Der in den letzten Jahren bekannt gewordene slowakische Antivirus-Hersteller
ESET hat sein beliebtes Antivirus-System
NOD32 vor kurzer Zeit in
neuer Version aufgelegt. Version 2.70 wurde damit nach einem Jahr durch
Version 3.0 abgelöst. Die neue Hauptversionsnummer lässt auf grundlegende Veränderung schließen. Für den Benutzer sticht jedoch zunächst nur die
neue Oberfläche hervor. Wir haben uns die Unterschiede ein wenig genauer angesehen.
http://www.eset.atWer die Wahl hat, hat die Qual! Der Markt für Anti-Virus-Lösungen kann sich nicht über einen Mangel an Anbietern beklagen. Der willige Käufer/Anwender sieht sich einer
Unzahl von Produkten gegenüber, die sich im gleichen Preissegment bewegen und vergleichbar gut schützen. Erfahrungsgemäß sorgen bestimmte Schwächen aber für eine rasche
Auslese im Angebotsdickicht: Ressourcenhunger, unbefriedigende Konfigurationsmöglichkeiten, Konflikte mit anderen Programmen, riesige Updates, unleidliche Interfaces oder langsame Scanvorgänge sorgen häufig genug dafür, dass man seine 30-tägige Testperiode bereitwillig abbricht. In der Vergangenheit hat die damit verbundene Odyssee für viele bei ESETs NOD32 ein Ende gefunden. Besonders auf älteren Pentium 4 oder Athlon-Geräten war der
geringe Ressourcenverbrauch ein echter Segen! Das etwas unkonventionelle Interface und die kryptischen Namen der Module hingegen konnten schon so manchen Einsteiger verschrecken. Doch bei Version 3.0 ist das anders.
Vorerst aber ein paar grundlegende Informationen über NOD32 3.0: Wie seine Vorgängerversion ist es sowohl für
32- als auch für
64-Bit-Betriebssysteme erhältlich. Man darf sich hier nicht von der "32" im Namen irritieren lassen! Die Größe des Downloads hat sich nur unwesentlich verändert - und ist mit rund
16 MB nach wie vor eher gering, verglichen mit den Produkten einiger Mitbewerber. Ein deutlicher Bruch ist bei der Unterstützung älterer Windows-Betriebssysteme erfolgt: Version 3.0 läuft nur noch
ab Windows 2000 - ein Umstand den hierzulande wohl die meisten verkraften können. Unverändert bleibt aber die branchenübliche und kostenlose Testmöglichkeit für 30 Tage.
Beim Installer ist noch wenig von der neugestalteten "Fassade" des Softwarepakets zu sehen. Der Unterschied beschränkt sich hier auf die Wahlmöglichkeit zwischen zwei - anstelle wie bisher drei Installationsmöglichkeiten (zwei davon sehr ähnlich).
Installationsmethoden bei der Version 2.70 und 3.0.Ganz anders sieht es dann nach der Installation aus:
Vista-Styling, ein neues Icon, neue Bezeichnungen und eine andere
Anordnung der Funktionen fallen sofort ins Auge. Der routinierte Benutzer bemerkt: AMON, DMON, EMON und IMON - die bisherigen Namen der Programmmodule - sind Geschichte. Stattdessen gibt es
zugänglichere Namen wie "Real-time file system protection" oder "Web access protection". Während die Konfiguration bis dato über das relativ kleinflächige Control-Center und ein andockbares Zusatzfenster erfolgte, gibt es jetzt nur noch ein Fenster, das etwa so groß ist wie beide bisherigen zusammen. Dadurch lässt sich im Gegensatz zur Vorversion leicht ein Vollbild erzeugen, was z. B. beim Lesen von Logs sehr angenehm ist.
Die GUI im Vergleich (Update) - Ein Fenster anstelle von zweien.Das Fenster kann man bei Bedarf auch noch etwas kleiner machen als oberhalb gezeigt, allerdings muss man dann manchmal scrollen. Das Menü rechts oben lässt sich übrigens auch durch eine gewöhnliche Menüleiste ersetzen, was uns aufgrund der versetzt auftauchenden Dropdowns etwas angenehmer erscheint. Ganz ausgegoren wirkt die neue GUI allerdings noch nicht: Einerseits wirkt sie etwas leer, andererseits gibt es redundante Elemente. Grundsätzlich hat man bei der GUI die Wahl zwischen einem
"Advanced mode" und einem
"Basic mode". Der "Basic mode" blendet Punkte wie die Scanparameter, das gezielte Aktivieren und Deaktivieren von Modulen, sowie den Zugang zum
kompletten "Konfigurationsbaum" aus. Leider lässt er aber auch den Zugriff auf die Protokolle verschwinden, was vielleicht nicht notwendig wäre. Eine besonders praktische Neuerung ist die Fähigkeit, den
gesamten Schutz auf Knopfdruck zu
deaktivieren. Bislang musste man dazu alle Module händisch deaktivieren. Auf deaktivierte Module wird man umgehend durch
Balloon-tips hingewiesen.
Balloon-tips weisen auf deaktivierte Funktionen hin.Bei einer
gefundenen Bedrohung erschien bei Version 2.70 ein großes, rotes Fenster mit einem Hinweis, den man quittieren musste. Die neue Version
entlastet den Benutzer von dieser Aufgabe und unterrichtet ihn nur mittels eines
Notification-windows von der gebannten Gefahr.
