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Gesetz her, oder wir machen dicht !

flying_teapot 04.02.2009 - 00:49 4960 46 Thread rating
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semteX

begehrt die rostschaufel
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warum ich das für gefährlich halte: klar, wenn die bude gut läuft, kann ma leicht zwangsverstaatlichen. Wo man jetzt genau die Kontrolle einsetzt, ist wieder relativ egal (auch wenn ich Kontrolle durch das Volk in nem Industriebetrieb für nicht richtig halte, wegen weitblick und "harten entscheidungen" wärs gewesn... aber in der Kathegorie (weitblick) haben ja "Manager" auch fesch versagt), das problem is nur: Wer macht die bude auf? wer bringt das startkapital? wer kauft die Hallen, die Maschinen, ...?

und warum ich venezuela fuer ein schlechtes beispiel halt: Wieso soll ich es gut finden, wenn mir als unternehmer meine eigene firma unterm hintern weg zwangsverstaatlicht wird?

und wegen korruption: alle sind korrupt, je kleiner die gruppe ist, desto schlimmer wirds.

schizo

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Zitat von semteX
warum ich das für gefährlich halte: klar, wenn die bude gut läuft, kann ma leicht zwangsverstaatlichen. Wo man jetzt genau die Kontrolle einsetzt, ist wieder relativ egal (auch wenn ich Kontrolle durch das Volk in nem Industriebetrieb für nicht richtig halte, wegen weitblick und "harten entscheidungen" wärs gewesn... aber in der Kathegorie (weitblick) haben ja "Manager" auch fesch versagt), das problem is nur: Wer macht die bude auf? wer bringt das startkapital? wer kauft die Hallen, die Maschinen, ...?

und warum ich venezuela fuer ein schlechtes beispiel halt: Wieso soll ich es gut finden, wenn mir als unternehmer meine eigene firma unterm hintern weg zwangsverstaatlicht wird?

und wegen korruption: alle sind korrupt, je kleiner die gruppe ist, desto schlimmer wirds.

Imho ist es nicht egal, von wo die Kontrolle kommt. Wie du selbst sagst wird eine Gruppe, je kleiner sie ist leichter korrupt. Deswegen ists ja grad wichtig, dass ide Kontrolle von einer möglichst großen Gruppe kommt, die über Hintergründe von Prozessen und Abläufen bescheid weiß, um möglichst großen Druck ausüben zu können und nicht ev. irgendwas im Hinterzimmer unter 4 Augen absprechen zu können.

Bzgl. Weitblick und harten Entscheidungen: Ich bin für eine Führung. Diese sollte allerdings nicht aus einzelnen Personen bestehen, sondern aus größeren Gruppen, welche eher einen Vernünftigen Entschluss demokratisch treffen können. In Zeiten von mobiler Kommunikation sollte das technisch kein Problem darstellen. Außerdem ist hier wieder wichtig, dass die Belegschaft über die Handlungen informiert wird und diese nachvollziehen kann. So können auch Menschen, welche direkt in der Produktion o.Ä. eingebunden und kann ev. sogar Verbesserungen aus der Praxis einbringen, bzw. falls grobe Fehlentscheidungen getroffen wurden diese zur Diskussion stellen und im schlimmsten Fall ein Abwahlreferendum ab einer gewissen Anzahl von Befürwortern einleiten lassen.

Ich halte es aber für sehr wichtig, dass solche Betriebe im Staatsbesitz sind, dieser die Finanzen zur Verfügung stellen muss bzw Gewinne einstreift und der Führung der Betriebe (sowie Politiker) nur mit FacharbeiterInnenlohn bezahlt werden. So kann keine Abgehobene Führungsschicht entstehen, welche sich selbst bereichern kann, während andere Menschen schlecht bezahlt werden und ev. sogar trotz Vollzeitjob unter der Armutsgrenze lebt.

Die Zwangsverstaatlichungen in Venezuela sind geschehen, weil Chavez eines Morgens beim Frühstück auf die Idee gekommen ist, dass er Invepal verstaatlichen könnte, weil ihm das Papier, dass dort produziert wurde nicht gefallen hat.
Chavez hat sich selbst, als er 1998 zur Wahl angetreten ist sich selbst als venezuelanischen Tony Blair bezeichnet und wollte die Wirtschaft nach Britischem Vorbild ankurbeln. 1999 wurde für eine neue Verfassung abgestimmt und 2000 leitete Chavez auf Basis dieser Neuwahlen ein, wo er mit 60% der Stimmen bestätigt wurde.
Ende 2000 hat er ein Referendum in der Gewerkschaft durchführen lassen, bei dem die Gewerkschaftsfunktionäre von Gewerkschaftsmitgliedern neu gewählt werden sollten. Als das Referendum durchgegangen ist hat die andere Großpartei Acción Democrática ein Amtsenthebungsverfahren einleiten (welches übrigens erst durch die neue Verfassung ermöglicht wurde), welches allerdings gescheitert ist.
Daraufhin hat sich ein Bündniss zwischen Kirche, Wirtschaftsverbänden, der AD und CTV (dem damals weitaus größten Medienkonzerns Venezuelas) gebildet, welche zum Streik aufgerufen haben, welcher als Ziel hatte Chavez Rücktritt zu erzwingen.
Die Demo änderte am 3. Tag ihre Demoroute und steuerte auf den Regierungspalast zu. Hier wurden Berichte auf CTV gesendet, laut welchen Anhänger Chavez die oppositionelle Demo angegriffen haben. Zufällig war zu der Zeit gerade ein europäisches Fernsehteam in Venezuela, welches eine Doku über die Vorgänge in Venezuela drehen wollte, woraus ein Bericht von der anderen Seite wurde.
Einen Tag darauf wurde geputscht und Chavez wurde am Abend dem Amt enthoben und in Gewahrsam genommen.
In der Doku kommt hervor, wie sich die USA in dieser Situation verhalten hat und wie die CTV Fernsehberichte zum Putsch beigetragen haben.
Die Nachricht, dass Chavez geputscht wurde hat sich ziemlich schnell verbreitet und Menschentrauben sind vor den Regierungspalast geströmt. Kräfte im Militär (welches in Venezuela eine starke Verankerung in der Bevölkerung hat) haben sich gegen den Putsch gestellt und Chavez wieder in sein Amt gehoben. Der putschistische Interimspräsident Carmona hat sich daraufhin in die USA abgesetzt.

Nachdem Chavez weder demokratisch noch putschistisch seines Amtes enthoben werde konnte entschlossen sich mehrere Firmen ihre Fabriken zu schließen und ins Ausland zu gehen und die venezuelanische Wirtschaft so zu boykottieren. Dabei kam es zu Fabriksbesetzungen, bei denen ArbeiterInnen den Abtransport der Maschinen verhindert hat und die Produktion wieder aufgenommen wurde.
Eine dieser Fabriken war Invepal, die Papierfabrik, von welcher Anfangs die Rede war. Die Fabrik wurde von 2002 bis 2005 von der Belegschaft verwaltet und profitabel weitergeführt. Erst 2005 hat Chavez ein Dekret verabschiedet, laut welchem mehrere Fabriken verstaatlicht werden sollten.
Die Verstaatlichungen kamen aus der Notwendigkeit heraus diese Schritte zu gehen oder die Bewegung verfallen zu lassen. Ohne den Druck der Bevölkerung hätte Chavez nie diese Schritte in die Wege geleitet.

Genau deswegen halte ich Venezuela auch in dem Thread für ein wichtiges Beispiel, da es eben eine Alternative aufzeigt, wenn ein Betrieb solche Drohungen stellt.
Meine Überzeugung kommt nicht daher, weil mir abends fad ist und ich vor mich hinseniere, sondern weil ich seh, dass solche Entwicklungen möglich sind und Marxismus nicht bloß eine graue Theorie ist, welche in der Ära Stalins den größten Verrat erfahren hat.

semteX

begehrt die rostschaufel
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naja, da beißt sich aber die katze in den schweif... wie groß soll die führung sein? Machst sie zu klein, hast du nix geändert, machst sie zu gross kannst das ganze im prinzip auch gleich bleiben lassen, weil ma sich gegenseitig blockiert. Und völlig richtig, die Mitarbeiter haben meist ahnung. Von den internen Abläufen. Ein Mitarbeiter kann dir sagen, wo du beim Prozess X noch 3 Minuten rausholen kannst oder, dass der Schreibtisch, auf dem die Leute sitzen, so ein mist ist, dass sehr viel krankenstand durch rückenprobleme zusammen kommt. Aber kann dir ein Mitarbeiter auch sagen, ob es gscheit ist, zu expandiern? Kann er dir sagen, ob jetzt wirklich 50 Mitarbeiter rausgeworfn werden müssen? Aber dafür hamma ja die Führung des Unternehmens...

Welche allerdings von den Mitarbeitern vor die Tür gesetzt werden kann... somit ist deren Handlungsfreiraum extrem eingeschränkt weil sie dauernd angst haben müssen, dass sie bei der nächsten unpopulären entscheidung raus sind... Und die leute zu "motiviern" ist in dem fall kein problem, man nehme ein Megafon, verteile flugzettel, mal den teufel an die Wand und beschimpfe die Führung als moralisch korrupten Lügnerhaufen. Leute lassen sich wahnsinnig gerne manipuliern. Wo genau jetzt die Motivation sein soll, dass ich mich als Chef hinstell und im besten fall auf der Straße mit nem Kuchen bewerfen lass, wenns ned mal "mehr" geld gibt, ist halt auch wieder so ne sache... ich weiß ned.

Außerdem trau ich dem Staat ned zu, planwirtschaft (auf das rennts ja raus, der staat macht firmen auf von denen er glaubt, dass sie gewinn machen und was bringen) effizient zu betreiben. Schon allein deshalb nicht, weil es imho unmöglich ist, von einem einzigen standpunkt aus das komplette Angebot / Nachfrage System zu überblicken. Das kann noch bei "simplen" bereichen wie Betonwerk, Straßenbau, Sägewerke, Baufirmen funktioniern, wenn ma aber dann zu so sachn kommen wie High Tech, etc. seh ich schwarz...

Der letzte punkt, der mich an der ganzen Sache mit großem abstand am meisten nervt ist die "selbstverwirklichung".

Ich studier also 5 Jahre Software Engineering, hab ne super Idee, und tu dann was? Soll ich beim Staat vorsprechen gehen "du lieber staat, ich hätt da ne super idee gehabt, ah, magst ma ned a firma mit mir als angestellten aufmachn?"

