Zwiegespaltener könnte der Name von
NVIDIAs neuester Grafikkarte nicht sein. Einerseits tritt man unter der Bezeichnung
GTX 560 in die Fußstapfen der sehr erfolgreichen und Mainstream-tauglichen
GTX 460, während andererseits das altbewährte Anhängsel
"Ti" auf ein High-End-Produkt anspielt. Also was jetzt? Wir haben uns das gute Stück genauer angesehen und lassen sie gegen die bis jetzt
konkurrenzlose HD 6950 antreten.
Hersteller-Webseite | Geizhals-Preisvergleich | bei Amazon kaufen | ebay durchstöbernDie
GTX 560 Ti basiert auf dem GF114 und bringt dementsprechend die Optimierungen von NVIDIAs verbesserter Fermi-Architektur ein. Zusätzlich sind nun alle acht Cluster freigeschalten, womit der Nachfolgerin der
GTX 460 ganze
384 CUDA-Cores (statt 336) zu Verfügung stehen. Außerdem wurde ordentlich an den Taktraten gedreht. Vom zuvor doch recht niedrigen GPU-Takt von 675 MHz ist jetzt nicht mehr viel zu sehen, denn die
GTX 560 läuft mit erstaunlichen
823 MHz. Auch der Speichertakt darf sich über zusätzliche 100 MHz freuen. Das Memory-Interface bleibt bei 256 bit und demnach wurden
1024 MB GDDR5-Speicher verbaut. Eine 768-MB-Version mit 192 bit gibt es zum Glück nicht mehr. Insofern sollten wir uns über einen schönen Leistungssprung freuen dürfen, ohne dafür in teuren Watt bezahlen zu müssen.
Das Referenzmodell der GTX 560 Ti Äußerlich verhält sich die
GTX 560 ähnlich harmlos, wie schon der Vorgänger. Mit
23 cm ist die Platine zwar um heiße 1,5 cm länger ausgefallen, dennoch wirkt sie noch immer klein für eine aktuelle Grafikkarte - besonders in Anbetracht einer
HD 6950! Außerdem ist sie angenehm leicht, was man der neuen AMD-Generation ebenfalls nicht anrechnen kann. Ansonsten hat sich optisch nur wenig verändert.
Optisch hat sich nur wenig zum Vorgänger verändert, auch wenn das PCB nun 1,5 cm größer ausgefallen ist Einiges getan hat sich hingegen beim Kühlsystem des Referenzdesigns. NVIDIA setzt wiederholt auf ihren aktuellen Heatpipe-Kühler und verdoppelt sogar die Anzahl der
Heatpipes von zwei auf vier. Diese wurden auch sehr schön in die Kühllamellen eingearbeitet.
Der verbesserte Kühler besitzt immerhin vier Heatpipes Zum Schluss unseres Briefings bleibt uns nur mehr die
Konkurrenz zu nennen. Noch tun wir uns leicht und peilen rein strategisch AMDs
HD 6950 an, die bis dato preislich in einer eigenen Liga gespielt hat. Genauer gesagt fällt sowohl die seit dem Launch bekannte 2-GB-Variante, als auch die im Laufe dieser Woche neu erhältlichen Modelle
mit 1 GB in das Jagdrevier der
GTX 560. Interessant ist auch die heute ankündigte
Preisreduzierung von AMD, die der
HD 6950 mit 2 GB zu einer Preisempfehlung von
239,90 Euro verhilft. Wer gar nur 1 GB braucht, zahlt überhaupt nur mehr 225 Euro. Wir sehen, dass AMD den oberen Mainstream-Bereich
nicht kampflos aus der Hand geben will.
Getestet haben wir auf unserem brandneuen
Sandy Bridge-System, das zusätzlich zu 4,8 GHz gezwungen wurde. Schließlich wollen wir die Grafikkarten nicht durch eine CPU-Limitation schwächen. Als Untersatz dient das sehr stabile P67A-UD7 von Gigabyte, die Speicherbänke befüllen wir mit
Corsair Dominator GTX2 auf sicheren 1866 MHz, CL7.
