Wir haben in den letzten Tagen mit
Ivy Bridge gespielt und müssen zugeben, dass diese CPUs besonders
im Extrembereich verdammt viel Freude bereiten. Es ist aber nicht nur die unglaubliche Performance, die sich auf die aktuellen Weltranglisten umlegen lässt, sondern auch die äußerst gut tweakfähige Plattform, die selbst bei weit
über 6 GHz und -170 °C noch einiges an Spielraum auf Lager hat. So konnten wir im Handumdrehen einige
österreichische Rekorde pulverisieren.
Die neue Mainstream-Plattform bringt prinzipiell nicht allzu viel Neues für Übertakter. Das BIOS und dessen Funktionen kommen fast unverändert, sodass theoretisch kaum ein Unterschied besteht. Nur die CPUs selbst verhalten sich deutlich angenehmer und bieten weit mehr Potenzial, um sie zu übertakten. So reagieren sie erstmals wieder positiv auf tiefe Temperaturen und skalieren noch dazu mit Spannung. Eine wunderschöne Kombination wenn man einen Tank voller flüssigem Stickstoff parat hat.
Testsystem:Wir haben unsere Tests bewusst mit dem
ASUS Maximus V Gene begonnen, um soviele Overclocking-Features wie möglich bei der Hand zu haben. Bei den ersten Versuchen kann nämlich ein bisschen Komfort nie schaden, um die gesamte Plattform besser und vor allem schneller zu verstehen. Das Gene ist zwar ein Micro-ATX-Mainboard, sollte aber nicht unterschätzt werden. Es bringt alle Features der letzten Maximus-Serie mit, zum Beispiel auch das praktische ROG Connect für die Fernsteuerung des Mainboards via Notebook und das extravagante UEFI-BIOS. Schade, dass es nicht den
luxuriösen "OC Key" vom Rampage IV Extreme ebenfalls im Gepäck hat. Aber im Mai soll ja noch ein größeres Maximus-Mainboard kommen, das dann hoffentlich mit dem Display-Zusatzadapter ausgeliefert wird.
ASUS Maximus V Gene - Micro-ATX mit sehr vielen Features. Einen "OC Key" würden wir uns noch wünschen ... So übertaktet sich Ivy BridgeIvy Bridge wird so wie der Vorgänger "Sandy" hauptsächlich über den
Multiplikator übertaktet. Dieser ist aber weit weniger empfindlich und lässt sich unserer Erfahrung nach bei allen Exemplaren vollkommen
frei bis 63x setzen. Im Endeffekt muss allerdings wieder mit dem BClock kombiniert werden, um in der Praxis die CPU überhaupt vom Boden zu bekommen. Bevor also vor lauter Vorfreude massig LN2 in den Pot geschüttet wird, muss zuerst der BClock auf
mindestens 104 MHz gestellt werden. Damit kann sichergestellt werden, dass man nicht vorzeitig auf einen Cold(boot)bug und andere lustige Kälteerscheinungen stößt.
Danach ist alles standardmäßig:
- Cold(boot)bug herausfinden - Coldbug während dem Betrieb gibt es meistens gar keinen, solange genug BClock verwendet wird. Coldbootbug ist sehr unterschiedlich und kann teilweise auch schon bei -130 °C liegen, auch bei guten CPUs!
- Voltage langsam ans Maximum bringen - das Maximus V Gene lässt derzeit nicht mehr als 1,92 Volt zu.
- Maximal bootfähige Settings finden - möglichst niedrige BClock mit höchstem Multiplikator
- Benchmark-Settings einstellen - per ROG Connect den BClock langsam steigern, bis die Zieltaktraten erreicht werden
Unserer Ansicht nach besonders wichtig sind
die bootfähigen Settings! Hier muss man sich spielen, um den höchsten Multiplikator zu finden, der mit dem niedrigsten BClock bootet. Diese Kombination muss einerseits eine Taktrate ergeben, die es überhaupt ins Windows schafft, andererseits dürfen aber auch keine Kälteprobleme durch den niedrigen BClock enstehen. Unser erster Chip war für die meisten Benchmarks optimal mit 102,5 * 61 unterwegs. Das entspricht einem Takt von 6252,5 MHz.
