ccr
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das sind die ganzen nachtschwärmer dies normalerweise nicht zur wahlkabine schaffen na ernsthaft, bei den grünen hätt ich mir nicht gedacht dass die nichtwähler ansprechen. Ich könnte mir nur vorstellen, dass bei diesen Nichtwählern auch die Erstwähler inkludiert sind, und bei denen sind die Grünen traditionell stark und dank FFF wahrscheinlich jetzt noch stärker.
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Tosca
Here to stay
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Allerdings zeigt sich auch, dass die SPÖ ein enormes Mobilisierungsproblem hatte - 20% der SPÖ-Wähler vom letzten Mal sind diesmal nicht zur Wahl gegangen Ja, das war genau das, was die SPÖ befürchtet hat - ist aber dennoch gut ausgegangen. Corona hat da sicher eine Rolle gespielt, aber noch viel mehr, dass viele der Meinung waren dass der Ausgang sowieso klar ist (war im Endeffekt auch so...). Das hat sich die SPÖ aber zum Teil selbst zuzuschreiben, weil Ludwig überhaupt kein Risiko eingegangen ist und lieber die sicheren 40% genommen hat anstatt die Sache bewusst zuzuspitzen und damit für die Aussicht auf ein paar Prozentpunkte mehr ein solides Wahlergebnis aufs Spiel zu setzen.
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Dune
Dark mode
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Andererseits gibt es halt nach wie vor auch "irrationale" Interessen, bei denen die SPÖ (mit Ausnahme des Kasperls im Burgenland) nach wie vor nicht von ihrem hohen intellektuellen Ross steigt, und daher die "Interessenvertretung" kampflos den Türkisen überlässt Und dann? Was hat man als SPÖ groß davon sich rechts zu positionieren und auch "ein bisl gegen Ausländer" zu sein? Die Partei hat ihre DNA links der Mitte, die Wähler die man rechts gewinnt verliert man links wahrscheinlich wieder. Vor allem hat man mit FPÖ (Bundespartei würde ich noch nicht abschreiben) und der ÖVP eindeutig Parteien, welche die Populismuskeule besser schwingen. Vielleicht bin ich da Idealist, aber warum nicht auf die eigene Stärke konzentrieren und die Leute versuchen mit sozialer Politik wieder zu gewinnen? Es gäbe mit 35h Woche, BGE, Homeoffice, Pflege, Kinderbetreuung, und und, und... genug Themen, wo man gerne auch mal wieder visionäre Träume und Utopien haben darf. Ständiges halten und verwalten wird irgendwann in die Hose gehen. Bei Umweltpolitik stellt sich die SPÖ für mich auch nicht glaubwürdig auf und sehe sie ehre als Partei das arbeitenden Autofahrers, mittlerweile hat das Thema aber so an Relevanz gewonnen, dass man es schwer ignorieren kann. Ich finde es wäre sinnvoll mit eigenen Inhalten zu punkten, statt so zu tun als wäre man auch gegen irgendwas. Das würde auch gar nicht zur SPÖ passen und man hätte massive Probleme das authentisch rüber zu bringen und müsste einen Kahlschlag am linken Flügel einen Kahlschlag machen. Alles in allem keine sehr lukrative Idee um Wähler zu gewinnen.
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WONDERMIKE
Administratorkenough
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Ja, das war genau das, was die SPÖ befürchtet hat - ist aber dennoch gut ausgegangen. Corona hat da sicher eine Rolle gespielt, aber noch viel mehr, dass viele der Meinung waren dass der Ausgang sowieso klar ist (war im Endeffekt auch so...). Das hat sich die SPÖ aber zum Teil selbst zuzuschreiben, weil Ludwig überhaupt kein Risiko eingegangen ist und lieber die sicheren 40% genommen hat anstatt die Sache bewusst zuzuspitzen und damit für die Aussicht auf ein paar Prozentpunkte mehr ein solides Wahlergebnis aufs Spiel zu setzen. Stimme dir zu, Ludwigs Sieg war so klar, dass sicher viele deswegen zu Hause waren und Corona hat den Rest besorgt. Ich bin persönlich aber auch eher ein Fan dieses sachlicheren Zugangs als da irgendwelche Schreckgespenster an die Wand zu malen. Das blaue Schreckgespenst gabs diesmal ja nicht, also hätte man allerhöchstens noch die Dirndl-Koalition an den Haaren herbeiziehen können. Das finde ich dann nicht mehr so "bürgermeister-haft". Häupl hat zwar 2015 taktisch richtig das Bürgermeisterduell mit Strache angenommen, aber ich will nicht wissen wieviele zu rot gewanderte Grünwähler dann das Gefühl hatten über den Tisch gezogen geworden zu sein Und dann? Was hat man als SPÖ groß davon sich rechts zu positionieren und auch "ein bisl gegen Ausländer" zu sein? Die Partei hat ihre DNA links der Mitte, die Wähler die man rechts gewinnt verliert man links wahrscheinlich wieder. Vor allem hat man mit FPÖ (Bundespartei würde