Wenn ich selbst ne Bude aufmach (wär das in dem System dann eigentlich vorgesehen?) mit 3 Programmierern, dann wirds ja eher keinen jucken... wenn die Firma dann aber gut rennt und expandiert lauf ich ständig gefahr, dass mir der Staat meine Bude wegnimmt und verstaatlicht

und das kanns ja bitte ned sein...

Venezuela nach den paar jahren und dem "ausmaß" würd ich btw ned als "prototyp, funktioniert!" sehen... wie kapital die letzte planwirtschaft versagt hat, wurde ja erst bedeutend später ersichtlich...

klar, die idee ist gut nett schön und fein. Allerdings fällts für mich in die selbe Kathegorie wie Star Trek, wo kein geld sondern nur noch selbstverwirklichung zählt... schön aber in der realität ziemlich buggy

schizo

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Wie groß die Führung sein soll hängt von der Größe des Unternehmens ab. Bei einer Hausnummer von 500 Mitarbeitern könnte ein Schlüssel von 5% realistisch sein. Welche Modelle hier am produktivsten sind müsste jedoch ausprobiert werden.
Die Mitarbeiter haben Ahnung von internen Abläufen, weil sie damit täglich konfrontiert sind. Da das Wissen, welche Beträge in Geschäftsbüchern stehen im jetzigen System beim Gehalt des nächsten Mitarbeiters zu Ende ist (insofern die Löhne nicht gleich dem unteren Ende des KVs entsprechen), das Gehalt der nächsthöheren Person ein Tabu und die Managementgehälter ein gut gehütetes Geheimnis ist und Forschungs- und Infrastrukturausgaben niemanden zu interessieren haben ist es unmöglich dieses Wissen aufzubauen.
Darum halte ich auch die Öffnung der Geschäftsbücher für eine wichtige Forderung, da nur so dieses Wissen erlangt werden kann.

Im jetzigen System ist der Hauptgrund für Entlassungen die Konkurrenzfähigkeit. Die größten Massenentlassungen gibt es momentan bei Intel, Nokia hat erst vor 1-2 Jahren viele Mitarbeiter entlassen, bei Siemens PSE dürfen auch ständig Mitarbeiter gehen. Diese Entlassungen haben Gemein, dass trotz Profiten in den betroffenen Sparten Mitarbeiter vor die Tür gesetzt werden, da nicht genug Gewinne geschrieben werden.
Bei diesen Entlassungen wirst du recht haben. Hier dürfte es kein so großes Problem sein Mitarbeiter zu Kampfmaßnahmen zu mobilisieren.
Wenn allerdings die Entlassungen berechtigt sind, wenn diese aufgrund einer überholten Produktsparte erfolgen und dies glaubhaft gemacht werden kann (Stichwort "Öffnung der Geschäftsbücher") wird bei einem existierenden Sozialsystem der Wiederstand schwerer aufzubauen sein. Vor allem, wenn die Führung kein abgehobenes Gremium ist, welches nicht mit den _KollegInnen_ in Kontakt steht, sondern durch Privilegien das Empfinden für deren täglichen Alltag verloren hat fallen mehrere Angriffspunkte weg.

Ja, Menschen sind manipulierbar, dies ist im momentanen System sehr gut zu beobachten. Aber sie sind nicht dumm. In Venezuela hat die Opposition parlamentarisch und außerparlamentarisch versucht Chavez zu stürzen. Es wurde dafür eine Medienmaschinerie in Gang gesetzt, die den staatlichen Rundfunk über ein zehnfaches überboten hat. Es wurden durch Firmenschließungen die Wirtschaft sabotiert, um eine Mangelgesellschaft zu suggerieren, welche laut kapitalistischen Theologen umungänglich ist.
Doch die Bevölkerung hat diese Lügen nicht abgekauft, sondern selbst die Wirtschaft am laufen gehalten. Die eigenen Erfahrungen haben sie in Ihrer Überzeugung gefestigt. Wenn das kein Beweis für die Standhaftigkeit sein soll weiß ich auch nicht mehr weiter.

Was ist Planwirschaft? Wikipedia sagt dazu folgendes:
Zitat
Der Begriff Zentralverwaltungswirtschaft (auch Zentralplanwirtschaft oder Planwirtschaft) bezeichnet eine Wirtschaftsordnung, in der wesentliche Allokationsentscheidungen von einer Verwaltungsinstanz zentral getroffen werden. Die seit dem 18. Jahrhundert entstandenen Konzepte einer solchen, stehen im Gegensatz zur Marktwirtschaft, wo die Entscheidungsfindungen dezentral allen am Markt teilnehmenden Personen obliegen. Der Begriff Planwirtschaft gilt zumindest im deutschsprachigen Raum als missverständlich, da auch in der Marktwirtschaft, etwa bei der Unternehmensplanung, geplant wird.

Ich würde den Begriff nicht als "missverständlich" ansehen, sondern als Tatsache, dass es für große Firmen unumgänglich ist 5 Jahrespläne, wenn nicht sogar 10 Jahrespläne zu erstellen, um gut wirtschaften zu können. In einer Firma ist der Vorteil, dass der Plan von der Führung nur für die betroffene Branche erstellt werden muss und daher leichter zu kalkulieren ist. Dieser Plan wird aber _genau wie in der UdSSR_ von oben nach unten hin erstellt und als Soll angesehen. Ich halte dieses Soll für einen entscheidenden Fehler.
Wie du selbst sagst hat die Belegschaft eines Unternehmens Ahnung von internen Abläufen. Gerade deshalb ist es wichtig, diese über den Plan abstimmen zu lassen, da sie die Erfahrung haben, ob das Verlange überhaupt möglich ist, bzw. ob nicht ein effizienterer Weg eingeschlagen werden kann.
Daraus entsteht natürlich die Notwendigkeit einer Branchenspezifischeren Planung als sie in der UdSSR vorhanden war, welche aber dennoch zentral verwaltet werden muss.
In den Anfangszeiten der (zur Entstehungsphase viel weiter rückständigen) UdSSR brachte die Planwirtschaft ein Wirtschaftswachstum, welches dem des Westens um ein 10-20faches überlegen war. Dieses Wirtschaftswachstum brach zusammen, da der Response der Bevölkerung nicht in die Planung miteinbezogen wurde. Dadurch entstand auch die Knappheit an Produkten, welche über die Grundbedürfnisse hinausgingen und eher für privilegierte Schichten erhältlich waren.
Im Gegensatz dazu hast du im Kapitalismus eine Überproduktion, wo teilweise der größte Schrott, bzw. aufgrund der herrschenden Konkurrenz ein Überschuss von vernünftigen Produkten auf den Markt geworfen wird und Firmen deswegen nicht bestehen können. Die Ressourcen (sowohl menschliche als auch materielle) der Überproduktion können durch vernünftig geführte Planwirtschaft dazu verwendet werden die Mangelgesellschaft der UdSSR auszugleichen. Dafür ist jedoch ein Kanal von Nöten, um die Bedürfnisse der Bevölkerung an die Planungsgremien weitergeben zu können.

Gerade im technologischen Bereich seh ich einen großen Vorteil des Kommunismus und kollektivem Eigentum. Ich nehm am besten gleich dein Beispiel zur Erklärung her (bitte die Realisierung als Idee auffassen, welche gerne verbessert werden darf):
Du wendest dich mit deiner Idee an ein Planungsgremium für IT und bringst deine Idee vor. Wird die Idee für gut befunden (eventuell könnte man bei Ablehnung eine gewisse Anzahl von Unterschriften vorlegen, dass der Wunsch nach dem Programm besteht) werden dir die benötigten Ressourcen in einer großen Softwarebude zur Verfügung gestellt, wo du auf die vorhandene Infrastruktur zurückgreifen kannst und dir freie Arbeitskräfte zur Seite gestellt werden. Zusammen mit einer open source Software oder gar einer GPL stehen hier Türen offen, die im jetzigen System verschlossen sind. Ich kann mir gut vorstellen, dass in so einem System kleine Softwareschmieden verschwinden würden, dafür aber auf Projektbasis in größeren Werken, in denen die Infrastruktur bereits vorhanden und kollektiv genutzt werden kann aufgehen. Dies hätte auch den Vorteil zum jetzigen System, wenn du zwar die Idee, aber aufgrund deiner sozialen Lage nicht die nötigen Mittel besitzt die Idee zu verwirklichen. Und das ohne der Gefahr Geld in eine Bude zu stecken, du dann enteignet wirst und mit nichts dastehst. Außerdem hast du so keine Gefahr dass du im Falle des Scheiterns mit nichts dastehst und deine privaten Investitionen weg sind.

Nachdem Venezuela nach wie vor ein kapitalistisches Land ist, das noch dazu wirtschaftlich ziemlich allein dasteht bezeichne ich es auch nicht als "Prototyp, funktioniert!". Jedoch hat Marx die Ansätze und Prozesse, die dort momentan vorgehen schon vor 150 Jahren vorhergesagt. Und das diese Ansätze Früchte tragen stimmt mich positiv zur Idee des Kommunismus.
Da wir in einer Zeit geboren sind, in der der Kapitalismus mit all seinen Verstrickungen so ausgeprägt wie noch nie vorhanden ist haben wir alle (ja, auch ich) die kapitalistische Denkweise inne, welche uns in einem gewissen Käfig gefangen hält. Das ist nur allzu normal und war beim Übergang vom Feudalismus zum Kapitalismus (und der dazugehörigen Demokratie) genau das selbe. Oder glaubst du, dass Landsherren dem gemeinen Pöbel zugetraut hätten, dass sie die Entscheidung treffen können, in welche Richtung die Regierung die nächsten Jahre lang gehen soll. Genau die selben Argumente, dass ein solches System nicht funktionieren kann, weil die gemeinen Menschen nicht das Wissen besäßen ihre Zukunft zu bestimmen sind damals gegen bürgerliche Revolutionäre vorgebracht worden. Dass diese Argumente damals falsch waren lernt in Österreich jedes Kind im Geschichtsunterricht der 3. Klasse.

Aber da du meine Ideen ablehnst würde es mich interessieren, welche Alternativen du mir gegen solche Drohungen, wie sie Nokia vorbringt anbieten kannst. Darin, dass es nicht sein kann, dass Unternehmen mit solchen Forderungen den Staat erpressen und Gesetze schaffen stimmen wir hoffentlich überein.

semteX

begehrt die rostschaufel
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Zitat von schizo
Wie groß die Führung sein soll hängt von der Größe des Unternehmens ab. Bei einer Hausnummer von 500 Mitarbeitern könnte ein Schlüssel von 5% realistisch sein. Welche Modelle hier am produktivsten sind müsste jedoch ausprobiert werden.
bei 500 leuten also 25 völlig gleichberechtigte personen an der Spitze? Ich kann mir beim besten willen ned vorstellen, wie dieser "moloch" beweglich bleiben soll.