Es gibt mit Ivy Bridge allerdings nun erstmals einen alternativen Ansatz, den man sonst nur von AMD kennt. Die Plattform beherrscht nämlich ab sofort das nachträgliche
Setzen des Multiplikators im Windows. In der Praxis benötigt man ein Tool, um diese Änderung durchzuführen. Dafür soll sich laut Intel ihr
Extreme Tuning Utility anbieten, das mit Ivy einige neue Funktionen bekommen hat. Leider konnten wir bei unseren Tests (mit dem ASUS Maximus V Gene) nur den Multiplikator nach unten setzen. Alle anderen Eingaben wurden einfach ignoriert. Außerdem lädt das Tool automatisch einen Hintergrund-Service (XTUService.exe), der bis zu 20 MB im Speicher belegt und hie und da sogar Last verursacht - also nicht wirklich optimal bei einer Rekordjagd. Bleibt eigentlich nur mehr die Softwarelösung von ASUS selbst. Mit
TurboV EVO funktioniert es zwar tatsächlich halbwegs, aber es können trotz angebotenen Optionen nur alle Kerne gleichzeitig verändert werden. Abgesehen davon kommt es mit der gesamten "AI Suite" und braucht dadurch zig Services, ohne denen die Anwendung gar nicht starten will. Multiplikator flexibel im Windows verstellen, ist derzeit also möglich, aber hat bei unseren Spielereien
noch keine Vorteile gebracht. Vielleicht wäre es so noch sinnvoll, wenn man eine CPU hat, die selbst viel Potenzial mit sich bringt, aber vom BClock her streng limitiert ist. Wie auch immer, wir behalten diese Option dennoch im Auge, denn sie könnte in Zukunft dafür sorgen, dass aus diesen CPUs noch mehr herausgequetscht werden kann. Man stelle sich vor, dass zum Beispiel nur der stärkste Kern für so manchen Benchmark übertaktet werden muss.
Der 63x-Multiplikator in Aktion - Setzen des Multiplikators im Windows ist für uns (noch) nicht wirklich sinnvoll, aber prinzipiell möglich. Erste ErgebnisseWir haben bis jetzt insgesamt zwei i7-3770K testen können und beide gingen erfreulich weit über die 6-GHz-Marke. Mit der stärkeren CPU konnten wir innerhalb von 3-4 Stunden
alle österreichischen Bestmarken der bekannten CPU-Benchmarks knacken. Diese Ergebnisse wollen wir euch natürlich nicht vorenthalten:
SuperPI 1M5,585 Sekunden mit 6518 MHz (hwbot.org, Platz 16 weltweit) SuperPI 32M5 Minuten 22,063 Sekunden mit 6350 MHz (hwbot.org, Platz 18 weltweit) wprime 32M3,809 Sekunden mit 6181 MHz auf 4 Kernen/8 Threads (hwbot.org, Platz 11 weltweit) wprime 1024M122,51 Sekunden mit 6031 MHz auf 4 Kernen/8 Threads (hwbot.org, Platz 8 weltweit) PiFast11,28 Sekunden mit 6372 MHz (hwbot.org, Platz 16 weltweit) Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass sogar diese Ergebnisse noch einiges an Spielraum haben. Zum Beispiel spielt der
Speicher in vielen Benchmarks wieder eine enorme Rolle und birgt dank sehr starkem, integrierten Memory-Controller noch
sehr viel Potenzial nach oben. Natürlich ist auch die Wahl des Betriebssystems hier noch nicht optimal und sogar die CPU war teilweise noch nicht an ihrem Limit. Aber das gehört zum Übertakten nun einmal dazu und ist genau das, was unterm Strich noch langfristig für Spaß sorgt.
Zum Abschluss noch ein paar Bilder von unseren Sessions:
Das obligate, fast schon künstlerisch angehauchte Foto von unserem LN2-PotAnsicht von oben nur dieses Mal ohne Pot. Sicher kein sinnloses Foto!!1Unser Testsystem für Ivy Bridge
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