Ich halte es für illusorisch zu glauben, dass der Kapitalismus abgeschafft werden könnte, dieser Geist ist längst aus der Flasche entwichen und hat sich in alle Himmelsrichtungen verteilt.
Aber was man sich schon überlegen könnte, ist Vermögen ab einer bestimmten Höhe mit einer Steuer von 100% zu versehen und alles darüber hinaus zu enteignen und zu verstaatlichen. Mein Vorschlag wäre die Grenze erstmal auf 250 Millionen Euro festzulegen, damit Milliardäre auch eine Zeit der Anpassung durchmachen und ihren Lebensstil entsprechend anpassen können und diese Grenze dann in mehreren Etappen auf 100 Millionen Euro Privatvermögen zu senken. Ich denke mehr braucht man zum Leben wirklich nicht.
Aber was man sich schon überlegen könnte, ist Vermögen ab einer bestimmten Höhe mit einer Steuer von 100% zu versehen und alles darüber hinaus zu enteignen und zu verstaatlichen.
Cool, bin dabei. Aber wer würde sich schon selber die Füße abschneiden?
Wie wär's wenn wir allgemein eine sehr regressive Vermögenssteuer einführen, sagen wir mal proportional zum Kapital?
Dann sitzen wir alle im gleichen Boot und es gibt nicht ständig so einen bescheuerten Limbo um unter irgendwelche Grenzen klettern zu müssen...
Ich bin selber Befürworter einer Vermögenssteuer, ich hab aber so meine Schwierigkeiten mir die Durchführbarkeit vorzustellen.
Ich nehme mich mal selber als Beispiel: Ich habe kein nennenswertes Vermögen auf der Bank und keine Wertpapiere (weil ich ein erklärter Gegner von Börse und Wertpapierhandel bin), aber ein Haus in Toplage das zu 50% abbezahlt ist und Autos um in Summe +/- 80k€ herumstehen. Einige der Autos sind nicht angemeldet (waren es teilweise auch nie) und scheinen nirgendwo auf. Der objektive Wert des Hauses ändert sich quartalsweise. Meine Uhrensammlung besteht größtenteils aus günstigen japanischen Uhren, aber macht trotzdem ein paar Tausender aus.
Wie genau sollte das also ablaufen? Einmal im Jahr kommt der Wirtschaftsprüfer mit der Finanzpolizei und macht eine Razzia gemeinsam mit Gutachtern für "eh alles" und bestimmt mein aktuelles Vermögen um mich korrekt zu besteuern?
Bei mir geht's ja vergleichsweise um Peanuts, aber wenn ich mir als Superreicher 5 Picasso-Werke kaufe und dann irgendwo aufhänge kommt es auf's selbe raus. Oder ich kauf mir ein paar Goldbarren/Diamanten und mauere sie in der Garage ein. Es ist so leicht möglich riesige Vermögenswerte "unsichtbar" zu parken ohne Gesetze zu brechen und neue Gesetze diesbezüglich wären imho auch nicht durchsetzbar. Wenn ich Milliardär bin habe ich ein Penthouse in New York City mit einer Kunstsammlung und der österreichische Fiskus weiß gar nichts davon, völlig legal und mit keinem realistischen Aufwand verfolgbar.
Immobilienbesitz der Reichen steckt sowieso in Stiftungen oder Firmen, deren Gewinne durch die Verflechtungen mit anderen Firmen beliebig steuerbar sind. Will man jetzt jede Firma, die Immobilienbesitz hat mit Vermögenssteuern belasten, auch wenn sie aktuell keine Gewinne macht? Wäre für einen Haufen Unternehmen (die nicht dazu dienen Vermögenswerte zu bunkern) wohl nicht stemmbar.
Auf Basis von Schätzungen des Forbes-Magazins und dergleichen kann ich keine Steuern einheben und die Vermögen der wirklich Reichen (deren Vermögen zu besteuern dem Staat wirklich etwas bringen würden) kannst du auch als österreichischer Staat nicht anders erfassen.
Wie genau sollte das also ablaufen? Einmal im Jahr kommt der Wirtschaftsprüfer mit der Finanzpolizei und macht eine Razzia gemeinsam mit Gutachtern für "eh alles" und bestimmt mein aktuelles Vermögen um mich korrekt zu besteuern?
Progressive Besteuerung von Gewinnausschüttungen, wie wenns ein Gehalt wär. KESt nach Höhe der Ausschüttungen die man pro Jahr bekommt, auch auf alle anderen Kapitalerträge. Z.B. wenn du mehr als 1mio pro Jahr an Gewinnausschüttungen, Dividenden, Aktiengewinnen, ... bekommst ist der Steuersatz darüber 50%, wie bei der Einkommenssteuer: https://www.oesterreich.gv.at/lexic...ite.991669.html
ccr
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Wenn ich Milliardär bin habe ich ein Penthouse in New York City mit einer Kunstsammlung und der österreichische Fiskus weiß gar nichts davon, völlig legal und mit keinem realistischen Aufwand verfolgbar.