- Intel Core i7-2600K @ 4,8 GHz (~ 1,38 Volt)
- Gigabyte P67A-UD7
- Corsair Dominator GTX2, 1866 MHz, CL7-7-7-24 1T
- Corsair AX1200
- WD Raptor 150 GB
- Noctua NH-D14 mit zwei Lüftern
- Noctua NT-H1
- Windows 7 (64 bit)
- Treiber: ForceWare 266.56 | Catalyst 11.1a
Unser Testsystem: Sexy Bridge ist sandy! Um einen Vergleich zu haben, was NVIDIA an der
GTX 560 verbessert hat, musste auch wieder die
GTX 460 aus ihrer Verpackung. "Leider" hatten wir nur eine ASUS DirectCU-Variante parat, die doch einen ganzen Sprung kühler und leiser bleibt, als das damalige Referenzdesign. Obwohl in der Praxis zwar ohnehin eher zu speziellen, wahrscheinlich werksübertakteten Versionen gegriffen wird, solltet ihr das im Hinterkopf behalten. Um nun herauszufinden, ob die optimierte Architektur tatsächlich effizienter arbeitet, haben wir die
GTX 460 auf die Taktraten der
GTX 560 gebracht. In den Diagrammen haben wir dieses Experiment kurzerhand
GTX 460 OC getauft.
Eine ASUS GTX 460 DirectCU musste für Vergleichszwecke zum Vorgänger-Chip herhalten Unsere letzten beiden Kandidaten entstammen ebenfalls demselben Grafikchip. Und zwar haben wir sowohl die
HD 6950 mit 2 GB, als auch eine geflashte
HD 6950@6970 in unsere Tests miteinbezogen. Schließlich wollten wir zeigen, wie es leistungsmäßig in dieser Preisklasse aussieht und nachdem das BIOS-Upgrade bis dato mit jeder im Handel erhältlichen
HD 6950 möglich ist, halten wir den Vergleich durchaus fair. Die 1-GB-Variante konnten wir leider nicht durchbenchen, weil sie einfach noch nicht verfügbar war.
Die HD 6950 mit 2 GB spielt auch in ihrer Upgrade-Version als HD 6970 mit! Damit ihr genau sehen könnt, was wir mit der
HD 6950 genau angestellt haben, hier die Zahlen via
GPU-Z: Links: HD 6950 in ihrer Standardausführung: 800/1250 MHz und 1408 Shader, rechts: HD 6950@6970 nach dem BIOS-Flash: 880/1375 MHz und 1536 Shader Beginnen wir mit den synthetischen Benchmarks, um die Testkandidaten endlich nach ihrer Leistung einordnen zu können.
Die
GTX 560 zeigt sich im sonst für AMD/ATI-Grafikkarten heimischen
DirectX 9-Benchmark 3DMark06
sehr stark und setzt sich knapp vor die
HD 6950. Gegen die gefälschte
HD 6970 hat sie keine Chance, denn diese zieht mit der brachialen Shader-Armee und dem zusätzlichen GPU-Takt ordentlich ab. Schön zu sehen ist, dass die
GTX 560 im Vergleich zum
Vorgänger bei gleichem Takt ganze
6% schneller ist.
3DMark Vantage nutzt gerne alle Kerne, die es bekommen kann - egal ob von der CPU oder der Grafikkarte. Dementsprechend machen sich die 1400+ 4D-Shader von AMD bezahlt und verhelfen der
HD 6950 zu einem
deutlichen Vorsprung. Im Vergleich zum Vorgänger ist die
GTX 560 bei gleichem Takt um 9% effizienter in Sachen Leistung.
Der neuste Benchmark aus dem Hause Futuremark nutzt die Funktionen von DirectX 11, um die GPUs an ihre Grenzen zu bringen. Speziell Tessellation und Depth of Field wurden massig eingesetzt und verdonnern noch immer High-End-Grafikkarten zum gnadenlosen Ruckeln. Genauso erging es auch unseren Testkandidaten, die die Szenen mit kaum über 20 Frames/Sekunden darstellen konnten. Wie bei Vantage nutzen die
AMD-Grafikkarten ihre Shader-Kraft, um
hier als Sieger hervorzugehen. Da der Benchmark erst kürzlich erschienen ist, könnten verbesserte Treiber hier den Abstand noch deutlich verringern.
Der Unigine-Benchmark war der erste aussagekräftige DirectX-11-Benchmark. Er übertreibt es maßlos in Sachen
Tessellation, dafür lassen sich die Architekturen diesbezüglich sehr gut vergleichen. Die
GTX 560 steht seinen Kollegen der 5er-Serie in nichts nach und übermannt die
HD 6950 bei "extremem" Gebrauch des Features sogar. Unsere geflashte Pseudo-
HD 6970 kann nur mit Müh und Not entkommen.
Um die Praxistauglichkeit der
GTX 560 herauszuarbeiten, haben wir natürlich auch einige
Spiele durchprobiert und drei vergleichbare Benchmarks in ansprechenden Auflösungen über 1920x1080 jeweils ohne, sowie mit vierfachem Antialiasing für euch parat. Wie ihr leicht sehen könnt, haben wir
jede DirectX-Version dabei.
