So das sprengt jetzt den Rahmen, aber meine Gedanken dazu möchte ich noch los werden
@Dune-: Die Piloten erklären uns doch eh seit Jahren, dass sie in China und den Emiraten mit Geld überschüttet würden und nur mehr gnadenhalber in Europa fliegen
Dann sollen sie doch bitte nach China oder in den Sandkisten um dort einen A380 unter menschenfeindlichen Lebensbedingungen zu bedienen - viel Spaß denen!
Die AUA hat meiner Meinung nach ihre großen Probleme in den 90ern und 00ern aufgebaut. Das Management unter Ötsch war eine Katastrophe, der Betrieb wurde als Prestigeprojekt mit Aushängeschild geführt und sollte Österreich ins Rampenlicht stellen. Die Widebody-Flotte mit A332 und A343 war viel zu groß, es gab Destinationen wie Kapstadt die den Bedarfen einfach nicht gerecht waren. Hier wurden viele Entscheidungen getroffen, die einfach nicht wirtschaftlich waren und Umwelt war sowieso kein Thema.
In den 00ern hat sich dann massiv die Politik eingemischt und das Desaster nahm seinen Lauf. Als Lauda seine erste Airline an die Wand gefahren hat, hat die Regierung entschieden dass die AUA die Lauda unter ihre Fittiche nehmen muss. Das war eine völlige Katastrophe weil hier Produkt, Angebot und Bestände überhaupt nicht zusammengepasst haben. Lauda war auf Tourismus spezalisiert und hatte eine Boeingflotte mit teilweise exotischen Einzelstücken wie der B736, ein paar wenigen B737. Die B767 waren damals schon recht alte Mühlen, einzig die B777 hat irgendwie zur AUA gepasst. Aber die hatte damals schon eine recht moderne Airbus-Flotte. Man hatte nach dem Zusammenschluss eine Airline die unter 100 Flugzeuge besaß, dafür aber mehr als Typen (A319, A320, A321, A332, A343, B736, B737, B738, B763, B772, Dash8, CRJ2, F70, F100). Das ist kostentechnisch eine Katastrophe, sowohl von der Technik als auch von den Crews die notwendig sind so eine Schmetterlingssammlung zu betreiben.
Die Lufthansa hat seit sie eingestiegen ist sehr viel richtig gemacht. Der Zusammenschluss mit Tyrolean ging relativ problemlos, auch wenn es betrieblich ein paar Gemeinheiten bezüglich alten und neuen Verträgen bei den Mitarbeitern gab, ich denke so etwas lässt sich kaum vermeiden wenn man zu den Nachbarn schaut, wie es dort zugeht (Fragt mal in der LH-Group wie es den EWD Piloten im Vergleich zu EWE, GWI, LH und LHC geht. Die letzten drei haben den tollen alten KVT, bei den ersten drei möchte ich nicht arbeiten für das Geld und den Job. Aufstiegschance ist zur Zeit auch nicht vorhanden). Die Flotte wurde harmonisiert und modernisiert. Das Angebot ist besser geworden, der Osteuropa-Fokus ging auf, viele alte Prestige-Projekte wurden endlich gekippt. Und es ist wieder zu einem langsamen Wachstum gekommen.
[/OT off]
genau, und um eine Relation zu bekommen: es gibt doch die sogennannte Nahverkehrsmilliarde oder Öffi Milliarde. Wärs nicht sinnvoller gewesen daraus 2 Milliarden zu machen als eine Airline zu retten wos nur ums prestige geht, weil Arbeitsplätze und belebung der Wirtschaft hast durch ausbauen von Öffis auch. Nur wäre das Ganze wesentlich nachhaltiger.
Ich bin selbst als leidenschaftlicher Flieger für eine CO2- und Kerosinsteuer. Ich bin auch für den Ausbau der Öffis und des Nahverkehrs, ich sehe nicht ein warum unsere Infrastruktur teilweise sehr stark auf den privaten KFZ Gebrauch zugeschnitten ist. Ich glaube aber die AUA Rettung hat nichts direkt damit zu tun bzw. muss nicht direkt damit im Zusammenhang stehen.
Letztlich musste die Politik entscheiden ob der Betrieb und die Arbeitsplätze rettenswert sind oder nicht. Persönlich würde ich sagen eher schon, aber eben unter Auflagen. Ich hätte die Auflagen gerne härter gesehen und mir erhofft dass die LH mindestens mit 50% einsteigt, aber das war mit den letzten Geschäftszahlen der AUA vermutlich nicht drinnen.
Damit werde ich jetzt viel Hass auf mich ziehen, ich riskier's aber trotzdem das Thema anzuschneiden. Die Luftfahrt erzeugt nicht nur direkte sondern auch indirekte und induzierte Arbeitsplätze und wertet damit auch den Standort auf. Es gibt dazu sehr viele Studien, ich poste diesen Link das
BDLweil ich die Darstellung am Besten finde. Jeder stationierte Flieger hat erzeugt 30-120 direkte Arbeitsplätze für Besatzung und Technik. Da kommen dann noch Abfertigung, Bodenpersonal, Zoll, Sicherheit, Gastro, uswusf am Boden dazu. Dann hast wieder Touristen, die man ins Land zerrt die konsumieren, nehmen das Kulturangebot war und müssen auch irgendwo schlafen, essen und trinken. Für die Betriebe sind Flugangebote wichtig für Dienstreisen, Konferenzen, dass Angebote unterzeichnet werden und Aufträge überhaupt zustande kommen. Das alles ist im Wandel und wird nach Corona vielleicht ein bisschen anders aussehen als vorher (Gruselwort: Digitalisierung), aber völlig verschwinden und unwichtig sein wird es auch nicht. Wien hat z.B. für internationale Konzernsitze wesentlich bessere Karten als Bratislava, wegen den Anbindungen.
Natürlich fließt da wieder Lobby-Money in solche Thesen und nicht alles was glänzt ist Gold, aber ich denke im großen und ganzen hat das schon irgendwo seine Berechtigung. Ich finde also die Rettung geht schon in Ordnung, hätte aber natürlich besser sein können. Mit der Umweltpolitik hängt das für mich nur peripher zusammen, hier muss sowieso _SEHR_ viel passieren. Da stehen die Grünen mit ihren Ideen unter Druck die ÖVP zu überzeugen diese umzusetzen, aber das hängt für mich nicht direkt damit zusammen ob man diese Fluglinie erhalten will oder nicht.