Zitat
Die Mitarbeiter haben Ahnung von internen Abläufen, weil sie damit täglich konfrontiert sind. Da das Wissen, welche Beträge in Geschäftsbüchern stehen im jetzigen System beim Gehalt des nächsten Mitarbeiters zu Ende ist (insofern die Löhne nicht gleich dem unteren Ende des KVs entsprechen), das Gehalt der nächsthöheren Person ein Tabu und die Managementgehälter ein gut gehütetes Geheimnis ist und Forschungs- und Infrastrukturausgaben niemanden zu interessieren haben ist es unmöglich dieses Wissen aufzubauen.
Darum halte ich auch die Öffnung der Geschäftsbücher für eine wichtige Forderung, da nur so dieses Wissen erlangt werden kann.
Öffnung der Bücher ist in der Theorie nett, in der Praxis führt es leider aber nur zu leicht zu neid und missgunst... zwischen personen, zwischen abteilungen, ...

Zitat
Im jetzigen System ist der Hauptgrund für Entlassungen die Konkurrenzfähigkeit. Die größten Massenentlassungen gibt es momentan bei Intel, Nokia hat erst vor 1-2 Jahren viele Mitarbeiter entlassen, bei Siemens PSE dürfen auch ständig Mitarbeiter gehen. Diese Entlassungen haben Gemein, dass trotz Profiten in den betroffenen Sparten Mitarbeiter vor die Tür gesetzt werden, da nicht genug Gewinne geschrieben werden.
Das problem an dem ganzen ist: Nur weil die Firma heute noch nen (stark verringerten) Gewinn schreibt, ist noch lange nicht "alles in butter". Grad so riesen firmen haben nen wenderadius wie ein öltanker. wenn man zu lang zuschaut und zu spät gegensteuert pickt ma am nächsten eisberg und dann geht die komplette bude unter.

Zitat
Bei diesen Entlassungen wirst du recht haben. Hier dürfte es kein so großes Problem sein Mitarbeiter zu Kampfmaßnahmen zu mobilisieren.
Wenn allerdings die Entlassungen berechtigt sind, wenn diese aufgrund einer überholten Produktsparte erfolgen und dies glaubhaft gemacht werden kann (Stichwort "Öffnung der Geschäftsbücher") wird bei einem existierenden Sozialsystem der Wiederstand schwerer aufzubauen sein. Vor allem, wenn die Führung kein abgehobenes Gremium ist, welches nicht mit den _Kollegen_ in Kontakt steht, sondern durch Privilegien das Empfinden für deren täglichen Alltag verloren hat fallen mehrere Angriffspunkte weg.

Ja, aber auch wenn die die Bücher öffnest, die Zahlen kann jeder so interpretiern, wie er will... Auch hat ein Problem ja meist ned 1 Ursache sondern a komplexe verflechtung von Ursachen... bzw es gibt mehrere Erklärungen für das selbe Problem.

Zitat
Ja, Menschen sind manipulierbar, dies ist im momentanen System sehr gut zu beobachten. Aber sie sind nicht dumm. In Venezuela hat die Opposition parlamentarisch und außerparlamentarisch versucht Chavez zu stürzen. Es wurde dafür eine Medienmaschinerie in Gang gesetzt, die den staatlichen Rundfunk über ein zehnfaches überboten hat. Es wurden durch Firmenschließungen die Wirtschaft sabotiert, um eine Mangelgesellschaft zu suggerieren, welche laut kapitalistischen Theologen umungänglich ist.
Doch die Bevölkerung hat diese Lügen nicht abgekauft, sondern selbst die Wirtschaft am laufen gehalten. Die eigenen Erfahrungen haben sie in Ihrer Überzeugung gefestigt. Wenn das kein Beweis für die Standhaftigkeit sein soll weiß ich auch nicht mehr weiter.

Was ist Planwirschaft? Wikipedia sagt dazu folgendes:

Ich würde den Begriff nicht als "missverständlich" ansehen, sondern als Tatsache, dass es für große Firmen unumgänglich ist 5 Jahrespläne, wenn nicht sogar 10 Jahrespläne zu erstellen, um gut wirtschaften zu können. In einer Firma ist der Vorteil, dass der Plan von der Führung nur für die betroffene Branche erstellt werden muss und daher leichter zu kalkulieren ist. Dieser Plan wird aber _genau wie in der UdSSR_ von oben nach unten hin erstellt und als Soll angesehen. Ich halte dieses Soll für einen entscheidenden Fehler.
die frage, den putsch betreffend ist: Wieviel war da die Person Chavez? Wenn Obama morgen geputscht werden würde, wär in amerika auch die hölle los. beim bush wär die durchschnittsreaktion "gut, dass es vorbei ist" gewesn...

Ohne Mittel- und Langfristige planung geht nirgends was, da simma uns eh einig.

Zitat
Wie du selbst sagst hat die Belegschaft eines Unternehmens Ahnung von internen Abläufen. Gerade deshalb ist es wichtig, diese über den Plan abstimmen zu lassen, da sie die Erfahrung haben, ob das Verlange überhaupt möglich ist, bzw. ob nicht ein effizienterer Weg eingeschlagen werden kann.
Wie gesagt, für "unmittelbare" prozesse: klar, da können mitarbeiter super mitreden. Aber auf lange distanz gesehen, "big picture" mäßig (also die komplette firma betreffend, ned nur den einzelnen Prozess)... ich denke die wenigsten haben hier den Überblick und durchblick, um abschätzen zu können, ob die Entscheidung der Führung jetzt gut oder schlecht war.

Zitat
Daraus entsteht natürlich die Notwendigkeit einer Branchenspezifischeren Planung als sie in der UdSSR vorhanden war, welche aber dennoch zentral verwaltet werden muss.
In den Anfangszeiten der (zur Entstehungsphase viel weiter rückständigen) UdSSR brachte die Planwirtschaft ein Wirtschaftswachstum, welches dem des Westens um ein 10-20faches überlegen war. Dieses Wirtschaftswachstum brach zusammen, da der Response der Bevölkerung nicht in die Planung miteinbezogen wurde. Dadurch entstand auch die Knappheit an Produkten, welche über die Grundbedürfnisse hinausgingen und eher für privilegierte Schichten erhältlich waren.
Im Gegensatz dazu hast du im Kapitalismus eine Überproduktion, wo teilweise der größte Schrott, bzw. aufgrund der herrschenden Konkurrenz ein Überschuss von vernünftigen Produkten auf den Markt geworfen wird und Firmen deswegen nicht bestehen können. Die Ressourcen (sowohl menschliche als auch materielle) der Überproduktion können durch vernünftig geführte Planwirtschaft dazu verwendet werden die Mangelgesellschaft der UdSSR auszugleichen. Dafür ist jedoch ein Kanal von Nöten, um die Bedürfnisse der Bevölkerung an die Planungsgremien weitergeben zu können.
Hier bin ich zu wenig sattelfest, was Fakten betrifft, um mich qualifiziert äußern zu können.

Zitat
Gerade im technologischen Bereich seh ich einen großen Vorteil des Kommunismus und kollektivem Eigentum. Ich nehm am besten gleich dein Beispiel zur Erklärung her (bitte die Realisierung als Idee auffassen, welche gerne verbessert werden darf):
Du wendest dich mit deiner Idee an ein Planungsgremium für IT und bringst deine Idee vor. Wird die Idee für gut befunden (eventuell könnte man bei Ablehnung eine gewisse Anzahl von Unterschriften vorlegen, dass der Wunsch nach dem Programm besteht) werden dir die benötigten Ressourcen in einer großen Softwarebude zur Verfügung gestellt, wo du auf die vorhandene Infrastruktur zurückgreifen kannst und dir freie Arbeitskräfte zur Seite gestellt werden. Zusammen mit einer open source Software oder gar einer GPL stehen hier Türen offen, die im jetzigen System verschlossen sind. Ich kann mir gut vorstellen, dass in so einem System kleine Softwareschmieden verschwinden würden, dafür aber auf Projektbasis in größeren Werken, in denen die Infrastruktur bereits vorhanden und kollektiv genutzt werden kann aufgehen. Dies hätte auch den Vorteil zum jetzigen System, wenn du zwar die Idee, aber aufgrund deiner sozialen Lage nicht die nötigen Mittel besitzt die Idee zu verwirklichen. Und das ohne der Gefahr Geld in eine Bude zu stecken, du dann enteignet wirst und mit nichts dastehst. Außerdem hast du so keine Gefahr dass du im Falle des Scheiterns mit nichts dastehst und deine privaten Investitionen weg sind.
Schonmal der erste punkt: Wer schätzt meine Idee ein? Beispiel: Facebook bzw. so ziemlich jeder andere web2.0 spass: Das sind allesamt ideen, welche, als sie geboren wurden, von 98% als "wen interessiert so ein *******?" abgetan wurden. Ich denke ned, dass eine der Ideen eine Komission überlebt hätte. wenn ich mir anschau, in welchen nieschen teilweise Freunde und bekannte von mir Arbeiten (und sehr gutes geld damit machen), dann ist für mich schwer vorstellbar, dass diese Ideen jemals das licht der welt erblickt hätten, wenn andere darüber entschieden hätten, obs ne gute idee ist oder nicht.

Weiters ist die ressource "programmierer" ned unbegrenzt vorhanden. Wenn also meine Idee durchgeht und ich in die Firma komm, muss ich mal hoffn, dass da im moment überhaupt welche frei sind. Im realen leben wär das alles ned so tragisch, entweder ich werb ein paar ab oder ich begeistere 2-3 kollegen dafür und beteilig die am Gewinn. Das nächste ist: Wer sagt, dass die leute, die mir dann zugeteilt werden, gut sind? Es sind schon so viele Projekte durch Defizite in der Planung und ausführung (also einfach Programmierskill) schief gegangen...

Fassen wir zusammen: Pro: ich kann meine idee umsetzen, ohne selbst Geld in die Hand nehmen zu müssen
Contra: Die Chance, dass ich meine Idee jemals umsetzen kann ist... nunja... begrenzt... und selbst wenn ich grünes licht bekomm, die Chance, dass ich hochqualifizierte Mitarbeiter zugeteilt bekomme ist begrenzt...

