Übersicht über die Veränderungen geben, die anhand von konkreten Beispielen demonstriert wurden:
Im aktuellen
After Effects - einem Programm zum Animieren und zum Gestalten von Effekten, wurde vor allem die
Übertragung von Inhalten aus
Photoshop verbessert: So bleiben bei einer Übertragung z. B. alle Ebenenstile der Objekte erhalten und Objekte können auch in After Effects in vollem Umfang bearbeitet und hinzugefügt werden. Dies wurde durch
Eingliederung der Photoshop-Engine möglich.
Wenn einen die kreativen Kräfte verlassen haben, darf man sich über die Funktion
„Brainstorming“ freuen: Damit lassen sich
auf Knopfdruck eine Reihe von
Gestaltungsvarianten des momentanen Entwurfs erstellen. Die zu verändernden Teile können dabei auch beschränkt werden. Wenn ein Vorschlag gefällt, kann man ihn auswählen und auf dieser Basis weitermachen. Die Intensität der Veränderung lässt sich ebenfalls kontrollieren.
After Effects verfügt nun auch über die Möglichkeit einer
„Marionettenanimation“. Damit kann man einer Form mehrere Anfasspunkte verpassen, die dann deren Deformation ermöglichen. Dabei läßt sich die Beeinflussung gewichten und sogar eine Priorität bei der Überlappung einzelner Elemente der gleichen Form einräumen.
Zwecks
Beschleunigung können Berechnungen wahlweise auch auf
mehreren Prozessorkernen durchgeführt werden, wobei sich der Bedarf an Arbeitsspeicher aber vehement steigert.
Jeder Kern ist dann für die Berechnung eines Einzelbildes zuständig.
Auf Kundenwunsch wurde die Möglichkeit für einen Export als "Adobe Clip" auch in After Effects implementiert. Hierbei kann man direkt aus After Effects heraus z. B. seinem Kunden eine
Vorschau des bearbeiteten Materials
schicken. Der Inhalt kann entweder in ein
PDF-Dokument integiert werden, oder als
Streamingdatei auf einen FTP-Server geladen werden. Dabei lassen sich sogar je nach geplantem Ausgabegerät verschiedene Farbprofile auf den Inhalt anwenden. In der PDF-Datei wird dem Empfänger ein
Formular zur Verfügung gestellt, mit dessen Hilfe er bildgenau Kommentare abgeben kann, die dann dem Produzierenden anhand von
Zeitmarken im Material retourniert werden.
Photoshop extended erlaubt nun auch die Retusche von Videos – wobei die Korrekturen über Keyframes mitbewegt werden können. Unkomplizierte Einblendungen lassen sich somit auch mit Photoshop extended umsetzen. Die Ausgabeformate umfassen aktuelle digitale Profiformate.
Das Werkzeug
"Fluchtpunkt" (Vanishing point) hat ebenfalls eine Erweiterung erfahren. Mit "Fluchtpunkt" können auf einfache Weise Gitter hergestellt werden, die die räumliche Gestalt eines abgebildeten Gegenstands nachbilden. Diese Gitterflächen können auf einfache Weise mit Mapping belegt werden. Außerdem kann das fertig gemappte Gittermodell auch als
.3ds- und .vde-Datei
exportiert und in Photoshop gedreht werden. Dadurch lassen sich kleinere Veränderungen der Perspektive herbeiführen. Auch hieraus lassen sich per Keyframing Animationen machen.
Um aus mehreren weniger geglückten Aufnahmen eine gute zu machen, bietet Photoshop extended ebenfalls geeignete Mittel. Die Bilder müssen dabei nicht einmal exakt denselben Bildausschnitt haben. Photoshop erlaubt es außerdem
Passanten oder Verkehr aus einer Serienaufnahme von Bildern durch geeignete Überlagerung der Ausschnitte zu
entfernen .
Die aktuelle
Creative Suite wird in
sechs Varianten angeboten, wodurch man schnell den Überblick verlieren kann! Zweifellos wird einem mit der CS3 eine Palette sehr mächtiger Werkzeuge in die Hand gelegt, wobei auffällt, dass die
Funktionen der einzelnen Programme zusehends ineinander
verlaufen (siehe vorhergehende Seiten). Grundsätzlich kann das zwar als Vorteil für den Nutzer gewertet werden, der bestimmte Funktionen nur ausnahmsweise braucht - gleichzeitig bläht es aber die Programme auf.
Die Messe bot in einem
fast familiären Rahmen die Möglichkeit, sich zum Nulltarif über bedeutende Themen aus dem Bereich der Videoproduktion zu informieren. Da sie nicht so überlaufen war, konnte man auch ohne große Wartezeiten
persönlich Fragen an Aussteller und Vortragende richten. Das Potential des CS3-Pakets wurde eindrucksvoll und gekonnt präsentiert. Alles in allem eine empfehlenswerte Veranstaltung, bei der man in diesem Jahr auch noch eine 1/500-Chance auf eine Premium Suite hatte!
Wie überall kann man sich am bequemsten während der Vorträge bei den Ausstellern informieren! Für Interessierte stehen beim Veranstalter auch einige der Vorträge aus dem Vorjahr als Video zum
Download bereit.
» Beitrag diskutieren (2 Kommentare)