Das
Time Magazin hat wie jedes Jahr den Titel
Person of the Year gekührt - es ist der Protestierende geworden. Damit reihen sich die Wutbürger in die Gesellschaft von Mark Zuckerberg, Papst Johannes Paul II, dem Internet und
Adolf Hitler ein. Wie das zusammenpasst und was die Personen des Jahres gemeinsam haben, finden wir heute gemeinsam heraus.
2006 war ein gutes Jahr für mich. Ich habe meine Matura bestanden, war am Novarock und wurde die Person des Jahres laut
Time Magazine. Ja gut, nicht ich persönlich - dafür war meine Matura wohl doch zu unspektakulär. Der Titel wurde an den
Internet-Nutzer vergeben, zu denen wir, die das hier lesen, nun mal zählen. In diesem Sinne: Gratuliere! Das Cover der Times war eine Mischung aus Mac und YouTube-Fenster mit einer reflektierenden Folie darauf. Somit konnte man sich selbst auf der Vorderseite des Magazins sehen. Es war eine Würdigung an das Web 2.0 und damit an den Nutzer, der auch Schöpfer ist. Als relevante Beispiele wurden in dem Artikel Plattformen wie
YouTube, MySpace, Facebook und Wikipedia, aber auch das freie Betriebssystem
GNU/Linux genannt. Wir als Gruppe waren laut den Redakteuren der Times zu diesem Zeitpunkt die einflussreichste Persönlichkeit in unserer Gesellschaft. Seither haben sich Vladimir Putin, Barack Obama, Ben Bernanke (ein Ökonom, der die Finanzkrise beunruhigend genau vorhergesagt hat) und Mark Zuckerberg zu dieser illustren Runde hinzugesellt. Nun wird es allerdings ein bisschen eng bei dieser Party, denn zu den Millionen von Internet-Nutzern und den bekannten Persönlichkeiten werden nun mit diesem Jahr die protestierenden Bürger dieser Welt Willkommen geheißen. Das sind nicht wenige:
Arabischer Frühling, die Occupy-Bewegung und Demonstranten aus Spanien, Griechenland und Russland. Wenn man will, dürfen die Wutbürger von den Stuttgart21-Demos auch mitmachen. Hier geht es aber nur um ein paar alte Bäume, nicht um Regierungsumsturz, Wahlbetrug oder wirtschaftliche Amokläufe.
Was glitzert da und erklärt uns alle zur Person des Jahres? Das Time Magazine aus dem Jahre 2006! Wenn wir uns die Liste von ausgezeichneten Persönlichkeiten anschauen, dann fallen zwei Arten von Typen auf:
Weltverbesserer und Superschurken. Wenn Bono und Bill Gates mehrere Milliarden Dollar für die Entwicklugnshilfe spenden, dann haben sie diese Art von Ehrung verdient. Henrey Kissinger hat im kalten Krieg für eine entspannte Stimmung gesorgt und dafür nicht nur eine Titelseite, sondern auch gleich den Friedens-Nobelpreis bekommen. Der erste Mann mit dem Titel Person of the Year war Chales Lindberg, der 1927 ausgezeichnet wurde. Nur drei Jahre später bekam Mahatma Ghandi ihn. Den Jungs gönnt man es! Nur wenn man weiter durch die Preisträger-Liste blättert, wird man auf die eine oder andere Überraschung stoßen. So wurde 1938
Adolf Hitler zur Person des Jahres gewählt,
Joseph Stalin sogar 1939 und 1942! Ende der 70er bekam Ayatollah Khomeini die Auszeichnung - zu einer Zeit, wo er im Iran Andersgläubige gezielt verfolgen und töten ließ.
Ein Kommunist und ein Amerikaner gehen in eine Bar ... Wir kennen nun beide Seiten der Medaille “Person of the Year”. Ein Titel, der nicht zwingend einen wirklich positiven Beigeschmack hat. Friedensstifter und Völkermörder erhielten ihn, denn beide hatten stets eine Gemeinsamkeit:
Sie haben die Welt verändert. Genau darum geht es hierbei. Das dürfte auch unseren Titel von 2006 erklären, denn jeder Internet-Nutzer hat ihn dadurch verdient - vom kreativen Filmemacher auf YouTube bis zum 13jährigen, der mich bei einem Multiplayer-Match von
Call of Duty nebenbei über meine sexuelle Orientierung aufklärt. Wie auch immer, ich (als Preisträger) möchte auf jeden Fall hiermit den Protestierenden gratulieren: Ihr seid wichtig und das wurde nun redaktionell anerkannt!
Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg - das wurde uns im vergangenen Jahr mehrfach bewiesen.
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