Längst sind die Zeiten passé in denen „arj“ und ein 10er-Pack Disketten ausreichten um dem Freund seiner Wahl mit einem Betriebssystem und der größten
Spielesammlung weit und breit zu beglücken. Heutzutage brauchen wir mehr Storage denn je, Tendenz steigend. Von einer Wegwerfgesellschaft kann man bei Geeks nämlich überhaupt nicht sprechen – hier wird sortiert und archiviert was das Zeug hält!
NAS-Devices heissen die begnadeten Lösungen, die uns den nötigen Platz bescheren um jede Sammelneurose zu befriedigen. Wir stellen euch heute den Thecus N5200 vor, ein
linux-basierender Würfel, der mit einer beachtlichen Featureliste aufwarten kann. Ob er in allen Punkten hält was er verspricht, könnt ihr auf den folgenden Seiten lesen.
geizhals.at:
N5200 |
N5200 RouStorDie Specs des N5200 können sich sehen lassen. Hier wurde nicht gespart:
- Passiv gekühlter Intel Celeron M, 600 Mhz
- 256 MB DDR RAM
- 5 hotswapfähige, verschliessbare SATA II Harddiskeinschübe, 3,5“
- 2x USB an der Rückseite, 1x USB am Frontpanel, 1x USB für Druckeranschluss
- 1x Gbit WAN-Port, 4x Gbit Switch
- 1x eSATA
- Serielle Schnittstelle
- LCD mit Backlight für Statusmeldungen
- 92 mm Gehäuselüfter, der für das Wohlbefinden der Festplatten sorgt
- 200 Watt Netzteil, gekühlt mit einem 40 mm Lüfter
- Maße: 230 x 190 x 230 mm (Höhe x Breite x Tiefe)
- Erlaubte Festplattengrößen: 80-500 GB
Hinzuzufügen wäre, dass es zwei Ausführungen des N5200 gibt, den N5200 und den N5200 RouStor™. Ersteres Modell beschränkt sich auf 2x Gbit Ports, kostet dafür auch um die 50 Euro weniger (Stand: Juni 2007).
Für den N5200 wurde eine eigene Linux-Distribution implementiert, die genau auf die Bedürfnisse dieses kleinen Servers zugeschnitten ist. So ist es nicht überraschend, dass die Featureliste gewaltig ausfällt. Thecus bedient sich hier natürlich an allen Vorteilen der Linuxwelt, die längst bereitstellt was ein NAS so brauchen könnte.
Disk Management- Power Management
- Disk Status Monitoring via S.M.A.R.T.
- Quota Management
- Backup, per eigenem Utility und per Nsync (nicht die Boyband!)
- Unterstützte Netzwerkprotokolle: SMB, AFP, NFS, FTP, HTTP, HTTPS (das ergibt einige Möglichkeiten um an seine Daten zu kommen)
RAID- RAID 0, 1, 5, 6, 10 und JBOD (Just a bunch of disks)
- Auto Rebuild
- Hotswapping
- Hot spare (Automatischer Austausch bei Plattenausfall)
- Disk Roaming (Datenreplikation auf einen weiteren N5200; nützlich bei Totalaufall des NAS)
- RAID Lebel Migration (On-the-fly Konvertierung des RAIDs; zB von RAID 5 auf 1)
- RAID Expansion (Erweiterung des RAIDs um weitere Platten ohne zusätzlicher Konfiguration)
Zugriffsrechte, Authentifizierung- Folder Management (Shares)
- User- und Usergruppen Management
- Authentifizierung per Domain Controller/Active Directory
System Management- Web-Frontend mit dem sich alle Funktionen steuern lassen
- Multilanguage Support
- Eventbenachrichtigung per LCD, Mail und Sound (eher nervendes Biepsen)
Obwohl wir versucht haben diese Liste so knapp wie möglich zusammenzufassen, ist es doch ersichtlich, dass Thecus hier den richtigen Schritt getätigt hat. Nachdem wir uns SSH-Zugriff besorgt haben, ergründeten wir sogleich die Tiefen dieser Features. Für den Zugriff auf die Shares wurde das allseits beliebte
Samba benutzt, als FTP-Service fungiert PureFTP. Auch OpenVPN, Apache und Cups sind in den laufenden Prozessen zu finden.
