Mit dem
Eee PC 1015PN hat ASUS eines der schnellsten Netbooks am Markt. Ausgestattet mit einem Intel
Atom-Dualcore und der NVIDIA
ION2-Plattform verspricht das Gerät hohe Leistung im kleinen Formfaktor. Wir haben getestet, ob eine derartige Kombination schon unser primärer mobiler Begleiter sein könnte.
Notebookcheck - Test & Spezifikationen | Geizhals PreisvergleichSeit einigen Jahren geistert die Marketingfloskel "Netbook" am Laptop-Markt herum. Ursprünglich im Jahr 2000 von der Firma Psion als Produktname verwendet und rechtlich geschützt, wird der Begriff nun für kleine, preisgünstige Laptops verwendet, deren Verwendung gerne hauptsächlich auf
Surfen und das
Ablesen von E-Mails begrenzt wird. Ironischerweise sind allerdings gerade in diesem Aufgabengebiet vor allem durch die rasante Verbreitung von hochauflösenden Videos, sowie die exzessive Verwendung von Flash, die Anforderungen an die sogenannten Netbooks erheblich gestiegen. Um den den neuen Herausforderungen des Alltags gerecht zu werden, verbauen die Hersteller nun immer häufiger schnellere Grafikchips wie NVIDIAs ION oder dedizierte Videodecoder wie den
Crystal HD-Chip von Broadcom. Diese Geräte schließen damit dann die Lücke zur nächstgrößeren und stärkeren Klasse, den Subnotebooks.
Nun stellt sich natürlich die Frage, ob ein solches Gerät als mobiles Gefährt ausreicht, oder man sich besser mehrere tragbare Computer zulegen sollte - so wie es die Industrie auf der Suche nach neuen Absatzmärkten gerne hätte. Um das herauszufinden, haben wir das ASUS
Eee PC 1015PN genauer unter die Lupe genommen.
Unser Testexemplar war dabei folgendermaßen ausgestattet:
- Intel Atom N550 2x 1.50GHz
- 1024MB DDR3 1333MHz
- 250GB 5400U/Min
- NVIDIA ION2 (IGP) shared memory & Intel GMA 3150
- 3x USB 2.0/LAN/WLAN 802.11bgn/Bluetooth
- HDMI
- SD-Card/MMC Slot (SDHC-kompatibel)
- Webcam (0.3 Megapixel)
- Multi-Touch Trackpad
- 10.1" WSVGA non-glare LED TFT (1024x600)
- Windows 7 Starter (32-bit)
- Li-Ionen-Akku (6 Zellen, 4400mAh, 47Wh)
- 1277g (voll aufgeladen)
- 24 Monate Herstellergarantie (Pick-up & Return-Service)
ASUS Eee PC 1015PN Das 1015PN sieht in schwarz gut aus und kann mit einem schlichten Design überzeugen. Das Kunststoffgehäuse hinterlässt einen soliden Eindruck. Der Deckel kommt ohne grässlichen Mustern wie Rallye-Streifen oder ähnlichem aus. Nahezu das gesamte Gehäuse ist matt ausgeführt, lediglich die Bildschirmblende wurde mit Glanz versehen. Der 10.1" große Bildschirm ist matt und kann mit seiner Helligkeit auch im Außendienst überzeugen. Er bietet allerdings nur eine Auflösung von 1024x600 Pixel. Gerade bei einem leistungsstarken Modell wie dem 1015PN wäre eine höhere Pixeldichte mehr als angebracht gewesen. Diese war offenbar
auch angekündigt, hat aber ihren Weg nicht ins das Endprodukt gefunden.
Bigbrother is not watching you. Der Deckel ist schlicht und hübsch, auch ohne Leuchtbirne. Die Unterseite mit den Boxen. Die Anordnung der Boxen an der Unterseite des Gehäuses ist nicht ideal, da die Boxen leicht abgedeckt werden, wenn das Gerät auf einem unebenen Untergrund zum Einsatz kommt. Die Tastatur ist auch für das Schreiben längerer Texte geeignet, allerdings ist die Eingabetaste etwas zu klein. So passiert es anfangs sehr oft, dass fälschlicherweise die "#" Taste für den Zeilenumbruch verantwortlich sein muss. Das Touchpad ist angenehm zu bedienen und unterstützt die angepriesenen Mehrfingergesten. Insgesamt ist die Verarbeitung für ein Gerät dieser Preisklasse sehr gut ausgefallen.
