Ich bin kein Steuerberater und muss der Vollständigkeit halber darauf hinweisen, dass ich hier keine Steuerberatung für die Allgemeinheit betreibe. Ebenso zur Klarstellung der Hinweis, dass ich in Deutschland wohne und sich Gewerbe- und Steuerrecht in Österreich an der ein oder anderen Stelle unterscheiden können (wobei vieles auf EU Vorschriften basiert und nur in Landesrecht "übersetzt" wurde).
Ich finde einige Aussagen von @chriswahl etwas unklar bzw. irreführend.
Mann muss [...] KEIN Unternehmen gründen
- Auf der einen Seite gibt es das Gewerbeamt von dem man einen Gewerbeschein bekommt. Für den Betrieb einer PV-Anlage ist kein Gewerbeschein notwendig. Für das "Mining" von Kryptowährungen ist ein Gewerbeschein erforderlich, zumindest in Deutschland (dies ist nicht gleichzusetzen mit der Gründung einer Personengesellschaft, ein Einzelunternehmer gründet nicht zwingend ein Unternehmen). Für den Handel mit Kryptowährungen im privaten Umfang ist wiederum kein Gewerbeschein notwendig.
- Auf der anderen Seiten gibt es das Finanzamt, welches für die steuerlichen Belange relevant ist. Unabhängig davon ob man für das "Mining" einen Gewerbeschein benötigt oder nicht, wer Kryptowährungen "mined" wird in jedem Fall steuerrechtlich gewerblich tätig und muss die daraus resultierenden Neben- oder Haupteinkünfte (je nachdem ob das ganze als Neben- oder Hauptgewerbe betrieben wird) entsprechend versteuern. So benötige ich zwar für den Betrieb einer PV-Anlage keinen Gewerbeschein, werde aber steuerrechtlich gewerblich tätig und muss z.B. eine EÜR (Einnahmenüberschussrechnung) pflegen und diese zusammen mit der ESt (Einkommensteuer) Erklärung abgeben.
Im Ergebnis ist zu unterscheiden zwischen "benötige ich einen Gewerbeschein", was ggf. noch mit nein zu beantworten ist und "werde ich gewerblich im steuerrechtlichen Sinn tätig", was in jedem Fall mit ja zu beantworten ist.
Ich habe es so am Laufen und kann halt nicht die Ust. sparen
Die USt (Umsatzsteuer) "spart" man nicht. Man hat als Kleinunternehmer die Möglichkeit entweder USt zu bezahlen oder nicht. In Deutschland ist die Grenze dafür 22.000 EUR, in Österreich laut wko.at etwas höher mit 35.000 EUR. Wenn man sich dazu entscheidet keine USt abzuführen und auszuweisen, kann man entsprechend keine Vorsteuer geltend machen (d.h. die USt von Investitionen vom Finanzamt erstatten lassen) und schreibt die Investitionen mit dem Brutto-Betrag ab. Wenn man, so nennt es sich in Deutschland, auf die sog. Kleinunternehmerregelung verzichtet hat kann man bei der Anschaffung von Grafikkarten oder auch einer PV-Anlage die dafür bezahlte Umsatzsteuer vom Finanzamt erstatten lassen. Entsprechend schreibt man die Wirtschaftsgüter nur noch mit dem Netto-Betrag ab.
Eine einzelne Grafikkarte bis 800 EUR kann man in Deutschland als sog. GWG (geringwertiges Wirtschaftsgut) sofort im Anschaffungsjahr abschreiben. Da steuerlich das "Mining-Rig" aber als eine Anlage zu betrachten ist, fällt die Option auf GWG Sofortabschreibung ziemlich sicher raus, besonders bei den aktuellen GPU-Preisen.
Nach einer gewissen Zeit sollten daher die geminten BTCs auf die Privat-Wallet umgebucht werden
Dabei handelt es sich steuerrechtlich wie beim Eigenverbrauch aus einer PV-Anlage um eine sog. Privatentnahme. Zumindest mein Finanzamt akzeptiert dabei die Umrechnung des BTC-Kurs in EUR zum Zeitpunkt der Entnahme als Wertansatz für die Berechnung der Höhe der Privatentnahme. Privatentnahmen sind auf Seite des Gewerbes Einkünfte, auch wenn es physisch natürlich nur "von der linken in die rechte Hosentasche wandert". D.h. ich produziere selbst Strom oder BTC (linke Tasche) und verbrauche selbst den Strom oder Entnehme die BTC aus dem Vermögen des Gewerbebetriebs (rechte Tasche). Nochmal, es ist egal ob man einen Gewerbeschein benötigt oder nicht, steuerrechtlich wird man gewerblich tätig!
Man kann das durchaus so machen und kann ab der Entnahme 1 Jahr lang die BTC halten und zahlt dann keine Abgeltungssteuer (in Österreich glaube ich als KESt bezeichnet). Aber Achtung: Frei von Abgeltungssteuer sind nur die Gewinne, Zinsen werden unabhängig von der Haltedauer immer besteuert.