Das RAID wurde per
mdadm erstellt, ist also ein Software-RAID. Dagegen wollen wir uns in keiner Weise aussprechen. Der Celeron M übernimmt diese Aufgabe locker, auch bei erhöhtem Zugriff von über 5 Clients konnten wir keinen CPU-Engpass erkennen. Nicht zu vergessen, dass die Unabhängigkeit von der Hardware gegeben ist und die benutzten Platten jederzeit in ein anderes System migriert werden können, so wie es das hauseigene Feature „Disk Roaming“ erlaubt.
Ein eigens entwickeltes Modulframework bietet die nötige Schnittstelle um die Erweiterbarkeit des N5200 abzusichern. Dies bietet sowohl für den fortgeschrittenen User als auch für den Einsteiger Vorteile. Wer also die Fähigkeiten hat, der kann ein fehlendes Features selbst erstellen und in Form eines Moduls anderen Benutzern bereitstellen. Diese können per Web Interface das Modul installieren und konfigurieren. Ein wahrscheinlich
ausreichend umfangreiches Wiki soll bei diesem Unterfangen helfen.
Um euch ein besseres Bild von diesen Modulen geben zu können, hier eine
Auflistung der vorhandenen Module, die aktuell für den Thecus N5200 bereit stehen:
- FIREFLY: Firefly media server for iTunes and Roku Soundbridge
- FTPAccess: Limit the FTP access to shared folders
- INFO: Show device information
- IMGDUP: Duplicates the /img directory tree for write access
- JINZORA: Jinzora Media Jukebox
- META: Run startup and shutdown scripts
- MLdonkey: Multi-Network p2p client
- NFSEXPORT: Export all internal filesystems for NFS
- PERL: Perl Programming Language
- PUREFTPD: Some Enhancements to the pure-ftpd Server
- PYTHON: Python Programming Language
- RSYNC: Add rsync and rsync daemon support
- SERGETTY: Enable login on the serial interface
- SLIMSERVER: SlimServer Media Server
- SHUTDOWN: Shutdown or reboot when logging in as user shutdown or reboot
- SSHD: Add SSH daemon support
- SVN: Add Subversion server support
- SYSUSER: Add a system user with same privileges as root
- TWONKYMEDIA: TwonkyMedia UPnP Media Server
- TWONKYMUSIC: Twonkymedia UPnP Music Server
Wir haben uns natürlich gleich ein paar Module testweise herausgesucht und sind positiv angetan. Unkompliziert und innerhalb weniger Minuten haben wir uns SSH-Zugriff verschaffen können, MLdonkey zum Laufen gebracht und eine Menge erweiterte Informationen von unserem NAS eingeholt, wie zum Beispiel die Temperaturen unserer Festplatten.
Nachdem das Web Interface als zentrale Verwaltungsstelle dient, möchten wir euch natürlich einen ordentlichen Einblick darin geben. Die Oberfläche ist für unseren Geschmack ausreichend schmuck gestaltet, dennoch klar entfernt von
fancy. Die angesprochenen Funktionen erfüllt sie allerdings mit links. Hier zeigen wir euch anhand eines Fallbeispiels wie man einen Benutzer anlegt:
..und hier die Erstellung eines Shares inklusive dem Setzen von speziellen Zugriffsrechten:
Der Umgang mit dem Interface kann somit als
simpel eingestuft werden und sollte auch von Anfängern schnell verstanden werden können. Was uns bei der Erstkonfiguration negativ aufgefallen ist, ist der doch sehr häufig notwendige Reboot um eine Änderung zu aktivieren. Da dieser doch um die 60 Sekunden (Vorsicht: Schätzung!) dauert ist es ratsam anfangs mehrere Änderungen aufzusparen und mit wenigen Neustarts auszukommen. Hier hoffen wir, dass mit weiteren Firmware-Upgrades Besserung einkehren wird. Wir glauben nämlich nicht, dass jede Einstellung der Netzwerkverbindung wirklich die komplette Reinitialisierung des Betriebssystems erfordert.
