Wacom Cintiq 21ux ReviewHersteller: Wacom
Modell: Cintiq 21ux
HerstellerlinkDas Tablett kommt gut verpackt in einer etwas dezent gestalteten Pappkartonschachtel. Das Display wird durch ein Blatt Papier geschützt, Kabel, Adapter und co befinden sich in einer seperaten Schachtel. Mitgeliefert werden die Treiber-CD, Corel Painter Essentials, Kabeladapter sowie Netzteil, Standfuß, Stift und dessen Halterung.
Es ist alles so verpackt wie man es sich von einem Neugerät erwarten würde (Canon, bitte nehmt euch ein Beispiel).
InstallationViel gibt es hier nicht zu sagen. Den Ständer gemäß Anleitung aufstellen, Display einsetzen, Kabel am PC anschließen, Treiber von CD oder dem Internet installieren und schon kann es losgehn. Natürlich lässt sich das Cintiq 21ux auch als Zweitbildschirm nutzen.
Hat man keine Treiber installiert, funktioniert die Stifteingabe, jedoch nur eingeschränkt. Nach der Installation der Treiber, sind alle Funktionen verfügbar.
Der Ständer ist übrigens relativ gut gelöst. Das Tablett lässt sich darauf frei drehen, wird dank Filzauflagefläche nicht zerkratzt und mit der "TipTronic"-ähnlichen Winkelverstellung kann man bequem die Neigung des Tabletts wählen. Leider sind keine 90° möglich, was zeitweise etwas stört.
Wacom Treiber/KontrollprogrammKaum ist der Treiber installiert, bittet die Software um Kalibrierung. Da der Stift aufgrund des Schutzglases nicht direkt am LCD aufliegt, verändert sich je nach Blickwinkel die Abweichung zwischen Stiftspitze und tatsächlicher Zeigerposition. Um diese Abweichung so gering wie möglich zu halten, hat sich Wacom dazu entschlossen, die Kalibrierung an die Blickposition des Betrachters anzupassen. Startet man die Kalibrierung, erscheint ein Bildschirm, auf dem in der linken oberen- und rechten unteren Ecken zwei Fadenkreuze zu sehen sind. Nun drückt man mit der Stiftspitze auf die jeweiligen Kreuzmittelpunkte und schon ist der Vorgang abgeschlossen. Fährt man nun mit dem Stift am Tablett, bleibt der Cursor auch in den Ecken genau "unter" der Stiftspitze. Ein Problem dieser Methode ist, dass man bei jeder neuen Sitzposition neu kalibrieren muss. Ich habe festgestellt, dass 3-5mm abweichung keine Behinderung beim Zeichnen darstellen, da man ohnehin sieht "wohin" der Cursor sich bewegen wird.
Bisher habe ich noch keine Inkompatibilität oder andere durch den Treiber verursachte Probleme feststellen können.
Erster EindruckNun hier offenbart sich das wahre Potential des Cintiq. Ob als Bildschirm, Eingabegerät oder Fernseher - den Einsatzmöglichkeiten sind nur wenige Grenzen gesetzt. Die Stifteingabe eröffnet ein völlig neues Arbeitsgefühl, nicht nur in Grafikprogrammen sondern auch in den restlichen Applikationen. Man fühlt sich fast so wie in "Minority Report". Kommen wir zum "Wie arbeitet man damit":
Um die Maus zu bewegen, hält man den Stift in <1cm Abstand vom Display. Fährt man nun mit der Hand herum, bewegt sich der Cursor. Beim Aufsetzen des Stiftes, löst man einen "Klick" aus. Zusätzlich bietet der Stift noch einen Wippschalter mit 2 Funktionen und einen "Radierer" an der Stiftspitze - welcher im grunde auch nichts anderes als ein zusätzlicher Button ist.
Weiters gibt es an beiden seiten je 4 Buttons und ein Trackpad.
Die Konfiguration lässt sich frei wählen: Ob Doppelklick, Einfachklick, Ausführen einer Tastencombo, Ausführen einer Datei oder Fenster Wechseln, es ist alles möglich, was auch von Nutzen ist. Auch Scrollen oder ähnliches lässt sich dank der Trackpads direkt am Tablett einsetzen. Ob diese nur auf Stifteingabe oder auch auf Finger reagieren dürfen, lässt sich ebenfalls festlegen.
Was tun wenn ich zwei Monitore habe, aber nicht ständig zur Maus greifen will? - Es ist möglich per Konfiguration einem Stift/Button die "Modusumschaltfunktion" zuzuweisen. Hiermit lässt sich zwischen absoluter und relativer Zeigerführung umschalten. Absolut heißt, der Zeiger beweget sich genau unter der Stiftspitze, relativ bezieht die komplette Desktopfläche ein. Damit ist es möglich, über den Rand des Tabletts hinausfahren und Arbeiten am Monitor nebenan erledigen zu können.
Jedes Zeichengerät hat seine eigene ID, damit merkt sich das Tablett wer womit auf ihm gezeichnet hat, und setzt alle Einstellungen dem Eingabegerät bzw. dem Benutzer entsprechend.
Auch die Anwendungen werden seperat vom Tablett verwaltet - so lässt sich für jedes Programm die beste Konfiguration wählen. Die Software schaltet beim Wechsel zwischen den Programmen on-the-fly um.