Zitat
Nachdem Venezuela nach wie vor ein kapitalistisches Land ist, das noch dazu wirtschaftlich ziemlich allein dasteht bezeichne ich es auch nicht als "Prototyp, funktioniert!". Jedoch hat Marx die Ansätze und Prozesse, die dort momentan vorgehen schon vor 150 Jahren vorhergesagt. Und das diese Ansätze Früchte tragen stimmt mich positiv zur Idee des Kommunismus.
Da wir in einer Zeit geboren sind, in der der Kapitalismus mit all seinen Verstrickungen so ausgeprägt wie noch nie vorhanden ist haben wir alle (ja, auch ich) die kapitalistische Denkweise inne, welche uns in einem gewissen Käfig gefangen hält. Das ist nur allzu normal und war beim Übergang vom Feudalismus zum Kapitalismus (und der dazugehörigen Demokratie) genau das selbe. Oder glaubst du, dass Landsherren dem gemeinen Pöbel zugetraut hätten, dass sie die Entscheidung treffen können, in welche Richtung die Regierung die nächsten Jahre lang gehen soll. Genau die selben Argumente, dass ein solches System nicht funktionieren kann, weil die gemeinen Menschen nicht das Wissen besäßen ihre Zukunft zu bestimmen sind damals gegen bürgerliche Revolutionäre vorgebracht worden. Dass diese Argumente damals falsch waren lernt in Österreich jedes Kind im Geschichtsunterricht der 3. Klasse.
Naja, Venezuela schneidet ja am Öl noch fleissig mit, von daher is das schomal "kein typischer" staat. Keine Frage, der Kapitalismus und seine Auswüchse sind mittlerweile jenseits von gut und böse, die Bankenkriese zeigt rechte recht schön, welche Perversion das ganze mittlerweile angenommen hat.

Die Demokratie als Positivbeispiel zu bringen halt ich persönlich für unrichtig, bei jeder Wahl der selbe *******. Die Parteien machen Versprechen, Strache schreit mal "DAHAM STATT ISLAM" durchn Saal und die Leute jubeln und wählen weiterhin den mit der größten Klappe. Harte Reformen traut sich keiner mehr auch nur anzusprechn, weils nem politischem Selbstmord gleicht und der Durchschnittswähler is deppat genug um in 6 Monaten Wahlkampf alles zu vergessen, was in den letzten 4 Jahren so schief gelaufen ist.

Die Demokratie ist in meinen Augen eine Regierungsform, die von "perfekt" kilometerweit entfernt ist. die "direkte" Mitbestimmung ist unterm strich lächerlich, da wählen wir neu weil rot/schwarz fuern hugo ist und was mach ma wieder? rot / schwarz. Leider Gottes ist sie die beste Regierungsform, die wir bisher hatten. Wobei ich mal gern ne richtige Technokratie sehen würde, was die leisten könnte.

Zitat
Aber da du meine Ideen ablehnst würde es mich interessieren, welche Alternativen du mir gegen solche Drohungen, wie sie Nokia vorbringt anbieten kannst. Darin, dass es nicht sein kann, dass Unternehmen mit solchen Forderungen den Staat erpressen und Gesetze schaffen stimmen wir hoffentlich überein.
Klar, dein Ansatz wuerd in ner perfekten gesellschaft sicher ausgezeichnet funktioniern.

- alle menschen sind gut gebildet
- alle menschen haben den drang sich zu informieren, selbst ein bild zu machen
- alle menschen sind gleich.

und hier sind wir kilometerweit von der realität entfernt. Viele "typische" Arbeiter sind am Ende des Tages froh, wenns aus der Hackn heim kommen, von dem ganzen mist nix mehr hören müssn und sich vorm Fernseher gmütlich a bier aufmachn können (und ja, natürlich gibts Ausnahmen). Die wollen nen gemütlichen Abend daheim mit der Familie und den Kindern verbringen... und ned 200 Seiten Geschäftsbericht analysiern, ob die aktuelle Führung jetzt Schuld ist, dass da Werner von nebenan seine Arbeit verloren hat. Und das ist komplett OK und verständlich. Und das wichtigste ist: Alle Menschen sind nicht gleich. Jeder strebt nach Individualität (und mehr :D). Ich will mal a schönes haus, eventuell mit kleinem Teich davor, einen Hund der deppat in der Gegend herum liegt und 2 (ein gscheit sinnloses zum Spass haben, eines fürn normalen betrieb) Autos in der Garage (dazu noch nette freunde + frau, also rein materialistisch bin a ned veranlagt ;))

Ich will ned wissn was passiert, wenn du leuten diesen Antrieb nimmst (klar, selbstverwirklichung ist was schönes, aber ob das echt 80h / Woche Arbeit rechtfertigt?)

in so nem fall würd ich mal schaun: ist der vorschlag wirklich so skandalös / dämlich? Wenn ja, würd ich versuchen alternativen zu erarbeiten (solche vorschläge kommen ja ned, weils deppat sind, sondern weil es nen anlassfall gegeben haben dürfte)... wenn dann noch immer keine lösung in sicht ist würd ich auf konfrontationskurs gehen im sinne von "die konkurenz freut sich über die freiwerdenden mitarbeiter von euch..."

flying_teapot

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*ignore* semtex/schizo fachromane ...

:)

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ja, klassischer fall von too long, didn't read, das ist uns klar :D

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ihr brauchts beide dringend a freundin oder a neue konsole :p:D

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Coole Diskussion, mal zur Abwechslung ohne Flames! *thumbsup*

Ich finde sowohl die Ideen von shizo interessant, als auch die Einwände von semteX nicht unrelevant. Ich denke jedoch, dass weder die reine (freie) Marktwirtschaft, noch ein marxistisches System dauerhaft funktionieren können. Eine "Lösung" müsste irgendwo in der Mitte zu finden sein, die Elemente von beiden Seiten einbindet.

Worauf shizo denke ich hinaus will ist, dass mehr Mitbestimmung "von unten" dringend Notwendig ist. Die Vergangenheit hat auch schon mehrfach gezeigt, dass mehr Möglichkeiten der Mitbestimmung zu mehr Interesse bei den Betroffenen führen. Der Einwand, dass der 0815 Arbeiter ja sowieso kein Interesse daran hat, wird dadurch entkräftet. Sicher gibt es welche mit einer "ma wuarscht"-Einstellung, aber viele sitzen nur deshalb mit dem Bier am Abend vor der Flimmerkiste aufgrund einer gewissen Resignation, da sie das Gefühl haben eh nichts ändern zu können.

Und noch als Bemerkung zu "25 gleichberechtigte Arbeiter können niemals in der Lage sein eine Firma zu führen":
1) Wer sagt, dass es einzelne oder wenige "Manager" besser können? Ich dachte eigentlich spätestens die letzten Monate sollten allen gezeigt haben, das genau das NICHT der Fall ist und viele Manager ausschließlich für den eigenen Profit arbeiten und nicht im Interesse der Firma.
2) Es werden bei so einem System ja wohl kaum per 25x random(5000) die Mitglieder der Unternehmensführung ausgewählt werden. Angenommen, diese 25 würden von der Belegschaft gewählt könnte ich mir durchaus vorstellen, dass es dadurch die "richtigen" erwischt, die auch ein gewisses Interesse an der Materie haben.

Natürlich gibt es keine Garantie dafür, dass das funktioniert, aber im allgemeinen regeln sich funktionierende Demokratien eigentlich ziemlich gut selbst.

In vielen Teilen der Welt ist es halt derzeit leider so, dass die Demokratie zur Farce geworden ist, wenn Politiker im Wahlkampf A versprechen und dann in der Regierung B umsetzen, und zwar vollkommen egal aus welchem Teil des politischen Spektrums sie kommen. Dadurch entsteht wieder eine Gefühl der Machtlosigkeit bei der Bevölkerung und DAS ist der Grund für die wachsende Politikverdrossenheit der Menschen.

schizo

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Zitat
bei 500 leuten also 25 völlig gleichberechtigte personen an der Spitze? Ich kann mir beim besten willen ned vorstellen, wie dieser "moloch" beweglich bleiben soll.

Den Punkt hat Zet schon recht gut beantwortet. Wenn die Führung nicht durch Privilegien bzw. finanziellem Ansporn bevorzugt wird fallen die besten zwei Gründe weg, diese Positionen dominieren zu wollen. Der eheste Ansporn an einer solchen Position ist dann das Interesse der Tätigkeit selbst.

Zitat
Öffnung der Bücher ist in der Theorie nett, in der Praxis führt es leider aber nur zu leicht zu neid und missgunst... zwischen personen, zwischen abteilungen, ...

Deshalb halte ich es für wichtig KV Erhöhungen bzw. diesen zu erkämpfen (auch bzw. gerade in Branchen wie der IT), statt (oder zumindest neben) diese durch individuelle Verhandlungen auszupokern. Dadurch wird der Neid erheblich gebremst und durch das kollektive Auftreten kann auch leichter Druck erzeugt werden.

Zitat
Das problem an dem ganzen ist: Nur weil die Firma heute noch nen (stark verringerten) Gewinn schreibt, ist noch lange nicht "alles in butter". Grad so riesen firmen haben nen wenderadius wie ein öltanker. wenn man zu lang zuschaut und zu spät gegensteuert pickt ma am nächsten eisberg und dann geht die komplette bude unter.

Das ist die Erklärung, welche vermutlich auch die Geschäftsführungen abgeben würden. Die Hintergründe sind die, dass die letzten Jahre versucht wurde die Profitrate (unter anderem durch den Druck vom Aktienmarkt) möglichst zu maximieren und dabei nicht nachhaltig Gewirtschaftet wurde. Während in den vergangenen Jahren von einem Wirtschaftsboom die Rede war sind Reallöhne der Beschäftigten tendentiell gesunken und Führungsgehälter gestiegen. Leiden müssen bei den Entlassungen aber wieder jene, auf dessen Rücken die Profitanreicherung stattgefunden hat.

Zitat
Ja, aber auch wenn die die Bücher öffnest, die Zahlen kann jeder so interpretiern, wie er will... Auch hat ein Problem ja meist ned 1 Ursache sondern a komplexe verflechtung von Ursachen... bzw es gibt mehrere Erklärungen für das selbe Problem.

