"III" Jahre hat es gedauert. Drei ganz schön lange Jahre. Umgerechnet 36 Monate oder rund 1080 Tage. Na, das ist schon eine Zeit, die man manchmal ganz gut brauchen kann. Um zum Beispiel ein Haus zu bauen. Ein Großes selbstverständlich. Oder aber auch um Russisch halbwegs gut zu lernen. Oder um an einem neuem Album zu arbeiten, so wie
Billy Talent es getan haben ...
Drei Jahre hat es gedauert und seit dem 10. Juli 2009 können wir das dritte Puzzleteil ihrer Alben-Dreifaltigkeit in Händen halten. Dazu sei gesagt, dass diese
drei Jahre offensichtlich dem normalen
Rhythmus entsprechen, in dem
Billy Talent ihre Alben auf den Markt schmeißen. Von "I" aus dem Jahr 2003 hat es auch exakt drei Jahre bis 2006 gedauert, bis dann endlich "II" erschienen ist. Und wie kann es auch anders sein, als dass das neue Album zufällig 2009 ebenso unabsichtlich den Namen "III" trägt.
Billy Talent liegt ganz im Rhythmus: Alle drei Jahre führt sie der Weg ins Studio Aber fangen wir noch einmal von vorne an:
Billy Talent ist die 1999 gegründete Nachfolgeband von
Pezz, die sich im genannten Jahr mehr dem alternativen Post-Hardcore zugewandt hat und wegen
Namensstreitigkeiten auf
Billy Talent ausgewichen ist. Die vier Musiker stammen alle aus (bitte laut mitsprechen) Mississauga in Kanada.
Okay. Scheinbar hat mein 3-Jahres-Plan für
Billy Talent eine kleine Lücke, denn wie unschwer zu errechnen ist, liegen zwischen 1999 und 2003 doch vier Jahre. Aber was soll ich sagen - das hat bestimmt damit zu tun, dass sich die Band von Anfang an nicht so leicht getan hat, einen eigenen Sound zu finden. Erst als sie sich als das akzeptiert haben, was sie sind, folgte alles andere auf den Schritt. Spätestens mit
"I" war schließlich sowieso alles klar. "Try Honesty", "The Ex" oder aber auch "Nothing to Lose" klärten endlich all das, was davor undurchschaubar war. Die energetischen Gitarrenriffs, gepaart mit den unverwechselbaren Vocals von Sänger
Benjamin Kowalewicz mischten jeden Moshpit auf und überzeugten nicht nur Post-Hardcore-Fans.
Über die Jahre haben sie sich natürlich weiterentwickelt. Mal hier gefeilt, mal da etwas ausprobiert und mit
"II" gelang ihnen dann endgültig
der Durchbruch und sie konnten auch auf europäischem Festland Fuß fassen. Oder gibt es tatsächlich jemanden, der sich an "Red Flag", "Surrender" und Co vorbeischleichen konnte? Klarerweise haben sich die
emotional angehauchten Punkrocker damit keine leichte Aufgabe für ihren jüngsten Sprössling gestellt: Die Platin- und Goldauszeichnungen in Kanada und Deutschland, sowie die beiden Echos der Vorgängeralben wollen einmal überboten werden.
Mit der "I" begann alles, die "II" brachte den Durchbruch! Doch was verbirgt sich nun hinter dem neuen Album? Sind alle guten Dinge
"III"? Fakt ist, wenn sich eine Band mal so zum Höhenflug aufschwingt, wie es bei Billy Talent der Fall ist, dann gelangt sie nur allzu bald in die oberen Ränge der "Nervtöter-Liste". Das liegt wohl zum Großteil an dem gestiegenen
Sättigungsgrad, der bei Bands auftritt, die plötzlich in einer Tour im Radio gespielt werden und in jedem Festival-Line-Up auftauchen. Auch den vier Kanadiern ergeht es so und viele Fans sind mittlerweile schon in eine Abwehrhaltung übergegangen.
Mit dem neuen Album passiert etwas.
Billy Talent haben gemeinsam mit Produzent
Brendan O'Brien - keinem Unbekannten in seiner Riege - ihr musikalisches
Spektrum erweitert. Vielen wird es überraschend ruhig erscheinen, allerdings fällt dadurch auf, dass sie sich auch textlich weiterentwickelt haben. Die Band ließ schließlich schon präventiv verlauten, dass jeder, der "dasselbe laute Geschrei" wie auf den ersten beiden Alben erwartet, enttäuscht sein wird. Sie setzen verstärkt auf klaren Gesang und durchaus gelungene Instrumental-Solos.
Billy Talent hat ihre Fans bereits vorgewarnt, dass ihr neues Album nicht "dasselbe Geschrei" beinhalten wird Die langsamere Gangart kann der Opener
"Devil on my Shoulder" nicht verbergen, ist man doch einen Burner wie "Devil in a Midnight Mass" als Einstieg gewohnt. Aber Gefallen findet man bei diesem Album wohl eher an den melodiösen Elementen, als an gewohntem Biss und Durchschlagskraft.
Mit dem Lied
"Turn your Back" kratzen sie zwar noch kurz an alten Erinnerungen - dieses Stück hätte auch locker Platz auf "II" gefunden - wenden sich aber dann anderen Stilelementen zu. Dennoch bleibt dieser Song, der mit Anti-Flag aufgenommen wurde, in Erinnerung und nach dem zweiten Mal hören, darf bereits mitgesungen werden.
Bei
"Rusted from the Rain" sollte sich niemand vom Anfang täuschen lassen. Das komplette Potenzial wird erst zum Schluss mit einem herausragenden Gitarrensolo ausgespielt. Zu meinen Favoriten dieses Albums zählen eindeutig
"Pocket Full of Dreams": Obwohl leichte Parallelen zu "Fallen Leaves" vernommen werden können, fesselt es doch auf andere Art und Weise. Auch
"Diamond on a Landmine" mag beim ersten Mal anhören, gewöhnlich klingen, aber das ändert sich schnell, sobald das Ohr in die Untiefen des Liedes vorgedrungen ist.
Gut Ding braucht Weile: Fans müssen der "III" schon eine faire Chance geben! Für all jene, die mit den musikalischen Veränderungen von
Billy Talent nicht glücklich sind, kann ich ein kleines Trostpflaster anbieten: Die
aktuelle Tour führt sie nach Österreich. Und das nicht nur ein, oder zwei, sondern ganze DREI Mal. Kaum zu glauben, vor gar nicht allzu langer Zeit haben sie noch im Wiener Flex gespielt und jetzt füllen sie ganze Arenen:
29. November 2009 in Linz, Intersportarena
30. November 2009 in Graz, Stadthalle
01. Dezember 2009 in Wien, Stadthalle
Eines kann ich zum Abschluss noch versprechen:
Live liefern die "IV" trotz allem immer noch die gewohnte Durchschlagskraft und
geballte Power. Aber das in Worte zu fassen würde mich kläglich zum Scheitern bringen. Das muss man schon selbst erlebt haben.
Billy Talent live! Tracklist von III
01 Devil on my Shoulder
02 Rusted from the Rain
03 Saint Veronika
04 Tears into Wine
05 White Sparrows
06 Pocket full of Dreams
07 The Dead Can’t Testify
08 Diamond on a Landmine
09 Turn Your Back
10 Sudden Movements
11 Definition of Destiny
Quellen: dustinrabin.com,
billytalent.com,
accessmag.com
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