Raidkonfiguration im Web Interface
Wir haben den N5200 mit drei
500 GB Seagate 7200.10 ausgestattet und diese in ein RAID 5 gesetzt. Somit besitzen wir insgesamt 1 TB Speicherkapazität, wobei natürlich jeweils noch der MFT abgerechnet wird – also machen wir 888 GB daraus.
Um die Performance zu testen haben wir uns gegen theoretische Benchmarks entschieden und die Leistung dort gemessen, wo sie der User ebenfalls „fühlen“ kann. Hier der erste Test, der Zugriff per FTP-Client:
Wir erreichten bei unseren Downloads rund
40 MB/s und bei Uploads ungefähr
30 MB/s. Ein weiterer Test bei dem mehrere Benutzer gleichzeitig Dateien herunterladen verrät uns, dass weder die Platten noch die CAT5(E)-Kabel der saugenden Computer der limitierende Faktor sind. Nun wagen wir noch gleichzeitig den Blick auf die CPU-Last um auch hier kein Bottleneck feststellen zu können. Bei der Kontrolle der Auslastung sollten wir die fehlerhafte Anzeige im Webpanel erwähnen, die einen zu hohen Wert ausliest. Hier wird scheinbar während dem Webserverzugriff und deshalb ungültig gemessen. Per SSH erfahren wir schlussendlich die richtige Zahl, die
unter 20% Last beträgt.
Somit hätten wir bestätigt, dass dem Thecus N5200 je nach Festplattenkonfiguration nichts im Weg steht um mehr als unsere ermittelten Werte erreichen zu können. In einem Bericht von
hexus.net kommt der Thecus mit fünf 750 GB Platten auf ungefähr 50 MB/s Leserate – unserer Meinung nach mehr als genug Performance um auch mit großen Dateien angenehm jonglieren zu können.
Um euch ein detailliertes Bild verschaffen zu können, haben wir ein Video aufgenommen um euch das Handling des Hotswappings näherzubringen:
Hotswapping (26 MB)Ähnlich einfach wie das Herausnehmen bzw. Hinzufügen von Platten sind auch die softwaremäßigen Konsequenzen. Fällt eine Platte aus dann wird ein Array automatisch "degraded" und wartet auf Ersatz. Sobald dieser wieder in das Array integriert wird, erfolgt anschliessend ein Rebuild. Dieser Vorgang geht von statten ohne einen Finger zu rühren und funktionierte in unseren Tests an RAID 1 und 5 ohne Zwischenfälle.
Obwohl die hotswapfähigen Einschübe aus Plastik sind, fühlen sie sich keinesfalls filigran an und gestalten einen Plattenwechsel, natürlich nur im Fall der Fälle, so angenehm wie möglich. Insgesamt kann der N5200 mit einer tollen Verarbeitung aufwarten, das Gehäuse, die Anschlüsse und Druckknöpfe wirken stabil und für eine lange Lebensdauer konzipiert.
Für einige schnell ereichbare Funktionen befinden sich unterhalb des LCDs einige Druckknöpfe mit einer weniger verständlichen Aufschrift. Mit ein wenig Spielerei jedoch lassen sich mit einem Handgriff die Daten des mobilen USB-Sticks absichern oder ein Menü für die Basiskonfiguration steuern. Letzteres erfordert die Eingabe eines zuvor definierten Passworts.
Unser Thecus N5200 musste sich ebenfalls schon auf einer
LAN-Party beweisen. Er wurde als Umschlagplatz für Dateien verwendet um endlich das ewige Chaos, verursacht durch leidliche „Wo ist Spiel X??“-Geschreie zu verhindern. Die Transportfähigkeit ist ausserordentlich gut, wir haben ja kein externes Netzteil, müssen also nur mehr ein Stromkabel in den Rucksack packen.
Schnell macht sich ein weiterer Vorteil bemerkbar: wir schalten unser NAS ein und binnen einer Minute ist alles problemlos online. Plug-and-Play-Lösungen sind auf LAN-Parties immer erwünscht, umso schneller etwas funktioniert desto mehr Zeit bleibt zum Zocken!