Nach 2 Jahren kann man mit der GPU machen was man will
Sorry, aber da widerspreche ich vehement. Wenn die GPUs abgeschrieben werden als betriebliches Wirtschaftsgut, handelt es sich auch nach Ablauf der Abschreibungsdauer bei privater Weiterverwendung um eine Privatentnahme. Wenn man dem Finanzamt nicht glaubhaft machen kann, dass es sich um ein wertloses Wirtschaftsgut handelt, muss man den fiktiven Verkaufspreis als Wert der Privatentnahme als gewerbliche Einkünfte versteuern.
Zwei Beispiele dazu:
Buchwert der GPU nach 1 Jahr 500 EUR. Fiktiver Entnahmewert (Marktpreis) 400 EUR. In dem Fall würde man bei einer Privatentnahme aus gewerblicher Sicht 100 EUR Verlust machen.
Buchwert der GPU nach 3 Jahren 0 EUR oder 1 EUR (je nach Abschreibungsart). Fiktiver Entnahmewert (Marktpreis) 200 EUR. In dem Fall würde man bei einer Privatentnahme aus gewerblicher Sicht 200 EUR Gewinn machen der zu versteuern ist.
Ich kenne zumindest in unserer Umgebung kein Finanzamt, dass ohne triftige Gründe eine Privatentnahme von abgeschriebenem Wirtschaftsgütern mit einem Wertansatz von 0 EUR zulässt, wenn man nicht plausibel darlegen kann, dass es sich um wertlose Gegenstände handelt mit denen man keinen Marktpreis mehr erzielen kann. Das wäre bei GPUs besonders derzeit wohl sehr unglaubwürdig.
Man überlege sich nur mal wie einfach Steuervermeidung für Otto-Normal-Verbraucher auf diesem Wege wäre. Ich schreibe meine GPUs ab, wass die Einkünfte schmälert. Ich entnehme die GPUs für 0 EUR da sie keinen Buchwert mehr haben (das akzeptiert das Finanzamt i.d.R. schon nicht wenn man es denn in der EÜR korrekt erfasst). Ich verkaufe die GPUs dann für mehr als 0 EUR privat und gebe weder die Einnahmen daraus in der Steuererklärung an, noch biete ich 1 Jahr Gewährleistung wie es ein gewerbetreibender tun muss. Jeder Computerhändler wäre ja dumm, nicht alle seine Wirtschaftsgüter nach 3 Jahren Abschreibung "kostenlos" privat zu entnehmen und dann auf eBay weiter zu verticken ohne diese unnütze Verpflichtung sowas wie Gewährleistung anbieten zu müssen. Wie gesagt, sorry, aber so einfach geht das alles nicht ...
Ähnlich ist es auch bei der PV-Anlage. Es ist nicht zulässig mir selbst Strom für einen Preis von 0 zu verkaufen. Aus Sicht der Umsatzsteuer (sofern man welche abführen muss), ist der Bezugspreis relevant. D.h. wenn ich 30 Cent / kWh für Strom bezahle, muss ich pro entnommener kWh 5,7 Cent USt bezahlen. Die Privatentnahme selbst darf mit den Gestehungskosten des Stroms berechnet werden, die jedoch nicht vom Buchwert abhängen, sondern vom Anschaffungspreis pro kWp.
zum Zeitpunkt der Umbuchung kann sogar ein MINUS rausschauen
Ein Hinweis dazu: Wenn du mit deiner gewerblichen Tätigkeit über Jahre immer nur Verluste erzielen würdest, würde das Finanzamt das ganze irgendwann als Liebhaberei einstufen. Das führt dann im Ergebnis dazu, dass du die Hardware auch nicht mehr abschreiben kannst. Grafikkarten die zur Liebhaberei genutzt werden, können nicht abgeschrieben werden um es ganz deutlich zu sagen. Zu unrecht abgeschriebene Wirtschaftsgüter können im Zweifelsfall sogar steuerlich negative Auswirkungen haben. Es mag durchaus sein, dass der ein oder andere mit jahrelangen Verlusten davon kommt und dem Finanzamt "nichts auffällt", weil alles im kleinen finanziellen Rahmen stattfindet. Wer sich auf diese eisige Fläche begeben möchte, soll das gerne tun. Ich kenne auch Leute die haben bei der Anschaffung der PV-Anlage auf die Kleinunternehmerregelung verzichtet, d.h. Vorsteuer erstattet bekommen, führen aber jetzt auf die Privatentnahme (Eigenverbrauch) keine USt ans Finanzamt ab. Das ist nichts anderes als Steuerhinterziehung, was in Deutschland eine Straftat ist (in Österreich vermutlich auch).
Summa summarum ist das Steuerrecht ganz schön kompliziert, aber man muss sich als "Miner" einfach damit auseinandersetzen, wenn man nicht nach einigen Jahren doch eine böse Überraschung erleben will, falls das Finanzamt doch mal stichprobenartig genauer hinschaut. Die Finanzämter verstehen das Geschäft mit Kryptowährungen auch immer besser, so dass die vielen Tricksereien die die Leute so drauf haben in Zukunft auch nicht mehr so gut funktionieren werden.
PS Deutschland ist in Sachen Kryptowährungen das teuerste Land der Welt
(wir haben die höchsten Strompreise auf der ganzen Welt).