ich noch nicht abschreiben) und der ÖVP eindeutig Parteien, welche die Populismuskeule besser schwingen. Man kann sich dort auch ohne Populismus positionieren. Es spricht ja nichts dagegen, dass die SPÖ mit Sicherheitspolitik auftritt und dabei demonstrativ die Brennpunkte bearbeitet. Dieses Feld lässt man leider den Populisten viel zu leichtfertig über. Vielleicht bin ich da Idealist, aber warum nicht auf die eigene Stärke konzentrieren und die Leute versuchen mit sozialer Politik wieder zu gewinnen? Es gäbe mit 35h Woche, BGE, Homeoffice, Pflege, Kinderbetreuung, und und, und... genug Themen, wo man gerne auch mal wieder visionäre Träume und Utopien haben darf. Ständiges halten und verwalten wird irgendwann in die Hose gehen. Bei Umweltpolitik stellt sich die SPÖ für mich auch nicht glaubwürdig auf und sehe sie ehre als Partei das arbeitenden Autofahrers, mittlerweile hat das Thema aber so an Relevanz gewonnen, dass man es schwer ignorieren kann. Die SPÖ wird da halt einen Teufel tun und sich in die zweiten Grünen verwandeln. Sie ist eine Partei die sich keine Klientelpolitik leisten kann wie die Grünen, außer sie will sich in eine Kleinpartei verwandeln. Es gibt eh schon die Spannungsfelder zwischen den urbanen und ländlichen Roten Arbeiter, Angestellte, Pendler,.. aus dem Wiener Umland laufen dir schnurstracks zur ÖVP wenn du die grünen Verkehrskonzepte 1:1 übernimmst. Und die größte Stärke liegt wenn wir uns ehrlich sind in der sicheren Verwaltung. Das hat ja auch Ludwig dem Wähler sozusagen angeboten.. eine besonnene Aufrechterhaltung des Status Quo, an dem ja jetzt nicht gerade die große Mehrheit rütteln möchte und wo es auch Verdienst der Sozialdemokratie war, dass der überhaupt so existiert. Mit Ludwigs Sieg gegen Schieder hat sich da ganz klar der Pragmatismus in der Wiener SPÖ durchgesetzt.
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nfin1te
nuttiest knifenut
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Köstlich!
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ccr
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Und dann? Was hat man als SPÖ groß davon sich rechts zu positionieren und auch "ein bisl gegen Ausländer" zu sein? Sie soll nicht ihre Ideale aufgeben, und gegen Ausländer hetzen. Da hast Du völlig Recht, dass sie damit möglicherweise mehr Wähler vergrault als dazugewinnt. Wenn aber im Standard heute wieder zu lesen ist, dass es eh völlig legitim ist, dass sich die SPÖ gar nicht erst um die FPÖ Wähler bemüht, dann ist das halt leider wieder ein weiterer Beweis für die intellektuelle Abgehobenheit die in weiten Teilen der Partei mittlerweile herrscht. Den meisten dieser Wählern geht es ja nicht um ein konkretes "Ausländer sind böse". Sondern hinter dieser Haltung verstecken sich ganz viele andere Sorgen und Ängste, und zwar im Wesentlichen genau jene Sorgen, die eigentlich das Kernthema der Sozialdemokratie sein sollten. Natürlich kann ich mich als studierter Gutverdiener mit sicherem Job in meine intellektuelle Bubble zurückziehen und bei einer Falafel am Karmelitermarkt laut tönen, dass das alles irrational ist. Aber wie es so schön heisst: Perception is Reality. Und da darf man sich nicht intellektuell drüberstellen und sagen: der rechte Rand und seine Irrationalitäten interessieren mich nicht. Für Populisten, und da gehört für mich auch der Doskozil dazu, ist es einfach, die Schuld "den Ausländern" zuzuschieben, anstatt die wahren Problemen zu erforschen und Lösungen zu entwickeln. Zweiteres ist natürlich viel mehr Arbeit, aber dafür hätte die SPÖ ja in den letzten Jahren viel Zeit gehabt. Die SPÖ in Wien tut diesbezüglich eh mehr als die Bundespartei, wobei es zwischen den Wahlen auch eher ruhig ist, und erst kurz vor der Wahl dann wieder der große Aktionismus ausbricht.
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XXL
insomnia
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Ganz so ist es ja nicht beim Doskozil, der macht auch schon ordentliche Sozialpolitik und schiebt nicht nur alles auf die Asylpolitik ...
Aber selbst wenn der Ludwig genauso einen Kurs fahren würde hätte er keine Stimmen von der FPÖ geholt, der Wählerkreis ist schon so davon überzeugt das jeder Ausländer besser behandelt wird als sie das es da gat keine andere Partei geben kann ...
Wenn ich mir Favoriten anschaue die von FPÖ komplett auf ÖVP geschwenkt sind dann versteh ich auch nicht ob die Leute überhaupt verstehen wen sie da wählen, keine Gemeindewohnung für nicht Deutschsprechende ist halt eine Ansage wenn man dann den Vermietervertreter wählt ...