Pizzabestellung auf dem Klopapier
Interessant war auch die Geschwindigkeit bei ~15 gleichzeitigen Zugriffen. Die Downloads waren konstant, auch wenn nie mehr als 40 MB/s Leserate erreicht werden konnte. Einen richtigen Engpass, wie wir ihn vom Leechen von Windowsshares kennen – „Estimated time: 224 Tage“ – gab es nicht. Auch hier konnten wir beobachten, dass der Celeron M sich
nicht in die Knie zwingen ließ.
Direkt bei der ersten Inbetriebnahme des Devices wurde uns schnell klar welche Auswirkungen die Rechenpower sowie die geringen Maße für den Anwender haben. Der N5200 füllt dem Raum ringsum mit einem dezenten Lüftergeräusch gepaart mit einem tieferen Brummen. Uns war schnell klar, unser geliebtes NAS war uns zu laut!
Fairerweise müssen wir natürlich anmerken, dass die Positionierung hier eine wesentliche Rolle spielt. Würde er am Boden in der Ecke stehen oder wir nicht ständig im selben Zimmer werken, dann würde uns das Geräusch nicht stören.
Wie ihr vielleicht jetzt schon erahnen könnt ist die Lautstärke sehr von der Anzahl und der Auswahl der Festplatten abhängig. Das tiefe Brummen kommt ausschliesslich von den Platten, die in den Plastikhalterungen der Hotswapeinschübe stecken. Leider fraglich ob hier eine bessere Methode angewendet werden kann um die Platte zu entkoppeln.
Insbesondere der Netzteillüfter (40x40x20 mm) ist für unsere Ohren hörbar und könnte problemlos gewechselt werden. Also auf zu neuen Taten, zu denen uns die traditionelle o.v.e.r.clockers.at-Mentalität zwingt und schnell einen 40 mm sowie einen 92 mm SilenX-Lüfter von
PC-Cooling besorgen.
Der Umbau ist keine große Sache, wir lassen beide Lüfter die heisse Luft aus dem Case herausblasen, genauso wie es standardmäßig realisiert wurde. Erwähnenswert ist auf alle Fälle die verfallende Garantie beim Öffnen des Netzteils. Den vergesst nicht: für derartige Modifikationen seid ihr immer selbst verantwortlich. Also achtet auf die richtige Dimensionierung der verwendeten Lüfter!
Wir haben ebenfalls wieder zwei Hörproben gemacht, die wir in Kürze für euch freischalten werden:
Originallüfter (31 MB) | SilenX
Ein Dank geht an PC-Cooling.at, die uns die benötigten SilenX-Lüfter zur Verfügung gestellt haben! Alles in allem hat uns der N5200
keinesfalls enttäuscht! Die Features halten was sie versprechen, die Performance stimmt und macht richtig Lust auf die Archivierung von Dateien und die feine Optik und gute Verarbeitung bilden den Zuckerguss einer soliden NAS-Lösung. Auch der
Support kann sich sehen lassen – die Firmware wird von Release zu Release verbessert und bringt stets neue Features und anderweitige Verbesserungen mit sich. Sollte es Probleme geben, dann kann entweder das vorgesehenen
Wiki konsultiert werden oder man lässt sich im
dedizierten Subforum von hexus.net helfen.
Absolut überzeugt sind wir von der Freiheit, die uns sonst selten ein Produkt gibt. Durch die Entscheidung Open-Source-Lösungen zu verwenden, stellt Thecus seine Kunden vor ein Paradies an Möglichkeiten. Linuxbegeisterte klemmen sich hinter eine Shell, allen anderen steht ein angenehmes Web Interface zur Verfügung. Als Enthusiasten sind wir sehr erfreut über dieses mehr als
flexible Konzept.
Wer also ohnehin eine Storage- und/oder
Backuplösung für sein Heimnetzwerk oder Büro sucht und immer das nötige Kleingeld für Tech Gadgets aufbringen kann - ungefähr 800 Euro exklusive Festplatten muss man momentan in der Tasche haben - der wird in diesem kleinen Flitzer einen neuen Freund finden. Wir wollen uns jedenfalls nicht mehr von ihm trennen und vergeben deshalb verdient einen Award!
Thecus N5200 (RouStor)
Eine solide NAS-Lösung, die besonders durch ihre Anpassungs- möglichkeiten heraussticht!
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