Die gibt es. Wenn jedoch die Führung glaubhaft argumentieren kann, dass sich diese nicht bereichert hat, gehen die Argumente eher ins leere. Und zahlen Bezüglich Löhnen und Summen von Dienstreisen lassen sich nicht so leicht uminterpretieren, wie Jahrescharts, welche Aktionären vorgezeigt werden, um den shareholder value zu steigern. Eine breitere Diskussion über eine Problemlösung wäre so auch leichter möglich, da keine finanziellen Probleme vertuscht werden müssen (und können).

Zitat
die frage, den putsch betreffend ist: Wieviel war da die Person Chavez? Wenn Obama morgen geputscht werden würde, wär in amerika auch die hölle los. beim bush wär die durchschnittsreaktion "gut, dass es vorbei ist" gewesn...

Natürlich hat hier die Person Chavez eine große Rolle gespielt. Der Punkt ist, warum hat er das? Die Bevölkerung hat den Eindruck, dass diese Person Verbesserungen bewirkt und diese auch am eigenen Leib spürt. Eine Führungsposition mag zwar von Blendern errungen werden können. Anders schauts jedoch aus, wenns darum geht diese zu halten. Besonders wenn Kanäle geschaffen werden, um aus der Position leichter enthoben werden zu können (bzw. gar eine riesige Medienmaschinerie dafür verwendet wird).

Zitat
Schonmal der erste punkt: Wer schätzt meine Idee ein? Beispiel: Facebook bzw. so ziemlich jeder andere web2.0 spass: Das sind allesamt ideen, welche, als sie geboren wurden, von 98% als "wen interessiert so ein *******?" abgetan wurden. Ich denke ned, dass eine der Ideen eine Komission überlebt hätte. wenn ich mir anschau, in welchen nieschen teilweise Freunde und bekannte von mir Arbeiten (und sehr gutes geld damit machen), dann ist für mich schwer vorstellbar, dass diese Ideen jemals das licht der welt erblickt hätten, wenn andere darüber entschieden hätten, obs ne gute idee ist oder nicht.

Gerade wegen diesem Punkt hab ich die oben erwähnte Unterschriftenliste erwähnt. Ich halte es auch für wichtig, dass eine solche Entscheidung legitim umgangen werden kann, wenn genug Rückhalt vorhanden ist.

Zitat
Weiters ist die ressource "programmierer" ned unbegrenzt vorhanden. Wenn also meine Idee durchgeht und ich in die Firma komm, muss ich mal hoffn, dass da im moment überhaupt welche frei sind. Im realen leben wär das alles ned so tragisch, entweder ich werb ein paar ab oder ich begeistere 2-3 kollegen dafür und beteilig die am Gewinn. Das nächste ist: Wer sagt, dass die leute, die mir dann zugeteilt werden, gut sind? Es sind schon so viele Projekte durch Defizite in der Planung und ausführung (also einfach Programmierskill) schief gegangen...

Momentan ist eher das Gegenteil der Fall: Es gibt genug Freelancer, welche zu wenige Aufträge bekommen, um sich gut über Wasser halten zu können. Einerseits, weil sie zu wenig Praxis vorweisen können (aber durchaus den Skill haben), andererseits der Skill fehlt. Da jedoch Investitionen nicht von dir ausgewendet werden müssen fällt es leichter die betroffene Person zu bilden, als sie zu entlassen (wie es heute der Fall sein würde).
Also:
Zitat
Fassen wir zusammen: Pro: Ich kann meine Idee umsetzen, ohne selbst Geld in die Hand nehmen zu müssen. Ich kann auf besser gebildete Leute zurückgreifen, da die Fortbildung nicht aus privater Hand gezahlt werden muss und aufgrund der gesamtgesellschaftlichen Verbesserung eher finanziert wird.
Contra: Die Chance, dass ich meine Idee jemals umsetzen kann ist begrenzt und es können keine Ressourcen dafür verschwendet werden - besonders wenn die Idee Crap ist.

Zitat
Und selbst wenn ich grünes licht bekomm, die Chance, dass ich hochqualifizierte Mitarbeiter zugeteilt bekomme ist begrenzt.

Dem kann ich nicht zustimmen. Du bringst als Negativpunkt, dass gute Ideen leichter abgelehnt werden. Daraus ergibt sich, dass ja eigentlich mehr Kräfte frei sein müssten. Weiters sind heute am Arbeitsmarkt nicht ausgelastete Freelancer zu finden, welche durch das System besser eingebunden werden können.

Zitat
Die Demokratie als Positivbeispiel zu bringen halt ich persönlich für unrichtig, bei jeder Wahl der selbe *******. Die Parteien machen Versprechen, Strache schreit mal "DAHAM STATT ISLAM" durchn Saal und die Leute jubeln und wählen weiterhin den mit der größten Klappe. Harte Reformen traut sich keiner mehr auch nur anzusprechn, weils nem politischem Selbstmord gleicht und der Durchschnittswähler is deppat genug um in 6 Monaten Wahlkampf alles zu vergessen, was in den letzten 4 Jahren so schief gelaufen ist.

Die Demokratie ist in meinen Augen eine Regierungsform, die von "perfekt" kilometerweit entfernt ist. die "direkte" Mitbestimmung ist unterm strich lächerlich, da wählen wir neu weil rot/schwarz fuern hugo ist und was mach ma wieder? rot / schwarz. Leider Gottes ist sie die beste Regierungsform, die wir bisher hatten. Wobei ich mal gern ne richtige Technokratie sehen würde, was die leisten könnte.

Hier stimme ich wieder mit Zet überein. Welchen Anreiz hat es für die Bevölkerung wählen zu gehen, wenn nach wenigen Monaten wieder die selbe Regierung mit dem gleichen Programm an der Macht ist und sich lediglich die Köpfe geändert haben?
Nicht umsonst sinkt die Wahlbeteiligung in Österreich von Wahl zu Wahl.
Wenn jedoch ein Unterschied der profitierenden Schichten zu spüren ist, wie es in Venezuela der Fall ist wirkt dies auf die Bevölkerung motivierend.

Weiters gibt es momentan kein wirkliches Gegengewicht zur FPÖ. Die SPÖ hat sich der neoliberalen Politik der ÖVP verschrieben und kann aufgrund dieses geistigen Käfigs keine Alternative bieten. Die Grünen versuchen gegen den Rassismus aufzutreten, schaffen es aber aufgrund der ebenfalls wirtschaftsorientierten Politik nicht, dies glaubhaft rüberzubringen. Und die KPÖ (die sich wirtschaftlich auch schon ziemlich angepasst hat) hat in Österreich sowieso keinen Masseneinfluss.
Was bleibt ist ein Einheitsbrei, in dem vielleicht Nuancen unterschieden werden können. Große Inhaltliche Unterschiede können aber vergeblich gesucht werden.

Zitat
Klar, dein Ansatz wuerd in ner perfekten gesellschaft sicher ausgezeichnet funktioniern.

- alle menschen sind gut gebildet
- alle menschen haben den drang sich zu informieren, selbst ein bild zu machen
- alle menschen sind gleich.

und hier sind wir kilometerweit von der realität entfernt. Viele "typische" Arbeiter sind am Ende des Tages froh, wenns aus der Hackn heim kommen, von dem ganzen mist nix mehr hören müssn und sich vorm Fernseher gmütlich a bier aufmachn können (und ja, natürlich gibts Ausnahmen). Die wollen nen gemütlichen Abend daheim mit der Familie und den Kindern verbringen... und ned 200 Seiten Geschäftsbericht analysiern, ob die aktuelle Führung jetzt Schuld ist, dass da Werner von nebenan seine Arbeit verloren hat. Und das ist komplett OK und verständlich.

Natürlich ist das OK. Jeder Mensch braucht Entspannung und muss sich erholen können. Gerade im Kapitalismus, in dem Arbeitszeiten ausgeweitet werden und (auch zwischen KollegInnen) ein Konkurrenzdruck herrscht wird ist ein Ausgleich notwendig. Durch den kollektiven Einfluss der Beschäftigten im Kommunismus können die Arbeitsbedingungen jedoch leichter verbessert werden und es ist leichter Energie/Zeit für solche Überlegungen vorhanden.

Zitat
Und das wichtigste ist: Alle Menschen sind nicht gleich. Jeder strebt nach Individualität (und mehr ). Ich will mal a schönes haus, eventuell mit kleinem Teich davor, einen Hund der deppat in der Gegend herum liegt und 2 (ein gscheit sinnloses zum Spass haben, eines fürn normalen betrieb) Autos in der Garage (dazu noch nette freunde + frau, also rein materialistisch bin a ned veranlagt )

Ich will ned wissn was passiert, wenn du leuten diesen Antrieb nimmst (klar, selbstverwirklichung ist was schönes, aber ob das echt 80h / Woche Arbeit rechtfertigt?)

Woher kommt das Gerücht, dass Kommunismus alle Menschen gleich macht? Natürlich sollen die Ausgangsbedingungen und Möglichkeiten für alle Menschen gleich sein.
Unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche Bedürfnisse. Diese zu negieren halte ich auch für äußerst gefährlich.
Du magst ein Haus mit Garten haben, ich bin momentan froh, relativ zentral in einer Wohnung zu wohnen und mich mit der Arbeit, welche in einem Haus zwangsweise anfällt nicht auseinandersetzen zu müssen.
Ich gehe davon aus, dass sich durch die Vielfalt der Bedürfnisse zwar ein Mittelwert finden lässt, dieser aber auf gar keinen Fall einzelnen Personen aufgezwungen werden darf.

Zitat
in so nem fall würd ich mal schaun: ist der vorschlag wirklich so skandalös / dämlich? Wenn ja, würd ich versuchen alternativen zu erarbeiten (solche vorschläge kommen ja ned, weils deppat sind, sondern weil es nen anlassfall gegeben haben dürfte)... wenn dann noch immer keine lösung in sicht ist würd ich auf konfrontationskurs gehen im sinne von "die konkurenz freut sich über die freiwerdenden mitarbeiter von euch..."

Um wieder zu Nokia zurückzukommen: Diese wollen das Datenschutzrecht liberalisieren, da es einen konkreten Anlass dazu gegeben hat, ja. Die Frage, die sich hier stellt ist allerdings folgende: Wem nutzt dies?
MitarbeiterInnen können dadurch leichter überwacht werden (nicht nur im Bezug auf Verrat, weswegen die Drohung gestellt wurde), es kann so leichter Druck auf die Beschäftigten ausgeübt werden und diese mit den so von ihnen preisgegebenen Informationen leichter erpressen.
Ein weiterer "Wunsch", den ich mir hier gut vorstellen kann ist die Liberalisierung des Arbeitszeitgesetzes o. Ä.
Dämlich sind diese Forderungen sicher nicht, jedoch wird der Großteil der Bevölkerung die negativen Auswirkungen spüren.