Wennst Milliardär bist, liegt die Kunstsammlung in Wahrheit in einem Zollfreilager in Genf oder Singapur.
böhmi
Administrator Spießer
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Progressive Besteuerung von Gewinnausschüttungen, wie wenns ein Gehalt wär. KESt nach Höhe der Ausschüttungen die man pro Jahr bekommt, auch auf alle anderen Kapitalerträge. Z.B. wenn du mehr als 1mio pro Jahr an Gewinnausschüttungen, Dividenden, Aktiengewinnen, ... bekommst ist der Steuersatz darüber 50%, wie bei der Einkommenssteuer: https://www.oesterreich.gv.at/lexic...ite.991669.html
Das ist aber alles keine Vermögenssteuer sondern eine erweiterte/andere Besteuerung des Einkommens.
Wennst Milliardär bist, liegt die Kunstsammlung in Wahrheit in einem Zollfreilager in Genf oder Singapur.
Eventuell will ich die Kunstwerke aber ansehen auch War aber sowieso nur symbolisch gemeint, für die Kunstwerke die ich kaufen würde, brauche ich sowieso Garagen und keine Wände
Ich halte es für illusorisch zu glauben, dass der Kapitalismus abgeschafft werden könnte, dieser Geist ist längst aus der Flasche entwichen und hat sich in alle Himmelsrichtungen verteilt.
die sorge hab ich nicht, der kapitalismus schafft sich ganz erfolgreich selbst ab es dauert halt aus unserer sicht nur etwas lange.
dem gedanken vermögen zu deckeln kann ich sehr viel abgewinnen, es gibt keinen grund warum ein einzelner mensch jemals "soviel" besitzen sollte. da gibts dann immer noch genug spielraum für multi-millionäre in saus und braus zu leben, aber irgendwo sollte einfach schluss sein weil das gesammtgesellschaftlich einfach untragbar ist.
Das ist aber alles keine Vermögenssteuer sondern eine erweiterte/andere Besteuerung des Einkommens.
Ja aber ich schätze mal die aller wenigsten haben ihr finanzielles Vermögen "rumliegen" sondern haben es irgendwo investiert und lassen es für sie arbeiten - natürlich nicht die Gemälde oder Oldtimer. Fiktives Beispiel, wenn Putin 10% von Gazprom besitzt und 10% der ausgeschütteten Dividende bekommt, aber dafür "nur" 27.5% KESt zahlt, hats in dem System was.
böhmi
Administrator Spießer
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Ja, diese Steuern gibt es bereits und besteuern Einkommen (Kapitalertrag). Besteuerst sie höher sind die Unternehmen aus deinem Dunstkreis weg.
Ich würd aber gern zusätzlich das Seegrundstück am Wörthersee und die Villa in Währing besteuern, hab aber keine Ahnung wie das funktionieren sollte
in kanada zahlst irgendwo zwischen 0,5-2,5% grundsteuer auf den marktwert der zT jährlich angepasst wird, da müssen die erben dann schnell amal verkaufen wenn ihre einkommen nicht entsprechend hoch sind und es ist eine riesige öffentliche einahmenquelle. in der schweiz hast eine steuer auf die fiktive miete die du zahlen müsstest für deine immobilie. frag mich auch ob das bei uns kommen wird weil ma das geld 'momentan' ausm fenster heizen, oder ob mas einfach über die inflation regeln.
@topic marktwirtschaft funktioniert schon, solang es reglementierungen gibt die die auswüchse verhindern, und steuern die die einkommensschere auf vertretbarem niveau halten. die dynamiken die das untergraben sind auf lange sicht das problem. wohin die reise geht dank automatisierung und billiger(er) nachhaltiger energien wäre spannend.
Dann haben wir am anderen Ende noch Leute die in alles investieren, denen scheint es nicht viel auszumachen, so lange die Rendite passt.
Ich wollte das Video schon im anderen Thread posten, wo über "gute" Investmentmöglichkeiten geredet wurde, habs aber bleiben lassen. Hier und zu diesem Kommentar passts aber einfach perfekt:
Marc-Uwe Kling - Blutig in 'Die Känguru-Offenbarung' (2013)
Die 187 Milliarden an Vermögenswerten bringen in Realität keine 187 Milliarden ein, wenn er sie jetzt sofort zu Geld machen wollte.
Es gab da einen Artikel, leider habe ich vergessen wo, wo mit Zahlen nachgerechnet wurde, dass es sehr wohl möglich wäre ohne den Aktienkurs groß zu beeinflussen und trotzdem in ein paar Monaten alles zu veräußern. Ich suche und suche, finde den Artikel aber leider nicht mehr.
XXL
insomnia
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Ich wollte das Video schon im anderen Thread posten, wo über "gute" Investmentmöglichkeiten geredet wurde, habs aber bleiben lassen. Hier und zu diesem Kommentar passts aber einfach perfekt:
Marc-Uwe Kling - Blutig in 'Die Känguru-Offenbarung' (2013)