Anschlüsse links: Ladebuchse, VGA, USB 2.0, HDMI Anschlüsse rechts: SD-Kartenleser, Mikrofoneingang und Kopfhörerbuchse, USB 2.0, Kensingtion, RJ-45 Netzwerkbuchse Als CPU ist ist ein Intel
Atom N550 verbaut, also ein
Dualcore mit 1,5 GHz Takt und Hyperthreading. Im Vergleich zu den
anderen ASUS-Netbooks der 1015-Serie darf in der PN-Version eine ION2-GPU von NVIDIA arbeiten. Dabei handelt es sich um den G218, der über einen übertakteten PCIe-2.0-x1-Bus mit dem Intel-Chipsatz verbunden ist. Zur Erhöhung der Akkulaufdauer kann mittels der
Optimus Technologie zwischen dem weit schwächeren Intel-Grafikchip und der schnelleren G218-Lösung umgeschalten werden. Das funktioniert allerdings nur wenn dies auch vom Betriebssystem und dem verwendeten Treiber unterstützt wird.
Im Handel werden verschiedene Varianten des Mini-Laptops angeboten, die sich jeweils in Akku, RAM-Größe und Windows-Lizenz unterscheiden. Leider ist die Verwendung der
Grafikkartenumschaltung mit
Windows 7 Starter, der Lizenz, die der günstigsten Variante beiliegt, zum Beispiel
nicht möglich. ASUS liefert stattdessen ein kleines Programm, mit dessen Hilfe die GPU über einen Neustart umgeschalten werden kann. Da überrascht es uns nicht, dass auch der Linux-Treiber von NVIDIA diese Umschaltung nicht anbietet. Übrigens sind wir auch auf einen Fehler gestoßen: Beim Umschalten der Grafikkarten gab es in älteren BIOS-Versionen einen Fehler mit der Bildschirmhelligkeit der Intel GMA. Dieses Problem ist mit Version 402 aufwärts behoben worden.
Als Alternative zu dem abgespeckten
Windows 7 Starter haben wir ebenso
Ubuntu 10.10 (64 bit) installiert. Die Hardware des Netbooks wird nahezu vollständig unterstützt, mit Ausnahme des Broadcom WLAN-Chips (BCM4313), für den ein Closed-Source-Treiber verwendet werden muss. Für die NVIDIA-Grafikkarte empfiehlt sich ebenfalls der aktuelle Closed-Source-Treiber, da dieser im Vergleich zum nouveau Open-Source-Treiber die Anwendungsprogrammierungsschnittstelle VDPAU unterstützt. VDPAU (Video Decode and Presentation API for Unix) ist eine Open-Source-Bibliothek von NVIDIA zur hardwarebeschleunigten Videodecodierung und Nachbearbeitung. Diese wird von einigen Mediaplayern wie zum Beispiel MPlayer und GStreamer zur Wiedergabe verwendet. Seit der Version 10.02 unterstützt aber auch die
32-bit-Variante des Flashplayers auch VDPAU, allerdings noch sehr fehlerbehaftet. Zum Thema Umschalten der Grafikkarten haben wir
einige Skripte ausgegraben, die zumindest per Neustart nachhelfen können. Mehr dazu findet ihr
hier im Forum von Ubuntu.
möglich die Grafikkarte per Neustart zu wechseln.
Flash und der Closed-Source-Treiber von NVIDIA. Da wird so manchem FOSSybär schwummrig! Für die Verwendung der
ASUS SHE (Super Hybrid Engine) hat sich das Programm
Jupiter als hilfreich erwiesen. Um die Videoabspielleistung zu verbessern empfiehlt es sich allerdings Compiz abzudrehen. Mehr Information zur Hardwareunterstützung in Ubuntu könnt ihr
im passenden Wiki nachlesen.
Hier noch ein Skript zum Abspielen von Youtube-Videos in HD mit vdpau-Unterstützung. Es verwendet mplayer und youtube-dl, benötigt natürlich eine NVIDIA-Grafikkarte und einen Treiber, die beide vdpau unterstützen:
#!/bin/sh
#
# Public domain
# Authors: roman [] tsisyk.com
# oc.at (added vdpau parameters)
#
# Usage: ./me url [youtube-dl parameters]
#
COOKIE_FILE=/var/tmp/youtube-dl-cookies.txt
mplayer -cache 18000 -fs -vo vdpau -vc ffh264vdpau -cookies -cookies-file ${COOKIE_FILE} $(youtube-dl -g --cookies ${COOKIE_FILE} $*)
ASUS bietet über die SHE (Super Hybrid Engine) Über- und Untertaktung per Knopfdruck. Im Stromsparmodus wird die CPU auf 1 GHz gedrosselt, in der High-Performance-Einstellung läuft der Atom N550 mit 1525 MHz. Natürlich juckte es uns in den Fingern und wir mussten wissen, wie weit man einen Atom in einem Netbook überhaupt übertakten kann. Das BIOS bietet dafür leider keine Möglichkeiten, weshalb das klassische
SetFSB herhalten musste. Als PLL-Chip wird ein ICS9LPR427AGLF eingesetzt.