Der Konfrontationskurs ist zwar notwendig. Das Argument, dass sich die Konkurrenz über freiwerdende Arbeitskräfte freut ist aber zu kurz gegriffen. In jedem kapitalistischen Land herrscht heute Arbeitslosigkeit. Diese hat den Vorteil für Firmen Lohndumping betreiben zu können. Weiters ist die Drohung von der größten in der Sparte existierenden Firma Europas ausgesprochen worden. Die so freiwerdenden Arbeitskräfte könnten nie komplett von anderen Firmen übernommen werden und würden dem Staat aufgrund des Sozialsystems teuer zu stehen kommen.
Insofern halte ich den Vorschlag zwar für gut gemeint, jedoch nicht für ausreichend.

Btw. is es mir zwar bewusst, dass aufgrund der langen Texte diese vermutlich nicht so gern gelesen werden. Ich halts jedoch für schade, da die Diskussion ziemlich informativ ist und sich nicht in gegenseitigem geflame verliert.
Bearbeitet von schizo am 10.02.2009, 00:44

Mr. Zet

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Notiz am Rande: In Venezuela gibt es gerade massivste Proteste _gegen_ Chavez, weil er versucht das Gesetz so zu ändern, dass er praktisch unbegrenzt im Amt bleiben könnte. :rolleyes:

Zu sehr ins positive Licht rücken darf man den Herrn also keinesfalls.

schizo

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Zitat von Mr. Zet
Notiz am Rande: In Venezuela gibt es gerade massivste Proteste _gegen_ Chavez, weil er versucht das Gesetz so zu ändern, dass er praktisch unbegrenzt im Amt bleiben könnte. :rolleyes:

Zu sehr ins positive Licht rücken darf man den Herrn also keinesfalls.

Er versucht, das Gesetz in die Richtung zu ändern, dass er nach der 3. Amtsperiode weiterhin zur Wahl antreten kann, ja.
Unbegrenzt im Amt bleiben bedeutet für mich eher, dass er sich nicht nach einer Legislaturperiode bestätigen lassen muss.

semteX

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Zitat von schizo
Den Punkt hat Zet schon recht gut beantwortet. Wenn die Führung nicht durch Privilegien bzw. finanziellem Ansporn bevorzugt wird fallen die besten zwei Gründe weg, diese Positionen dominieren zu wollen. Der eheste Ansporn an einer solchen Position ist dann das Interesse der Tätigkeit selbst.
Eh, die Frage ist nur: Reicht das Interesse an der Tätigkeit echt aus? Oder rennts wieder auf "Bezahlung" raus? Und unter Bezahlung versteh i jetzt ned $$$ sondern auch Sache wie Macht.

Zitat
Deshalb halte ich es für wichtig KV Erhöhungen bzw. diesen zu erkämpfen (auch bzw. gerade in Branchen wie der IT), statt (oder zumindest neben) diese durch individuelle Verhandlungen auszupokern. Dadurch wird der Neid erheblich gebremst und durch das kollektive Auftreten kann auch leichter Druck erzeugt werden.
Der KV sollte ne untere Grenze darstellen. Allerdings sind grad in der IT qualitativ große unterschiede. 80% interessiert der KV ned.

Zitat
Das ist die Erklärung, welche vermutlich auch die Geschäftsführungen abgeben würden. Die Hintergründe sind die, dass die letzten Jahre versucht wurde die Profitrate (unter anderem durch den Druck vom Aktienmarkt) möglichst zu maximieren und dabei nicht nachhaltig Gewirtschaftet wurde. Während in den vergangenen Jahren von einem Wirtschaftsboom die Rede war sind Reallöhne der Beschäftigten tendentiell gesunken und Führungsgehälter gestiegen. Leiden müssen bei den Entlassungen aber wieder jene, auf dessen Rücken die Profitanreicherung stattgefunden hat.
kann ich zustimmen.

Zitat
Die gibt es. Wenn jedoch die Führung glaubhaft argumentieren kann, dass sich diese nicht bereichert hat, gehen die Argumente eher ins leere. Und zahlen Bezüglich Löhnen und Summen von Dienstreisen lassen sich nicht so leicht uminterpretieren, wie Jahrescharts, welche Aktionären vorgezeigt werden, um den shareholder value zu steigern. Eine breitere Diskussion über eine Problemlösung wäre so auch leichter möglich, da keine finanziellen Probleme vertuscht werden müssen (und können).
Da is halt wieder die Frage: Was ist notwendig, was ist verschwendung... Ob ma der Belegschaft klar machn kann, wieso das Essen mit den Firmenpartnern mehrere 100er gekostet hat?

Zitat
Natürlich hat hier die Person Chavez eine große Rolle gespielt. Der Punkt ist, warum hat er das? Die Bevölkerung hat den Eindruck, dass diese Person Verbesserungen bewirkt und diese auch am eigenen Leib spürt. Eine Führungsposition mag zwar von Blendern errungen werden können. Anders schauts jedoch aus, wenns darum geht diese zu halten. Besonders wenn Kanäle geschaffen werden, um aus der Position leichter enthoben werden zu können (bzw. gar eine riesige Medienmaschinerie dafür verwendet wird).
Naja... Ich denke durchaus, dass "purer populismus" längere zeit überleben kann.

Zitat
Gerade wegen diesem Punkt hab ich die oben erwähnte Unterschriftenliste erwähnt. Ich halte es auch für wichtig, dass eine solche Entscheidung legitim umgangen werden kann, wenn genug Rückhalt vorhanden ist.
eh, nur wer darf unterschreiben? und welche folgen hat meine unterschrift als unterschreiber? sonst gründ ich ein netzwerk von paar 100 oder 1000 personen und wir unterschreiben fröhlich gegenseitig. Außerdem ist die genialität von div. sachen immer folgende: oft kann sich beim konzept keiner vorstellen, wie das irgend nen erfolg haben soll... wenns dann aber rennt, weiß ma im idealfall ned, wie man eigentlich ohne konnte... bestes beispiel in dem fall ist wohl SMS...

Zitat
Momentan ist eher das Gegenteil der Fall: Es gibt genug Freelancer, welche zu wenige Aufträge bekommen, um sich gut über Wasser halten zu können. Einerseits, weil sie zu wenig Praxis vorweisen können (aber durchaus den Skill haben), andererseits der Skill fehlt. Da jedoch Investitionen nicht von dir ausgewendet werden müssen fällt es leichter die betroffene Person zu bilden, als sie zu entlassen (wie es heute der Fall sein würde).
Also:
Ja, nur das System kann so ja ned funktioniern. Es gibt offenbar zu viele Grafiker / Multimedia leute. Was willst jetzt machen? Auf Teufel komm raus so viele Projekte rauspressen, dass die alle beschäftigt sind? Wer soll das brauchen? Andere Leute wie Programmierer sind dafür zu wenig da... Was darfs also sein? Regeln wir die Ausbildung? Produziern wir zwecks der gaudi Projekte, damit die Leute beschäftigt sind?

Zitat
Dem kann ich nicht zustimmen. Du bringst als Negativpunkt, dass gute Ideen leichter abgelehnt werden. Daraus ergibt sich, dass ja eigentlich mehr Kräfte frei sein müssten. Weiters sind heute am Arbeitsmarkt nicht ausgelastete Freelancer zu finden, welche durch das System besser eingebunden werden können.

*snip*

Wenn jedoch ein Unterschied der profitierenden Schichten zu spüren ist, wie es in Venezuela der Fall ist wirkt dies auf die Bevölkerung motivierend.
Naja, wie lang ham die jetzt ne richtige Demokratie?

Zitat
Natürlich ist das OK. Jeder Mensch braucht Entspannung und muss sich erholen können. Gerade im Kapitalismus, in dem Arbeitszeiten ausgeweitet werden und (auch zwischen Kollegen) ein Konkurrenzdruck herrscht wird ist ein Ausgleich notwendig. Durch den kollektiven Einfluss der Beschäftigten im Kommunismus können die Arbeitsbedingungen jedoch leichter verbessert werden und es ist leichter Energie/Zeit für solche Überlegungen vorhanden.
Leute ohne druck hackeln nix "." vor allem dann ned, wenn die hackn selbst ned die spannenste ist.

Zitat
Woher kommt das Gerücht, dass Kommunismus alle Menschen gleich macht? Natürlich sollen die Ausgangsbedingungen und Möglichkeiten für alle Menschen gleich sein.
Unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche Bedürfnisse. Diese zu negieren halte ich auch für äußerst gefährlich.
Du magst ein Haus mit Garten haben, ich bin momentan froh, relativ zentral in einer Wohnung zu wohnen und mich mit der Arbeit, welche in einem Haus zwangsweise anfällt nicht auseinandersetzen zu müssen.
Ich gehe davon aus, dass sich durch die Vielfalt der Bedürfnisse zwar ein Mittelwert finden lässt, dieser aber auf gar keinen Fall einzelnen Personen aufgezwungen werden darf.
Nunja, wenn ich das restliche Leben 2.000 Euro verdien gehen sich manche Sachen ned aus... Simma wieder bei der Sache mit "wieviel kann arbeit wert sein"...

schizo

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Zitat von semteX
Zitat von Turrican
netter score.
wie schnell lief denn aber der ram bzw die timings? ;)
[/b]

da momentan genug Menschen schlimmere und monotonere Arbeitsbedingungen haben denke ich, dass es genug Leute gibt, die an einer solchen Stelle Interesse hätten. Ich bin mir sicher, dass eine Person mit monotonem Arbeitsalltag froh über die Tätigkeitsvielfalt einer solchen Stelle sein würde.

Zitat
Der KV sollte ne untere Grenze darstellen. Allerdings sind grad in der IT qualitativ große unterschiede. 80% interessiert der KV ned.


Das stimmt momentan zwar. Aber die GPA hat dieses Jahr eine imho recht gute Forderung für die IT Branche geliefert: Anhebung der IST Gehälter! Es gibt gerade in der IT recht viele Arbeitskräfte, die zwar im Vergleich hohe Einstiegsgehälter haben, diese sich aber über die Zeit nicht weiter erhöhen und so ein Reallohnverlust hingenommen wird.

Zitat
Da is halt wieder die Frage: Was ist notwendig, was ist verschwendung... Ob ma der Belegschaft klar machn kann, wieso das Essen mit den Firmenpartnern mehrere 100er gekostet hat?