Die Performance aller Testkandidaten in diesem doch noch nicht so alten Spiel ist mehr als
beeindruckend. Auch bei 2048x1536 und vierfachem Antialiasing kann nicht einmal die
GTX 460 in die Knie gezwungen werden. Die
GTX 560 ist ohne Antialiasing um
heiße 11% schneller, als ihr Vorgänger trotz gleicher Taktrate. Mit 4xAA bleiben es immerhin noch immer knapp über 8%. Die
HD 6950 ist hier in jeder Form
unerreichbar.
Die grauen Balken stellen die minimale Framerate während des Tests dar.Die grauen Balken stellen die minimale Framerate während des Tests dar. Die neuste Version von Crysis weiß immer noch, wie man die letzten Frames aus den aktuellen Grafikkarten prügelt. Die durchschnittlich gemessenen Raten können sich dennoch sehen lassen, besonders bei der
GTX 560. Sie kommt beinahe an die
HD 6950 heran, die sich nur bei vierfachem Antialiasing mit ihrem größeren Speicher als
knapper Sieger behaupten kann.
Zuletzt haben wir
Lost Planet 2 in seiner DirectX-11-Version aus der Verpackung geholt. Dabei müssen wir dazusagen, dass das eigentlich
nicht ganz fair ist, denn dieser Benchmark trägt das "How it's meant to be played"-Logo von NVIDIA und wurde auch desöfteren von der grünen Fraktion beworben. Das Spiel ist gleichzeitig auch einer der Vorzeige-Benchmarks für
3D Vision Surround. Wie dem auch sei, unterm Strich setzt sich hier sogar zum ersten Mal die
GTX 560 durch und ist sogar
schneller als die geflashte
HD 6970.
Gerade im gehobenen Mainstream-Segment ist nicht nur die reine Performance, sondern auch Lautstärke, Abwärme und Stromverbrauch interessant. Selbstverständlich haben wir unsere Testkandidaten auch in dieser Richtung beleuchtet, um herauszufinden, was im Endeffekt tatsächlich die
vernünftigste Wahl in diesem Marktsegment ist.
Die
GTX 560 Ti hat dieselbe Leistungsaufnahme wie ihr Vorgänger. Damit können wir bestätigen, dass der GF114 nicht nur peformanter ist, sondern dabei auch noch
effizienter mit Strom umgeht. So wollen wir das sehen! Die
HD 6950 kann beim doch wichtigeren Idle-Verbrauch nicht mithalten und verbraucht durchschnittlich beinahe
40% mehr im Desktop-Modus. Unter Last verbrät sie dafür bis zu 20 Watt weniger. Was genau der Grund dafür ist, konnten wir mangels Zeit nicht für euch herausfinden. Fakt ist, dass AMD ihren
Speichertakt von 1375 MHz zwar mittlerweile bei geringer Auslastung absenkt, aber
nie unter 1000 MHz. Außerdem dürfen wir nicht vergessen, dass doch doppelt soviel Speicher auf der
HD 6950 sitzt. Ein Vergleich mit der 1-GB-Variante wäre hier definitiv angebracht.
Trotz höherer Leistungsaufnahme während des 3D-Betriebs bleibt die
GTX 560 kühler als die Konkurrenz aus dem Hause AMD. Sie ist zwar um 15 °C heißer als der Vorgänger in der
ASUS DirectCU-Version, aber die Abwärme bleibt insgesamt doch im annehmbaren Rahmen. Besonders wenn man bedenkt, dass FurMark hier weit mehr Last produziert, als es normalerweise der Fall ist. Angenehm ist auch die Lautstärke des Lüfters: Der neue Referenzkühler ist zwar
nicht silent, das Geräusch ist
aber fernab von störend und nur ein klein wenig lauter, als der
GTX 460-Kandidat. In diesen Belangen können wir bei den Pendants von AMD kein gutes Haar lassen. Die
HD 6950 ist eine ganze Spur lauter und als hörbar einzustufen. Sollte der Lüfter des AMD-Referenzdesigns tatsächlich mal höher schalten müssen, dann wird das Geräusch
schnell störend. Das passiert der
HD 6950 zwar selbst unter Furmark nicht, dafür muss
geflashte HD 6970 selbst ohne einengendem Gehäuse stellenweise lautstark entlüften.