Der Takt lässt sich bis etwa
1850 MHz hochdrehen, ab dann wird das System instabil. Ein Lauf in
SuperPI 1M ging sich aus, danach war aber meistens schon Schluss. Leider hatten wir keinen besseren Notebook-Speicher parat um etwaige Limitationen durch den gemeinsamen FSB aufzudecken. Interessanterweise wirkte sich das Übertakten kaum auf die Systemtemperatur aus, denn die Kerne kamen nie über
72 °C.Mit 1855 MHz lief das 1015PN noch stabil. Temperatur im Normalbetrieb. Da die Grafikkarte schon mit der Standardtaktung für unseren Geschmack zu heiß läuft, ist hier zusätzlicher Takt kaum sinnvoll.
Nachdem unsere Kollegen von Notebookcheck.com das 1015PN bereits ausgiebig
durch ihren Testparcours gefahren haben, halten wir uns diesbezüglich kurz und testen nur einige wenige CPU-lastige Benchmarks. Diese lassen wir dafür zusätzlich auch übertaktet durchlaufen, um zu überprüfen, ob sich ein Anheben des Takts auszahlt.
SuperPI 1MFür SuperPI ging die Taktfrequenz sogar bis zu 1878 MHz, allerdings fror das System regelmäßig nach den Durchläufen immer ein.
SuperPI 1M Unser bestes Ergebnis mit 1878 MHz: 1M in 1 min 18 s wPrime 32MwPrime 32M in allen Performance-Modi wPrime 32M mit 1850 MHz AkkulaufzeitDie Laufzeit des Netbooks wurde mittels BatteryEater ermittelt und stellt damit die
minimale Betriebszeit dar. Unser Modell war nur mit dem kleineren 4400-mAh-Akku ausgestattet, der diese Tortur selbstverständlich nicht lange durchhält.
Akkulaufzeit Das ASUS
Eee PC 1015PN ist ein hübsches Netbook mit überdurchschnittlicher Leistung für diese Geräteklasse. Das größte Manko ist die geringe Bildschirmauflösung, denn
1024x600 Pixel sind für das Durchsurfen des Internets einfach
zu wenig. Aber auch für Office-Anwendungen oder Programmieren reicht der Platz meist nicht aus. Manchmal werden auch große Dialogfenster abgeschnitten und können nicht mehr angenehm bedient werden.
Die verbaute
NVIDIA ION2-Grafikeinheit kann zwar überzeugen, wird allerdings im Betrieb sehr heiß und kostet einiges an Akkulaufzeit. Die Arbeitstemperatur der GPU liegt häufig zwischen 55 und 69 °C. Neben der beschleunigten Wiedergabe von hochauflösenden Videos konnte im Test auch
Adobe Photoshop mit GPU-Beschleunigung positiv überraschen.
Wünschenswert wäre eine
USB-3.0- oder eSata-Schnittstelle gewesen, um den Datenaustausch zu beschleunigen. Ansonsten kann sich die Ausstattung für ein Gerät in dieser Preisklasse mit dem Intel Atom-Dualcore und dem matten Display definitiv sehen lassen. Die Akkulaufzeit ist auch mit dem kleineren 4400-mAh-Akku zufriedenstellend, das stärkere Modell mit 5700 mAh und eine Hauptspeichererweiterung auf 2 GB ist unserer Meinung nach trotzdem anzudenken.
ASUS Eee PC 1015PN: Ein gutes Gerät, aber für unsereins doch zu wenig Einsatzbereiche Auch wenn uns gefällt was wir sehen, kann dieses Netbook unserem
IT-reichen Alltag nicht standhalten. Trotz Übertaktung und ION2 gestaltet sich die professionelle Gelegenheitsarbeit zu mühsam, um ein Zweitgerät ersetzen können. Damit fällt der Atom-basierende Begleiter allerdings schon in der Liga der Smartphones mit und hat es dort definitiv nicht leichter. Und da das 1015PN doch erst
ab 330+ Euro zu haben ist, sollte euch der Einsatzzweck schon vor dem Kauf klar sein. Haargenau das, ist das größte Problem dieses Produkts.
Update:ASUS hat übrigens bei der
CeBIT 2011 etwas Modellpflege betrieben. Das 1015PN wird nun mit einem Intel Atom N570 (1,6 GHz) und insgesamt 1-GB-Arbeitsspeicher ausgeliefert. Von höherer Bildschirmauflösung oder zusätzlichen Anschlüssen fehlt leider dennoch jede Spur.
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