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Erfahrungsbericht: DVB-T unter GNU/Linux

COLOSSUS 22.04.2008 - 21:21 915 1
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Vor zwei Tagen habe ich mir - nach zwei Wochenenden herumexperimentieren mit einem TechnoTrend S-1500 Budget PCI-Adapter fuer eine MythTV-Appliance in der Steiermark bei meinen Eltern - einen DVB-T-Adapter fuer USB2 an meinem Notebook hier in Wien geholt. Das eigentliche Ziel der Anschaffung war es, mit DVB und den in Verbindung damit zu nutzenden Tools fuer GNU/Linux vertrauter zu werden, und auf laengere Sicht hin in erwaehnte Appliance vielleicht einen solchen DVB-T-Adapter als Fallback-Loesung fuer rein terrestrischen Empfang aufzunehmen.

Zum Kauf erwaehlt wurde nach kurzem Ueberlegen ein Hauppauge WinTV Nova-t Stick, den ich fuer knapp unter 27 Euro gleich im 7. Wiener Gemeindebezirk habe in Empfang nehmen koennen.

Auf dem Thinkpad T40, das als Testgeraet fuer den Stick dienen sollte, ist schon seit laengerem Kubuntu 8.04 in der jeweils tagesaktuellen Version (taegliches dist-upgrade) installiert, und ich war dank des ziemlich aktuellen Kernels (Linux 2.6.24.3 + Patches) guter Hoffnung, dass der Stick Unterstuetzung finden wuerde.

Doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt... Nach dem Einstecken des Sticks in den USB2-Port tat sich erstmal nach dem Registrieren des USB-Interfaces nichts; udev blieb untaetig und kein DVB-Treiber wurde geladen. Nach knapp 10 Minuten googlen war klar, dass fuer dieses Modell von Hauppauge zwar Treiber existieren (bzw. verwendet werden koennen), aber die entsprechende USB-ID im Sourcecode des Treibers offenbar noch nicht in der in-Kernel-branch vermerkt ist.
Zuerst hatte ich den Plan gefasst, die Ubuntu-Kernelsourcen entsprechend zu modifizieren und neu zu kompilieren, was ich nach einem fehlgeschlagenen Versuch (der Treiber hat sich ohne Probleme bauen lassen und wurde auch automagisch beim Einstecken des Sticks geladen, das Geraet hat allerdings trotzdem nicht funktioniert) aber gleich wieder gelassen habe, und mir - dem offiziellen Guide folgend - die aktuellen Quellen aus dem Mercurial-Repository der Entwickler gezogen und diese verwendet habe. Nach der Installation der meinem Kernel-Image entsprechenden Sourcen mittels
Code:
apt-get install linux-source
(natuerlich ist auch noch die GNU Toolchain, unter Debian/Ubuntu im Paket "build-essential" erhaeltlich, notwendig) konnte ich die DVB-Treiber ohne weiteres Zutun via `make` uebersetzen, und mittels `sudo make install` auch installieren.
Das hat dann auch gleich wesentlich besser geklappt: nach dem neuerlichen Einstecken des Sticks wurde der richtige Treiber geladen, und von diesem auch gleich unter /dev/dvb/ die ersehnten Device-Nodes erstellt.

Darauf folgend musste ich nur noch nach in meiner Umgebung empfangbaren Channels scannen, was mit
Code:
wget -O- DVBT-at.conf "http://linuxtv.org/hg/dvb-apps/raw-file/46566e506acd/util/scan/dvb-t/at-Offical"
scan DVBT-at.conf | tee channels.conf
schnell erledigt war. Hat man dann noch das resultierende "channels.conf"-File erst in das mplayer-Konfigurationsverzeichnis ("~/.mplayer") verschoben, kann man auch schon durch das Ausfuehren von
Code:
mplayer "dvb://$SENDERNAME"
($SENDERNAME steht hierbei fuer die Zeichenkette am Anfang jeder Zeile der channels.conf bis zum ersten Doppelpunkt ":") fernsehen :)
Natuerlich ist mplayer nicht die einzige Applikation, die zur Wiedergabe von DVB-Streams taugt - ich bin mit dem Swiss Army Knife fuer Multimedia unter GNU/Linux aber hochzufrieden, und will gar nichts Anderes.

Die Qualitaet (hier am Beispiel ATV in Wien 21; der ORF sendet offensichtlich in hoeherer Aufloesung und wohl auch mit hoeherer Symbolrate) halte ich fuer durchaus ueberzeugend, der Stromverbrauch des Sticks haelt sich in tragbaren Grenzen und die CPU-Belastung beim Abspielen des AV-Materials liesz meinen Pentium M 1500MHz ganz gelassen bei maximal 30% load (via SpeedStep heruntergetaktet auf 600MHz, wohlgemerkt) verweilen.

Fazit: die 27 Euro sind auf keinen Fall schlecht investiert, auch weil man problemlos digital von DVB-Quellen aufnehmen kann. Ich werde wohl noch einen zweiten Stick fuer die Appliance bei meinen Eltern kaufen.

tresh

Little Overclocker
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Und ich war live dabei!

Schoen dass die neue/andere Revision der Karte auch (fast) ootb Funktioniert, warst gestern ja doch noch skeptisch deswegen :)
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