Da unsere Zeit wie so gerne knapp bemessen war, konnten wir uns nur wenige Stunden mit dem
Übertakten der GTX 560 befassen. Am hilfreichsten für dieses Unterfangen war jedenfalls der
NVIDIA Inspector, der sogar die GPU-Spannung verstellen ließ. Schon mit
1,1 Volt kamen wir über die magische
1000 MHz-Grenze. Noch verrückter verhielt sich der Speicher. Schnell waren wir am einstellbaren Maximum der Tools angelangt und hatten trotz akzeptabler Skalierung immer noch keine Stabilitätsprobleme. Damit ihr einen
ersten Richtwert habt, hier unser bestes 3DMark Vantage-Ergebnis mit 1035 MHz GPU- und 1200 MHz Speichertakt bei 1,15 Volt:
Unser bestes 3DMark Vantage-Ergebnis: 23714 3DMarks mit der GPU auf 1035/1200 MHz und einem i7-2600K@4,8 GHz Eine Grafikkarte mit dem Namen
GTX 560 zu schaffen, war für NVIDIA keine leichte Aufgabe. Sie musste das schwere Erbe der extrem beliebten
GTX 460 antreten und sich gleichzeitig der Preis-/Leistungsstarken
HD 6950 stellen. Klingt unmöglich, oder? Scheinbar nicht, denn die
GTX 560 schafft das, was sonst in das Spezialgebiet von AMD fällt: Sie ist ein
smartes Produkt! Sie versucht nicht mit allen Mitteln sich irgendwie vorzuschieben, egal wieviel Abwärme und Watt es kostet und damit ist sie auch die richtige Grafikkarte für Käufer des oberen Mainstream-Bereichs, die mehrheitlich eine allgemein verträgliche Lösung suchen. Und genau das ist sie, denn sie verhält sich unauffällig leise, frisst wenig Strom im hauptsächlich betriebenen Desktop-Modus und bietet dennoch
ausreichend Leistung für FullHD-Auflösungen, auch wenn man manchmal an den Einstellungen feilen bzw. auf Antialiasing verzichten muss.
NVIDIA GTX 560 Ti: Ein rundum ausgeglichenes Produkt Der Kontrahent von AMD verfolgt da eine andere Strategie. Die
HD 6950 ist eine wirklich leistungsfähige Grafikkarte zu einem wirklich attraktiven Preis. Besonders das verlockende BIOS-Upgrade holt in kaum fünf Minuten einen gehörigen Mehrwert aus dem Chip heraus. Doch zu welchem Preis? Der Lüfter des Referenzmodells ist
signifikant lauter als NVIDIAs neues Heatpipe-Konzept und dennoch wird die gesamte Karte so heiß, dass wir zu besserem Airflow in der Behausung raten müssen. Denn wenn die
HD 6950 die Grenze von 95 °C erreicht, dann dreht der Lüfter auf und ist für unsere Ohren nicht mehr im verträglichen Bereich unterwegs. Diese Kritikpunkte gelten umso mehr für die geflashte Version der Karte.
AMD Radeon HD 6950: Brachiale Performance mit Upgrade-Möglichkeit Preislich gibt sich NVIDIA und AMD ein (für uns erfreuliches) Kopf-an-Kopf-Rennen. Die
GTX 560 wird noch diese Woche zu einem Preis von
249,90 Euro bei DiTech über den Ladentisch gehen. Wie immer gibt es anfangs eine begrenzte Stückzahl, wer also gleich so ein Baby sein Eigen nennen will, der sollte sich schnell entscheiden. Die Geduldigen unter euch dürfen dafür bald in eine größere Auswahl von werksübertakteten Modellen mit eigenen Kühlsystemen greifen. Außerdem wird der Preis in Zukunft eher
in Richtung 230 Euro tendieren. AMD positioniert ihre
HD 6950 gewohnt preislich stark und setzt die 1-GB-Variante auf eine Preisempfehlung von 225 Euro, während das Modell mit 2 GB um
239,90 Euro zu haben sein soll. Beides entspricht auch in etwa
der Realität im österreichischen Handel.
Unterm Strich teilt sich unsere Empfehlung ganz klar in zwei Gruppen auf:
Hardcore-Gamer und Framerate-Fetischisten, die ohnehin mindestens vier 120-mm-Lüfter in ihrem Gehäuse beherbergen, können getrost
zur HD 6950 greifen und diese
per BIOS-Flash zur HD 6970 aufbohren, um das Maximum herauszuholen. Flüssiger können die 250 Euro wohl kaum angelegt werden. Wer allerdings lieber eine
rundum ausgeglichene Grafikkarte benötigt, ohne auf Leistung verzichten zu wollen, dem dürfen wir mit dem heutigen Tag die
GTX 560 Ti empfehlen.
Auf gut Deutsch: NVIDIA-Fanboys kaufen AMD, der Rest greift zu NVIDIA.
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