Da ich mein Tablett auch als Fernseher nutze, habe ich zb. auf die Buttons links den Start des TV-Programms gelegt, rechts habe ich Programmwahl, Lautstärke und Record.
Support von Wacom
Der Support von Wacom ist wohl der beste den ich kenne. Defekte Geräte werden ohne wenn und aber ausgetauscht. Selbst wenn nur der Stift defekt ist, wird das komplette Paket gewechselt. Auf Anfragen bezüglich der Softwarekonfiguration und den benutzen Programmen, gibt Wacom ausführliche Auskunft und man erhält zusätzlich nützliche Tipps.
Zweiter Eindruck nach 3 WochenIch bin mir immernoch nicht sicher, welche Software sich am besten eignet. Photoshop unterstützt keine spezifischen Funktionen, Painter ist relativ umständlich zu bedienen und Sketchbook hat ausser intuitiver Bedienung nichts zu bieten. Das soll nicht heißen dass die Programme nichts können, das soll nur heißen ich weiß nicht wo ich mich vertiefen soll.
Die Bildschirmoberfläche ist entgegen meiner Erwartungen völlig unempfindlich gegenüber Fett und ähnlichem. Selbst mit eingecremten Händen kann man ohne Schlierenbildung darauf arbeiten. Wie Wacom dieses Wunder vollbracht hat, ist mir schleierhaft. Die Stiftabnutzung nach 3 Wochen, ist im Gegensatz zu meinem Intuos 3, sogut wie nicht vorhanden. Man sieht nichtmal welche Seite mehr beansprucht wurde. Beim Intuos 3 waren nach einem Monat schon deutliche Abriebspuren zu bewundern.
Was auffällt: das Tablett heizt sich bei längerem Betrieb in horizontaler Lage ziemlich auf. Wenn man so zeichnet und sich die Reibung dazugesellt, kommt es einem richtig "heiß" vor. Wie man das aushält? - Ich habe inzwischen Hornhaut auf den Auflageflächen meiner rechten Hand bekommen. Ich hoffe die Temperatur wird im Sommer zu keinem Problem.
Das Arbeiten ansich gestaltet sich nach wie vor sehr angenehm. Man kann Stundenlang zeichnen ohne Augenschmerzen zu bekommen. Das Drehen und Wenden direkt am Ständer hat sich zu einem wirklich unheimlich praktischem Feature gemausert - man kann malen wie auf einem Blatt A3, ohne umlernen zu müssen. Zudem sind die Erkenntnisse am Tablett rückwirkend auch am Papier brauchbar!
Jetzt möchte ich noch kurz auf die Features vom Stift eingehen, ich glaube ich habe das Thema schon kurz angeschnitten: der standard-Stift bietet 4 Funktionen: Position, Druck, Neigung und Ausrichtung. Die lassen sich sehr schön in Corel-Painter oder Photoshop CS 2 umsetzen um realitätsnahes Zeichnen zu ermöglichen. So kann man zb. mit Neigung die Stiftbreite verändern, mit Druck die Opazität und mit Ausrichtung die Ausrichtung der Stiftspitze. Dies reicht um einfache Spitzen wie zb. Bleistift oder Filzstift zu simulieren. Man stößt hiermit jedoch an die Grenzen, sobald die Stiftspitze kein Punkt oder gerade Fläche mehr ist. Um Marker oder Pinselspitzen zu simulieren, benötigt man eine weitere Funktion, welche die Cintiq/Intuos 3 Tablett Serie bietet - Roll. -> ein ArtMarker ist hierfür Voraussetzung. Mit ihm lässt sich die Drehung des Stifts um die Längsachse messen und man kann eine Stiftdrehung simulieren. Die Möglichkeiten: Simulation von komplexen Markerspitzen die schräg verlaufen, oder von Pinsel und deren Muster. Dreht man den Stift auf der Spitze, so verändert sich die Ausrichtung der Pinselspitze und das Muster verändert sich, in manchen Bereichen ein willkommener Schritt in richtung Realität.
Dennoch funktioniert nicht alles so wie es sollte. Die Hardware ist der Software voraus und so kommt es, dass bis auf Painter und Photoshop CS 2, kein Programm die Roll-Funktion unterstützt. Noch dazu können die Programme damit noch nicht korrekt umgehen. Painter kann Roll und Ausrichtung nicht korrekt kombinieren, damit kann man sich entscheiden ob sich die Markerspitze mit der Drehung des Stiftes oder mit der Rotation der Längsachse dreht. Dies entspricht nunmal nicht der Realität: ein Marker hat dank seiner länglichen Form und der schrägen Stiftspitze undzählige Stricharten zu bieten, die sich je nach Kombination von Neigung, Ausrichtung und Rotation ergeben. Allem Anschein nach arbeitet Wacom bereits an einer Lösung dieses Problems, bis dahin muss man sich mit den "fast richtigen" Maleigenschaften digitaler Marker zufrieden geben.
Ein guter Satz zum Schluß, den ein Künstler zum Cintiq geäussert hat:
Es ist ein ausnahmslos gutes Werkzeug für Grafiker, Illustratoren, Industrial Designer und wer auch immer damit arbeitet, man kann damit Zeichnungen erstellen, vorhandene Zeichnungen verbessern aber eines ist sicher: Was man mit dem Kugelschreiber auf Papier nicht hinbekommt, kann einem auch das Cintiq nicht ermöglichen.
Sollte noch jemand Fragen haben, stehe ich gerne zur Verfügung
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