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davebastard
Vinyl-Sammler
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Aber selbst wenn der Ludwig genauso einen Kurs fahren würde hätte er keine Stimmen von der FPÖ geholt, der Wählerkreis ist schon so davon überzeugt das jeder Ausländer besser behandelt wird als sie das es da gat keine andere Partei geben kann ... seh ich auch so, wenn man den sündenbock "ausländer" nicht bemüht sondern konstruktive vorschläge bringt gehen die leute wie jetzt eben dort hin wos "einfach" gehalten wird. in dem fall blümel... für was der sonst steht is wurscht
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Dune
Dark mode
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Blümel war der öffentlichen Meinung nach eher ein "trotz" als "wegen" Wahlmotiv... Was ich mir auch seeehr gut vorstellen kann.
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ccr
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q.e.d. "Sparen wir uns die konstruktiven Vorschläge, die Leute sind eh zu dumm um uns zu verstehen."
Dann halt bitte nicht wundern, wenn die "dummen" Leute denen zuströmen, die ihnen nicht ins Gesicht sagen, dass sie "dumm" sind. Blöd is halt, dass wir da nicht von 5%, sondern von 30% der Bevölkerung reden.
Aber lassen wir das, die Diskussion hat bisher hier im Forum zu nichts geführt, und wird auch in diesem Thread zu nichts führen.
Im Grunde funktioniert Deine moralische Erhöhung aber nach dem gleichen Prinzip der "einfachen Erklärung". Pfeif auf Ursachenforschung, pfeif auf Lösungswege, einfache Erklärung: die sind halt dumm und wir sind zu schlau.
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Dune
Dark mode
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Sprichst du gerade mich an?
Bearbeitet von Dune am 12.10.2020, 15:18
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ccr
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Nein, davebastard. Dein Beitrag war nicht da, als ich meine Antwort verfasst habe. Die "konstruktiven Vorschläge" sind 1:1 aus seinem Post übernommen, wieso sollte ich mich also auf Dich beziehen?
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davebastard
Vinyl-Sammler
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"Sparen wir uns die konstruktiven Vorschläge, die Leute sind eh zu dumm um uns zu verstehen." nein so seh ich das nicht, mag aber sein dass es von der spö so gesehen wird. ich glaube nicht dass man sich die konstruktiven bemühungen sparen sollte... stichwort: schulen, deutschkurse, kopftuch in schulen usw. ABER ich glaube nicht dass man damit viele der FPÖ/HC/Blümel-Wechselwähler abholt.
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Tosca
Here to stay
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Den meisten dieser Wählern geht es ja nicht um ein konkretes "Ausländer sind böse". Sondern hinter dieser Haltung verstecken sich ganz viele andere Sorgen und Ängste, und zwar im Wesentlichen genau jene Sorgen, die eigentlich das Kernthema der Sozialdemokratie sein sollten. Natürlich kann ich mich als studierter Gutverdiener mit sicherem Job in meine intellektuelle Bubble zurückziehen und bei einer Falafel am Karmelitermarkt laut tönen, dass das alles irrational ist. Aber wie es so schön heisst: Perception is Reality. Und da darf man sich nicht intellektuell drüberstellen und sagen: der rechte Rand und seine Irrationalitäten interessieren mich nicht.
Für Populisten, und da gehört für mich auch der Doskozil dazu, ist es einfach, die Schuld "den Ausländern" zuzuschieben, anstatt die wahren Problemen zu erforschen und Lösungen zu entwickeln. Zweiteres ist natürlich viel mehr Arbeit, aber dafür hätte die SPÖ ja in den letzten Jahren viel Zeit gehabt. Die SPÖ in Wien tut diesbezüglich eh mehr als die Bundespartei, wobei es zwischen den Wahlen auch eher ruhig ist, und erst kurz vor der Wahl dann wieder der große Aktionismus ausbricht. Ich stimme dir eigentlich völlig zu, aber ich sehe auch, dass das in der Praxis wirklich nicht so einfach ist. Es hat sich in Österreich eine ganz schlimme Allianz aus Rechtsparteien und dem Boulevard gebildet, die das ganze Integrationsthema völlig dominiert. Du kannst entweder konstruktive Vorschläge machen und damit bestenfalls ignoriert werden oder mit Nikolauspflicht, Deutsch für Gemeindebau usw. usf. ins fröhliche Schlammcatchen der Rechten einsteigen. Bei Variante 1 mobilisierst du niemanden, bei Variante 2 kannst du als SPÖ eigentlich nur verlieren, weil du der einzige mit irgendwelchen Niveau- und Anstandsgrenzen bist. Wenn du in der Regierung bist, kannst du natürlich einiges in dem Bereich machen, aber diejenigen die das gut finden sind entweder nicht wahlberechtigt oder wählen dich ohnehin schon.
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WONDERMIKE
Administratorkenough
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Wenn du in der Regierung bist, kannst du natürlich einiges in dem Bereich machen, aber diejenigen die das gut finden sind entweder nicht wahlberechtigt oder wählen dich ohnehin schon. Das ist halt auch so ein Punkt. Immer wenn ich höre, dass die SPÖ die Arbeiterschaft verloren hat denk ich mir, dass die Arbeiterschaft ja eigentlich nicht wahlberechtigt ist und sicher liebend gerne SPÖ wählen würde
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