Servus Leute,
hier findet ihr mein großes hands on review zum neuen Sony VPL-HW45ES Projektor, den ich seit etwa zwei Wochen mein eigen nennen darf und mittlerweile 60 Betriebsstunden auf der Lampe habe.
Es ist nicht mein erster Beamer, ich habe bereits seit 2010 einen Acer H5360 720p single chip DLP-Projektor mit dem ich durchwegs zufrieden war, ein solides Gerät in der 600 Euro Preisklasse. Tolle Helligkeit, passable Farben per colorwheel, suboptimaler Schwarzwert, kein FullHD. Kurz gesagt der Wunsch nach mehr war da, reifte lange heran und jetzt habe ich zugegriffen
Der Sony VPL-HW45ES spielt in einer anderen Liga und hat eine unverbindliche Preisempfehlung von 2499 Euro, man bekommt ihn im Einzelhandel aber bereits für etwa 2100,-. Es ist ein FullHD triple chip LCoS-Projektor, eine Technologie die Sony SXRD nennt. Jede der drei Grundfarben wird somit von einem eigenen Chip produziert, die mittels Prismen im Lichtweg überlagert werden, Rot + Grün + Blau ergibt also Weiß.
Sony hat ein paar hartnäckige Kinderkrankheiten der Vorgängergenerationen behoben, so soll der bei manchen Geräten auftretende Farbraumdrift mit dem HW65 und HW45 endlich der Vergangenheit angehören. Ebenso neu ist die Reality Creation Engine 2.0, die von den weitaus teureren 4K Beamern übernommen wurde. Es handelt sich dabei um eine elektronische Bildverbesserung, die mehr Schärfe auf die Leinwand zaubert ohne wahrnehmbares Bildrauschen oder Artefakte zu verursachen.
Dies gelingt sehr gut, solange das Quellmaterial nicht zu stark komprimiert ist. Die Bildqualität, die die Reality Creation Engine 2.0 z.B. aus einer gut gemasterten Bluray-Quelle herausholt, lässt sich kaum mit Worten beschreiben und kommt subjektiv relativ nah an 4k heran. Auch bei 1080i Fernsehübertragungen kann die RC 2.0 noch einiges bewirken, besonders bei Sportübertragungen und neuen TV-Produktionen, wenn auch insgesamt, in reduziertem Umfang verglichen zur BluRay. Bei Filmen die ein starkes Filmkorn aufweisen, oder neueren US-Serien, die von Haus aus mit starken postprocessing Filtern arbeiten, muss man entsprechende Anpassungen nach unten machen, da es sonst zu wahrnehmbarem Bildrauschen kommen kann.
Weiters hinzugekommen ist ein USB-Anschluss für zukünftige firmware updates, ein integrierter RF-Emitter für 3D-Brillen, anstatt des alten IR-Standards und auch eine neue Lampe, die im hohen Lampenmodus bis zu 1800 Lumen liefert, oder aber im low power mode 6000h Lebensdauer bieten soll.
Ich betreibe den Projektor mit knapp 3m Abstand zur 100" Leinwand im Wohnzimmer an der Decke, zur Abdunkelung habe ich Innenjalousien und leichte Vorhänge, von voller Verdunkelung kann also keine Rede sein, dennoch reicht der niedrige Lampenmodus aus, um auch untertags ungestört schauen zu können, nur direkten Lichteinfall darf es keinen geben.
Ein weiterer Punkt den ich erwähnen will ist die Zwischenbildberechnung, die Sony Motionflow nennt, sie kennt eine Vielzahl von Einstellungen und ich kann eigentlich nur zwei davon empfehlen, einerseits "schwach glätten" für eine tolle Bewegungsschärfe, besonders bei rasanten Actionfilmen oder Sportsendungen, bewirkt einen gewissen Soap-Effekt, ist aber angenehm für die Augen. Die zweite Einstellung die ich gut finde ist TrueCinema, wo ein Vielfaches von 24Hz zur Anwendung kommt und das natürliche Kinofeeling, sprich Ruckeln bei Schwenks, weitestgehend erhalten bleibt. Puristen können Motionflow natürlich auch ganz ausschalten.
