simpliTV - DVB-T2 in Österreich

Kärnten steht kurz davor und in ganz Österreich soll mit Ende 2016 endgültig Schluss sein: Das terrestrische Fernsehen mittels DVB-T wird nach nicht einmal zehn Jahren zu Grabe getragen, der Nachfolger DVB-T2 wird in verschlüsselter Form übernehmen. Wer kein Kabel-TV vor der Haustüre hat und keine SAT-Schüssel haben darf, wird damit zu simpliTV-Hardware gezwungen. Grund genug, uns das aktuelle Angebot von Österreichs einzigem terrestrischen TV-Anbieter näher anzusehen.

Schon 2006 wurde das terrestrische Fernsehen in Österreich auf DVB-T umgestellt. Seit dem Frühjahr 2013 gibt es einen aktualisierten Standard namens DVB-T2. In Österreich hört das Kind auf den Namen SimpliTV. Es ist in 96% aller Haushalte zu empfangen, der Empfangscheck sagt euch, ob ihr dafür die Hausantenne braucht oder mit einer Zimmerantenne auskommt.

Neben der theoretischen Verfügbarkeit braucht ihr auch noch ein DVB-T2-fähiges Gerät mit CI+: SimpliTV wird nämlich verschlüsselt ausgestrahlt. Wer einen passenden TV hat muss nur das CI+ simpliTV Modul erwerben, das OHNE Smartcard funktioniert und ausgeliefert wird. Für alle anderen stehen derzeit folgende Geräte zur Verfügung:

• simpliTV Box T2112 [HDMI, Scart, Composite, coax. S/PDIF, 2x Cinch Stereo Audio, USB nur für Softwareupdates]
• simpliTV Box T4112 [wie 2112 nur mit Mediaplayer-Funktion von USB]
• simpliTV Box Plus PVR T5213 [wie 4112 nur mit Aufzeichnung auf USB-Medien]
• Strong SRT8505 [HDMI, coax. S/PDIF, USB nur für Softwareupdates]

Alle eben genannten Produkte haben die Verschlüsselung für simpliTV an Bord. Natürlich könnt ihr genauso einen DVB-T2-Receiver mit CI+ mit einem simpliTV-Modul ausstatten. Interessant könnte diesbezüglich der Xoro 8760 sein, der für ungefähr 70 Euro sogar PVR-Funktionen bietet. Kombiniert mit den aktuellen Kosten von 32 Euro für das simpliTV-Modul landet ihr aber schon bei über 100 Euro zzgl. Versand. Die simpliTV PVR-Box gibt es inklusive aktiver Zimmerantenne aber derzeit schon um 115 Euro.

Achtung: Sämtliche bei Dealextreme, Alibaba und Konsorten verfügbaren DVB-T2 Receiver haben leider anscheinend keinen CI+-Einschub und sind deshalb für den Empfang in Österreich nicht geeignet!

Die Sender

Beim Kauf sind die Sender ORF1, ORF2, ORF3, ORF Sport Plus, ATV, Puls4, Servus TV und 3sat kostenfrei dabei. Bei Registrierung kommen ORF1 HD, ORF2 HD und ServusTV HD dazu, ferner darf auch bald mit ORF3 HD und ORF Sport Plus HD gerechnet werden - einen genauen Zeitpunkt gibt es dafür allerdings nicht. Bei monatlicher Zahlung von 10 Euro empfangt ihr zusätzlich unter anderem Sat1 HD, Pro7 HD, RTL HD, ZDF HD, VOX HD und daserste HD. Was ihr wirklich wo und auf welchem Kanal empfangt, findet ihr in der Kanalliste. Wer seine Box oder sein Modul erstmalig registriert, bekommt alle Sender für eine einmonatige Testphase gratis dazu.