Bedrohungsfenster in V 2.70 unterbricht den Benutzer, Notification-window in V 3.0Der Scanner (V 3.0) hat eine befallene Datei gefunden.
Den
Virenscanner kann man nur noch über die GUI - und
nicht mehr auch
separat starten. Während man sich in V 2.70 bei der Auswahl bestimmter
Untersuchungsorte noch durch mehrere Dialoge kämpfen musste, ist dies in V 3.0 in aller Bequemlichkeit möglich. Außerdem lassen sich jetzt mehrere
Scans simultan ausführen. Die Einträge der dabei entstehenden Protokolle werden bei einem Mouse-over vollständig dargestellt und lassen sich über das Kontextmenü komfortabel kopieren.
Das Kontextmenü im Explorer wurde ebenfalls erweitert. Man hat nun die Möglichkeit Dateien direkt in Quarantäne zu schicken oder einzureichen.
Während in Version 2.70 die Einstellungen streng nach Modulen getrennt abliefen, gelangt man bei der neuen Version im Endeffekt immer zum gleichen
Konfigurationsbaum, der bezüglich seines Angebots wohl kaum Wünsche offen lässt. Einziger Wermutstropfen: Das Fenster lässt sich nicht skalieren und zeigt bei einer Bildschirmauflösung von 1280 x 1024 und normalen Schrifteinstellungen nicht den gesamten Baum.
Stark verbessert hat sich auch die
Hilfe: Sie ist verständlich formuliert und umfangreicher als die des Vorgängers. So hat man manchmal den Eindruck, man hat eine neue Funktion entdeckt, obwohl diese schon lang vorhanden - aber gut versteckt war. Ein Link zur "Knowledge database" (enthält z. B. Informationen über die Netzwerkinstallation) und ein Formular für Kundenwünsche hat ESET ebenfalls in die Oberfläche integriert.
Doch nun zu den
funktionellen Neuerungen: Bisher umfasste der Schutz von NOD32 die Überwachung von POP3- und HTTP-Verkehr, E-Mail-Clients, Officedokumenten und allen Dateien auf die zugegriffen wird. Daran ändert sich auch grundsätzlich nichts. Allerdings ist es nun möglich, die zu überwachenden Anwendungen auch gezielt aus einer Liste auszuwählen.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Version 3.0 überschlägt sich nicht vor neuen Funktionen. Dennoch gibt es eine
Handvoll interessanter Neuerungen:
Mehrere Scans können gleichzeitig ablaufen.
- Programmeinstellungen lassen sich in Form von XML importieren und exportieren.
- Virenscans können wahlweise ressourcenschonend im "Hintergrund" ablaufen.
- Mehrere Scans sind gleichzeitig möglich.
- Neben Outlook wird nun auch Outlook Express vom E-Mailscanner unterstützt.
- Eingliederung in ESET Smart Security ist möglich (eine Suite mit Anti-Spam-, Anti-Phishing-, Anti-Spyware-Funktionen und Anderem).
- Die Beobachtung des Datenverkehrs läuft nicht mehr über Winsock.
"Alles anders - alles gleich?" könnte man sich fragen: NOD32 Version 3.0 hat zwar nur
wenige funktionelle Änderungen gegenüber der Vorversion an Bord, kann aber durch seine
leichtere Zugänglichkeit und
Verbesserungen im Detail überzeugen. Beim Durchsehen der Programmfunktionen entdeckt man vieles, was eigentlich schon in früheren Versionen da war - wovon man aber gar nichts wusste. Das kann man durchaus als Erfolg für die neue GUI werten.
Bislang ist Version 3.0 nur in englischer Sprache, für Windows und als Testversion erhältlich. Eine deutsche Version soll noch im Dezember folgen. Wer weiterhin mit
Version 2.70 arbeiten will, kann übrigens beruhigt sein - sie wird voraussichtlich noch einige Jahre
weiter unterstützt werden.
Mit NOD32 hat man jedenfalls ein
robustes, schnelles und schlankes Anti-Virus-Produkt an der Hand, das alle Stücke spielt und einen Vergleich nicht scheuen muss. Nach wie vor sind eine
gute Heuristik und eine hohe Updatefrequenz das Um und Auf jedes modernen Virenschutzes. ESET bekam mittlerweile zum 47. Mal den
VB100 - eine Auszeichnung für die korrekte Erkennung neuer Bedrohungen - verliehen. Daraus darf man schliessen, dass NOD32 in diesem Bereich wohl ganz vorne mitmischt.
Leider wurde für die aktuelle Version bislang kein Preis bekanntgegeben. Sobald wir den Preis erfahren, werden wir euch gerne davon in Kenntnis setzen. Voraussichtlich soll Version 3 etwas günstiger werden. Während Version 2.7 bei den Einjahreslizenzen ein wenig teurer war als z. B. Kaspersky oder Norton, waren längere Lizenzlaufzeiten sowie Lizenzverlängerungen im Verhältnis deutlich günstiger zu haben (Vergleich bezieht sich auf die herstellereigenen Onlineshops). Bislang kostete eine Jahreslizenz 39 Euro – eine Verlängerung um ein Jahr etwa halb so viel.
Schüler und Studenten kommen hoffentlich auch weiterhin in den Genuss einer
Ermäßigung von 50%.
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