Warum gibt es im heutigen System Firmenessen? Du musst dich von der Konkurrenz abheben und den Geschäftspartnern etwas außergewöhnliches Bieten und diese auch auf einer sozialen Ebene für dich gewinnen. Gerade bei Spitzenpositionen werden Posten auch aufgrund der sozialen Kontakte der Kandidaten vergeben. Diese Komponente ist heute unerlässlich. Die Frage ist eher: Wie wichtig sind diese sozialen Kontakte im Kommunismus und wie viel zählt der Wille zum Fortschritt?
Ich will damit sagen, dass Firmenessen (Seminare, whatever) schlecht sind, es kommt allerdings darauf an, wie diese Ausgelegt sind. Findet das Firmenessen im Imperial statt, wo den teilnehmenden Personen ein 5 gängiges Menü serviert wird und es zum Abschluß noch für jeden ne Line zu ziehn gibt, während der restlichen Beschäftigten die Betriebsküche qualitativ niederwertiges Essen serviert wird der Zorn natürlich groß sein.
Hier kommt es allerdings auf die Relationen an, wie mit den Mitarbeitern umgegangen wird und was sich die Führung selbst gönnt.

Zitat
eh, nur wer darf unterschreiben? und welche folgen hat meine unterschrift als unterschreiber? sonst gründ ich ein netzwerk von paar 100 oder 1000 personen und wir unterschreiben fröhlich gegenseitig. Außerdem ist die genialität von div. sachen immer folgende: oft kann sich beim konzept keiner vorstellen, wie das irgend nen erfolg haben soll... wenns dann aber rennt, weiß ma im idealfall ned, wie man eigentlich ohne konnte... bestes beispiel in dem fall ist wohl SMS...


Es gibt genug Ideen wie Kommunismus aussehen soll. Ich bin überzeugt, dass sich für solche Probleme brauchbare Lösungen finden lassen. Wenn etwas schiefläuft muss ein anderer Weg gesucht werden. Es könnte z.B. eine Limitierung auf X Unterschriften/Person/Zeiteinheit geschaffen werden, falls das Konzept nicht funktioniert. SMS haben zwar erst etwas Zeit gebraucht, bis sie sich durchgesetzt haben. Das hängt aber auch damit zusammen, dass gerade am Anfang wenige Leute mobil erreichbar warenund Handys teuer waren. Wer eins besessen hat hat es auch meistens dabeigehabt. SMS sind ja gerade deswegen Praktisch, falls eine Person das Handy leicht überhört, gerade nicht erreichbar ist oder die Umgebung es nicht erlaubt, dass abgehoben wird. So konnte auch gut für SMS in der Anfangszeit der Mobiltelefone argumentiert werden. Ich bin mir sicher, dass es weit mehr brauchbare Erfindungen gibt, die aufgrund der fehlenden Finanzierbarkeit nicht realisiert werden können als brauchbare Erfindungen, die durch dieses System fallen würden.

Zitat
Ja, nur das System kann so ja ned funktioniern. Es gibt offenbar zu viele Grafiker / Multimedia leute. Was willst jetzt machen? Auf Teufel komm raus so viele Projekte rauspressen, dass die alle beschäftigt sind? Wer soll das brauchen? Andere Leute wie Programmierer sind dafür zu wenig da... Was darfs also sein? Regeln wir die Ausbildung? Produziern wir zwecks der gaudi Projekte, damit die Leute beschäftigt sind?


Im jetzigen System werden viele Tätigkeiten doppelt und dreifach ausgeführt, da die Fortschritte aufgrund der freien Marktwirtschaft nicht geteilt werden. Das letzte Beispiel, wo dies sehr gut sichtbar war war der Kampf BlueRay <-> HD DVD. Während der Kampf jahrelang angedauert hat und Milliarden hinneingesteckt wurden, obwohl von Anfang an klar war, dass nur eine der beiden Technologien überleben wird ist von unabhängigen Programmierern das Matroska Format entwickelt worden, bei welchem bei 1/4 der Größe einer BlueRay qualitativ kein Unterschied bemerkbar ist. Dies ist jedoch nicht vermarktbar, da die Files bei einer 1080p Auflösung teilweise auf eine DVD9 passen würden. Die Notwendigkeit eines größeren Speichermediums wäre somit nicht mehr gegeben. Stattdessen werden DVDs qualitativ beschnitten, um Menschen dazu zu bewegen BlueRays zu kaufen. Würden diese Abläufe wegfallen würden genug Ressourcen frei werden (menschliche und materielle), welche in einem anderen System sinnvollere Arbeit erledigen könnten. Weiters könnte so die Arbeitszeit der Beschäftigten bei gleichbleibender Bezahlung reduziert werden, da weniger Forschungsausgaben notwendig sind. In der gewonnenen Freizeit können sich Menschen auch mehr Gedanken darüber machen, wie das System (in der Arbeit und im Alltag) verbessert werden kann. Und Zeit für Familie und Freunde ist auch noch mehr da.

Zitat
Naja, wie lang ham die jetzt ne richtige Demokratie?


Ich weiß jetzt nicht genau, was du damit sagen willst. Falls du darauf raus willst, dass sich der Zustand mit der Zeit wieder legen wird, weil du es aus .at so gewohnt bist: Welche Fortschritte hat unsere Regierung in den letzten Jahrzehnten gemacht, welche der breiten Masse zugute kommen? Diese bekommt nur mit, wie ihnen das Geld weggenommen wird, währen ein Steuerparadies geschaffen wurde. Zum finanzieren des Bankenpaketes gegen die Wirtschaftskrise wird das Sozialsystem dran glauben müssen. Klar fühlen sich die Menschen ********t, sie werden es ja auch. Dass dieser Zustand nicht gerade förderlich für die Wahlbeteiligung ist, da die Menschen den glauben daran verloren haben durch ihre Stimme etwas verändern zu können ist nur allzu logisch.

Zitat
Leute ohne druck hackeln nix "." vor allem dann ned, wenn die hackn selbst ned die spannenste ist.

Da du noch studierst nehm ich nicht an, dass du mal längere Zeit arbeitslos warst. Bei mir hats paar Monate gedauert, die ich nachm Zivi gebraucht hab eine Arbeit zu finden. Dadurch, dass ich während den Sommerferien öfter gearbeitet habe hatte ich anspruch auf Arbeitslosenunterstützung und hätte es nicht notwenig gehabt mich nach ner Arbeit umzusehen. Die letzten Monate in der Zeit waren schrecklich: Ich wusste nicht, was ich tun sollte, weil ich zu viel Zeit hatte, die ich nicht sinnvoll investieren konnte. Meiner Freundin gehts momentan ähnlich. Sie arbeitet in England 15 Stunden die Woche und bekommt genug bezahlt, um sich ihr Leben zu finanzieren. Sie hat auch so viel Freizeit, dass sie nicht weiß, was sie damit anfangen soll. So ein Zustand ist nicht angenehm und ruft depressionen hervor. Deswegen kann ich deine Aussage nur verneinen. Bzgl. spannender Arbeit: technisch gesehen könnten genug Arbeitskräfte freigesetzt werden. Genau jene, die die anspruchsloseste Arbeit erledigen können durch Automatisierung sinnvolleren Tätigkeiten nachgehen. Im jetzigen System ist dies nicht möglich, da es so leicht zum Betrug kommen kann. Ich behaupte, dass wenn die allgemeinheit genug Geld hätte, sich neben der Grundversorgung noch Luxusgüter leisten zu können wäre dies nicht bzw. nur in geringem Ausmaß der Fall. Ein nettes Beispiel aus der DDR: Dort gab es in öffentlichen Verkehrsmitteln keine Kontrollore. Stattdessen wurde auf gesellschaftliche Überprüfung gesetzt. Fahrscheinautomaten waren so konzipiert, dass du sehen konntest, ob die letzten fünf Fahrgäste bezahlt haben. Und dieses System hat funktioniert!

Zitat
Nunja, wenn ich das restliche Leben 2.000 Euro verdien gehen sich manche Sachen ned aus... Simma wieder bei der Sache mit "wieviel kann arbeit wert sein"...
Ich bezweifle, dass das weltweite Durchschnittseinkommen unter dem Wert liegen würde, wenn aufgrund der freien Marktwirtschaft nicht Ressourcen im heutigen Außmaß vernichtet würden. Weiters wird im heutigen System der Preis gewisser Waren hoch gehalten. Luxusautos z.B. kosten den Betrag ja nicht, da die Materialpreise um so viel höher sind, sondern weil die Güter exklusiv sind und sich Menschen dadurch von der breiten Masse abheben. Weiters betrug das Durchschnittseinkommen in Österreich 2006 in NÖ 1713€ Brutto (ich hab das hergenommen, da ich es als erstes gefunden habe). Worauf ich hinaus will: genug Menschen wären über ein solches Durchschnittsgehalt froh, weil sie sich Ihr leben nicht leisten können, obwohl sie arbeiten. Wenn aufgrund von gemeinnützigem Denken bei Ressourcenverteilung und gemeinsamer Ressourcennutzung das Durchschnittsgehalt ansteigen würde würde der großteil der Menschen ein qualitativ besseres Leben führen. Dass diese Verteilung im heutigen System nicht möglich ist und als Gutmenschentum abzustempeln ist wirst du selbst vermutlich einsehen.

semteX

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Zitat von schizo
Zitat von Viper780
Toshi bringt aber bald die neue Serie raus wo viele einiges davon erhoffen.

seit dem Z3030 sind die Änderungen ja nur marginal und eher konservativer Natur
Eh, aber am Ende des Tages hat die Person auch wieder Blut geleckt... Nur weil du das system änderst, wirst du die menschen darin ned ändern.

