ich finde es ärgerlich, dass die leute scheinbar überhaupt nicht wissen, wie komplex so ein unterfangen ist und sich sofort über das "versagen" der weltraumbehörden lustig machen oder von "hinaus geschmissenem geld" sprechen.
Bearbeitet von blood am 27.10.2016, 15:30
XeroXs
doh
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ich finde es ärgerlich, dass die leute scheinbar überhaupt nicht wissen, wie komplex so ein unterfangen ist und sich sofort über das "versagen" der weltraumbehörden lustig machen oder von "hinaus geschmissenem geld" sprechen.
Das ist aber nicht ganz unverschuldet von Seiten der ESA und/oder der beteiligten Organisationen. Ein Beispiel vom - ebenfalls gescheiterten - Beagle 2 Lander:
Angeblich wurde das Airbag System, das den Aufprall abfedern sollte, exakt einmal(!) getestet, und das auf einer ebenen Oberfläche... Im Vergleich dazu hat die NASA die Airbags von den Mars Exploration Rovern (Spirit und Opportunity) zig mal auf unterschiedlichsten Oberflächen und aus unterschiedlichsten Aufprallwinkeln getestet.
Wir wissen heute, dass Beagle 2 nicht zerschellt ist, wir wissen aber nicht, warum sich das letzte Solarpaneel nicht geöffnet hat. War es ein mechanischer Fehler? War es ein Softwarefehler? Eine mögliche Ursache wäre zB ein teilweises Versagen der Airbags und eine dadurch verursachte Beschädigung beim Aufprall...
Natürlich ist es auch eine Frage des Budgets, wie viele Tests absolviert werden können, aber als Software Entwickler finde ich es absolut unverständlich, wieso das Zusammenspiel vom Radar-Höhenmesser und dem Boardcomputer vorher nicht ausführlich in möglichst realitätsnahen Bedingungen getestet wurde.
Schnallt ein Test-System auf einen Heli, werft es per Fallschirm aus einem Flugzeug, oder sorgt dafür, dass es in Europa endlich auch firmen wie Masten Space Systems gibt, die Landetechnologien relativ gut auf der Erde mit Raketenbetriebenen Landern testen können:
Successful Test Flight for Mars Landing Technology
NASA-JPL | NASA Flight Opportunities | Masten Space Systems Successful Test Flights for Mars Landing Technology December 2014 For more information head over ...
Also wenn es wirklich ein Kommunikationsfehler zwischen 2 Komponenten war, dann ist das imho ein fahrlässiger Fehler, der mit dem legendären metric/imperial units Desaster gleichzusetzen ist.
Detailed images of Schiaparelli and its descent hardware on Mars
A high-resolution image taken by a NASA Mars orbiter this week reveals further details of the area where the ExoMars Schiaparelli module ended up following its descent on 19 October. Link:m.esa.int
Angeblich wurde das Airbag System, das den Aufprall abfedern sollte, exakt einmal(!) getestet, und das auf einer ebenen Oberfläche... Im Vergleich dazu hat die NASA die Airbags von den Mars Exploration Rovern (Spirit und Opportunity) zig mal auf unterschiedlichsten Oberflächen und aus unterschiedlichsten Aufprallwinkeln getestet.
haben sie curiosity nicht mit einem völlig neuartigen und unerprobten landesystem runterbringen müssen?
Bearbeitet von blood am 28.10.2016, 10:04
Mr. Zet
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Curiosity hatte keine Airbags, sondern den "Sky-Crane", das ist richtig. Und es war die schwerste Nutzlast die bisher am Mars gelandet wurde: (Links ein Mars Exploration Rover ("Spirit"/"Opportunity"), rechts Mars Science Laboratory "Curiosity", Links vorne der kleine Sojourner Rover der Mars Pathfinder Mission.)
Aber das Zusammenspiel der Komponenten (Radar, Boardcomputer, Triebwerke, Seilwinde, Sensoren, etc.) wurde sicherlich in allen erdenklichen Situationen getestet, auch wenn es natürlich nicht möglich war das System im Ganzen auf der Erde zu testen.
Immerhin hat die NASA ja auch schon eine Sonde (Mars Polar Lander) wegen einem Fehler des Zusammenspiels Boardcomputer <-> Sensoren verloren: Wahrscheinlich hat der Boardcomputer die Erschütterung beim ausklappen/einrasten der Landebeine als "Touchdown" interpretiert und die Triebwerke schon in großer Höhe abgeschalten. Also ähnliches Schicksal wie Schiaparelli.
Bei der NASA habe ich halt das Gefühl sie lernen aus solchen Fehlern, bei der ESA bin ich mir da manchmal nicht so sicher.
Da tun sich einige Abgründe auf mein Lieber... 1.) Wie wurde der Messbereich der IMU gewählt? 2.) Wieso war die tatsächliche Eigenroatation bei der Landung so viel höher als erwartet? 3.) Welcher Algorithmus lässt es zu, dass eine gesamte Sekunde lang saturierte Messdaten in den Output miteinfließen? 4.) Sofern 3.) den check übersteht, stellt sich die Frage wie das Fehlermodell der IMU aussah.