Der Testkandidat: simpliTV Box 2112

Getestet wurde auf einem Panasonic P50GT50, also einem knapp zwei Jahre alten High-End-Plasma mit sehr gutem Upscaling. Verglichen wurde die simpliTV Box 2112 mit der DVB-C Einspeisung von UPC per CI+ (also ohne Box). Verbunden wurde mit einem hochwertigen HDMI-Kabel und es wurden nach einem Softwareupdate per USB die Standardeinstellungen (1080p, 50 Hz) verwendet. Wichtig ist selbst bei kleiner Senderanzahl eine flotte Bedienung. Die Box braucht für einen Kaltstart ca. 42 Sekunden, ein Warmstart ist nach 6 Sekunden erledigt. Die Umschaltzeiten variieren stark: SD-Sender wechseln gelingt in 1,5-2 Sekunden (EPG kurz vor Ton und Bild) und HD-Sender brauchen 2,5-5 Sekunden. Zum Vergleich hier der Plasma: EPG kommt sofort, nach 1 Sekunde der Ton und nach 3 Sekunden das Bild. Bei letzterem ist die Umschaltzeit immer gleich, bei der simpliTV-Box variieren diese deutlich - auch wenn man zwischen den gleichen Sendern hin und her springt. Der Worstcase mit etwa 5 Sekunden ist beim Umschalten auf einen anderen MUX in HD, der statt 720p in 1080i sendet bzw. umgekehrt. Wenig Unterschied gibt es hingegen beim Stromverbrauch: Tiefschlaf/Standby/Radio/SD/HD 1,2/6/6,8/7,1/7,4-8 Watt. Der Tiefschlaf wird nach einigen Minuten erreicht und spart deutlich Strom; allerdings dauert der Start dann auch 42 Sekunden.

Die Bildqualität

Um ehrlich zu sein sind wir anfangs von der Bildqualität der SD-Sender enttäuscht. Das Bild wirkte verwaschen und als hätte es eindeutig eine zu geringe Bitrate. Im direkten Vergleich zu beispielsweise ORF1 in SD-Qualität war der Unterschied sehr deutlich und das Bild mit Abstand schlechter. Bei der Einspeisung in HD-Qualität von zum Beispiel ORF1 HD oder auch ServusTV HD konnte jedoch kein relevanter Qualitätsunterschied festgestellt werden. Da wir uns mit der minderen SD-Qualität nicht zufrieden geben wollten, probierten wir auch andere Einstellungen und fanden das beste Bild bei 576p. In dieser Einstellung macht die Box keinerlei Upscaling und alles wird vom TV übernommen. Zwischen der Einspeisung per DVB-C und per DVB-T2 ist bei SD-Sendern nun kein signifikanter Unterschied mehr zu sehen. Leider limitiert dieser Workaround natürlich auch die Qualität der HD-Sender. Einen nativen Modus, der die Qualität an den eingestellten Sender anpasst, wie das manche DVB-C-Boxen bieten, gibt es leider nicht.

Das bedeutet, dass wir die günstige simpliTV-Box aktuell nur eingeschränkt empfehlen können, wenn geplant ist, SD- und HD-Sender gleichzeitig zu verwenden. Möglicherweise ist in anderen Receivern ein besseres Upscaling-Modul verbaut - wir würden euch aber nach Möglichkeit den Empfang per simpliTV-Modul empfehlen. Ansonsten hat wohl aktuell das PVR-Bundle mit Antenne um 115 Euro das beste Preis-/Leistungsverhältnis.

Die Problemzone

Wie bereits anfänglich erwähnt, wurden Herr und Frau Österreicher erst 2006 zu DVB-T gezwungen, um nun erneut den Umstieg auf DVB-T2 wagen zu müssen - und das nun auch noch mit verpflichtender Verschlüsselung! Wer also keinen brandneuen TV hat und weiterhin terrestrisch fernsehen möchte, ohne künftig Programme einzubüßen, muss zumindest 69 Euro investieren. Wenigstens bekommt man die drei HD-Sender kostenfrei bei Registrierung. Diese bleibt übrigens auch beim Gebrauchtkauf bestehen. So können also auch GIS-Flüchtlinge beim Schnäppchen über Willhaben und Co in den Genuss von insgesamt bis zu 15 Sendern kommen.

Fazit

Wer keine großen Anforderungen an seinen TV-Empfang hat und mit den gebotenen Sendern auskommt, bekommt mit simpliTV ein günstiges Angebot unterbreitet. 10 Euro im Monat für 40 Sender ohne langer Bindung und eine ordentliche Bildqualität (zumindest bei HD-only) klingen nach einem fairen Deal. Unser Testsample haben wir übrigens gebraucht auf Willhaben erworben. Dadurch lässt sich teilweise ganz brauchbar Geld sparen, wenn man nicht gleich beim erstbesten Angebot zuschlägt. Da die Kündigungsfrist bei zwei Monaten liegt, verkaufen manche ihr noch laufendes Abo gleich mit - das ist immerhin 10 Euro/Monat wert.

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