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Das stimmt momentan zwar. Aber die GPA hat dieses Jahr eine imho recht gute Forderung für die IT Branche geliefert: Anhebung der IST Gehälter! Es gibt gerade in der IT recht viele Arbeitskräfte, die zwar im Vergleich hohe Einstiegsgehälter haben, diese sich aber über die Zeit nicht weiter erhöhen und so ein Reallohnverlust hingenommen wird.
Da ich ab März für nen scherz an Geld (eher kurz :P) arbeite, kann ich da ned mitreden ;)

Zitat
Warum gibt es im heutigen System Firmenessen? Du musst dich von der Konkurrenz abheben und den Geschäftspartnern etwas außergewöhnliches Bieten und diese auch auf einer sozialen Ebene für dich gewinnen. Gerade bei Spitzenpositionen werden Posten auch aufgrund der sozialen Kontakte der Kandidaten vergeben. Diese Komponente ist heute unerlässlich. Die Frage ist eher: Wie wichtig sind diese sozialen Kontakte im Kommunismus und wie viel zählt der Wille zum Fortschritt?
Ich will damit sagen, dass Firmenessen (Seminare, whatever) schlecht sind, es kommt allerdings darauf an, wie diese Ausgelegt sind. Findet das Firmenessen im Imperial statt, wo den teilnehmenden Personen ein 5 gängiges Menü serviert wird und es zum Abschluß noch für jeden ne Line zu ziehn gibt, während der restlichen Beschäftigten die Betriebsküche qualitativ niederwertiges Essen serviert wird der Zorn natürlich groß sein.
Hier kommt es allerdings auf die Relationen an, wie mit den Mitarbeitern umgegangen wird und was sich die Führung selbst gönnt.
nunja, man erfährt bei nem firmenessen meist noch viel mehr, als ma auf nem andern weg herausfinden könnte. und das sind oft sachenn, die mich im falle einer kooperation mehr interessiern, die marketing zettel.

Zitat
Es gibt genug Ideen wie Kommunismus aussehen soll. Ich bin überzeugt, dass sich für solche Probleme brauchbare Lösungen finden lassen. Wenn etwas schiefläuft muss ein anderer Weg gesucht werden. Es könnte z.B. eine Limitierung auf X Unterschriften/Person/Zeiteinheit geschaffen werden, falls das Konzept nicht funktioniert. SMS haben zwar erst etwas Zeit gebraucht, bis sie sich durchgesetzt haben. Das hängt aber auch damit zusammen, dass gerade am Anfang wenige Leute mobil erreichbar warenund Handys teuer waren. Wer eins besessen hat hat es auch meistens dabeigehabt. SMS sind ja gerade deswegen Praktisch, falls eine Person das Handy leicht überhört, gerade nicht erreichbar ist oder die Umgebung es nicht erlaubt, dass abgehoben wird. So konnte auch gut für SMS in der Anfangszeit der Mobiltelefone argumentiert werden. Ich bin mir sicher, dass es weit mehr brauchbare Erfindungen gibt, die aufgrund der fehlenden Finanzierbarkeit nicht realisiert werden können als brauchbare Erfindungen, die durch dieses System fallen würden.
Dennoch => sms kostet dem betreiber defakto nix, weils sowieso "huckepack" mitläuft => dass das ding so fliegt hätt sich nie wer gedacht.

Zitat
Im jetzigen System werden viele Tätigkeiten doppelt und dreifach ausgeführt, da die Fortschritte aufgrund der freien Marktwirtschaft nicht geteilt werden. Das letzte Beispiel, wo dies sehr gut sichtbar war war der Kampf BlueRay <-> HD DVD. Während der Kampf jahrelang angedauert hat und Milliarden hinneingesteckt wurden, obwohl von Anfang an klar war, dass nur eine der beiden Technologien überleben wird ist von unabhängigen Programmierern das Matroska Format entwickelt worden, bei welchem bei 1/4 der Größe einer BlueRay qualitativ kein Unterschied bemerkbar ist. Dies ist jedoch nicht vermarktbar, da die Files bei einer 1080p Auflösung teilweise auf eine DVD9 passen würden. Die Notwendigkeit eines größeren Speichermediums wäre somit nicht mehr gegeben. Stattdessen werden DVDs qualitativ beschnitten, um Menschen dazu zu bewegen BlueRays zu kaufen. Würden diese Abläufe wegfallen würden genug Ressourcen frei werden (menschliche und materielle), welche in einem anderen System sinnvollere Arbeit erledigen könnten. Weiters könnte so die Arbeitszeit der Beschäftigten bei gleichbleibender Bezahlung reduziert werden, da weniger Forschungsausgaben notwendig sind. In der gewonnenen Freizeit können sich Menschen auch mehr Gedanken darüber machen, wie das System (in der Arbeit und im Alltag) verbessert werden kann. Und Zeit für Familie und Freunde ist auch noch mehr da.
ja, natürlich wurde durch HD-DVD und BluRay einige sachen doppelt gemacht. allerdings waren beides verschiedene Ansätze, der bessere hat sich in dem Fall jetzt durchgesetzt. Ohne diese Konkurenz hätt sich eventuell das schlechtere Format durchgesetzt. Oder gar keines, wieso auch. wir haben ja eh DVD gehabt...

Zitat
Ich weiß jetzt nicht genau, was du damit sagen willst. Falls du darauf raus willst, dass sich der Zustand mit der Zeit wieder legen wird, weil du es aus .at so gewohnt bist: Welche Fortschritte hat unsere Regierung in den letzten Jahrzehnten gemacht, welche der breiten Masse zugute kommen? Diese bekommt nur mit, wie ihnen das Geld weggenommen wird, währen ein Steuerparadies geschaffen wurde. Zum finanzieren des Bankenpaketes gegen die Wirtschaftskrise wird das Sozialsystem dran glauben müssen. Klar fühlen sich die Menschen ********t, sie werden es ja auch. Dass dieser Zustand nicht gerade förderlich für die Wahlbeteiligung ist, da die Menschen den glauben daran verloren haben durch ihre Stimme etwas verändern zu können ist nur allzu logisch.
Ich denke, dass dieser Zustand ein "neuer" für das Land ist. Seit wann gibts diese (in)direkte mitbestimmung? 1998? Schaun ma mal, wie es in 50 Jahren aussieht mit der Motivation.

Zitat
Da du noch studierst nehm ich nicht an, dass du mal längere Zeit arbeitslos warst. Bei mir hats paar Monate gedauert, die ich nachm Zivi gebraucht hab eine Arbeit zu finden. Dadurch, dass ich während den Sommerferien öfter gearbeitet habe hatte ich anspruch auf Arbeitslosenunterstützung und hätte es nicht notwenig gehabt mich nach ner Arbeit umzusehen. Die letzten Monate in der Zeit waren schrecklich: Ich wusste nicht, was ich tun sollte, weil ich zu viel Zeit hatte, die ich nicht sinnvoll investieren konnte. Meiner Freundin gehts momentan ähnlich. Sie arbeitet in England 15 Stunden die Woche und bekommt genug bezahlt, um sich ihr Leben zu finanzieren. Sie hat auch so viel Freizeit, dass sie nicht weiß, was sie damit anfangen soll. So ein Zustand ist nicht angenehm und ruft depressionen hervor. Deswegen kann ich deine Aussage nur verneinen. Bzgl. spannender Arbeit: technisch gesehen könnten genug Arbeitskräfte freigesetzt werden. Genau jene, die die anspruchsloseste Arbeit erledigen können durch Automatisierung sinnvolleren Tätigkeiten nachgehen. Im jetzigen System ist dies nicht möglich, da es so leicht zum Betrug kommen kann. Ich behaupte, dass wenn die allgemeinheit genug Geld hätte, sich neben der Grundversorgung noch Luxusgüter leisten zu können wäre dies nicht bzw. nur in geringem Ausmaß der Fall. Ein nettes Beispiel aus der DDR: Dort gab es in öffentlichen Verkehrsmitteln keine Kontrollore. Stattdessen wurde auf gesellschaftliche Überprüfung gesetzt. Fahrscheinautomaten waren so konzipiert, dass du sehen konntest, ob die letzten fünf Fahrgäste bezahlt haben. Und dieses System hat funktioniert!
Ich bin Master Student und hab nur 18h pro Woche FH (Sprich: fast 3 komplette freie Tage). Ich lern in der Freizeit neue Sachen, arbeite an nem Open Source Projekt mit, Treffe freunde und hab daneben noch Zeit, Serien zu schaun :). Klar, kein Zustand, der über Jahre funktioniert... nur leute, die das nach ein paar Monaten wahnsinnig macht... spricht nicht grad für sie.

Der punkt mit der DDR macht mir Angst... wenn ma dazu gebracht werden, uns gegenseitig zu bespitzeln, dann wirds Zeit, dass Gebäude brennen. Das ist Wahnsinn.

Und zum thema "das würd keiner ausnutzen": wenn ma "hart arbeiten" nix bringt: hell yes i would. Das Leben wär eine super feier, ich kann an hobbies machn was ich will, ich kann lernen was ich will, ich kann an sachen mitarbeiten, die ich will.
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Ich bezweifle, dass das weltweite Durchschnittseinkommen unter dem Wert liegen würde, wenn aufgrund der freien Marktwirtschaft nicht Ressourcen im heutigen Außmaß vernichtet würden. Weiters wird im heutigen System der Preis gewisser Waren hoch gehalten. Luxusautos z.B. kosten den Betrag ja nicht, da die Materialpreise um so viel höher sind, sondern weil die Güter exklusiv sind und sich Menschen dadurch von der breiten Masse abheben. Weiters betrug das Durchschnittseinkommen in Österreich 2006 in NÖ 1713€ Brutto (ich hab das hergenommen, da ich es als erstes gefunden habe). Worauf ich hinaus will: genug Menschen wären über ein solches Durchschnittsgehalt froh, weil sie sich Ihr leben nicht leisten können, obwohl sie arbeiten. Wenn aufgrund von gemeinnützigem Denken bei Ressourcenverteilung und gemeinsamer Ressourcennutzung das Durchschnittsgehalt ansteigen würde würde der großteil der Menschen ein qualitativ besseres Leben führen. Dass diese Verteilung im heutigen System nicht möglich ist und als Gutmenschentum abzustempeln ist wirst du selbst vermutlich einsehen.
jein. der porsche 911 kostet zum einen sicher so viel, damit sich der Hersteller und die Käufer vom rest abheben können. zum andern ists aber sau schwer, so ein auto zusammenzubasteln, welches die Leistung bringt, das ganze mehrere 100.000km aushält und dann auch noch gut aussieht. Da ist ein x-faches an F&E + Materialtests + Materialaufwand drin. Klar - da is genug Gewinnmarge drauf... aber so ists auch ned, dass das alles nur Fantasiewerte sind... Klar, bei irgendwelchen Lambos könn ma drüber reden.

Zum Durchschnittseinkommen: die Zahl ist so in dem Kontext komplett wertlos. Du hast hier Sachen wie Teilzeit voll drinnen...

Ich beend die Diskussion hier für mich, es kostet mir einfach viel zu viel Zeit. Das System selbst könnte funktioniern (wenn man beide Ansätze, also deinen kommunismus und den altbekannten kapitalismus in der mitte zusammenbringt und verheiratet) , wenn nicht der faktor Mensch wär... Und genau deshalb wird so ein System auch immer nur in der Theorie super funktioniern.
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