Irgendwo könnten gewisse Dinge ja schon noch Sinn ergeben. Beispielsweise wurde schon eingeklagt, dass die Polizei Männer unter 1,68cm Körpergröße auch aufnehmen müssen. Im Sinne der Menschenrechte wohl klar, doch ob es wohl so praktikabel ist, sei mal dahingestellt.
Doch manches ergibt einfach keinen Sinn, und da kann man es noch so oft gutreden.
Mir persönlich liegt das Thema sehr am Herzen, obwohl ich dadurch nicht benachteiligt wurde und es mich im Grunde nicht betrifft (maximal im positivem Sinne...
). Ja, solls auch geben....!
Worum gehts denn eigentlich....?
Es geht um die Medizin Uni Wien. Diese hat wie schon im Frühjahr angekündigt, ihren kommenden Aufnahmetest zum Studium der Human oder Zahnmedizin so bewertet, dass Frauen bei gleicher "Leistung" den Männern vorgezogen werden. Sogleich meldete sich ein Jus Professor der Uni Graz und erklärte klip & klar diese Regelung sei rechtswidrig. Die Vizerektorin der Med Uni Wien, welche das, zumindest von offizieller Seite, durchgepeitscht hat, entgegnete der Presse mit "dann verklagt uns doch".
Letzte Woche kamen die Ergebnisse online und das Ausmaß war dramatisch. Die Berechnung ist nämlich nicht ganz so einfach, wie oben beschrieben:
Der Test ist ein Multiple Choice Test und besitzt um die 200 Fragen. Diese Fragen werden mit Punkten bewertet. Pro Frage ein Punkt, as simple as that (keine Negativpunkte, Halbpunkte etc).
Jetzt wird die Anzahl der richtigen Fragen jedoch noch normverteilt. Und jetzt kommts: pro Geschlecht.
Dazu muss man jetzt ein klein wenig ausholen und dazusagen, dass Frauen immerschon bei diesem Aufnahmetest, kurz EMS, schlechter abgeschnitten haben - signifikant. Letztes Jahr waren etwa wieder 55% der Bewerber Frauen, jedoch wurden nur etwa 43% zum Studium zugelassen. Mit der Ausrede, der Test sei diskriminierend wurde also diese Genderregelung durchgeschoben. Doch die Ursache liegt laut Experten wohl eher in unserem Schulsystem (und vl. dem zusätzlichem Jahr Bundesheer/Zivi), als am Test, da der Test fast 1:1 in Deutschland und der Schweiz zum selben Zweck keinen signifikanten Unterschied zwischen Männern und Frauen hervorbringt.
Zurück zur Berechnung: Das bedeutet nun, dass die traditionell schlechteren Frauen einen tieferen Mittelwert und eine niedrigere Standardabweichung haben, und genau aus diesen Werten wird die Normalverteilung berechnet. Die Skala geht von 0 bis 130, die sogenannten "Testwerte". Die Normalverteilung besagt, um wieviel mal besser ist, als xx% andere, bzw. um wieviel man schlechter ist. Jetzt kann man das Problem langsam erkennen. Aufgrund des erheblich niedrigeren Punktedurchschnitts der Frauen, erreicht man leichter einen guten Testwert. Da die Konkurrenz besser ist, wird hier das erreichen eines guten Testwerts viel schwerer.
Doch es gibt keine Quote oder ähnliches. (was nicht minder unfair wäre). Die Positionierung verfolgt nun einfach anhand des normalverteilten Testwertes. Dieser ist etwa Hausnummer 109 für die Aufnahme zum Studium. Problem an der Sache ist, dass Männer etwa 139 richtige Antworten - Punkte - benötigen um diesen Testwert zu erreichen, Frauen hingegen um die 131. Sofern man nicht wirklich sehr gut dabei ist, hängt es im Normalfall von etwa 2 bis 3 Punkten ab, ob man einen fixen Studienplatz hat, oder nicht. Praktisch betrachtet bedeutet das, dass bei dem diesjährigem Aufnahmeverfahren deshalb gut 50 bis 100 Plätze an die Frauen gegangen sind, welche unter normalen Bedingungen wie beispielsweise letztes Jahr eigentlich an die Männer gegangen wären.
Daraus resultiert eine fast 56%ige Zulassung von Frauen bei einem 56%igen Anteil an Frauen die den Test gemacht haben.
Selbst die Frauen sind gegen eine solche Regelung. Eigentlich logisch, da sie hier klar als dumm abgestempelt werden. Zusätzlich gibts ab nun die Angst als Ärztin als Quotenfrau abgestempelt zu werden - weiß doch kein Schwein ob es wirklich zu für die Person zutrifft oder nicht. Übern Kamm scheren geht viel leichter als man denkt.
Zu meiner Freude wurde das Thema nun endlich von ein paar Medien aufgefasst, und angeblich ist die ÖH schon werkeln für eine Sammelklage. Doch vor allem gehts erstmal um die Verbreitung. So war die Tage nach dem die Ergebnisse veröffentlicht wurden nur sehr nüchtern-neutrale Artikel online, quasi: "fredl schreib gschwind wos" ohne jeglichem Journalismus. Doch zum Glück und vor allem aufgrund der Initiative der Geschädigten gab so manches Blatt eine kritische Darstellung der Ereignisse raus, so wie es sich gehört, und sogar der Spiegel brachte erst kürzlich einen Artikel dazu raus.
Deshalb dachte ich mir: Hey, the show must go on. Hier gehts nicht mehr um eine dumme eigenwillige Regelung, sondern um eine Verletzung eines Grundrechts allein aufgrund von Mutmaßungen, die weder bewiesen sind, noch bestätigt (leider wurde das noch nicht wissenschaftlich untersucht, also kann mans ja anscheinend machen wie im Schlarafenland...)
Ich denke nicht, dass hier eine großartige Diskussion zusammenkommen wird, und darum geht es mir auch nicht. Ich wollte einfach darauf aufmerksam machen. Es gehen ohnehin zuviele wichtige Dinge im Informationsüberfluss unter. Das hier hoffentlich nicht.
Quellen und Weiterführendes:
Bericht der ÖH (letzter Artikel der ÖH zu dem Thema)Kurier: Studenten wollen Universität klagenSpiegel: Wiener Uni bevorzugt FrauenHoffington Post (Leider dürfte der Artikel keine Runden geschlagen haben, jedoch war er sogar schon am Testtag publiziert worden)sorry for the long post. here is a potato