Was die Bild- und Farboptimierung anbelangt möchte ich auch einmal Klartext reden, es gibt einige Händler im Internet, die vorkalibrierte Projektoren gegen Aufpreis anbieten, was sie allerdings nicht dazu sagen ist, dass die Bildqualität immer auch vom Raum selbst, der Positionierung, der Leinwand, vom Restlicht und der Art der Projektion abhängig ist. Bei mir ist es z.B. so, dass die Deckenhalterung relativ nahe am Plafon ist und ich das meiste des lensshift Spektrums für die Vertikale benötige um das Bild vollständig auf die Leinwand zu bekommen, das Objektiv hat aber nicht in allen Bereichen die gleichen optischen Eigenschaften. Das bedeutet eine Feinabstimmung des Geräts ist erst sinnvoll, wenn es in seiner endgültigen Position montiert, das Bild auf die Leinwand ausgerichtet und scharf gestellt ist. Also, entweder man nimmt sich selbst die Zeit dafür, oder lässt einen Techniker kommen, Vorkalibrierung ist in meinen Augen Schlangenöl.
Hierzu bietet Sony eine zonenbasierte Feinabstimmung für die Konvergenz der Grundfarben, ich habe mir dafür insgesamt zweimal knapp zwei Stunden Zeit genommen, dazu habe ich mich auf etwa 20cm Abstand zur Leinwand bewegt, mit der Fernbedienung nach hinten gezielt und jede Zone einzeln eingestellt, bis ich wirklich ein sauberes Cyan (Grün + Blau), Gelb (Grün + Rot) und Magenta (Rot + Blau) ohne Farbsäume hatte, zuletzt habe ich noch minimale Anpassungen für weiß gemacht und that's it.
Die bereits ab Werk vorhandenen Farbeinstellungen sind wie viele Testseiten bereits festgestellt haben, nahezu perfekt kalibriert. Die Einstellungen, die bei mir quasi im Dauereinsatz sind, angelehnt an die Empfehlungen von projectorreviews.com für den Sony VPL-HW65: Bildmodus Referenz, Farbraum BT.709, Farbtemperatur D65 (Gain R=-3,G=0,B=-5, Offset: R=-2, G=0, B=-3), Gammakorrektur 2.2, Helligkeit 49, Kontrast max., Reality Creation Auflösung 20-40, Rauschfilter 10, Motionflow auf "schwach glätten", Weiche Übergänge niedrig, Lampenmodus niedrig.
Bezüglich der Lautstärke kann ich nur sagen, Wow! Im niedrigen Lampenmodus ist das Gerät für mich, obwohl der Projektor über der Couch montiert ist, praktisch unhörbar, auch im hohen Modus ist er kaum lauter. Was die Maße betrifft, mit 407.4x179.2x463.9mm (BxHxT) und einer Masse von 9kg ist der Beamer deutlich üppiger als mein Vorgänger aus der Einstiegsklasse. Von daher empfiehlt es sich im Wohnzimmer bei Deckenmontage jedenfalls das weiße Modell zu nehmen, da man sonst einen großen dunkeln Fleck im peripheren Blickfeld hat, abschließend habe ich das Netz- und HDMI-Kabel noch mit weißem Isolierband bis zum Kabelkanal beklebt. Sollte der Projektor hinter den Zuschauern, z.B. in einem Regal positioniert werden, empfiehlt sich eher die schwarze Variante.
Letztlich noch ein gut gemeinter Ratschlag: nicht beim HDMI-Anschlusskabel sparen, besonders ab einer Länge von 10 Metern. Als HDMI-Switch kann ich die 4k Reihe von Digitus empfehlen, da diese einen integrierten Signalverstärker besitzen und sich, wie der Sony Projektor auch, mit der Logitech Harmony Reihe fernsteuern lassen.
Von mir gibt es definitiv eine Empfehlung, für 2100 Euro bekommt man neu aktuell kaum etwas besseres. Man muss sich aber bewusst sein, dass es kein Anfängerbeamer ist, man sollte sich vorher in die Materie einarbeiten und Zeit investieren, um wirkliche Spitzenklasse Bildqualität zu erreichen. Dann weiß man das Ergebnis auch besser zu schätzen.
Doch jetzt genug der Worte, hier die Vergleichsbilder. Ich habe keine Farbkorrekturen am PC vorgenommen, die Gesamtansichten wurden mit dem günstigen Nikon Kitobjektiv, die Detailfotos mit dem lichtstarken Sigma Makroobjektiv aufgenommen. Die Bilder sind Aufnahmen des wunderschönen Films "The Tree of Life" (BluRay) - bester Film 2011 bei den Filmfestspielen Cannes.