btw. da im wcm-forum ein ähnlicher thread läuft, dort hat ein user an die wiener stadträtin geschrieben und auch eine antwort bekommen, es werden genau zwei schilder tatsächlich umgeändert und der rest war genau für solche diskussionen, wie in diesem thread gedacht:Sehr geehrter "mendaxx",
Leider konnten wir Ihnen die Antwort der Stadträtin zu Ihrem Email vom 15.12. 2006 betreffend "Straßenschilder" nicht an Ihre angegebene Email-Adresse zustellen (Meldung, dass Emailadresse unbekannt).
Anbei finden Sie die Antwort der Stadträtin auf Ihr Email.
Die Anrede im Brief mit Ihrem angegebenen bürgerlichen Namen habe ich entfernt, da ich nicht von einer automatischen Zustimmung zur Veröffentlichung ausgehen konnte.
Mit freundlichen Grüßen
Vanessa Schwärzler
Frauenreferentin
Büro Stadträtin Mag.a Sonja Wehsely
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Maga Sonja Wehsely
Amtsführende Stadträtin für
Integration, Frauenfragen,
KonsumentInnenschutz und Personal
1082 Wien, Rathaus, Stiege 8, 1. Stock
Tel.Nr. +43/1/4000/81280
Fax.Nr. +43/1/4000/99/81280
Wien, 18. Dezember 2006
Scv/Ber – 3914/2006
Vielen Dank für Ihr Email und Ihre Ausführungen. Auch die Diskussion im Forum (Link, den Sie mir zugesandt haben) habe ich mit Interesse gelesen.
Diese Kampagne ist ein kleiner Teil der zahlreichen Maßnahmen, welche die Stadt Wien generell im Bereich von Gender Mainstreaming und Frauenförderung setzt. Besonders erwähnen möchte ich die Förderungen durch den Wiener ArbeitnehmerInnenfonds (WAFF) sowie die Beratungs- und Gewaltschutzeinrichtungen der Stadt.
Bei dieser Kampagne handelt es sich in erster Linie um eine Plakatkampagne zur Bewusstseinsschärfung: Auf den Plakaten sind viele Schilder und Piktogrammen mit „vertauschtem“ Geschlecht abgebildet. Die Symbole zeigen Bekanntes auf unbekannte Art und Weise und sollen so für Irritation sorgen. Fixe Sehgewohnheiten und damit Denkmuster werden konterkariert. Die Kampagne soll zum Nachdenken, Sehen und Handeln anregen – was jedenfalls gelungen ist.
Wenn Menschen sehen, dass Männer mit Kleinkinder völlig normal und unspektakulär sind, genau so wie ältere gebrechliche Menschen männlich oder weiblich sein können, kann das nur gut sein.
Wesentlicher Punkt der Kampagne ist eben das Sichtbarmachen und Aufzeigen solcher Tatsachen. Sehen Sie es als Teil eines Ganzen, dessen Ziel es ist, überholte Rollenvorstellungen und Klischees aufzubrechen. Das dies gelingen kann zeigen viele Beispiele in Geschichte und Gegenwart.
Die große Resonanz, die der Austausch bzw. die Ergänzung von Hinweisschilder und Piktogrammen ausgelöst hat, zeigt aber wie wichtig solche Aktionen sind, denn in Wahrheit geht es um mehr als nur um die Schilder und den Austausch bzw. die Ergänzung der darauf dargestellten Personen.
Symbole sind neben der Sprache eine der wesentlichsten Ausdrucksmittel in der Gesellschaft. Beide tragen nicht nur die Kommunikation sondern vermitteln Werte, Normen und Wahrnehmungen. Damit sind sie Abbild der sozialen Realität. Wahrnehmungen prägen das Denken und in weiterer Folge prägt das Denken den Menschen und dessen Umgang mit der Realität. Nach wie vor nehmen viele Menschen Väter mit Kleinkinder als ungewöhnlich wahr, auch wenn es meiner Meinung nach genau so normal ist, wie wenn eine Mutter mit ihrem Kind unterwegs ist. Nach wie vor werden Väter, die sich für eine Kinderkarenz entscheiden, oft belächelt. Bis in die 70iger Jahre war der Mann als Oberhaupt der Familie im Bürgerlichen Recht festgeschrieben. Von einer gesetzlich gleichberechtigten Partnerschaft keine Spur. Heute ist die gesetzliche Gleichberechtigung selbstverständlich. Frau und Mann sollen sich partnerschaftlich das Familienleben teilen. Die Gesellschaft hat die Gleichberechtigung als selbstverständlich anerkannt. Das heißt, Dinge können verändert werden und Dinge verändern sich. So sehe ich auch die Ergänzung der Hinweisschilder und Piktogramme.
Der tatsächliche Austausch der Schilder selbst begrenzt sich auf zwei Piktogramme, um sie der Alltagsrealität anzupassen:
· Öffentliche Wickelplätze im Rathaus werden künftig sowohl durch einen wickelnden Mann als auch durch eine wickelnde Frau angezeigt.
· Die altbekannten Piktogramme, mit denen Fahrgäste der Wiener Linien aufgefordert werden, alten und behinderten Menschen oder Personen mit Kleinkind einen Sitzplatz zu überlassen, werden künftig ergänzt. Auch Väter mit kleinen Kindern auf dem Arm sowie eine alte und eine sehbehinderte Frau sind künftig auf den bekannten kreisrunden Piktogrammen zu sehen. So werden in Zukunft zwei verschiedene Aufklebersorten abwechselnd in den Fahrzeugen der Wiener Linien anzutreffen sein.
Betreffend Ihrer Anmerkungen zur geschlechtergerechten Sprachweise möchte auch ich Ihnen einen Link ans Herz legen:
http://www.wien.gv.at/ma57/sprache/index.htmlDie Site bietet einen guten Überblick, warum es schon Sinn macht, sich mit diesem Thema auseinander zu setzen. Übrigens, eines meiner Lieblingsbeispiele – es stammt zwar nicht von der angesprochenen Site – ist ein Satz, der mit „Der schwangere Bedienstete...“ beginnt. Er zeigt sehr deutlich, warum geschlechtergerechte Sprache sehr wohl ihre Berechtigung hat.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit meinen Ausführungen Ihnen und auch Ihren KollegInnen im Internet-Foum die Wichtigkeit der Kampagne darlegen. Sie sind herzlich eingeladen, dort meine Antwort zu posten.
Mit freundlichen Grüßen und erholsame Feiertage
Maga Sonja Wehsely