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In Your Face Friday - Todunglücklich

karlstiefel 11.11.2011 12318 16
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Steve Jobs, Mummar al-Gaddafi, Dennis Ritchie, Osama bin Laden und Friedrich Kittler - es sterben eine Menge prägender Persönlichkeiten dieser Tage. Jetzt können sie sich endlich im Grab umdrehen, Gründe haben sie schließlich genug ...

Jetzt haben sie ihn erwischt. Den zweitbesten Troll-Diktator gleich nach Kim Jong-Il. Gaddafi wurde in der Nähe seiner Geburtsstadt Sirte bei einem Feuergefecht getötet. Zu Lebzeiten bewies er immer wieder seinen spitzfindigen politischen Humor. Als die Schweiz seine Verwandtschaft nicht ausreisen lassen wollte, rief er zum Dschihad gegen das Land auf und forderte dessen sofortige Auflösung. Österreich hätte wohl die Kantone St. Galle und Graubünden bekommen, vielleicht das Fürstentum Liechtenstein gratis dazu. Als Gaddafi beim bald ehemaligen Paten aka Silvio Berlusconi zu Besuch war, trug der Wüsten-Diktator eine schicke Generalsuniform. Neben den obligatorischen Orden hatte er ein Bild von Omar al Muktar, dem Widerstandsführer während der italienischen Besetzung Libyens auf der Brust. Bei einem weiteren Staatsbesuch in Rom brachte mein insgeheimes Vorbild nicht nur Kamele und ein komplettes Wüstenzelt mit, sondern umgab sich auch mit Models, denen er Ausgaben des Koran schenkte. Fünf Mädels konvertierten zum Islam, jetzt tragen sie Gucci-Burkas. Troll harder, Kim Jong-Il!

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Berlusconi holt sich Troll-Nachhilfe bei einem Experten.


Währenddessen sind bei Apple alle nur am Nörgeln. Das iPhone 4S ist alles andere als die erwartete, technische Revolution. Außerdem schaut es gleich aus ... ich mein, woher soll man da bitte wissen, dass es das neue Modell ist? Und was denkt sich Apple überhaupt, dass sie ihren Gewinn im Vergleich zum Vorjahr nur um die Hälfte steigern? Auch die Bühnenpräsenz von Tim Cook als neuer Apple-Chef lässt zu wünschen übrig. Wenn nur die Hälfte dieser Beschwerden von irgendeinem Investor, Analytiker oder Konsumenten ernst gemeint sind, kann Steve Jobs froh sein, dass er sich diesen Blödsinn nicht mehr antun muss. Ich behaupte einfach einmal, dass ein Kurseinbruch nach der Meldung, dass der Gewinn einer Firma um 50 Prozent gesteigert wurde, nicht normal ist. Oder gar logisch nachvollziehbar. Manche Leute erwarten sich einfach zu viel von Apple. Jedes neue Gerät soll den Markt komplett umkrempeln und das am besten kurz vor Weihnachten.

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Diese kühne Zukunftsvision wird der gute Steve leider nicht mehr miterleben.


Der Kampf Osama VS Obama ist vorbei, der Amerikaner hat gewonnen. Wobei der US-Präsident vielleicht auch bald weg ist. Eine Amtszeit und weg mit ihm - wie Jimmy Carter so spotten die Republikaner. Die lachen trotz Lachnummern als Gegenkandidaten über den aktuellen US-Präsidenten. Über Osama lacht keiner mehr - wie auch? Es gibt keine veröffentlichten Fotos vom toten Terror-Paten und sein Leichnam wurde im Meer versenkt. Verschwörungstheoretiker “wissen”: Osama ist nicht tot, er lebt zusammen mit Elvis und Hitler auf der frisch aufgerüsteten Nazi-Mondbasis. Geistig gesunde Menschen können vielleicht die Idee der Amerikaner erkennen. Osama sollte nicht zum Märtyrer werden - keine letzten Worte, kein letztes Bild, keine Grabstätte, die als Pilgerstätte missbraucht werden kann.

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Leg dich nicht mit Osama an! OBAMA! Ich meine Obama! Oh mein Gott, tu mir nichts!


Dennis Ritchie und Friedrich Kittler (Medientheoretiker) sind eher zu unrecht hier aufgeführt, denn bis auf ihr Ableben hat die Welt durch sie nur Positives widerfahren. Auffällig ist bei beiden, dass ihr Tod ein wenig unter den Tisch gerutscht ist. Wenn ihr in meine Signatur schaut, lest ihr ein Zitat von Marshall McLuhan bezüglich “Medien” und “Nachrichten”. Kittler war genau auf dem anderen Ende des Medientheoretiker-Lagers angesiedelt. McLuhan sah Medien als Erweiterungen unseres Körpers und unserer Sinne, daher ist das Medium selbst auch so wichtig. Kittler hingegen sah nie ein Potenzial für neue Arten der Kommunikation durch Medien. Wir zeichnen Symbole - dabei kommen Malerei, digitale und analoge Schrift und vieles mehr heraus. Wir machen Geräusche und hören sie. Manchmal spüren wir auch etwas mit unserem Tastsinn. Die Sinne, mit denen wir die Medien benutzen, haben sich nie geändert. Und daher sah Kittler auch keine Nachricht in den Medien selbst, nur die Nachricht der Nachricht selbst. Meta-Logik!

Ihr werdet merken, dass ich Medienwissenschaften und nicht Informatik studiert habe, denn zu Ritchie fallen mir keine extravaganten Details ein (außer sein buschiger Bart natürlich!). Aber das ist auch gar nicht nötig, denn wir befinden uns ja auf overclockers.at. Ohne ihn und seinen Kollegen Brian Kernighan gäbe es Betriebssysteme in der uns bekannten Form nicht. Ich mag mein Windows 7, darum möchte ich dem Herren Ritchie posthum danken und sicher gehen, dass auch sein Tod nicht so schnell in Vergessenheit gerät. Auch wenn er viel zu knapp an dem von Steve Jobs dran ist.

Fazit: Drei tote Denker, zwei tote Diktatoren - da fehlt noch einer. Troll faster, Kim Jong-Il!

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Der IyFF in Gedenken an Dennis Ritchie und Friedrich Kittler
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